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Gefühle in sich Mit der folgen Schiller über die

starker Geist", un esprit fort, der über Vorurtheile und Alltäglichkeit sich hinwegseßend zugleich edle unterdrückt und die nächsten Pflichten verlegt. den Stelle vergleiche man ein Urtheil, welches gelehrten Frauen in einem Briefe ausgesprochen: „Es ist ein eigen, seltsam Ding um die gelehrten Frauen! Wenn sie einmal den ihnen angewiesenen Kreis verlassen, so durchfliegen sie mit schnellem ahnenden Blicke unbegreiflich rasch die höhern Räume. Aber dann fehlt ihnen die starke anhaltende Kraft des Mannes, der eiserne Muth, jedem Hinderniß ein ernstes Ueberwinden entgegenzuseßen, um fest und unaufhaltsam in diesen Regionen fortzuschreiten. Das schwächere Weib hat seinen ersten schönen Standpunkt verloren sie kann nicht mehr zurück, und wird entweder eine Thörin oder unglücklich. Und selbst die himmlische Kunst, was kann sie dem zarten Weibe bieten, das diese nicht, sich unbewußt, in stiller Thätigkeit, in stiller Umgebung ihres hohen, heiligen Berufes fände? Und selig der Mann, der ein solches Kleinod zu schäßen weiß, und die Freundin seines Herzens bei Arbeiten und häuslichen Beschäftigungen sucht, um sich an ihren anspruchlosen Talenten von seinem mühevollen Streben zu erheitern." „Aus Cythereas goldnem Buch" (V. 147). Der Dichter schreibt der Cytherea (Venus) ein Verzeichniß schöner weiblicher Cha= raftere zu, wie in einigen der ehemaligen italienischen Republiken ein Verzeichniß der adeligen Familien, das goldne Buch genannt, gehalten wurde; vgl. Fiesco II, 5: Doria hat das goldne Buch besudelt, davon jeder genuesische Edelmann ein Blatt ist."

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32. Einer jungen Freundin in's Stammbuch.

1788.

Schiller schrieb diese Verse am 3. April 1788 in Charlotte von Lengefeld's Stammbuch, die sich damals in Weimar aufhielt, änderte aber vor der Aufnahme derselben in den Musenalmanach 1795 einige unten näher bezeichnete Stellen. Ca scheint ihm ein mißbehagliches Gefühl erregt zu haben, jezt die Freundin, die er in dem anmuthigen häuslichen Kreise zu Rudolstadt kennen gelernt hatte, in die Hof- und Assembleeluft versezt zu sehen. Das Hofleben und Alles, was damit zusammenhing, war seiner Vorliebe für die einfache Natur, seinem Freiheitsgefühl und dem Stolz seiner Armuth zuwider. Er benutte daher alle Gelegenheiten, die etwaigen nachtheiligen Einflüsse jener Umgebung auf das Herz seiner im Stillen Geliebten abzuschwächen, und deutete in manchem ihr zugeschickten Billet auf das Glück eines von der großen Welt zurückgezogenen, der schönen Natur und freier Selbstbeschäftigung gewidmeten Lebens hin. So schrieb er ihr kurz vor der Uebersendung des Stammbuchblattes: „Sie können sich nicht herzlicher nach Ihren Bäumen und schönen Bergen sehnen, mein gnädiges Fräulein, als ich und vollends nach denen in Rudolstadt, wohin ich mich jezt in meinen glücklichsten Augenblicken im Traum verseze. Man kann den Menschen recht gut sein, und doch wenig von ihnen empfangen. Dieses, glaube ich, ist auch Ihr Fall; Jenes beweist ein wohlwollendes Herz, aber das Lettere einen Charakter. Edle Menschen sind schon dem Glück sehr nahe, wenn nur ihre Secle ein freies Spiel hat; dieses wird oft von der Gesellschaft, ja oft von guter Gesellschaft eingeschränkt; aber die Einsamkeit gibt es uns wieder, und eine schöne Natur wirkt auf uns, wie

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eine schöne Melodie. Ich habe nie glauben können, daß Sie in der Hof- und Luft sich gefallen; ich hätte eine ganz andere Meinung von Ihnen haben müssen, wenn ich das ge= geglaubt hätte. Verzeihen Sie mir, so eigenliebig bin ich, daß ich Personen, die mir theuer sind, gern meine eigene Denkungsart unterschiebe In das Stammbuch will ich morgen

jchreiben."

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Das Gedicht besteht in der jezigen Form aus zwei ziemlich symmetrischen Strophen, die sich in der Reimstellung völlig gleichen und nur in der Verslänge stellenweise etwas verschieden sind. In der ursprünglichen Fassung aber entbehrte es dieser Symmetrie; es fehlte nicht bloß V. 2 der Schlußstrophe, sondern Str. 1 war auch um vier Verse länger als jezt und lautete:

Ein blühend Kind, von Grazien und Scherzen
Umhüpft, so, Lotte, spielt um dich die Welt;
Doch so, wie sie sich malt in deinem Herzen,
In deiner Seele schönen Spiegel fällt
So ist sie doch nicht! Die Eroberungen,
Die jeder deiner Blicke siegreich zählt,
Die deine sanfte Seele dir erzwungen,
Die Statuen, die dein Gefühl beseelt,
Die Herzen, die dein eignes dir errungen,
Die Wunder, die du selbst gethan,
Die Reize, die dein Dasein ihm gegeben,
Die rechnest du für Schätze diesem Leben,
Für schöne Menschlichkeit uns an.
Dem holden Zauber nie entweihter Jugend,
Der Engelgüte mächt'gem Talisman,
Der Majestät der Unschuld und der Tugend,
Den will ich sehn der diesen trogen kann!

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Aus den Vorbemerkungen erhellt, daß die Welt" (V. 2), welche die Freundin, wie ein blühendes Kind umspielt, die

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glanz und freudenreiche Hofwelt ist; und wenn der Dichter sagt: Die Reize, die dein Dasein ihm (diesem Hofleben) gegeben u. f. w.", so liegen darin die Gedanken angedeutet: In deiner Nähe zeigen sich selbst die verschrobenen Gemüther der Höflinge auf einen Augenblick in reinerer, schönerer Menschlichkeit; den Reiz nun, den dadurch das Hofleben gewinnt, bist du zu bescheiden dir selbst anzurechnen, du schreibst ihn diesem Leben zu.

Str. 2 sagt dann weiter: Du glaubst dich von einem Blüthenflor liebender, durch dich gewonnener Seelen umringt; tritt nicht zu nahe an die Blumen, die um deine Pfade blühn, sonst siehst du sie welk zu deinen Füßen liegen; untersuche die Liebe nicht zu genau, sonst erkennst du sie als undauerhaft. Der Ausdruck pflücke sie nicht ab" scheint zugleich den Gedanken anzudeuten: Stelle die Liebe, die dir begegnet, nicht auf die Probe; fordre die scheinbaren Freunde nicht auf, sich dir hülfreich und nüßlich zu erweisen; sonst erblichst du sie sogleich in ihrer wahren Gestalt.

Ich kann nicht sagen, daß ich solche Gedanken für sehr passend halte, um einer jungen, lebensfrohen Freundin als Marimen für die fernere Lebensreise mitgegeben zu werden. Mit der Zerstörung des „lieblichen Betruges“ von dem Werth, der Liebe, der Aufrichtigkeit der Welt büßt das Herz meistens einen guten Theil des eignen Werthes, der eignen Liebe und Aufrichtigkeit ein. Lotte scheint sich auch die Warnung nicht sehr zu Herzen genommen zu haben. In ihrem Dankbillet für die Stammbuchzeilen sprach sie zugleich das Bedauern aus, den Dichter nicht öfter sehen zu können, da ihr alte und neue Freunde gleich lieb seien.

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