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auch bedenken zu deiner Zeit, was zu deinem Frieden dienet, aber nun ist's vor deinen Augen verborgen." (Luc. 19, 42.) Nur zu bald ging in Erfüllung das Wort, daß die Feinde werden kommen, eine Wagenburg zu schlagen um die Stadt, sie zu belagern und allen Orten zu ängsten, ste zu schleifen und keinen Stein auf dem andern zu lassen." (Luc. 19, 43. 44. Matth. 24, 2 ff.)

Es waren besonders die Bedrückungen des römischen Statthalters Gessius Florus, welche die Juden dahin trieben, daß sie schon im 12. Jahre der Regierung Nero's, also im sechs und sechzigsten der christlichen Zeitrechnung, die Waffen ergriffen und unter der Anführung eines gewissen Manahem die Burg Antonia erstürmten und die römische Besagung daselbst tödteten. Ein gleiches Schicksal traf auch noch die Besaßung anderer Burgen der Stadt. Dagegen fielen die heidnischen Einwohner von Cäsarea über die dortigen Juden her, deren sie zu Tausenden hinmordeten.

Ein

ähnliches Blutbad wurde unter den Juden zu Alexandrien ange-` richtet. Um den Tod ihrer Brüder in Cäsarea zu rächen, schaarten sich Haufen von Juden zusammen, und machten Einfälle in das syrische Gebiet, verheerten mehrere Städte und mordeten die Einwohner. Da rückte der Statthalter von Syrien, Cestius Gallus, mit einem Kriegsherr wider die Empörer an. Er entriß ihnen ihre Eroberungen wieder, drang in Palästina ein, warf sich vor Jerusalem, und nachdem er schon des nördlichen The .es der Stadt sich bemächtigt hatte, hob er die Belagerung wieder auf. Das war nur das Vorspiel zum Kriege.. Die in Jerusalem wohnenden Christen benüßten die Zwischenzeit, um nach dem kleinen Bella, jenseits des Jordan zu flüchten. Und nun erst, „nach Entfernung dieser Heiligen und Gerechten", wie Euseb sich ausdrückt, „brach die Nache des Himmels aus über die gottlose Stadt.“ 5)

Auf Befehl Nero's sammelte der Feldherr Vespasian ein Kriegsheer von mehr als 60,000 Mann, brach in Galiläa ein und nahm mehrere Städte. Im Winter bereitete. Vespasian die Belagerung Jerusalems vor, die im Frühling 68 beginnen sollte. Die Stadt befand sich in der größten Aufregung. Die sogenann= ten Zeloten, die blinden Eiferer, schürten das Feuer des Hasses.

6) Euseb Kirchengesch. III, 5.

Eine Räuberbande und in ihrem Gefolge ein ganzes Heer von 20,000 Mann Jdumäern, ertrozte den Einlaß in die Stadt und übte Erpressungen und Gewaltthaten aller Art. In Verbindung mit den Zeloten ermordeten ste über 8000 der friedliebenden Einwohner, unter ihnen auch die Hohenpriester. Vespasian, der

durch Ueberläufer von dem Zustande der Stadt unterrichtet war, wollte sie ihrem eigenen Schicksal überlassen und beschränkte sich darauf, Judäa und Idumäa von den Streifparthien zu säubern und einige der festen Städte in seine Gewalt zu bekommen. Als er nun endlich gegen Jerusalem heranzog, ward er zum römischen Kaiser erwählt und überließ seinem Sohn Titus die Belagerung der Stadt. Im April des Jahres 70 nahm sie ihren Anfang. Es war gerade die Zeit der Ostern, da sich viel Volks in Jerusalem aufhielt, so daß mit Inbegriff dieser Fremden (freilich übertrieben) die Zahl der Einwohner bis nahe an drei Millionen soll betragen haben 6). Diese Anhäufung von Menschen trug wesentlich zur Vergrößerung des Elends bei, indem dadurch der Mangel an Lebensmitteln sehr bald empfindlich wurde. Die Stadt selbst hatte Titus ohne bedeutenden Widerstand in seine Gewalt erhalten. Aber die Burg Antonia und der Tempelberg waren noch unbesiegt. Der jüdische Geschichtschreiber Flavius Josephus, der erst die Festung Jotapata vertheidigt hatte, befand sich nunmehr in der Gefangenschaft des Eroberers, der ihn milde behandelte. Ihn ordnete Titus als Unterhändler an seine Mitbürger ab, um sie zur Uebergabe zu bewegen. Allein umsonst. Der Mangel an Lebensmitteln steigerte sich zur furchtbaren Hungersnoth. Viele gaben ihr ganzes Vermögen für ein Maaß Getreide. Andere drangen mit Gewalt in die Häuser und raubten das Vorhandene. Wie Schattenbilder wankten die Menschen umher. Wer ein gesundes Aussehen hatte, kam in Verdacht, im Besige von Lebensmitteln zu sein; ihm drohte der Tod, wenn er nichts geben konnte oder nichts geben wollte. Den gierigen Thieren gleich fielen die Hungernden über den Bissen,

6) Josephus, de bello judaico VI, 9. nennt 270 Myriaden, also 2,700,000 Menschen, ohne die Äussäßigen u.s.w., die nicht mitgezählt wurden. Tacitus dagegen will nur von 600,000 gehört haben. Hist. V, 13: Multitudinem obsessorum omnis aetatis virile ac muliebre secus, centa millia fuisse accepimus. Ein gar_bedeutender Unterschied!

sex

den sie im Munde des Andern gewahr wurden. Weiber riffen den Männern, Kinder den Vätern, selbst Mütter ihren Kindern das Effen aus dem Munde. Wo sich noch Getreide fand, ward es ungemahlen in rohen Körnern verzehrt. In Ermanglung des Kornes dienten Wurzeln und Kräuter zur Nahrung, die des Nachts auf den Feldern von denen gesammelt wurden, die sich heimlich aus der Stadt zu schleichen wußten. Kamen sie mit dieser dürftigen. Beute zurück, so liefen sie Gefahr, daß ste ihnen wieder gewaltsam von denen entrissen wurde, die hungernd in der Stadt zurück geblieben waren. Oder es traf sie ein noch kläglicheres Schicksal, indem sie den Belagerern in die Hände fielen und an's Kreuz ge= schlagen wurden. Zu Hunderten wurden täglich auf diese Weise hingerichtet, so daß es zulegt an Holz für die Kreuze gebrach. Und dennoch blieben beim Anblick all dieses Jammers die Herzen der Obern ungebrochen. Simon, das Haupt der Zeloten, und Johannes von Gischala (Giskala), der Oberste der Banditen, leiteten die Vertheidigung; jeder raubte und mordete für sich und seinen Anhang. „Sie tranken einander“, sagt Josephus, „das Blut der Bürger zu, und theilten unter sich die Leichen.“ Die Noth stieg auf's Höchste. Zum Hunger gesellte sich die Peft, da die Leichen der Verhungerten nicht begraben werden konnten, sondern nur über die Mauern in die Gräben geworfen wurden. Endlich wurden auch die unnatürlichsten Speisen nicht verschmäht. Das Leder der Schuhe, der Gürtel, der Schildriemen ward verzehrt; aus dem Kehricht ward Nahrung hervorgesucht und mit Gold be= zahlt; selbst Goldstücke wurden von den Verzweifelnden verschlungen. Die gräßlichste That, die Josephus nur mit Schaudern uns meldet, ist nur zu bekannt, als daß sie verschwiegen, aber auch zu barbarisch, als daß sie mit ihren Einzelnheiten erzählt werden. dürfte: eine Mutter schlachtete ihr eigenes Kind, um es zu verspeisen. Nur mit dem tiefsten Gefühl des Mitleids hatte der edelmüthige Titus schon lange diesem unsäglichen Jammer zugesehen. Da keine Vorstellungen halfen, so suchte er durch eine gewaltsame Croberung dem unnatürlichen Hinmorden des Volkes ein Ziel zu setzen. Er ließ neue Wälle aufthürmen, und nach vielen Anstrengungen gewann er die Burg Antonia. Aber noch hielt sich die Burg Zion. Titus wollte den Tempel und die Stadt schonen.

Noch zweimal wurden durch Josephus Friedensanträge gemacht, aber wiederholt verworfen. Und so kam es denn endlich zum Sturm. Als die Belagerungswerkzeuge gegen die festen Mauern des Tempels nichts vermochten, ward Feuer in den Tempelhof gelegt. Die Juden wehrten sich durch Herabwerfen von Steinen und zogen sich zuleht in das Innere des Tempels zurück.' Auch dahin verfolgte sie der Feind. Ein römischer Soldat warf einen Feuerbrand in das Heiligthum. Vergebens suchte Titus dem Brande Einhalt zu thun. Seine Leute, die selbst durch Schläge sich nicht vom Sengen und Brennen abhalten ließen, drangen mit den Waffen in der Hand über die Leichen der Erschlagenen bis in die Nähe des Allerheiligsten vor. Mit ehrfurchtsvollem Schauer trat der Eroberer in dasselbe ein. Der reiche Schaß fiel in seine Hände; mit ihm auch die Gesezesrolle, der goldene, siebenarmige Leuchter, der Tisch der Schaubrote, der Rauchaltar, die purpurnen Vorhänge und die übrigen Kostbarkeiten, die später dazu dienten, den Triumphzug des Eroberers zu verherrlichen. - Noch hatte sich ein Rest der dem Feuer und Schwert Entgangenen in den obern Theil der Stadt geflüchtet, wo sie sich, Johann von Gischala an der Spize, in der Burg des Herodes verschanzten. Auch diese ward von den Nömern erstürmt. Wer am Leben geblieben, ward gefangen ge= nommen. Die Alten und Schwachen wurden getödtet, die schönsten der Jünglinge für den Triumphzug aufgespart; andere als Sclaven verkauft oder bei Thiergefechten als Kämpfer vorgeführt. Auch die beiden Hauptanführer der Empörung traf die verdiente Nache. Johann von Gischala ward zu lebenslänglicher Gefangenschaft verurtheilt, Simon für den Triumph aufbewahrt und hinterher vom Leben zum Tode gebracht. Sechs Monate hatte die schreckliche Belagerung gedauert. Die Zahl der Opfer läßt sich kaum berechnen. Nach Josephus, der es freilich mit den Zahlen nicht genau nimmt, war es über eine Million, die theils durch das Schwert, theils durch Hunger und Pestilenz vernichtet würden. Titus selbst erklärte den traurigen Krieg als einen, den er nur mit Gottes Hülfe also habe führen und vollenden können. Zur Bewachung der zerstörten Stadt ließ er eine Legion seines Heeres zurück. Mit einem andern Theil desselben durchzog er Judäa und Syrien und im Anfange des Jahres 72 zog er triumphirend in

Rom ein. Erst im Jahr 74 war Judäa völlig beruhigt; obgleich, wie wir später sehen werden, nur auf kurze Zeit. Die Folgen der Zerstörung Jerusalems waren auch für das Schicksal der Christen nicht gleichgültig, wie die nächste Stunde uns zeigen wird.

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