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1768 ff. Ludwigsburgs geschickt, und neben dem Latein auch im Griechischen und Hebräischen, als den unerläßlichen Erforder

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nissen des künftigen Theologen denn diesen Beruf hatte der Knabe nun gewählt jedoch in diesen beiden Fächern ziemlich spärlich unterrichtet, aber im Griechischen durch eigenen Fleiß vorwärts gebracht. Sein Lehrer, Magister Johann Friedrich Jahn, ein noch vielen Württembergeru wohlbekannter Schulmann, denn er regierte die Ludwigsburger Schule bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts, wird mit zu viel Strenge als ein kalter, rauher, murrsinniger Polterer geschildert; er war es nicht mehr und nicht. weniger, als die meisten Präceptoren jener Zeit, ein fermer Lateiner, und nichts weiter. So trocken denn auch Ovid, Virgil und Horaz behandelt werden mochten, im Latein machte Schiller doch gute Fortschritte, und im Landexamen, jener noch bestehenden allgemeinen Schreckensprüfung der unmündigen Candidaten der Theologie im Württemberger Lande, die damals vier bis fünf Jahre hintereinander auf dem Stuttgarter Gymnasium vorgenom men wurde, erhielt er (1769–1772) das Zeugniß eines hoffnungsvollen Knaben und seine Fortschritte wurden nur das leztemal als etwas langsamer bezeichnet, wo ohne Zweifel Kränklichkeit seinen Fleiß hemmte.

dem erst im jüngsten

Von einem Jugendfreunde Jahrzehend verstorbenen königl. bayerischen Medizinalrathe von Hoven wird Schiller in dieser Periode als ein,

* In Schillers Anthologie fingt, im Liede „die Winternacht“ höchstwahrscheinlich er selbst (S. 270):

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der Einschränkung ungeachtet, in welcher er vom Vater 1768 ff. gehalten wurde, sehr lebhafter, ja beinahe muthwilliger Knabe geschildert. Die jüngern Gesellen fürchteten den Longeber bei ihren Spielen und selbst den ältern und stärkern imponirte seine Furchtlosigkeit, die sich neckend, aber immer gutmüthig, sogar an Erwachsene wagte, wenn sie ihm zuwider waren. An wenigen vertrauten Freunden hing er fest und mit Aufopferung. In der Klasse einer der besten Schüler, ward er doch hauptsächlich durch große Ehrfurcht vor dem Vater, dem er nie genug thun konnte, zum Fleiß angetrieben.

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Schillers Charakter erhielt etwas Aengstliches, als er 1770 ff. im Jahr 1770 bei dem Abzuge des Vaters auf Solitude dem strengen Jahn in Wohnung und Kost übergeben wurde, und Vater und Lehrer schüchterten ihn mit steten Ermahnungen, und wegen seines linkischen Benehmens wohl auch mit Püffen und Ohrfeigen ein. Am wenigsten verfing bei ihm in dieser Zeit der Religionsunterricht. Der Knabe hat noch gar keinen Sinn für Religion!" klagte der mürrische Pädagog von Zeit zu Zeit den betrübten Eltern. Aber auf welchem Weg und in welcher Gestalt wurde ihm auch diese beigebracht! Schiller hatte Frömmigkeit mit der Muttermilch eingesogen, Gellerts Lieder wußte er auswendig, an Luthers und Paul Gerhards Liedern hatte er sich mit Lust erquickt., Ein feste Burg ist unser Gott —" von Jenem, von Diesem das durch des großen Friedrichs Spott geächtete, Nun ruhen alle Wälder" und ", Befiehl du deine Wege" waren Lieblingslieder Schillers geworden. Nun sollte er auf einmal das kauberwälsche Lied „In dulci jubilo, nun finget und seyd froh auswendig lernen, und der Katechismus wurde ihm selbst

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1770 ff.vom Geistlichen unter der drohenden Peitsche eingetrieben. Während so die Lehrer ihn mit einer leblosen Dogmatik plagten, las der Knabe unter dem Tische seine alten frommen Lieder, und zu Hause sah man ihn oft die Bibel auf dem Schooße; die Psalmen hatte er mehrmal durchgelesen, ein Freund überraschte ihn, als er ein Kapitel aus dem Propheten Jesaias perorirte, und in den Räubern finden. sich Spuren, daß der Prophet Ezechiel mit seinen erhabenen Gesichten seiner Seele tief eingeprägt war. Unter anderm scheint die Unbeholfenheit der Lehrer selbst das Hohelied als Lehrmittel gebraucht zu haben und sie wurden durch die vorlaute Frage des Knaben, ,ob denn dieses Lied wirklich der Kirche gesungen sey," überrascht und geärgert. Die Antwort wurde dem Vater hinterbracht, und der kleine Kezer, zur Rede gestellt, fragte: „hat denn die Kirche Zähne von Elfenbein?" da regte sich auch im Vater der versteckte Oppositionsgeist der Aufklärung. Lachend mußte er sich umkehren, und murmelte vor sich hin: „Mitunter hat sie Wolfszähne ! “

1768.

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In Ludwigsburg sah der neunjährige Knabe zum erstenmal ein Theater, glänzend, wie die Regierung eines prachtliebenden Herzogs es erwarten ließ. Die Wirkung, die es auf ihn hervorbrachte, wird als mächtig geschildert. Alle seine jugendlichen Spiele kehrten sich dieser neuen Welt zu; bis in sein vierzehntes Jahr führte er dramatische Scenen mit ausgeschnittenen Puppen auf, und Plane zu Trauerspielen fingen seine junge Seele zu beschäftigen an. Auch die Geschichte, die damals in den Geist der Jugend durch die Lesung der alten Autoren gleichsam nur eingeschwärzt wurde, führte ihm große und warm empfangene Gestalten zu: Solon, Diogenes, Sokrates, Plato,

Archimedes, Seneca von den Weisen und Gelehrten ; 1768. nicht Cäsar, sondern Brutus von den großen Männern; Cyrus, Alerander, Hamilcar und Hannibal unter den Feldherrn spielten in seinen Gedanken und Gesprächen eine Rolle; und nie las er die Geschichte vom Sturze des Karthagers Hanno ohne den zürnenden Ausruf: „man hätte dem biedern alten Manne folgen sollen!"

Zum ersten Versuch in der Reimkunst begeisterte den 1769. zehnjährigen Schiller der Lohn von zwei Kreuzern, den er, unter Androhung der Peitsche, für sein rüstiges Katechismussprechen in der Kirche vom Geistlichen sich verdient hatte. Mit einem Freunde, der die gleiche Belohnung erhalten. hatte, pilgerte er auf's Land und erhielt die saure Milch, die er auf dem alten, benachbarten Schlößchen Harteneck vergebens gesucht hatte, nach langem Fragen im nächsten Dorse Neckarweihingen, in reinlicher Schüssel mit silbernen Löffeln, und für die kleine Baarschaft noch Johannistrauben dazu. Auf dem Heimwege kehrte sich Schiller auf der Anhöhe, die den Ueberblick über beide Orte gestattete, um, und seine Lippen ergoßen sich in einen gereimten pathetischen Fluch über den Ort, der sie hungrig entlassen, und in einen Segen über den andern, der sie so milde gespeist hatte.

Die Ablegung seines Glaubensbekenntnisses, die in 1772. Württemberg gewöhnlich gegen das vierzehnte Jahr bei der evangelischen Jugend stattfindet, fiel bei Schiller gewiß nicht in das Jahr 1770 oder gar früher, sondern nicht eher, als er (im Jahr 1772) seinen Kurs in der lateinischen Schule zu Ludwigsburg geendet hatte, und die Eltern können dieser Feierlichkeit sehr wohl von der Solitude aus, wo der Vater schon über die herzogliche Baumschule gesezt war, beigewohnt haben, denn eine schnurgerade Kunststraße

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1772. führte damals von dem Luftschlosse in 2 3 Stunden nach jener Residenz. Vielleicht war die Mutter auch in Ludwigsburg wohnen geblieben. Sie, die noch immer still und unbemerkt über der Seele ihres Sohnes wachte, soll diesen den Tag vor der Confirmation auf der Straße herumschlendernd bemerkt und ihm über seine Gleichgültigkeit gegen die wichtige Handlung des folgenden Tages Vorwürfe gemacht haben. Gerührt zog sich der Knabe zurück und überreichte nach wenigen Stunden, der einen Sage zu Folge, der Mutter ein deutsches, der andern zu Folge dem Vater ein lateinisches Gedicht, das seine religiösen Empfindungen in Worte kleidete.

Schillers Neigung war noch immer dem Studium der Theologie zugewandt und er stand nun im Begriffe, in eine der vier niedern Klosterschulen des Landes einzutreten, und hier in mönchischer Kleidung und Zucht, welche diesen Bildungsanstalten noch aus der katholischen Zeit geblieben waren, Horen singend und Vesper lesend, vier Jahre lang sich auf das Universitätsstudium unter strengem Unterrichte vorzubereiten. Aber es war im Rathe der Vorsehung anders mit ihm und seinem Dichtergenius beschlossen.

1773 ff,

Schiller in der Carlsakademie zu Stuttgart.

Der Herzog Carl von Württemberg, ein Herr von ausgezeichnetem Geiste, raschem Urtheil, umfassendem Gedächtnisse, lebhafter und unsteter Einbildungskraft, einem starken Willen im Dienste der Leidenschaft und einer lang ungebändigten Sinnlichkeit, hatte, nachdem er Jugend und

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