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1.

Nicolaus von Methone, Euthymius Zigabenus und Nicetas Choniates,

oder

die dogmatische Entwickelung der griechischen Kirche im zwölften Jahrhundert,

dargestellt

von

Dr. C. Ullmann.

Vorwort.

Schon vor mehreren Jahren wurde ich durch die Er

scheinung einiger Anekdota des Nicolaus von Methone, über welche in der Folge genauer gesprochen werden wird, veranlaßt, mich mit diesem ziemlich unbekannten, aber in mehreren Beziehungen. merkwürdigen, Schriftsteller zu beschäftigen. Er schien nicht ungeeignet, um mit ihm und durch ihn den dogmatischen Standpunct der griechischen Kirche im zwölften Jahrhundert, also in der Zeit, wo im Abendlande die Scholastik im frischen vollen Aufblühen war, zu bezeichnen, und in diesem Sinn schrieb ich einen Aufsaß über denselben nieder. Durch nähere Berufsthätigkeit gänzlich in Anspruch genommen, konnte ich dieser Arbeit erst jeßt wieder meine Aufmerksamkeit zuwenden. Ich hielt es aber nun für angemessen, die Sache

etwas umfassender zu behandeln, und auch noch zwei andere Repräsentanten der dogmatischen Entwickelung der griechischen Kirche jener Zeit mit in die Betrachtung aufzunehmen, den Euthymius Zigabenus und Nicetas Choniates a); jener steht am Anfang, dieser am Schluß des zwölften Jahrhunderts, beide haben dogmatische Systeme, wenigstens was man damals so nennen konnte, geschrieben und beide sind von diesem Gesichtspunct aus noch nicht so ausführlich charakterisirt, als es von mir geschehen wird. Meine Absicht ist also, zunächst ein allgemeines Bild der geistigen Entwickelung jener Zeit zu geben, alsdann die beiden Dogmatiker Euthymius und Nicetas zu schildern, und endlich aus den neu herausgegebenen Stücken des Nicolaus von Methone das hervorzuheben, was für den Kirchen- und Dogmenhistoriker interessant und zur Charakteristik jener Zeit von Bedeutung ist. Bei dem leßten Theil, weil er manches weten Theil, weil er manches weniger Bekannte oder auch vielen ganz Unbekannte b) geben kann, werden wir am längsten verweilen.

a) Seit der Ausarbeitung dieses Aufsages ist durch den gelehrten Fleiß des Hrn. Prof. Tafel in Tübingen zweierlei zu Tage deforbert werden, nous dem bort mit behandelten Beitalter ane was gehört: 1) Eustathii Metropolitae Thessalonicensis Opuscula.. Francofort. ad Moen. 1832. Indeß ist hiervon erst ein Theil erschienen und der zweite, der gerade auch einiges von Nicetas Choniates enthalten wird (Praefat. p. VIII.), ist mir bisher noch nicht zu Gesicht gekommen. 2) Ein Gratulationsprogramm des Hrn. Prof. Tafel, enthal 1 tend: Annae Comnenae Supplementa historiam ecclesiasticam Graecorum seculi Xh et XII. spectantia. Tubing. 1832. Auf beide Schriften hoffe ich, falls es meine Zeit gestattet, später zurück zu kommen, wenn erst der 2. Theil des Eusta von _Thessalonich erschienen seyn witd.

thius'

b) Nicht mit Unrecht klagt Tafel in dem eben angeführten Programm über die Unbekanntschaft unserer Zeit mit der literarifchen Entwickelung der Griechen im Mittelalter (was jedoch * jest mehr vom theologischen Gebiete, als vom historischen und

Es ist, wie jeder weiß, nicht der Reiz des frischen geistigen Lebens und der kräftigen Bewegung, nicht der Reichthum neuer oder schöner Erscheinungen, nicht das Erhebende liebenswürdiger oder großer Charaktere, wos durch jener Zeitraum der griechischen Kirche den Beobachter anziehen kann. Wer nur dieß in der Geschichte sucht, mag seinen Blick abwenden von dem Bild, welches ich im Begriff bin, ihm vorzuhalten. Es ist auch immer erfreulicher und lohnender, ein Gemälde aus dem christlichen Alterthum, oder aus unserer Reformationszeit, oder aus der Periode, welche ihr bahnbrechend und lichtbringend voran ging, zu entwerfen. Dennoch wollte ich mich nicht abhalten lassen, dieses Bild zu zeichnen. Auch solche Zeis ten wollen beschrieben seyn, und müssen beschrieben werden, sey es auch nur um der Vollständigkeit willen. Auch die Kenntniß sölcher Erscheinungen enthält viel Belehrens des. Sie zeigt aufs Anschaulichste, daß nur der Geist es ist, der jederzeit lebendig macht, daß ohne freie, stets aus dem Børn des Lebens geschöpfte, Entwickelung kein Gedeihen des religiösen, theologischen und kirchlichen Zus standes möglich ist, daß der Versuch, den rechten Glau ben durch äußere Mittel zu fördern, nie eine erwünschte Wirkung haben kann, daß, als die Kaiser, statt durch

politischen gilt), und sagt, die Schuld davon liege nicht sowohl an den Griechen, die doch auch damals noch Beachtenswerthes geliefert hätten, als vielmehr an den hominibus doctis Europae occidentalis, qui laeto istarum litterarum fundamento, quod vir summus, Leo Allatius, GraecoRomanus, Vaticanae praefectus, aliique illius aetatis non docti solum, verum etiam Maecenates condiderant, mirum quantum contenti, satis iam monumentorum habere arbitrabantur, ex quibus suam theologiae Graecorum medii aevi notitiam, si quidem eam omnino studio suo non dedignabantur, haurire possent. Unde factum est, ut paene iam inculta neglectaque iaceat illa disciplinae doctioris elegantiorisque pars, quae historiam theologiae Christianae orientalis comprehendit.

Frömmigkeit vorleuchtende, mit Weisheit das Wahre fördernde Herrscher zu seyn, es für ihre Pflicht hielten, grübelnde und disputirende Theologen zu werden, weder die Kaiser rechte Kaiser, noch die Theologen rechte Theologen mehr waren, und daß eine, wenn auch dem Inhalt nach rechtgläubige, doch ganz in äußere Fesseln geschlagene Theologie, nicht viel mehr wirkt, als eine ungläubige. Der griechischen Kirche, welche in ihrem Lehrbegriff die Elemente des christlichen Alterthums besißt, fehlte es weder damals noch später an einer inhaltsvollen und bedeutenden Grundlage, aber sle hat in späterer Zeit, namentlich seit sie als gesonderte Gemeinschaft besteht, nichts gethan, um dieses reiche Erbgut rüstig und lebendig zu benußen und zu verbessern, sey es durch Erweiterung oder durch Vereinfachung. Sie bes fist alles, was das christliche Alterthum besaß, aber sie besißt es seit dem achten und neunten Jahrhundert fast nur als todten Schaß, nicht als lebendiges und belebendes Erzeugniß; sie ist im Herkömmlichen erstarrt und, während das Abendland ihre Schäße benußte, saß sie nur in thatloser Ruhe dabei, sie zu hüten.

Wir haben Aehnliches in unserer Kirche nicht zu befürchten, weder jeßt, noch in Zukunft. Der Geist, aus dem sie geboren, ist in ihr zn gewaltig. Selbst das Alte— und wahrlich wir gehören nicht zu denen, die da sagen, das Neueste sey das Beste, und die nur überall auf die Meinungen einer ungebildeteren Vorzeit selbstgefällig herab sehen auch das Alte, wo es sich geltend machen will, vermag es nicht bloß als Altes, sondern nur als Lebendiges, Ewigwahres, den Bedürfnissen des Geistes auch in der Gegenwart Entsprechendes. So können wir also ruhig, ohne niederschlagende oder bittere Vergleichung, vielmehr im freudigen und dankbaren Bewußtseyn des schöneren Zustandes, den wir genießen, auf eine Zeit zurückblicken, die uns als ihr Erbtheil die große War

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