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1797. befinden scheinen, ohne daß sie gerade einer bewegten akademischen Cirkulation nöthig hätten." Die großen Stiftungen Tübingens bewunderte er; sie „scheinen den großen Gebäuden gleich, in die sie eingeschlossen sind; sie stehen, wie ruhige Kolossen auf sich selbst gegründet, und bringen keine lebhafte Thätigkeit hervor, die sie zu ihrer Erhaltung nicht bedürfen.“

So spiegelte sich in dem hellen Auge seines großen Freundes, was ihm Gutes, Schönes und Charakteristisches in Schillers Vaterlande begegnete, und er warf diesem ein herzerfreuliches Bild davon in die Adoptivheimath zurück. „Ihr Brief hat große Freude gemacht," antwortet ihm Schiller auf die lezten Nachrichten aus Schwaben. Ich wäre sehr begierig gewesen, den Eindruck, den Ihr Hermann auf meine Stuttgarter Freunde gemacht, zu beobachten. An einer gewissen Junigkeit des Empfangens hat es sicher nicht gefehlt, aber so wenig Menschen können das Nackende der menschlichen Natur ohne Störung genießen."

Schiller hatte indessen, nachdem schon früher der „Nitter von Toggenburg," dessen Bewunderung wir andern überlassen, dessen auch im Briefwechsel mit Göthe gar nicht erwähnt wird, und dessen Quelle unbekannt ist, entstanden war, den Stoff zum Eisenhammer," den er wahrscheinlich aus einer französischen Fundgrube ans Licht gebracht hat, aufgefunden, und rasch für den Almanach bearbeitet, den ihm diese Ballade nicht unwürdig zu beschließen schien. „Sie sehen,“ sagt er dem fernen Göthe am 22. September, daß ich auch das Feuerelement mir vindicire, nachdem ich Wasser und Luft bereist habe. Der nächste Posttag liefert es Ihnen, nebst dem ganzen Almanach, gedruckt." Hoffmeister macht auf die von Schillers übrigen Balladen abweichende Erzählungsform in diesem Gedicht aufmerksam; so wie auf die leidenschaftliche

Lust, welche der Dichter damals für die Darstellung äußerer 1797. Erscheinungen gefaßt hatte, und die man aus der vortrefflichen Schilderung des Eisenwerks ersieht. Als Göthe im Rheinfalle den Strudel des Lauchers erkannt hatte, schrieb ihm Schiller zurück: Vielleicht führt Sie auch Ihre Reise an meinem Eisenhammer vorbei: und Sie können mir sagen, ob ich dieses kleinere Phänomen richtig dargestellt habe." Der genannte Kritiker rügt auch noch einen bedeutenden Fehler der Composition: daß nämlich der Auftrag der Gräfin an Fridolin, die Messe zu hören, im Verlaufe des Gedichts in einen bloßen Z ufall verwandelt wird, wodurch ein Widerspruch in die Motive kommt und der Eindruck der Dichtung auf den Leser getrübt wird. Dennoch bleibt Göthe's Urtheil wahr: „Sie haben kaum etwas mit so glücklichem Humor gemacht (als den Eisenhammer].“

Mit Hoffmeister reihen wir diesen Arbeiten des „Balla- 1798. denjahres" auch die Balladen des folgenden Jahres au. Den Stoff der „Bürgschaft," die Schiller am 4. September 1798 an Göthe abgehen ließ, hatte ihm, wie er selbst sagt, Hyginus zugeführt. Daher rührte der ungewohnte Name Möros, dessen Genosse bei Hygin Selinuntios heißt, während die bes kanntern Namen des Freundepaares bei Cicero und andern Schriftstellern Damon und Phintias lauten, bei Valerius Maximus oder seinen Abschreibern aber der leßtre Pythias heißt. Ich bin neugierig,“ schreibt Schiller, „ob ich alle Hauptmotive, die in dem Stoffe lagen, glücklich herausgefunden habe.". Von den zurückhaltenden Motiven der Ballade, dem angeschwollenen Strom, den (höchst glücklich erfundenen) Räubern, dem erschöpfenden Durste, den zwei Wanderern, und dem entgegenkommenden Philostratus, — hat schon Göthe gegen das dritte, den Durst, eingewendet, wie es physiologisch nicht ganz zu billigen seyn möchte, daß einer, der an einem

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1798. Regentage ins Wasser gefallen ist, bis auf die Haut naß, vor Durst umkommen will. „Aber auch das Wahre abgerechnet und ohne an die Resorption der Haut zu denken, kommt der Phantasie und der Gemüthsstimmung der Durst hier nicht ganz recht." Schiller ließ jedoch das, auch sonst krankende Motiv, da Göthe nichts Besseres zu finden wußte, stehen. Die Kritiker tadeln noch andre Einzelheiten des Gedichtes, insbesondere die sentimentalen Schlußworte des Tyrannen, und diese mit Recht, zumal, da sie, nach Hygin und Schiller, der ältere Dionysius, der bluttriefende Unmensch, sprechen soll. Die Ballade ist, nach Hoffmeister, wohl deßwegen so beliebt und besonders auch bei der Jugend so einheimisch, weil sie bei ihrem raschen Gang und ihrer plastischen Lebendigkeit die ideale Macht des Gemüthes, des Himmels, über Natur und Hölle so rührend und herrlich offenbart, und die Idee der Freundestreue verherrlicht. Aber Freundschaft und Treue scheinen ihm in der Dichtung sich wechselseitig zu schaden und den Eindruck zu schwächen. Sehr treffend bezeichnet übrigens der Kritiker die herrliche Darstellung der Ballade als ein „wanderndes und sich immer verwandelndes Bild.“ In Möros’ Bürgerstolz und Pflichtgefühl und andrerseits seiner zärtlichen Freundschaft spricht sich ihm der ganze Schiller nach seiner heroischen und humanen Natur aus.

Zugleich gedichtet, und am gleichen Tage an Göthe abgeschickt, wurde „der Kampf mit dem Drachen,“ aus Vertots Geschichte des Johanniterordens sehr getreu bearbeitet, voll beschreibender Prachtstriller oder Bravourarien, mit spannendem Anfange, prägnantem Schluß, und mit der, von der Schilderung der That unabhängigen, Lendenz, den christlichmönchisch - ritterlichen Geist in der Ballade auszusprechen. Dieses complicirte Wollen schadet dem Gedichte, wiewohl es

Göthe mit den Worten lobend abfertigt: „bei dem christlichen 1798. Drachen finde ich nichts zu erinnern, er ist sehr schön und zweckmäßig."

So eifrig und ernstlich arbeiteten die beiden großen Dichter einander in die Hände, und so langsam gingen sie vorwärts. Die besten Dichter werden es noch immer so machen. Aber die meisten isoliren sich aus Schen und Hochmuth, dichten ohne Gewissensrath eilig und allein, und lassen so schnell als möglich drucken. Werden dann die guten Gedanken, die poetischen Bilder und Empfindungen unter der ungefeilten und ungeleckten Mißform nicht erkannt und gewürdigt, so klagen sie über Beschränktheit des Publikums, verstocken sich, und verkommen unter immer wieder getäuschter Hoffnung dereinstiger Anerkennung.

Ueber den poetischen Charakter der Schiller'schen Balladen, als Gattung betrachtet, mögen Andre urtheilen. Der Verfasser dieser Biographie, auf ähnlichem Felde beschäftigt, hat, über der Praxis, keine vollbewußte theoretische Ansicht.

Der Wallenstein.

1798.

Wir haben gesehen, daß Schiller die erste Anlage zu dies 1795 ser Tragödie schon im Jahr 1793 mit nach Schwaben genom- bis men und einen Anfang derselben im Frühjahre 1794 nach Jena zurückgebracht hatte. Seitdem ruhte der Stoff, selbst unter den großen Unterbrechungen, die seinen ganzen Fleiß, die ganze Thätigkeit seines Geistes und selbst oft seine ganze Begeisterung in Anspruch nahmen, nie völlig in seiner Künstlerseele, welche sich endlich ganz in ihn ergießen sollte. Doch Schwab, Schillers Leben.

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bis

1798.

1795 stritten sich, wie es scheint, noch im Jahr 1795 die „Malthefer" um die Priorität in seinem Geiste, bis im Beginne des folgenden Jahres sein Entschluß sich für den Wallenstein ent1796. schied. Ich habe," sagt er zu Göthe (18. März 1796), „an meinen Wallenstein gedacht, sonst aber nichts gearbeitet. Die Zurüstungen zu einem so verwickelten Ganzen, wie ein Drama ist, seßen das Gemüth doch in eine gar sonderbare Bewegung. Schon die allererste Operation, eine gewisse Methode für das Geschäft zu suchen, um nicht zwecklos herumzutappen, ist keine Kleinigkeit. Jest bin ich erst an dem Knochengebäude, und ich finde, daß von diesem, wie in der menschlichen Struktur, auch in der dramatischen Alles abhängt. Ich möchte wissen, wie Sie in solchen Fällen zu Werke gegangen sind. Bei mir ist die Empfindung anfangs ohne bestimmten und klaren Gegenstand; dieser bildet sich erst später. Eine gewisse musikalische Gemüthsstimmung geht vorher, und auf diese folgt bei mir erst die poetische Idee."

Die Xenien störten diese Empfindung; erst im Oktober nahm Schiller den Wallenstein wieder vor, aber „er ging noch immer darum herum, und wartete auf eine mächtige Hand, die ihn ganz hineinwirft." Die Jahreszeit drückte ihn, und oft meinte er, mit einem heitern Sonnenblick müßte es gehen. Im November wandte er sich dem fleißigen Quellenstudium des Stoffes zu, und gewann in der Oekonomie des Stückes nicht unbedeutende Fortschritte. „Je mehr ich,“ spricht er am 13. Nov., „meine Ideen über die Form des Stücks rectificire, desto ungeheurer erscheint mir die Masse, die zu beherrschen ist, und wahrlich ohne einen gewissen kühnen Glauben an mich selbst würde ich schwerlich fortfahren können.“ Das sah er bald ein, daß ihm der Wallenstein den ganzen Winter und wohl fast den ganzen Sommer kosten konnte,

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