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darauf. Nicht wahr, Liebe, Du bleibst zu Hause, und leistest mir diesen Abend Gesellschaft? Sei ein gutes Kind!«<

» Jeder andre Abend ist dazu eben so gut, weißt Du recht wohl. Jest will ich zu Madame P- und wenn es Hunde und Kagen regnete. Und damit geh' ich die Treppe hinauf: hinauf, hinauf ich geh'!« Sie ging und trållerte munter »Zum Tanze schneeweiß angethan,

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Auf diese Weise gab Miß I- ihren Entschluß zu erkennen, den Wünschen und Bitten ihrer Mutter zum Trok zu handeln. Sie war das einzige Kind der verwitweten Frau, hatte vor einigen Wochen ihr sechs und zwanzigstes Jahr vollendet, und keine andre Aussicht vor sich als die frostige jungfräuliche Heiligkeit. Nie gab es ein schwächlicheres, leichtsinnigeres und eingebildeteres Geschöpf. Sie war die Quaal ihrer liebenswürdigen Mutter, die Plage ihrer Bekannten. Die Umstände der ersteren waren beschränkt, und feßten dieselbe nur eben in den Stand, auf einem mittelmäßig anständigen Fuß zu leben. In: deß mochte es gehen wie es wollte, das junge Frauenzimmer wußte immer seine Leidenschaft

für den Prunk zu befriedigen, war hier, dort und überall, und stets am meisten herausgepust unter allen Frauenzimmern der Nachbarschaft. Obgleich weder schön noch hübsch denn sie war von krummer Haltung und großer Magerkeit, hielt sie sich doch für schön, und erregte besonders in gemischter Gesellschaft, durch ein nicht sehr zartes, geschwäßig-naseweises Wesen, so viel Aufsehen, daß sie sich überredete, auch von Andern für interesfant gehalten zu werden.

Seit ungefähr zwei Jahren war ich ihr Arzt gewesen. Ihre fortwährend blasse, gelbliche Gesichtsfarbe und andere Symptome bewiesen das Vorhandensein eines Leberleidens, und meine lehten Be= suche waren durch ihre Klagen über öfteren Druck und Schmerz in der Brust veranlaßt, welcher klar auf einen organischen Fehler des Herzens hinwies. So war ich berechtigt, der Mutter zu eröffnen, daß ein plöglicher Tod ihrer Tochter nichts Unmögliches sei, und sie auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen, welcher die lehtere durch Tanzen, langes Aufbleiben u. f. w. sich aussette. Allein Madame I-'s schonende und liebevolle Vorstellungen waren bei der Halsstarrigkeit ihrer Tochter rein verschwendet. Es

schlug acht, als Miß I. ihr Licht anzündete und sich in ihr Zimmer begab, um sich anzukleiden. Die Mutter hörte sie beim Hinaufgehen laut mit dem Dienstmädchen keifen, daß dasselbe ein Pugstück, welches sie an diesem Abend hatte tragen wollen, nicht gesteift habe. Da ihr Unzug ge= wöhnlich ein langes und umständliches Geschäft war, so fiel es ihrer Mutter, welche am Kamin in ihrem kleinen Wohnzimmer bei einem Andachtsbuche saß, nicht sehr auf, daß es ein Viertel nach neun schlug, ohne daß ihre Tochter erschien. Das Geräusch, welches sie oben gemacht, indem sie von ihren Kommoden zum Pußtische hin und wieder ging, hatte seit ungefähr einer halben Stunde aufgehört; und ihre Mutter meinte, fie fiße vor dem Spiegel, um ihr Haar in Ord= nung zu bringen und Farbe aufzulegen.

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»Hm! warum mag sich denn Charlotte für diese Nacht so gar forgfältig pugen! rief Madame I aus, indem sie die Augen von ihrem Buche aufhob, und sinnend in das Feuer blickte. »Ach! vermuthlich weil der junge Lieutenant N— dort sein wird. Mag sein, ich bin selbst jung gewesen, und Charlotte ist sehr zu entschuldigen, o! - & Sie hörte den Wind so unheimlich heulen, daß

fie die Kohlen ihres Feuers dichter zusammenschürte, und eben, das Schüreisen aus der Hand legte, als die Glocke der Kirche das zweite Viertel nach neun schlug.

» Sonderbar! was in aller Welt kann Charlotte so lange machen?« fragte sie wieder. Sie horchte. »Ich habe sie seit drei Viertel Stun den sich nicht regen gehört! Ich will das Mädchen rufen und nachfragen.« — Sie zog die Glocke.

» Betty, ist Miß I- vielleicht schon fort?«

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Nein, Madame, « erwiederte das Mädchen, » ich habe erst vor einer Viertel Stunde die BrennEisen hinaufgebracht, weil ihr eine Locke ausge= gangen war; und sie sagte, sie würde bald fertig fein. Ihr neues Musselin-Kleid hat einen Riß bekommen, und das hat sie in sehr böse Laune versett, Madame. «<

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› Geh hinauf, Betty, sieh nach, ob sie Etwas bedarf; und sage ihr: es sei schon halb zehn Uhr. « Das Mädchen that wie ihr befohlen war, und Elopfte ein, zwei, drei Mal an Miß I—'s Thür; erhielt aber keine Antwort. Es herrschte eine Todtenstille, außer wenn der Wind die Fenster erklirren machte. Sollte Miß I— etwa eingeschlafen sein? Unmöglich! Das Mädchen klopfte

von Neuem, doch umsonst wie zuvor. Es wurde ihr etwas unheimlich, und nach einer kleinen Pause öffnete sie die Thür und ging hinein. Miß I faß vor dem Spiegel. »Ei, ei, Fråulein,« sagte Betty in schnippischem Ton, indem fie auf dieselbe zuging, »da habe ich nun fünf Minuten geklopft, und Entfest taumelte das Mädchen zurück, und sehte durch einen lauten Schrei Madame J- in Schrecken, welche, fast gelähmt vor Bestürzung, die Treppe hinauf wankte. Miß I

-((

war todt!

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Ich war in wenigen Minuten zur Stelle, denn meine Wohnung war nur zwei Straßen entfernt. Es war eine stürmische Märznacht und die verödeten Straßen das traurige Geheul des Windes und das unaufhörliche Getöse des Regens, so wie das schreckliche Ereigniß, weswegen ich geholt worden war, dieß Alles verseßte mich in eine höchst düstre Stimmung, die durch das Schauspiel, dessen Anblick mir bevorstand, bis zum Schauder gesteigert wurde. Ich fand Madame I in heftigen Krämpfen, umringt von mehreren Nachbaren, welche man zu ihrem Beistande herzugerufen hatte. Ich begab mich so= gleich in das Todtengemach, und erblickte, was

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