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daß die christliche Gnosis nicht als bloßes Educt aus äl-
teren Systemen, sondern als ein neues aus der durch
das Christenthum im Conflicte mit den älteren Systemen
bewirkten Gährung hervorgebrachtes Product zu betrach-
ten sey: daß aber die älteren Systeme gar nicht auf die-
selbe eingewirkt haben sollen, können wir nicht zugeben.
Denn so wenig die zur katholischen Kirche übergetretenen
Philosophen sich von allen ihren früheren philosophischen
Ansichten losmachen konnten, so wenig dürfen wir dieß
von den Gnostikern erwarten. Und in der That tragen
die gnostischen Systeme doch nicht wenige Spuren einer
solchen Verwandtschaft. Daß diese Verwandtschaft aber
nicht in einer gleichsam mechanischen Zusammenseßung der
Gnosis aus ältern Systemen bestehe, und daß selbst die
Lehren, in welchen jene Verwandtschaft hervortritt, von
den Gnostikern als freies geistiges Eigenthum behandelt,
und den Hauptgrundsäßen ihrer Systeme gemäß umgebil-
det worden seyen, diese oft verkannte Wahrheit ist hier mit
dem dem Verf. eigenthümlichen Scharfsinne nachgewiesen.
Hermogenes Africanus. De moribus eius, praecipue

dogmaticis opinionibus exposuit Guil. Boehmerus.
Sundiae, 1832. XXXII u. 183 S. 8.

Diese Abhandlung würde sehr gewonnen haben, wenn
sie durch die Weglassung alles Fremdartigen, insbesondere
in der Vorrede und in den Noten, etwa um die Hälfte
abgekürzt worden wäre. Dann hätte der Lehrbegriff des
Hermogenes mit der platonischen Philosophie, seiner offens
baren Quelle, verglichen werden müssen.

Das manichäische Religionssystem nach den Quellen neu
untersucht und entwickelt von D. F. Chr. Baur.
Tübingen, 1831. VI u. 500 S. 8 a).

Man findet in dieser ausgezeichneten Schrift zuerst
eine mit ungemein sorgfältiger Benußung aller Quellen
und Hülfsmittel abgefaßte Darstellung des manichäischen

a) Vergl. theol. Studien u. Krit. 1833. Heft 3 S. 875 ff.

Systems. Wie der geistreiche Verfasser, indem er den Geist und Zusammenhang desselben zu enthüllen sucht, sehr häufig Veranlassung findet den Behauptungen anderer Forscher zu widersprechen; so wird er es nicht auffals lend finden, wenn auch wir mit manchen seiner Behaup tungen nicht übereinstimmen zu können erklären, obgleich uns hier der Raum zu näheren Erörterungen über dieselben gebricht. Wir bemerken nur, daß die symbolischen Erläuterungen und die zum Zwecke derselben von allen Seiten herbeigeführten Parallelen, so viel Gelehrsamkeit und Scharfsinn sich auch in ihnen kundgibt, uns nicht alle haben einleuchten wollen, und uns oft die Individualität des Manichäismus mehr zu verwischen, als zu erläutern scheinen. Alsdann untersucht der Verf. das Verhältniß des Manichäismus zum Heidenthume, Judenthume und Christenthume, verwirft die Meinung, daß derselbe eine Combination des Zoroastrismus und des Christenthums sey, und leitet ihn dagegen vorzugsweise aus dem Buddhaismus ab, indem er dem Zoroastrismus nur einen geringern Grad von Einwirkung zugesteht. Die Verwandtschaft mit dem Buddhaismus scheint uns indeß, offen ges standen, durch einige Gewaltthätigkeit gegen beide Systeme herausgebracht zu seyn. Der Buddhaismus läßt das Böse und die Materie sich im Lichtreiche selbst durch Störungen, und in stufenweisem Sinken, entwickeln. Auf diese Weise strömen abwechselnd die Welten aus dem Lichtreiche aus, und in dasselbe zurück: das endliche Ziel dieses Wechsels ist aber die Versenkung des Alls in das Nichts (s. Studien und Krit. 1830, Heft 2, S. 376 ff.). Im Manichäismus ist das Böse wie das Gute etwas Selbstständiges und Unveränderliches: die theilweise Vermengung der beiden Reiche hat die Weltschöpfung veranlaßt: das endliche Ziel des Weltlaufs ist die Scheidung des Entgegengeseßten, und das ewige Fürsichbestehen der beiden Reiche. Der Hr. Vf. will dennoch in beiden Syste

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men denselben Gegensaß zwischen Geist und Materie erkennen. Wir finden dagegen den Gegensaß des Buddhaismus sowohl im Inhalte, als in Rücksicht auf Kraft und Bedeutung durchaus verschieden von dem Gegensaße des Manichäismus. Der lettere stellt nicht Geist und Materie, sondern Gutes und Böses einander entgegen: er kennt auch einen bösen Geist, und eine gute Materie. Dagegen ist der Gegensaß, den er annimmt, unveränderlich und ewig, während der des Buddhaismus etwas Gewordenes und daher auch Verschwindendes ist. Diese Verschiedenheit dünkt uns eben so radical, als die Verwandtschaft des Manichäismus mit dem Zoroastrismus einleuchtend, und die von dem Hrn. Vf. S. 416 ff. nachgewiesene Differenz zwischen den beiden leßteren Systemen, aus dem in dem Manichäismus hinzugetretenen christlichen Elemente erklärbar. Allerdings sind die beiden Reiche des Guten und des Bösen in dem Systeme des Manes ganz anders begrenzt, als bei Zoroaster. Aber einer ́christlichen Parthei konnte auch das Gute nicht so materiell erscheinen, daß sie, wie die Parsen, innerhalb der sichtbaren Schöpfung einige Geschöpfe als ausschließlich der Lichtwelt angehörig hättè betrachten können. ` ́Es war die mißverstandene Weltverachtung des Christenthums, welche von dem Manichäismus zu einer Verabscheuung derselben als einer bösen Schöpfung verkehrt wurde. Eine Scheidung zwischen guten und bösen Geschöpfen ließ sich aber mit diesem Mißverständnisse nicht vereinigen. Dennoch sind auch im Manichäismus noch Spuren jener materiellen Auffassung des Guten, in der Art, wie derselbe sich die Ausscheidung des Lichtstoffes aus der leblosen Natur in Früchten dachte. War die sichtbare Schöpfung dem Manichäer aber wesentlich böse, so folgte die düstere Lebensansicht desselben im Gegensaße gegen die heitere des Parsen von selbst. Ich habe diese Bemerkungen hier nicht unterdrücken mögen, obgleich ich wohl einsehe, daß ein

Werk, wie das vorliegende, eine eingehendere Prüfung erfordert, zu welcher es hier an Raum gebricht.

Ueber den Kanon, die Kritik und Eregese der Manis chäer. Ein historisch - kritischer Versuch von F. Trechs fel. Bern, 1832. VIII u. 128 S. 8.

Eine recht wackere und gründliche Schrift. Sie beantwortet zuerst die Frage, wie urtheilten Manes und seine Schule über die kanonischen Schriften der katholischen Kirche, und welche (apokryphische) fügten sie denselben noch außerdem bei? (Nach dieser Fassung der Frage hätte freilich auch der erste Theil des Litels anders gefaßt seyn sollen: denn unter Kanon der Mahichäer lassen sich nur die Normalschriften derselben verstehen, also besonders die Schriften des Manes, von denen hier nicht die Rede ist.) Dann wird über die Kritik, und zwar über die Tertkritik und über die historische Kritik, und endlich über die Eregese der Manichäer gehandelt.

Beiträge zur ältesten Kirchengeschichte so wie zur EinLeitungswissenschaft in die Schriften des Neuen Bundes, von D. Lobegott Lange. Zweites Bändchen, mit dem besondern Titel: Geschichte und Lehrbegriff der Unitarier vor der nicäischen Synode, kritisch und pragmatisch nach den Quellen bearbeitet. Leipzig, 1831. 212 S. 8.

Nach dem Vf. verdankte die in der Mitte des zweiten Jahrhunderts entstandene Lehre von dem dɛos λóyos insbesondere der gleichzeitig hervortretenden und um sich greis fenden bischöflichen Hierarchie den Sieg über die alte Lehre von Christo, als deren Vertheidiger die Monarchianer auftraten. Auf Seiten der bischöflichen Angreifer findet er Haß und Verfolgungssucht, Hinterlist, unverschämte Verläumdungssucht, boshafte Consequenzmacherei, hämische Mißdeutung: die Monarchianer, selbst Paulus von Samosata, erscheinen ihm dagegen in jeder Beziehung im vortheilhaftesten Lichte. Außerdem verwirft er die

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Unterscheidung zweier Arten von Monarchianern: die modalistische Ansicht, welche dem einen Theile beigelegt wird, beruhe auf falscher Auffassung: alle Monarchianer hätten in der Lehre übereingestimmt, daß nur Ein Gott, daß Jesus Sohn Gottes, seiner Natur nach aber Mensch gewesen sey. Zu dieser Lehre, welche die der Apostel und der apostolischen Väter gewesen sey, zurückzukehren, fordert der Vf. dann wiederholt die evangelische Kirche auf. Nach unserem Bedünken hat der dogmatische Eifer für eine Lehre den Vf. nicht selten historisch ungerecht und ungenau gemacht. Daß die bischöfliche Hierarchie die Freiheit der theologischen Speculation immer mehr beengte, indem sie, was zuerst theologische Meinung war, allmäs lig zur Kirchenlehre erhob, daß durch ihr Zusammenhalten die Kämpfe gegen alle abweichende Lehren so kräftig und entscheidend wurden, ist unleugbar: daß aber die Lehre vom Dɛòs lóyos in Verbindung mit einem gesteigerten Episkopalsysteme, und im Gegensaße gegen andere der alten Unabhängigkeit und dem alten monarchianischen Lehrbegriffe treu bleibenden Gemeinden aufgetreten sey, das läßt sich nicht behaupten. Justinus der Märtyrer, bei dem sich zuerst deutlich der deos lóyos findet, ist kein Lobpreiser der Episkopalgewalt: Tertullian, der zuerst in dem Prareas den Monarchianismus angriff, war als Montanist sogar der katholischen Hierarchie abgeneigt: dagegen erscheint der Monarchianer Paulus von Samosata in einem anmaßlichen Prunke bischöflicher Hierarchie, wie ihn die katholische Kirche jener Zeit noch verabscheuete. Daß ferner der Vf. die modalistische Ansicht von der Trinität bei mehreren Monarchianern nicht anerkennen will, nöthigt ihn namentlich bei Sabellius (S. 65 f.) theils zu ganz unbegründeter Verwerfung achtungswerther Zeugnisse, theils zu auffallenden Mißdeutungen. Zu diesen leßteren rechnen wir insbesondere die Deutung von Epiphan. haer. 62, 1. S. 66 ff.

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