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nachzuweisen, den das Christenthum nach den verschiedenen Gegenden unserer Erde genommen hat. Sie erinnern sich, daß die Sage jedem der Zwölfe sein eigenes Missionsgebiet angewiesen hat; aber wer auf diese Sagen bauen wollte, der würde sich in die Nacht der Abenteuer verlieren; denn nun müßte er auch das noch mit in den Kauf nehmen, was von den angeblichen Schülern des Apostels, was von einem Eucharius, Valerius und Maternus als Schülern des Petrus, von einem heil. Crescens als Schüler des Paulus erzählt wird, die nach der Legende schon im ersten Jahrhundert das Christenthum in unsere Gegenden würden gebracht haben. Die Eitelkeit gewisser Kirchen und Bischoffthe hat sich in solchen Sagen gefallen, um sich den Ruhm des Alterthums bei der unwissenden Menge zu sichern. Aber auch gewisse Aeußerungen der frühern Kirchenväter (z. B. Frenäus und Tertullian), aus denen eine schon sehr weite Verbreitung des Christenthums im zweiten Jahrhundert hervorzugehen scheint, dürfen wir nicht gar zu wörtlich nehmen, da sie offenbar von rhetorischer Uebertreibung nicht immer frei zu sprechen sind und. uns auch solche Völker als christliche nennen, von denen sie selbst nur ungenaue Vorstellungen hatten.

Gehen wir also mit Vorsicht den Spuren nach, so treffen wir zunächst auf eine alte, nicht alles Grundes der Wahrscheinlichkeit ermangelnde Sage, daß Johannes Marcus, der frühere Begleiter des Paulus und Barnabas, das Christenthum in Alexandrien verkündet habe; indessen läßt sich auch ohne diese Annahme sehr wohl erklären, daß in diese wichtige Stadt Aegyptens, in der viele Juden wohnten, frühzeitig auch die Kunde vom Christenthum Eingang erhielt. War doch jener Apollos, der Mitarbeiter des Paulus, ein alexandrinisch gebildeter Jude. Das Christenthum in Aleran= drien mußte bald eine eigenthümliche Richtung und Färbung annehmen bei der dort herrschenden hellenischen Bildung und bei dem Hange zu philosophischer Speculation. Wir werden dort später cine blühende Schule der Christen finden, aus der große Kirchenlichter hervorgegangen sind. Auch weiter nach Oberägypten hin verbreitete sich das Christenthum im zweiten Jahrhundert. Ein Lehrer der alexandrinischen Schule Pantänus soll im Morgen= lande bis nach Indien hin die Lehre des Heils getragen haben; doch ist nicht zu vergessen, daß der Name Indien“ von den alten

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Schriftstellern sehr unbestimmt gebraucht wird. Nach Aethiopien mochte jener von Philippus bekehrte Beamte, wie schon früher bemerkt, die erste Kunde von Chrifto gebracht haben. Was Paulus selbst bei seinem Aufenthalt in Arabien für die Verbreitung des Christenthums gethan, wird uns nicht gesagt. Er scheint die Zeit mehr zu stiller Vorbereitung benügt zu haben. Doch kam gewiß frühzeitig von Syrien aus das Christenthum dahin und im dritten Jahrhundert finden wir arabische Gemeinden mit Bischöfen, wie z. B. die Gemeinde von Bostra. In Mesopotamien erscheint nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts der christliche Fürst Abgarus Bar Manu, ein Nachkomme jenes Abgarus, der an Christus den früher erwähnten Brief soll geschrieben haben. Ist auch der Briefwechsel fabelhaft, so ist dagegen Thatsache, daß im zweiten Jahrhundert das Christenthum in Edessa blühte, und von da aus mag es sich dann weiter nach Armenien, nach Persien verbreitet haben; doch freilich nur unvollkommen, so daß es sich leicht mit der parsischen Religion vermischte, eine Mischung, aus der wir später den Manichäismus werden hervorgehen sehen. Frühzeitig muß auch von Rom aus die Kunde des Evangeliums nach dem proconsularischen Afrika gekommen sein. Im zweiten Jahrhundert finden wir diese nordafrikanische Kirche mit ihrem Size zu Karthago schon fest gegründet. Aus ihr werden wir scharf markirte Charaktere, wie einen Tertullian und Cyprian, her= vortreten sehen. Auch längs der Nordküste in der Cyrenaica und Tripolitana war das Christenthum zerstreut. Von Kleinasten aus sehen wir es nach Gallien übersiedeln. Wenn wir von der Sage absehen, die bald den Dionys vom Areopag, bald einen Schüler des Betrus, Crescens, zum Apostel der Gallier macht, so finden wir thatsächlich im zweiten Jahrhundert blühende Gemeinden an den Ufern der Rhone, zu Lugdunum (Lyon) und Vienne. Daß die Legende das Christenthum durch Jacobus den Aeltern nach Spanien bringen läßt, haben wir früher erwähnt. Wir mußten diese Sage als reine Dichtung abweisen. Dagegen ist schon ernster die Frage, ob Paulus daselbst gewesen? Daß er sich vorgenommen, dahin zu gehen, erhellt aus seinen Briefen (Röm. 16, 24. 28); aber ob er je dazu gekommen, diesen Vorsaz auszuführen, ist eine andere Frage. Wir haben darüber nur noch eine Notiz in einem

Brief des römischen Bischofs Clemens (aus dem ersten Jahrhundert) an die Gemeinde zu Corinth, wo von Paulus gesagt wird, er sei mit der Verkündigung des Evangeliums bis an die Grenze des Westens vorgedrungen. Das hat man nun schon in den alten Zeiten von Spanien verstanden, von den sogenannten Säulen des Hercules. Und eben dieser Annahme zu Gunsten hat man sich auch jene früher erwähnte zweite Gefangenschaft des Paulus gefallen lassen, damit Zeit zu dieser Reise gewonnen würde. Andere haben dagegen jene Worte des Clemens anders gefaßt; nicht von der westlichen Grenze Europa's, sondern von dem weitesten Ende der paulinischen Reisen nach dem Westen zu, mithin von Nom selbst, was mit dem Bericht der Apostelgeschichte vollkommen übereinstimmt. Die englische Hoch-Kirche hat sogar die Stelle auf England (Britannien) bezogen, um ihren apostolischen Ursprung damit zu begründen. - Wie früh nun das Christenthum nad Britannien gekommen, ist schwer zu bestimmen. Am einfachsten ist die Annahme, daß es an die dortigen Küsten von Kleinasten aus eingewandert ist. Fragen wir endlich nach den Spuren des Christenthums in unsern nächsten Umgebungen, so kommt freilich auch hier die gefällige Sage mit ihren heiligen Namen zu Hülfe. Allein die Geschichte weiß von einer Verbreitung des Christenthums in den ersten drei Jahrhunderten in unsern Gegenden nichts. Nur einige Spuren finden wir am Niederrhein, und zwar auf dem linken Rheinufer (Germania cisrhenana). Ein germanisches, vollends ein helvetisches Christenthum bildete sich aber erst in den folgenden Zeiten.

Fassen wir das Bisherige zusammen, so zerfällt die alte Kirche im Ganzen in zwei große Hälften, die morgen- und in die abendländische Kirche. Zur erstern rechnen wir außer Syrien und Palästina Kleinaften, Macedonien, Griechenland, Aegypten und was dann noc weiterhin im Orient sich hinein erstreckt; zur leßtern Italien, Nordafrika, Gallien und als die letzten (zum Theil unsichern) Ausläufer Spanien und Brittannien. Die Halt- und Stüßpunkte sind zu suchen in Jeru salem und Cäsarea, in Antiochien, in Ephesus, in Alexandrien, in Nom, in Karthago; alle umschlungen von dem römischen Reichsverbande. Und so hängen denn auch die äußern Schicksale dieser Gemeinden ab von der wechselnden Stimmung der römischen Regie

rung, sowohl der Kaiser, als ihrer Beamten in den Provinzen. Anfänglich kümmerte sich die Regierung wenig um ste. Sie erinnern sich, wie Gallio in Corinth die Klage der Juden über Paulus und seine Gefährten als eine nicht in sein Nessort fallende Klage zurückwies. Man betrachtete, wie schon bemerkt, die Chriften als jüdische Secte, und dieselbe Verachtung, die gegen die Juden im Schwange war, traf auch sie. Gelegentlich konnte aber diese Verachtung in Haß umschlagen, der sich dann um so unge= hinderter Luft machte. Davon haben wir das erste schauderhafte Beispiel unter dem römischen Kaiser Nero. Auch er ließ in den ersten Jahren seiner Regierung die Christen gewähren; wie er denn überhaupt erst später seine wilde mit Wollust gepaarte Grausamkeit in ihrer ganzen Scheußlichkeit hervortreten ließ. Nachdem er bereits seinen Halbbruder Vritannicus und seine Mutter Agrippina aus dem Weg geräumt hatte, denen bald noch andere Opfer, wie die seiner Lehrer Burrhus und Seneca folgten, gerieth er im Jahr 64 auf den Einfall, einen großen Theil der Stadt Rom den Flammen Preis zu geben, wie die Einen sagen, um sich an dem großartigen Schauspiele zu weiden (es sollte seiner wilden Phantasie den Brand Troja's vergegenwärtigen, wozu er die Gesänge der Ilias declamirte), nach Andern geschah es, um auf der Brandstätte neue Bauten, namentlich einen prachtvollen Kaiserpallast aufzuführen. Sechs Tage und sieben Nächte dauerte der verheerende Brand, wobei die schönsten Denkmäler der Kunst zu Grunde gingen. Nicht zufrieden mit dieser Schandthat, schob Nero die Schuld derselben auf die Christen, auf diese abergläubische und verderbliche Secte", wie sie von den damaligen Geschichtschreibern bezeichnet wird. Mit der ausgesuchtesten Grausamkeit wurden dieselben hingerichtet, theils an's Kreuz geschlagen, theils in die Häute wilder Thiere eingenäht und die Hunde auf sie geheßt, theils in Pechsäcke gestoßen und so verbrannt, um als Fackeln in den Gärten des Kaisers zu leuchten. So verhaßt auch die Christen im Ganzen beim römischen Volke waren, so erregte dieses Verfahren doch Mitleiden mit ihnen, weil, wie Tacitus sagt, sie nicht dem gemeinen Wohl, sondern nur der Wuth eines Einzelnen geopfert wurden 2). Die Zahl der Opfer

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2) Tat. Annal. XV, 44. .... tamquam non utilitate publica, sed in saevitiam unius absumerentur.

wird uns nicht genannt. Eben so wenig ist sicher, wie weit die Verfolgung sich auch über Rom hinaus erstreckt und wie lange sie gedauert habe. Daß Petrus und Paulus in ihr das Leben ließen, beruht, wie früher gesagt, auf alten, nicht zu verwerfenden Zeugnissen. Noch zeigt man in Rom die Stätte ihrer Hinrichtung 3), und ihrer Grabstätte daselbst erwähnt schon das Alterthum 4). Der Eindruck der Verfolgung war so schrecklich bei den Christen, daß sie auch nach Nero's Tode, der im Jahr 68 erfolgte, nicht an denselben glauben wollten, sondern annahmen, er werde wieder kommen als der Antichrist. Bekanntlich werden auch gewisse Stellen der Apocalypse auf ihn bezogen.

Unter den schnell sich ablösenden Nachfolgern Nero's, Galba Otto, Vitellius genossen die Christen Ruhe. Dagegen brach unter Vespasian der jüdische Krieg aus, dessen Folge die Zerstörung Jerusalems unter Titus war. Die Geschichte dieses Kriegs und namentlich der Belagerung Jerusalems gehört zunächst nicht in die christliche Kirchengeschichte. Streng genommen hätten wir davon nur das zu berühren, was die Schicksale der Christen daselbst betrifft. Indessen steht die ganze Begebenheit doch wieder so sehr im Zusammenhange mit den Weissagungen des Herrn über diese Stadt, mit all den auch den Christen heiligen Erinnerungen, die an diese Stadt Gottes sich knüpfen, daß ein kurzes Verweilen bei den Hauptscenen des Krieges sich wohl rechtfertigen läßt.

Der Hang zu Empörungen im jüdischen Volke hatte schon wenige Jahre nach Christi Geburt unter jenem Judas von Gamala und dann unter Theudas sich Luft gemacht, und eben dieser unglückselige Hang dauerte auch nach dem Tode Jesu fort. Vergebens hatten seine Augen über Jerusalem geweint; vergebens hatte er die denkwürdigen Worte gesprochen: Jerusalem, Jerusalem, die du tödtest die Propheten und steinigst die zu dir gesandt sind, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt." (Matth. 23, 37.) „Wenn du es wüßtest, so würdest du

3) S. Gelzers protestantische Briefe aus Südfrankreich und Italien. S. 140. Ebendă über die Kirche: Domine, quo vadis. . 138. 4) Euseb Kirchengesch. II, 25.

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