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1785 Hleinsten Geschöpfe würdigt, verherrlicht den Meister eben bis so sehr, als die Harmonie des unermeßlichen Ganzen. Leben und Freiheit im größten, möglichen Umfange, ist das Gepräge der göttlichen Schöpfung.“

1787.

Von da bis zu einem Beweise der Unsterblichkeit hatte Raphael nicht weit. Vielleicht hielt ihn nur der kritische Skepticismus seines neuen Meisters zurück. Dafür ruft er seinem Julius (d. h. Schiller sich selber) zu, nicht fremde Größe im Schöpfer träge anzustaunen. „Dem edlern Menschen fehlt es weder an Stoff zur Wirksamkeit, noch an Kräften, um selbst in seiner Sphäre Schöpfer zu seyn. Und dieser Beruf ist auch der deinige."

Solcher Ueberwindung des Spinozismus, die in einer andern Zeit und für einen anders geführten Menschen durch das geoffenbarte Wort, zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts aber, wo man Jesum höchstens als einen guten Mann * gelten ließ, und auf Schillers Lebensbahn vorerst nur durch Kants Kritik möglich war, verdanken wir den Glauben des Dichters an die menschliche Freiheit, seinen erhöhten Produktionsmuth, und zunächst, als die erste reifere Frucht seines Genius, den Don Carlos, wie er in Dresden umgestaltet ward.

* Im Titular-Schöpfer; denn auch hier ist, wie der Zusammenhang zeigt, der Gott Spinoza's gemeint.

** Wieland schreibt unterm 27. Oft. 1783 an J. H. Merk (f. deffen Briefwechsel S. 403): „Ich möchte lieber, daß die Leute meine Existenz gar läugneten, als daß sie mir, wie die Theologen, einen Charakter geben, dessen sich jeder ehrliche Kerl schämen würde. Mein einziger Trost ist, wenn ich im Evangelio lese, daß ein so guter Mensch, wie Jesus Christus war, sich eben so übel und noch übler mitspielen laffen mußte." Diese Herren sahen also in Jesus Christus wirklich nur ihres Gleichen!

Freundschaft. Neue Neigung, getäuscht.

1787.

In Körner hatte Schiller endlich den rechten Freund 1785 und Geistesgenossen erhalten, und man würde diesen viel bis zu niedrig anschlagen, wenn man ihn nur als an Streichers Stelle getreten betrachten wollte. Der lettere, zwar durch Mutterwiß und unverdorbene Naturanlage, wie durch unschäzbare sittliche Eigenschaften höchster Achtung werth, stand doch seiner ganzen Persönlichkeit nach, an Geistesgepräge und Bildung, so weit unter seinem bewunderten Freunde, daß kein Bund zu gleichen Bedingungen möglich war, was wohl das erste Buch dieser Biographie ohne ausdrückliche Erläuterung anschaulich gemacht hat. Auch würden wir, wenn Streicher Schillers Freund nur halb in dem Sinne gewesen wäre, wie der angebetete junge Dichter das Ideal Streichers war, vom Bande dieser Freundschaft nicht erst aus dem Munde dieses Lestern etwas vernommen haben. Vielmehr gehörte der Musicus zu den Naturen, deren Tribut sich auch das gutmüthigste Genie doch gewissermassen nur gefallen läßt, und die den Lohn ihrer Aufopferung mehr in ihrem eigenen Bewußtseyn finden müssen, als in dem Herzen desjenigen, dem sie mit der größten Selbstverläugnung dienen. Unter den akademischen Freunden Schillers im engern Sinne fanden sich welche, deren Freundschaft, nach Werth und Wärme, die Probe gehalten hat; aber so lange sie mit ihm zusammenlebten, war weder ihr noch sein Geist und Charakter formirt genug, daß ihr Einfluß auf sein inneres Leben ein wesentlicher hätte seyn können. Reinwald endlich, so heilsam seine Verbindung mit Schiller für diesen leztern war, konnte doch als kränklicher Stubengelehrter

1787.

1785 nicht das Herz eines Dichters so ausfüllen, noch seine bis Phantasie so beschäftigen, wie von einer die Seele beherrschenden Freundschaft verlangt wird. Bei Körner dagegen waren alle Bedingungen zu einem solchen Geisterbunde gegeben. Von seiner Seite war durch Schiller das überwiegende Gewicht seines Genius in die Wagschale gelegt worden; deßwegen hatte sich auch Körner zuerst, und zwar zu seinen Füßen, eingestellt. Als sie sich aber zu sammengefunden, da häufte sich auch von Seiten Körners so, mancherlei in der andern Schale: Geburt und damit zusammenhängende Weltbildung und freie Bewegung, häusliches Glück als ein Asyl für den Freund, harmonische Ausbildung des Geistes, geregeltere Studien, endlich ein gemachter Charakter, an welchem Schiller selbst sich halten konnte so daß sich fortan beide Wagschalen in ihrer Freundschaft das Gleichgewicht hielten. Wollen wir Schillers eigene Gedanken über die Freundschaft hierherziehen, so hatte er endlich nicht die gleichtönende, aber die harmonische Seele gefunden, er hatte an einem Freunde Vortrefflichkeiten entdeckt, auf welche er nach dem von ihm aufgestellten Gescße der Liebe, ein Eigenthumsrecht geltend machen durfte.

Als Schiller schon auf Jahre dieser erprobten Verbindung zurück zu blicken im Stande war, schrieb er in einem spätern Briefe an zwei Freundinnen (seine künftige Frau und Schwägerin) vom 20. Nov. 1788: „daß Ihnen Körners Briefe sein Wesen vergegenwärtigt haben, freut mich sehr. Es ist kein imposanter Charakter, aber desto haltbarer und zuverlässiger auf der Probe. Ich habe sein Herz noch nie auf einem falschen Klang überrascht; sein Verstand ist richtig, uneingenommen und kühn; in seinem

ganzen Wesen ist eine schöne Mischung von Feuer und 1785 Kälte." Und in einem noch spätern Briefe an seine Ge- 1787.

"

liebte (Lotte von Lengefeld) vom 4. Dez. 1788: „Es ist mir gar lieb, zu hören, daß mein guter Körner Ihre Eroberung gemacht hat. Ich wollte, wir hätten ihn hier. Mein Herz und Geist würden sich an ihm wärmen, und er scheint jezt auch eine wohlthätige Geistesfriktion nöthig zu haben. Sie haben sehr recht, wenn Sie sagen, daß nichts über das Vergnügen gehe, Jemand auf der Welt zu wissen, auf den man sich ganz verlassen kann. Und dieß ist Körner für mich. Es ist selten, daß sich eine gewisse Freiheit in der Moralität und in Beurtheilung fremder Handlungen oder Menschen mit dem zartesten moralischen Gefühl und mit einer instinktartigen Herzensgüte verbindet, wie bei ihm. Er hat ein freies, kühnes und philosophisch aufgeklärtes Gewissen für die Tugenden Anderer, und ein ängstliches für sich selbst. Gerade das Gegentheil dessen, was man alle Tage sieht, wo sich die Menschen Alles, und den Nebenmenschen Nichts vergeben. Freier als er von Anmaßung ist Niemand; aber er braucht einen Freund, der ihn seinen eigenen Werth kennen lehrt, um ihm diese so nöthige Zuversicht zu sich selbst, das, was die Freude am Leben und die Kraft zum Handeln ausmacht, zu geben. Er ist dort in einer Wüste der Geister. Die Kursachsen sind nicht die liebenswürdigsten von unsern LandsLeuten."

Die leßten Worte dieses spätern Briefes gehören auch hierher, sofern sie beweisen, daß Schiller, abgesehen vom Umgange mit seinen Freunden, sich in Dresden nicht heimisch fühlte. Inzwischen hatte auf das nicht unbefangene Urtheil über die Kursachsen vielleicht auch ein besonderes Mißgeschick

bis

1785 Einfluß, das seinem Herzen in dieser Hauptstadt begegnen

bis

mußte.

*

1787. Schiller, der so lange auf dem Lande nur der Natur,

dem Studium und der Poesie gelebt, scheint sich in der spätern Zeit seines Dresdener Aufenthaltes der großen Gesellschaft wieder hingegeben zu haben. Er lebte Tage über in der Zerstreuung, und benüßte oft erst die Nächte zu literarischen Arbeiten, wodurch er, schon früher angegriffen, vielleicht den Grund zu seiner späteren Kränklichkeit legte. Auch schöne Mädchen zogen jezt die Augen des entfesselten Dichters wieder auf sich. Schon in einem Briefe vom 1. Juni 1786 schreibt er an einen Schauspieldirektor Koch in Berlin: Als wir uns hier trennten, ist mir von einem Mädchen, das Sie gesehen haben, der Kopf so warm geworden, daß ich Ihre Adresse in Berlin darüber vergessen habe. Wir sind ja allzumal Sünder, und Sie werden ja wohl auch an die Zeiten zurückdenken, wo Sie von ein paar Augen aus dem Concept gebracht wurden."

1786 Aber eine ernstlichere, ja glühende Leidenschaft sollte bis sich des Dichters in dem lezten Jahre, das er in Dresden

1787.

zubrachte, bemächtigen. Unfre Leser erinnern sich aus dem ersten Buche des herzlichen, freundschaftlichen Verhältnisses, das sich im Mai 1784 zwischen Schiller und dem Albrechtschen Ehepaar, während der erstere in Frankfurt zu Besuche

* Die erste Nachricht von dieser Neigung und ihrem Schicksal verdanken wir der Frau von Wolzogen (I, 22). Vollständiger hat uns jezt Dr. Heinrich Döring aus K. A. Böttigers Nachlaß und den öffentlichen Mittheilungen der im Jahr 1838 in bittrer Armuth zu Hamburg verstorbenen Künstlerin, Frau Sophie Albrecht, über das ganze Verhältniß unterrichtet, und wir bedienen uns zum Theil seiner Worte.

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