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Liane, *) für wollüstige Begierden halten, weil sie nicht anders lieben können.

Ich muß abbrechen, um mich nicht allzusehr zu ereifern über die Absprecher des Heiligsten im Men= schen, weil sie nichts davon verstehen.

*) Zwei bekannte Heldinnen in den Romanen von Jean Paul.

Dreizehnter Brief.

An denselben.

Ich muß mit Ihnen noch einmal von der mystischen,

reinen Liebe zu Gott und Christus reden, und warum sie so gelåstert wird von manchen Scheinfrom= men und Scheinweisen unserer Zeit, warum auch edle, treffliche Männer sie scheuen. Eine Hauptursache, warum man sie für Herabwürdigung des Heiligen hålt, liegt darin, daß man überhaupt so wenig reine Liebe, d. h. Liebe ohne Sinnlichkeit findet. Nur manche unserer Dichter, Klopstock, Schiller, besingen eine solche Liebe oder stellen fie dar, wie Jean Paul in seiner Clotilde und Liane. Die Liebe", läßt Frau von Fouqué ihre Charlotte *) sagen,,,die Liebe, die ich meine, die

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*) In den Dornen und Blüthen des Lebens.

ich kaum zu denken wage, das unaussprechlichste Geheimniß, aller Seelen Seele, der zarte flüchtige Geist, den kein gemeiner Trieb, kein roher, selbsti= ger Gedanke je erreichte, die Liebe, ist er (ihr Gez liebter) weit entfernt zu kennen. Die Liebe ist nicht von dieser Welt. Ihr schwächlich Abbild kann mir nicht genügen. Das Ideal steht allzu groß vor mir." In ihren heiligsten Momenten schwebt ihnen eine solche Liebe vor. Es ist richtig, was Villers irgendwo sagt:,,Bei einem großen Theil der deutschen Dichter hat die Liebe nichts Sinnliches, obgleich manche der ersten nicht rein davon sind. Aber sie findet sich darum weit feltener im Leben, und ob sie auch im Leben der reinsten Dichter fo rein war, ist noch die Frage. Indeß ist es schon immer gut, daß sie für eine solche Liebe nur Sinn haben, sie sich nur idealisiren können. Die Franzosen kennen sie nicht einmal. All' ihre Liebe, auch bei ihren besten Dichtern, ist mit verfeinerter Sinnlichkeit durchmischt. Nur bei edlen, weiblichen Wesen habe ich eine so reine Liebe ohne alle Sinnlichkeit gefunden; und darum ist es mir der höchste Grad von sittlicher Versunkenheit oder vielmehr ihre schwerste Strafe, wenn Jemand allen Glauben an weibliche Tugend verloren hat. Von einer sol chen reinen, finnlichkeitslosen Liebe, die unsern be ften Dichtern doch noch als Ideal vorschwebt, die

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fich auch bei edlen Weibern noch findet, reden unsere alten Mystiker, und wenden fie auf die Liebe Sie reden von einem zu Gott und Jesus an. Kuß, von Bräutigam, von Zusammenfließen mit dem Geliebten, - nicht darum, als ob fie unrein wåren, sondern weil sie rein waren, nichts Unreines dabei ahneten, weil sie es sich gar nicht als möglich dachten, daß man etwas Unreines dabei denken könne. Sie verunreinigten das Heilige, Göttliche nicht durch die Bilder von irdischer Liebe zu Menschen. Es fehte die Reinheit ihrer Er= denliebe voraus. Nie hätten sie gewagt solche Bilder zu brauchen für das, was ihnen so heilig war, was sie auch Undern als heilig geben wollten, wenn sie etwas Unreines in sich gefühlt hätten. So aber gingen sie ruhig von menschlicher Liebe aus, brauchten Bilder von menschlicher Liebe. Und wie konnten sie anders? Woher anders konnten sie ihre Bilder nehmen? Nur von dem Menschen kann der Mensch emporsteigen zu Christus und Gott. Wer keine Eltern, Kinder, Gatten, Gattin, Freunde geliebt hat, dem fehlt aller Sinn für die Liebe zu Gott." Wer Menschen nicht liebt, die er sieht, wie will der Gott lieben, den er nicht fieht? Mußte sich Gott ja für Menschen vermenschlichen, um geliebt werden zu können von Menschen! Nur der, der selbst unrein ist, kann

Geschlechtstrieb in diesen Bildern finden, der bei mancher Liebe vielleicht mitwirkt, aber dem Menschen unbewußt, gereinigt, vergottet, wie der deutsche Theologe sagt, und eben darum nicht unrein. Ach! daß unser Zeitalter so unrein, so grobsinnlich ist, daß man von der reinsten, heiligsten Liebe zu Menschen nicht mit Wärme reden, von ihr nicht einmal mehr Bilder für die höchste Liebe brauchen darf, ohne unreine Phantasien zu wekfen! Es gibt allerdings Momente, Perioden, Situationen in dem Christengange, für die man keine passenderen Bilder, Sachbilder finden kann, als Kuß, Vereinigung, Zusammenfließen in inniger Liebe mit dem Geliebten, Schmachten nach ihm. Der, der davon Nichts erfuhr, der geistige célibataire, der zum geistigen Mönch Organisirte, oder geistig Verschnittene, durch eigene Schuld, kann freilich nichts davon sagen; er muß aber nicht absprechen, so wenig der Greis, der Selbstbeflekker über das Entzücken liebender Menschen ab= sprechen kann.

Welches Geheimniß der Liebe, und welches Licht liegt in dem Sachbilde der Wiedergeburt! Zeugung, Mann, Weib, Same des Mannes, Hingebung des Werks, Befruchtung, Schwanz gerschaft, Gefühl inneren Lebens, Geburtsschmerzen, Geburt — wie offenbart sich darin der ganze

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