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jezt auch später gesund werde, habe ich ja doch ein unbe- 1783. schreiblich Vergnügen gehabt."

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Dieß schadete auch nicht. Gefährlicher war für die Gesundheit seines Geistes, wie seines Leibes, der Verkehr mit den Schauspielern, dem er sich nicht ganz entziehen konnte, obwohl er damals nur mit Böck, „dem Besten an Kopf und Herzen, und einem wirklich soliden Manne," recht vertraulich umging. Diese lustigen Leute rißen den jungen. Freund in manche Vergnügungen hinein; Verlockung und Reue blieben nicht aus, und das Andenken an gewisse Verirrungen schlug seinem Herzen Wunden, deren Schmerz noch in den Narben" zückte. Aber die Erinnerungen von Bauerbach schüßten und retteten ihn, und er bekannte seiner Freundin, daß sie viel, unendlich viel an seinem Herzen gebessert und denjenigen zu einem guten Mensch en gemacht, der, wenn er schlecht wäre, Gelegenheit hätte, Tausende zu verderben." In der Stunde der Versuchung schrieb er: „Flehen Sie Gott um Schut für mein Herz und meine Jugend. Ihre Freundschaft soll mein allmächtiges Gegengift gegen alle Versuchung seyn."

Aufführung des Fiesko.

So kam das Jahr 1784 heran. Am ersten Tage def- 1784. selben schildert er seiner Pflegemutter seine äußerst angestrengte Situation." Um mit Anstand. in Mannheim zu leben, und die Summe Geld, die er sich zu Bezahlung seiner Schulden vorgesezt, heraus zu schlagen, zugleich die Ungeduld des Theaters und die Erwartung des Publikums zu

1784. befriedigen, hatte er während seiner Krankheit fortdauernd mit dem Kopfe arbeiten, und starke Portionen China hatten seine wenigen Kräfte so hinhalten müssen, daß ihm dieser Winter vielleicht auf Zeitlebens einen Stoß verseßt."

Endlich war die Zeit gekommen, wo sein Fiesko für das Theater umgeformt, und bei Eröffnung des Mannheimer Carnevals, nach seiner eigenen Anordnung gegeben werden sollte, und er wurde am 17. Januar nach mehreren Proben, die dem Verfasser durch Unlenksamkeit der Statisten manchen Aerger verursachten, aber auch Aufheiterung bereiteten, auf's Prächtigste aufgeführt.

Auch ihm ging, wie den Räubern, eine gedruckte Zurechtweisung des Publikums voran, die nichts Empfehlenderes zu sagen wußte, als daß J. J. Rousseau den Fiesko im Herzen getragen, und die den Helden des Stücks mit folgenden Worten schildert: „Fiesko, ein großer, furchtbarer Kopf, der unter der täuschenden Hülle eines weichlichen, epikurischen Müssiggangs in stiller, geräuschloser Dunkelheit, gleich dem gebärenden Geist auf dem Chaos, einsam und unbehorcht eine Welt ausbrütet, und die leere, lächelnde Miene eines Laugenichts lügt, während Riesenplane und wüthende Wünsche in seinem brennenden Busen gährten Fiesko, der lange genug mißkannt, endlich einem Gott gleich hervortritt, das reiche, vollendete Werk vor erstaunende Augen stellt, und ein gelassener Zuschauer dasteht, wenn die Räder der großen Maschine dem gewünschten Ziel unfehlbar entgegenlaufen; Fiesko, der nichts fürchtet, als seines Gleichen zu finden der stolzer darauf ist, sein eigenes Herz zu besiegen, als einen furchtbaren Staat; Fiesko, der zulezt den verführenden schimmernden Preis seiner Arbeit, die Krone von Genua, mit göttlicher Selbstüberwindung

hinwegwirft, und eine höhere Wollust darin findet, der glück- 1784. lichste Bürger, als der Fürst seines Volkes zu seyn.“

Der historische Genueser Fiesko sollte nach dieser Erklärung, „allerdings nichts als den Namen und die Maske zu seinem Fiesto hergeben; dieser ist größer als der wahre." Zugleich ersicht man aus der Deklaration, daß der fünfte Akt gänzlich geändert war, und, von der Geschichte ganz abweichend, Fiesko als großmüthiger Republikaner endigte.

Troß dieses euripideischen Prologs, welcher den rechten Eindruck vorbereiten sollte, und besonders auch, wie bei den Räubern, die Moral des Stücks etwas ängstlich in Schut nahm, troß aller Berücksichtigung des Publikums, durch Auslassung gedehnter Scenen und Verkürzung schleppender Monologe, und obgleich Fiesko durch Böck, Verrina durch Iffland, der Mohr durch Beil vortrefflich dargestellt waren, und manche Scenen die lauteste Bewunderung erregten vermochte sich doch das Publikum im Ganzen für die Aufführung nicht zu erwärmen, nicht weil eine Verschwörung in jenen ruhigen Zeiten zu gewaltig war (dieß hätte cher reizen sollen), auch nicht bloß, weil man beim Fiesko ähnliche Erschütterungen wie bei den Räubern erwartete, sondern vielmehr aus den Gründen, die der schlichte Musicus Streicher, aus Gelegenheit der Einwürfe Dalbergs und der Schauspieler vortrefflich zusammenfaßt: „daß bei den Räubern weniger Einwendungen gemacht wurden, davon war der überwältigende Stoff, so wie die ergreifende Wirkung der meisten Scenen die Ursache. Bei Fiesko war der Inhalt schon an und für sich kälter, die schlauen Verwicklungen erwärmten nicht; die langen Monologe, so meisterhaft sie auch waren, konnten nicht mit Begeisterung aufgefaßt und gesprochen werden, indem sich größtentheils nur der Ehrgeiz

1784. darin malte, und zu befürchten war, daß die Zuschauer ohne Theilnahme bleiben würden. Man gestand nicht gern, daß die Anstrengung des Darstellers mit dem zu erwartenden Beifalle nicht im Verhältniß stehen möchte."

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Nach der Aufführung des Fiesko schien Wieland Recht zu haben, der in seinem ersten Briefe an Schiller geschrieben, „er hätte mit den Räubern anfangen und nicht endigen sollen." Schiller selbst suchte, was verzeihlich, die kältere Aufnahme seines Stücks in äußeren Umständen. „Den Fiesko verstand das Publikum nicht;" schrieb er später an Reinwald; Republikanische Freiheit ist hier zu Lande ein Schall ohne Bedeutung, ein leerer Name in den Adern der Pfälzer fließt kein römisches Blut. Aber zu Berlin wurde es vierzehnmal in drei Wochen gefordert und gespielt. Auch zu Frankfurt fand man Geschmack daran. Die Mannheimer sagen, das Stück sey viel zu gelehrt für sie." Uns däucht, die Mannheimer hatten den natürlichen Geschmack. — Gedruckt wurde der Fiesko bei Schwan 1784, und dem Baron von Dalberg gewidmet.

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Kabale und Liebe.

Kaum hatten sich Dichter und Zuschauer, jener von der Arbeit, diese von der etwas getäuschten Erwartung erholt, als Louise Millerin", die schon früher eine Vorlesung unter Dalbergs Vorsiz erfahren hatte, und für theaterfähig erklärt worden war, durch Abkürzungen zur Aufführung vorbereitet wurde. Schillers Freunde waren nun schon ängstlich geworden, und der außerordentliche Beifall, den während der

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Bearbeitung jenes Stücks Ifflands Verbrechen aus Ehr- 1784. sucht,“ ein Stück, dem Schiller diesen Namen gab, geärntet hatte, machte sie nicht wenig besorgt für „Kabale und Liebe", wie Iffland, durch einen Gegendienst, Schillers Millerin umgetauft.

Nur der Dichter selbst war, als am 9. März 1784 die Aufführung vor sich ging, ohne Sorgen. „Ruhig, heiter, aber in sich gekehrt, und nur wenige Worte wechselnd," erzählt uns Streicher, erwartete er in einer gemietheten Loge, in die er auch seinen Freund eingeladen, das Aufrauschen des Vorhangs. Aber als nun die Handlung begann, wer vermöchte den tiefen, erwartenden Blick, das Spiel der Unter- gegen die Oberlippe, das Zusammenziehen der Augenbraunen, wenn etwas nicht nach Wunsch gesprochen wurde, den Bliß der Augen, wenn auf Wirkung berechnete Stellen diese hervorbrachten wer könnte dieß beschreiben!"

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Am Schlusse des ersten Aktes entschlüpfte ihm das Wörtchen: es geht gut!" Als der zweite Akt, voll Feuer und mit ergreifender Wahrheit dargestellt, zu Ende und der Vorhang niedergelassen war, erhoben sich alle Zuschauer von den Sißen, und brachen in stürmischen Beifall aus. Auch der überraschte Dichter stand auf, und verbeugte sich gegen das Publikum, mit der edlen Haltung des Bewußtseyns, sich selbst Genüge gethan zu haben, und mit der Zufriedenheit, welche die Anerkennung des Verdienstes gewährt.

Auszeichnung. Weisen.

Dieser Anerkennung war eine andere, für ihn nicht minder wichtige vorangegangen. Um die Mitte Januars

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