صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Str. 17. Zum Kampf auf die Vernichtung sei er vorgeladen,
An den der feierliche Spruch dich band!

Die Vorsicht kann den überflüff'gen Geift entrathen,
Für den sie keine Seligkeit erfand.

Es würde dem leidenschaftlichen Geiste des Gedichtes wenig entsprechen, wenn man die zwei ersten Verse auf eine bloße Herausforderung auf Leben und Tod beziehen wollte. Der Dichter will den Gatten der Geliebten zu einem Vernichtungskampf vorladen, worin es auf Vertilgung des Geistes abgesehen ist; heißt es doch in den Schlußversen, die Vorsehung könne den Geist, für den sie kein Liebesglück schuf, als einen überflüssigen entbehren.

Str. 18. Getrennt von dir

-

warum bin ich geworden?

Weil du bist, schuf mich Gott.

Er widerrufe, oder lerne Geister morden,

Und flüchte mich vor seines Wurmes Spott.

Wenn ich von dir, Geliebte, getrennt sein soll, so ist der Zweck meines Daseins verfehlt; denn Gott schuf mich nur, um für dich, mit dir zu leben. Er widerrufe entweder diese unsere specielle Bestimmung für einander, oder er vertilge mich aus der Reihe der Wesen, wenn er's kann (lerne Geister morden“), damit ich nicht seinem Wurme, der den Zweck seines Daseins erfüllt, zum Spott werde.

Die nun folgenden vier Schlußstrophen erstreben eine ge= wisse Rechtfertigung und damit eine Beruhigung der aufgeregten Leidenschaft, indem der Dichter die Vorstellungen von Gott, als einem grausamen Wesen, bekämpft. Ein Gott, heißt es hier, der ein solches Verzichtleisten auf das dem Menschenherzen bestimmte Glück verlangte, wäre nicht der Allgütige, der Vater, wie ihn die Christuslehre schildert, sondern ein Wütherich und feiner Verehrung werth.

Str. 19. Sanftmüthigfter der fühlenden Dämonen,

Zum Wütherich verzerrt dich Menschenwahn?
Dich sollten meine Qualen nur belohnen?
Und diesen Nero beten Geister an?

Str. 20. Dich hätten sie als den Allguten mir gepriesen,
Als Vater mir gemalt?

So wucherst Du mit deinen Paradiesen?

Mit meinen Thränen machst du dich bezahlt?

Str. 21. Besticht man dich mit blutendem Entsagen?
Durch eine Hölle nur

Kannst du zum Himmel eine Brücke schlagen?
Nur auf der Folter merkt dich die Natur?

Str. 22. O diesem Gott laßt unsre Tempel uns verschließen!
Kein Loblied feire ihn,

Und keine Freudenthräne soll ihm fließen!

Er hat auf immer seinen Lohn dahin.

Im Sinne des griechischen Alterthums faßt der Dichter hier das höchste Wesen als einen unter mehrern Dämonen auf. Wär's möglich, ruft er ihm zu, daß du, der für den Sanftmüthigsten gilt, das Gute, was du mir gespendet, mit Qualen mich bezahlen lassen wolltest? Wärest du als ein solcher Nero noch unserer Anbetung werth? (Str. 19). - Wäre das der Gott, wie ihn das Christenthum mir geschildert? Solltest du mit deinen Parádiesen, mit deinen in Aussicht gestellten Freuden des zukünftigen Lebens, dir als Gewinn, als vorweggenommenen Lohn eine reiche Ernte von Menschenthränen erwuchern wollen? (Str. 20). —- Kann man dich nur durch herzzerreißendes Entsagen gewinnen? deine Himmelsfreuden nur durch Erdenqualen erkaufen? Soll dich der Mensch nur dann inne werden, nur dann deine Nähe, deine Macht empfinden, wenn seine Natur, sein Herz durch Versagung seiner Glücksansprüche gequält wird? (Str. 21.) Einem solchen

Gott dürfte man keine Tempel bauen, feine frohen Lieder, feine Wonnethränen weihn; er will nur Schmerzensthränen und wird durch sie für immer belohnt. Mit dem Schlußverse vergleicht Borberger Matth. 6, 2: „Wahrlich ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin." In den Schlußstrophen werden Töne angeschlagen, die in den Göttern Griechenlands (Str. 29) wiederholt und stärker erklingen.

28. Resignation.

Erschienen 1786 (gedichtet 1784).

"

Das Gedicht erschien zuerst 1786 in der Thalia mit dem Zusatz zur Ueberschrift Eine Phantasie" und mehrern Abweichungen vom jezigen Tert, die wir unten angeben werden. W. v. Humboldt gedenkt seiner in den Vorbemerkungen zum Briefwechsel mit Schiller in folgender Stelle: „Die zuerst in der Thalia abgedruckten philosophischen Briefe, mit welchen die Resignation, ein Produkt desselben Jahres, in dem kühnen Schwunge einer leidenschaftlich speculirenden Vernunft eine auffallende Aehnlichkeit hat, sollten den Anfang einer Reihe philosophischer Erörterungen bilden; aber die Fortseßung unterblieb, und eine neue Epoche des Philosophirens begann für Schiller in Anmuth und Würde.... Jene beiden Stücke (den Kampf und die Resignation) könnte man nur mit Unrecht als einen Ausbruck wirklicher Meinungen des Dichters ansehen; sie gehören aber zu dem Besten, was wir von ihm besigen. Die Resignation trägt Schiller's. eigenthümliches Gepräge in der unmittelbaren Verknüpfung einfach ausgedrückter großer und tiefer Wahrheiten und unermeßlicher Bilder und in der ganz originellen, die kühnsten Zusammenseßungen begünstigenden

Sprache an sich. Den durch das Ganze durchgeführten Hauptgedanken kann man als vorübergehende Stimmung eines leidenschaftlich bewegten Gemüthes ansehen; aber er ist darin so meisterhaft geschildert, daß die Leidenschaft ganz in Betrachtung aufgegangen, und der Ausspruch nur Frucht der Erfahrung und des Nachdenkens zu sein scheint."

Man kann nicht umhin, an der Aufrichtigkeit dieser Erklärungen zu zweifeln, wenn man erwägt, wie genau Humboldt durch mehrjährigen vertrauten Umgang mit Schiller und durch tiefes Eindringen in seine Schriften den Entwickelungsgang des Dichters mit seinem unbefangenen und scharfen Blicke durchschaut haben mußte. Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß Rücksicht auf einen großen und achtbaren Theil der Lesewelt, deffen Zuneigung er seinem geliebten Freunde ungern entzogen gesehen hätte, ihn verleitete, seine wahre Ansicht von dem in beiden Stücken herrschenden Geiste zu verhüllen; und dazu mochte er sich um so eher bewogen finden, als Schiller selbst durch die Erklärung, die er in der Thalia der Resignation und der Freigeisterei der Leidenschaft beifügte (f. die Vorbemerkungen zu Nr. 27), der nächstliegenden und wahren Deutung dieser Gedichte zu begegnen gesucht hatte. Allein offene Wahrheit frommt in der Regel am meisten. Hiervon überzeugt, hat denn auch Hoffmeister sich über die Resignation unumwunden so ausgesprochen: „Dies Gedicht ist Schiller's mit tiefstem Gefühl ausgesprochenes Glaubensbekenntniß, es spricht die Gesammterfahrung seines bedrängten Lebens aus. Früher glaubte er des äußern Glücks nicht zu bedürfen, es sich machen, es erstürmen zu können. Jezt, nach den herbsten Erfahrungen, beklagt er die Unzulänglichkeit der menschlichen Natur, welche Glück und Tugend, Genuß und Glauben, Reales und Ideales nicht miteinander zu verbinden. vermöge, so daß der Mensch sich entweder für das Eine, oder Biehoff, Schiller's Gedichte. I.

14

für das Andere entscheiden müsse. Auf diesem hier zuerst her= vorbrechenden Ueberzeugungsgefühl wuchs seine ganze spätere Lebensansicht hervor. Hatte er bisher seine Angriffe nur gegen die Mißbräuche der Gesellschaft, als der gemeinschaftlichen Quelle aller Uebel, gerichtet, so gewahrte er nun, daß in der Natureinrichtung selbst ein ursprünglicher Riß und Mißstand sei. Der ideal strebende Mensch muß den Freuden des Lebens entsagen, und hat für seine Entbehrungen auch keinen zukünftigen Ersag zu erwarten. Es gibt keine höhere vergeltende Gerechtigkeit, schon deßwegen, weil es jenseits keine sinnlichen Freuden mehr geben kann. Diese Ideen hat der Dichter an die Leiden eines Individuums geknüpft, in welchem jeder sinnige Leser das Lebensschicksal des Verfassers deutlich genug erkennen wird.“

Wenn dann Hoffmeister noch hinzufügt: „Wie im Gedicht an die Freude der Sänger das Glück bewillkommt, nimmt er hier nach kurzer Selbsttäuschung schon wieder Abschied von ihm", so ging dies aus der irrigen Annahme hervor, die Resignation sei im Jahr 1786 entstanden. Wir wissen aber jegt, daß das Gedicht 1784 aus seinen damaligen äußern und innern Bedrängnissen in Mannheim und besonders aus seinem leidenschaftlichen Verhältnisse zu Charlotte von Kalb entsprungen ist. Diese berichtet von einem im Herbst 1784 stattgefundenen heitern Mahl, woran außer ihr und ihrem Gatten sich Schiller und ein Major Hugo betheiligten. Indem hierbei Lezterer einen Toast auf die ewige Jugend des Dichters ausbrachte, knüpfte er an den Vers der Resignation (Str. 2, V. 1) an: „Des Lebens Mai blüht einmal und nicht wieder.“

Was das Metrum betrifft, so hat Schiller hier, wie im vorhergehenden Gedichte, es mit der Zahl der Füße nicht ge= nau genommen; dies zeigt sich hier besonders im zweiten und im lezten Verse jeder Strophe. Der zweite in der Regel kurze Vers ist mehrmals sehr ausdrucksvoll angewandt, um einen be

« السابقةمتابعة »