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über eine solche Behandlung zu verrathen. Er begnügte 1782. sich gegen den Ueberbringer der abschlägigen Antwort, Herrn Meier, zu äußern: er habe es sehr zu bedauern, daß er nicht schon von Frankfurt aus nach Sachsen gereist sey.

Ein Jahr später erhielt er aus den Theaterprotokollen die genugthuende Ueberzeugung, daß im Ausschusse der größte Schauspieler auf seiner Seite gewesen war. Hier fand sich Ifflands Vorschlag eingezeichnet, „obwohl dieses Stück für das Theater noch einiges zu wünschen lasse, auch der Schluß desselben nicht die gehörige Wirkung zu versprechen scheine, so sey dennoch die Schönheit und Wahrheit der Dichtung von so ausgezeichneter Größe, daß die Intendanz hiermit ersucht werde, dem Verfasser als Beweis der Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste eine Gratification von acht Louis d'or verabfolgen zu lassen. "

Streichers Reisegeld war verbraucht, und auch der Gedanke peinigte den Unglücklichen, daß dieser Freund in sein böses Schicksal verflochten, daß er aufgeopfert sey, denn im Augenblick war an keinen Ersaß zu denken. Was Schiller für sich selbst thun konnte, war, daß er auf der Stelle dem Buchhändler Schwan seinen Fiesko antrug. Dieser bewunderte die Dichtung; aus Furcht vor den Nachdruckern jedoch glaubte er den gedruckten Bogen nicht höher honoriren zu können, als mit einem Louisd'or. Aber auch dieses Honorar scheint nicht auf der Stelle flüssig geworden. zu seyn, denn da die Freunde sich in Oggersheim aufgezehrt, und der Dichter in der Noth selbst seine Uhr verkauft hatte, mußten sie die leßten vierzehn Tage auf Borg leben, und es ward beschlossen, daß Streicher schon jezt nach Mannheim ziehen sollte, wo er vor der Hand sich fortzubringen

1782. gedachte; so daß Schiller die leßten traurigen acht bis zehn Tage allein zu Oggersheim verblieb.

Für den Fiesko, welchen er seinem Lehrer Abel in Stuttgart widmete, *) erhielt er mit eilf Louisd'or nur gerade soviel als zur Tilgung seiner Wirthshausschuld, zur Anschaffung unentbehrlichen Geräthes und zur Bauerbacher Reise nothdürftig hinreichte. Um sich nicht auf der Mannheimer Post zeigen zu dürfen, sollte Schiller von Meier und einigen Freunden in Oggersheim abgeholt werden. Diese fanden ihn über dem Packen seiner wenigen Habseligkeiten beschäftigt, und, nachdem alles entschieden war, unerwartet ruhig und gefaßt. Bei einer Flasche Wein, die er reichen. ließ, erwärmten sich die Herzen, dann fuhr man in tiefem Schnee nach Worms, wo sie im Posthause von einer wandernden Truppe die Ariadne auf Naros aufführen sahen. Die Mannheimer Schauspieler lachten über diese Armseligkeit, denn der Theaterdonner wurde mittelst eines Sackes voll Kartoffeln hervorgebracht, den man in einen großen Zuber ausschüttete. Schiller aber erblickte den Tempel der Muse überall, und sah, in sich verloren, mit ernstem, tiesem Blick auf das Theater, als hätte er Aehnliches nie gesehen, oder sollte es zum leztenmale schauen.

Nach dem Abendessen schieden die Mannheimer Freunde und mit ihnen Streicher von dem Dichter, jene unbefangen und redselig, wie sie denn auch nachher über seine

*

Diesem scheint die später auf andere Autoritäten hin erwähnte Nachricht, daß der gedruckte Fiesko dem Baron von Dalberg gewidmet worden, zu widersprechen. Entweder war die Dedication an Abel nur schriftlich, oder stand fie vor der Theaterauëgabe, welche dem öffentlichen Drucke vorausgegangen zu seyn scheint.

leichtsinnige und unbegreifliche Flucht ohne Schonung urtheil- 1782. ten, und zu spät daran dachten, durch welche Bequemlichkeiten ihm die harte Winterreise hätte erleichtert werden können. Sie, die an seinem Ruhm auf den Brettern gezehrt, wollten jezt nicht begreifen, daß Schiller lieber Poet seyn mochte, als ein Arzt mit guter Praxis. Erst Iffland brachte sie auf würdigere Gedanken.

Streicher hatte für seinen geliebten Freund beim Abschied keine Worte; keine Umarmung wurde gewechselt; ein starker, langer Händedruck war das einzige Zeichen der Liebe, mit dem sie schieden. Aber noch nach fünfzig Jahren erfüllte es jenen mit Trauer, wenn er an den Augenblick zurückdachte, in welchem er ein wahrhaft königliches Herz, Deutschlands edelsten Dichter allein und im Unglück hatte zurücklassen müssen.

Aufenthalt in Bauerbach.

Als Schiller an einem Decemberabende des Jahres 1782 unter den Ruinen des alten Schlosses Henneberg aus tiefem Schnee die Lichter der zerstreuten Häuser schimmern sah, die das Dörfchen Bauerbach bilden, fühlte er sich, nach einem Briefe an Schwan (8. December), „wie ein Schiffbrüchiger, der sich mühsam aus den Wellen gekämpft hat," und ganz in der Verfassung, seiner Seele zu leben; er wollte den Winter über nur Dichter seyn, dann aber ernstlich und für immer zum Studium der Medicin zurückkehren. Eben so glücklich und vergnügt schrieb er seinem Freunde Streicher unter gleichem Datum: „Das

1782. Haus meiner Wolzogen ist ein recht hübsches und artiges Gebäude, wo ich die Stadt gar nicht vermisse..... Ich kam Abends hierher (Sie müssen wissen, daß es von Frankfurt aus fünfundvierzig Stunden war), zeigte meine Briefe auf, und wurde feierlich in die Wohnung der Herrschaft abgeholt, wo man Alles aufgepust, eingeheizt und schon herbeigeschafft hatte. Gegenwärtig kann und will ich keine Bekanntschaften machen, weil ich entseßlich viel zu arbeiten habe. Die Ostermesse mag sich Angst darauf seyn lassen.“

1783.

So genügsam hatte den guten Dichter das Elend gemacht; denn in der That war er aus dem gesegneten Schwaben und den lachenden Ebenen der Pfalz in die karge Natur unwirthlicher Berge verseßt, in eine Gegend, die, wie sein nachmaliger Schwager Reinwald in Meiningen sich ausdrückt, mehr der Stelle gleicht, wo Irions Rad sich immer an Einem Orte umdreht, als einer Dichterinsel. Aber der Hauch der Freiheit," schreibt Schillers Schwägerin, „war Schillern wohlthätig, und seine Phantasie gefiel sich in den Bildern der Einöde zwischen den schroffen Felsabhängen, über denen die dunkeln Wälder hingen."

Vor allen Dingen dachte er darauf, seine Mannheimer Angelegenheiten zu ordnen. Schwan sollte den Druck seines Fiesko beschleunigen, und zu dem Ende in vierzehn Tagen Vorrede und Zuschrift haben; eine Anweisung an Streicher sollte die Zeche auf dem Viehhofe, so wie andere ausgelegte Kleinigkeiten berichtigen. Sobald sich seine Aussichten verschönerten, wollte er an diesen Freund thätig denken. So zeigte er sich in allen seinen Verhältnissen höchst ehrenhaft.

„Ein halbes Jahr," erzählt uns seine Biographin, ,,lebte er größtentheils mit sich und der Natur, unbekannt

und unerkannt von Seiten des Geistes, in den rauhen 1783. Umgebungen. Ein einziger Freund in Meiningen, Reinwald, der in der Folge sein Schwager wurde, kannte die Lage des geheimnißvollen Fremdlings; dieser, als Bibliothekar, versorgte ihn mit Büchern, und besuchte ihn auch zuweilen. Mit dem Verwalter des Guts spielte er Schach und machte oft Spaziergänge mit ihm. Auf einer dieser Wanderungen durch die Wälder hatte er eine sonderbare Ahnung, die ihm immer merkwürdig blieb. Auf dem unwegsamen Pfade durch den Tannenwald, zwischen wildem Gestein, ergriff ihn das Gefühl, daß hier ein Todter be= graben liege. Nach wenigen Momenten fing der ihm folgende Verwalter die Erzählung von einer Mordthat an, die auf diesem Plaße vor Jahren an einem reisenden Fuhrmanne verübt wurde, dessen Leichnam hier eingescharrt jey."

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Lotte von Wolzogen und der Dichter.

So lebte Schiller, nur in der farbigen Region der Dichtung Lust und Abwechslung findend, auf seiner literarischen Wartburg, in poetische Arbeiten und Entwürfe vertieft, doch nicht ganz ohne Schnsucht nach der geselligen Welt. Zwar hatte er sich in dieser arg betrogen gefunden, und die Erfahrungen, die er gemacht, hatten ihm gegen Streicher in dem angeführten Briefe die bittere Aeußerung abgepreßt: wenn man die Menschen braucht, so muß man ein H.....t werden, oder sich ihnen unentbehrlich machen, Eines von Beiden oder man sinkt unter." Und dennoch

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