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Ein Bett mit weißen

ich nie vergessen werde. Vorhången stand im Zimmer. Vor dem einzigen Fenster befand sich ein Tisch, und auf demselben ein Spiegel, welcher mit weißer Draperie verziert war. Zerstreut umher lagen Nadeln, Schmucksachen, Haarwickel, Bånder, Handschuh ́u. s. w. Ein Armsessel war an den Tisch gezogen, und in dem erstern saß Miß I— todt, wie eine Bildsåule. Ihr Kopf ruhete in der rechten Hand, ihr Ellenbogen war auf den Tisch gestüht; die Linke hing herunter und hielt ein Brenneisen. Glänzende übergoldete Armbånder umgaben die beiden Handgelenke. Sie war in weißen Musselin mit SpigenBesah gekleidet. Ihr Gesicht war dem Spiegel zugekehrt, welcher, bei dem erlöschenden Kerzenlichte mit furchtbarer Treue das feuchte, unbeweg liche, mit Karmin bemalte Antlig — die herabgesunkene Unterkinnlade und die Augen zurückstrahlte, welche mit einem kalten, todten Starrblick gerade auf denselben gerichtet waren. ich ihre Gesichtszüge näher anschaute, glaubte ich die Spuren eines eiteln und selbstgefälligen Lächelns zu entdecken, welches auch die lähmende Berührung des Todes nicht gänzlich hatte verwis schen können. Das weiche, glänzende Haar der

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Als

Leiche war mit ausgesuchter Sorgfalt gekräuselt, und der magere gelbliche Nacken mit einer schimmernden Perlenschnur umgeben. Das gräßliche Antlig des Todes, wie es so aus dem Flitterstaat der Mode aus dem eiteln Gepränge erkünstelter Freude hervorstierte, war eine furchtbare Ver höhnung der Thorheiten des Erdenlebens!

Es war in der That das demüthigendste und entseglichste Schauspiel. Das arme Geschöpf! Vom Tode getroffen, während sie im Begriff stand, auf dem Altare weiblicher Eitelkeit zu opfern! Als ich anlangte, mußte sie bereits seit einiger Zeit, etwa seit zwanzig Minuten oder einer halben Stunde, todt sein; denn fast alle animalische Wärme war aus dem Körper, der außerordents lich schnell erstarrte, schon entflohen. Ich vers suchte es vergeblich, ihr am Arm zur Uder zu lassen. Einige anwesende Frauen schickten sich an, die Leiche auf das Bett zu bringen, um sie auszustrecken. Welch eine unheimliche Unempfindlichkeit! Kein Widerstand, als sie ihr den Arm gerade bogen, und ihr die Kinuladen mit dem selben weißen Bande zusammen zu binden bemüht waren, welches Miß I- diesen Abend um ihren Leib hatte tragen wollen.

Bei der Sektion fand es sich, daß ihr Tod durch einen Fehler am Herzen verursacht worden war. Wahrscheinlich würde sie noch Jahre lang gelebt haben, wenn sie nur meinen und ihrer Mutter Rath befolgt hätte. Ich habe viele hundert Leichen gesehen, sowohl in der Ruhe des natürlichen Todes, als entstellt und verzerrt durch ein gewaltsames Ende: nie aber eine so entsegliche Satyre auf die menschliche Eitelkeit, ein so widriges, empörendes und ekelhaftes Schauspiel erblickt, als eine zum Ball angepuste Leiche!

Zweites Kapitel.

Die Gattin n.

Montag Abend, Juli 25, 18- Dem Himmel sei Dank! Die arme Dulderin ist endlich von ihren Leiden erlöst, und ihr abgezehrter Leib liegt verborgen im willkommenen Dunkel des Grabes. Ich wohnte heute Morgen dem Begråbniß der sanften, gemißhandelten, verzeihenden Madame T. bei. Thränen fruchtlosen Kummers entfielen meinen Augen! Soll ich ihre traurige Geschichte in ein paar Worte zusammen fasfen? Der Schlag, der ihr Herz brach, kam von ihrem Gatten!

Gott schenke mir Ruhe bei Aufzeichnung der ihr zugefügten Kränkungen! Möge das emporte menschliche Gefühl mich nicht hinreißen, »mit übertriebenen Farben zu malen. «< Möchte ich leidenschaftslos genug sein, um nur die Hälfte, ja nur den zehnten Theil von dem zu sagen, was ich weiß; und mein Gewissen wird frei sein! Der

Leser erwarte auf den nachfolgenden Blåttern nichts Romanhaftes, nichts von hochtrabender Aufschneiderei. Sie beschäftigen sich nur mit eis ner mißhandelten unglücklichen Frau, und ach! eine solche ist in allen Klaffen der Gesellschaft ets was zu wenig feltenes, um in einem gewöhnlichen Falle die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als ein gewöhnlicher wird jedoch der hier zu erzählende nicht erscheinen. Es kommen dabei so besonders verschlimmernde Umstände vor, er bietet ein so ergreifendes Gemälde weiblicher Zärtlichkeit und standhaften Duldens dar, daß ich ihn etwas ausführlich erzählen werde. Die Wahrheit der Thatumstände ist zuverlässig.

Es glückte mir, die Erzählung den Lippen der armen Dulderinn selbst abzupressen. Es muß mir jedoch gestattet werden, die Geschichte auf meine Weise zu erzählen, freilich auf die Gefahr hin, daß dieselbe dadurch jener schmerzlich ergreifenden Einfachheit, jener rührenden Natürlichkeit beraubt wird, durch welche sie im Munde der Erzählerinn sich auszeichnete.

Miß Johanna C. hatte so viele Bewerber, als bei den Vorzügen eines artigen Aeußern, wohlbekannter Sanftmuth des Charakters, feiner

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