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5. Und wenn nach manchen fehlgefprungnen Minen
Ihr eignes Blut, von wilder Luft geglüht, •
Die stolze Tugend deiner Schönen

Zuletzt an deine Bruft verrieth?

6. Wie? oder wenn romantisch im Gehölze
Ein leiser Laut zu deinen Ohren drang,
Und in der Wellen filbernem Gewälze
Ein Mädchen Sammetglieder schwang?

7. Wie schlug dein Herz! wie stürmete, wie kochte
Aufrührerisch das scharfgejagte Blut!

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8. Wenn dann, gewahr des Diebs, der sie belauschte,
Purpurisch angehaucht von jüngferlicher Scham,
Jns blaue Bett die Schöne niederrauschte,

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Und hintennach mein strenger Zeno-schwamm,

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Str. 5. nach manchen fehlgesprengten Minen", nach vielen mißlungenen Versuchen deinerseits, die Gunst deiner Schönen zu gewinnen. In ihr eignes Blut" geht das Fürwort nicht auf „Julien" in der vorhergehenden Strophe, sondern, wie so oft in Schiller's Gedichten, auf ein nachfolgendes Substantiv („deiner Schönen“). An deine Brust verrieth" eine freie Zusammenstellung für: verrätherisch an deine Brust trieb (vgl. unten Str. 7; „Jeder Muskel pochte in die Fluth" statt: strebte pochend nach der Fluth). Str. 5-9 find aus der Gedichtsammlung weggelassen.

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Str. 7, V. 3. „3uct'" für: Es zuckte. Mustel" wird von Grimm als weiblich angesehen und als Beispiel des Uebertritts aus dem Mascul. ins Femin. angeführt; aber Adelung, Campe, Heinsius laffen nur das Mascul. gelten; auch Göthe schrieb: „ein kümmerlicher Mustel".

Str. 8. 3eno", Stifter der ftoischen Schule, die sich durch strenge Tugendlehren auszeichnete (362-291 v. Chr.).

9. Ja hintennach

und sei's auch nur zu baden!

Mit Rock und Kamisol und Strumpf
Leis flöteten die lüfternen Najaden
Der Grazien Triumph.

10. O denk zurück nach deinen Rosentagen
Und lerne: die Philosophie

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Schlägt um, wie unsre Pulse anders schlagen,
Zu Göttern schaffst du Menschen nie.

11. Wohl, wenn ins Eis des flügelnden Verstandes
Das warme Blut ein Bißchen muntrer springt!
Laß den Bewohnern eines bessern Landes,
Was ewig nie dem Erdensohn gelingt.

Str. 9. Die Indecenz der Bilder hat sich hier am Dichter im Ausdruck gerächt; die Darstellung sinkt im zweiten Verse zu völliger Geschmacklosigkeit hinab. Nach V. 2 folgen in der Anthologie zwei Zeilen Gedankenstriche. Der Grazien Triumph" zeigt, daß der Dichter damals den Begriff der Grazien weniger streng nahm, als in spätern Jahren.

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Str. 10. O deuk zurück nach u. s. w.", verseze dich in Gedanken zurück in deine schönen Jugendjahre. „Die Philosophie schlägt um u. f. w.", unsre philosophischen Ansichten richten sich nach den wechselnden Neigungen und Leidenschaften. Hier und in den beiden Schlußstrophen tritt, wie in so manchen Jugendgedichten Schiller's, namentlich auch in den Räubern, der Einfluß seiner medicinischen Studien hervor. In der Abhandlung über den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen" hatte er sich „den merkwürdigen Beitrag des Körpers zu den Actionen der Seele, den großen und reellen Einfluß des thierischen Empfindungssystems auf das Geistige" klar zu machen gesucht. Die Ergebnisse seiner Forschung sehen wir hier, und noch viel stärker im Gedicht „Männerwürde“ hervor treten, wo er, wie Hoffmeister treffend sagt, Frauenliebe, Frauenachtung, Dichterkraft, Freiheitsliebe, Muth, kurz alle Güter, die den Mann am höchsten beglücken, auf die physischen Bedingungen des Geschlechts zurüdführt.

Str. 11, V. 1 f. Wohl dem Menschen, wenn die Kälte des flügelnden Verstandes durch die Wärme seiner Empfindungen etwas

12. Zwingt doch der thierische Gefährte

Den gottgebornen Geist in Sklavenmauern ein
Er wehrt mir, daß ich Engel werde,

Ich will ihm folgen, Mensch zu sein.

24. Graf Eberhard der Greiner von Wirtemberg.

Kriegslied.

1781.

Dieses Kriegslied, aus einem poetischen Wettkampf mit Haug hervorgegangen, ist unverändert aus der Anthologie in die Gedichtsammlung aufgenommen worden. An frischer Volksthümlichkeit und Lebendigkeit übertrifft es einige der spätern Balladen unsers Dichters; doch vereinigt es mit diesen Vorzügen auch manche der gemeinsamen Fehler von Schiller's Jugendgedichten. Hoffmeister nennt es ein sehr wacker und kräftig durchgeführtes Lied, in welchem Keiner den Dichter der Laura-Oden ahnen würde; so rein objectiv ist es gehalten." Nach dem Titel und den einleitenden Strophen sollte man ein stärkeres Hervor

gemildert wird. „Erdensohn" in V. 4 hätte füglich beibehalten werden können. Zu ewig nie" (jegt bloß „nie“) vgl. die Kindsmörderin" Str. 2, B. 8 und das Geheimniß der Reminiscenz in der ersten Form Str. 11, V. 5.

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Str. 12. Die Aenderung von „Sklavenmauern" (V. 2) in „Kerkermauern" ist zu billigen. In der bei Str. 10 angeführten Abhandlung heißt es: Schon mehrere Philosophen haben behauptet, daß der Körper gleichsam der Kerker des Geistes sei" und in einer spätern Stelle: Den Philosophen kehrt ein kalter Nordwind, der durch seine baufällige Hütte streicht, zu sich selbst zurück, und lehrt ihn, daß er das unselige Mittelding von Vieh und Engel ist." Statt „der thierische Gefährte" heißt die neuere Lesart „der irdische Gefährte“.

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treten des Grafen in dem Stücke erwarten, das sich eine Reihe von Strophen hindurch mit den Thaten seines Sohnes beschäftigt. Doch verliert das Gedicht nicht dadurch den einheitlichen Charakter; der Graf bleibt der Mittelpunkt des Ganzen. In dem von Str. 7 an geschilderten Kampf bei Döffingen kommt es dem Sohne ja hauptsächlich darauf an, den Vater wieder mit sich auszuföhnen, und der lettere nimmt Theil an der Schlacht und entscheidet den Sieg. Als Hauptgrund, warum die Krieger für ihn begeistert sind, wird der unbeugsame Heldenmuth des Grafen, den selbst der Fall eines geliebten Sohnes nicht erschüttert, hervorgehoben; dies bildet das geistige Centrum des Liedes, das Schiller den Kriegsleuten Eberhard's in den Mund legte, und so zu einem Kriegsliede machte.

Graf Eberhard II. von Württemberg, wahrscheinlich von seinen Feinden der Greiner oder Grämer, d. h. Haderer, Zänker zubenannt, regierte von 1344-1392 gemeinschaftlich mit Ulrich IV., seinem Bruder, der im legtgenannten Jahre kinderlos starb. Der stolze, ehrgeizige Eberhard strebte nach fürstlicher Gewalt und war vor Allem ein geschworner Feind der Städte. Die Geschichte wirft ihm Willkür, Härte und Habsucht vor, rühmt aber auch an ihm die heitere, unerschrockene Mannhaftigkeit bis in's Greisenalter; und man darf nicht übersehen, daß die rauhe, stürmisch bewegte Zeit milderen Tugenden wenig Raum gewährte. Er hatte eine doppelt schwierige Stellung, indem er sich einerseits von dem mächtigen schwäbischen Städtebund, anderseits von zwei Verbindungen des niedern Adels bedroht sah. Die damaligen Kaiser waren zu ohnmächtig, um die gährenden Elemente zu beschwichtigen; und so war Jeder auf Selbsthülfe angewiesen, die Eberhard denn auch mit aller Kraft und Kühnheit handhabte. Sein Sohn Ulrich erscheint in dem Gedicht in jugendlichem Alter (des Grafen Bub" Str. 3, der junge Kriegsmann" Str. 5), wurde aber in Wirklichkeit schon Großvater, als er bei

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Döffingen fiel. Seinem Sohn Eberhard, der als Eberhard III. oder der Milde auf den Greiner folgte, wurde am Tage der Schlacht ein Sohn, der nachmalige Eberhard IV., geboren. Wie hierin der Dichter irrthümlich oder absichtlich von der Geschichte abgewichen ist, so auch in der relativen Zeit der beiden im Gedicht erwähnten Schlachten. Die Schlacht bei Reutlingen fand am 14. Mai 1377 statt, während der Greiner vor Ulm lag, und die nach Schiller bald darauf entbrannte Fehde" und Schlacht bei Döffingen fiel erst in's Jahr 1388 (23. August). Str. 1. Der Ausdruck „dort außen in der Welt" charakterisirt die Denkart eines ziemlich stark in sich abgeschlossenen Volksstammes; ähnlich ist die noch in Böhmen übliche Redensart draußen im Reich". „Die Nasen eingespannt!" soll offen= bar heißen: Seid nicht so stolz, tragt nicht die Nase so hoch! Aber bezeichnet dies der Ausdruck eingespannt? Die Akkusativform „Held" (statt Helden) findet sich nicht selten bei unsern Dichtern, auch anderswo noch bei Schiller, z. B. im Gedicht Nänie, V. 7: den göttlichen Held". In einem Stücke wie das vorliegende, läßt man sie um so leichter gelten, da das Volkslied kurze, derbe Formen liebt (vgl. unten Str. 7 „mit hellem Hauf").

Str. 2. 3erdehnungen wie „Ludewig, Ulerich" könnten der Volkssprache unangemessen erscheinen, da diese, wie eben ange= deutet worden, durch häufiges Wegwerfen der Endungen Neigung zu knappen Wortformen verräth; allein sie weicht anderseits auch gern dem Zusammenstoßen von Consonanten durch Einschiebung von Vocalen aus. - Welche Männer sind hier mit Karl, Friedrich, Ludwig, Eduard gemeint? Da das Gedicht als ein Kriegslied aus Eberhard's Lebzeiten gedacht werden soll, so kann nicht ein späterer Karl, Friedrich u. s. w. gemeint sein. Am passendsten wäre es, wenn ausschließlich auf Helden anderer deutschen Volksstämme, der Sachsen, Franken, Oesterreicher u. s. w., und nicht

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