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war und die wir als Gehülfinnen der Diaconen auch schon im neuen Testament erwähnt finden. So wird uns die Phöbe als Diaconisfin zu Kenchrea bei Corinth genannt (Röm. 16; 1). Ob unter den Wittwen, von denen Paulus an Timotheus schreibt (1 Tim. 5, 9), auch Diaconiffen zu verstehen seien, mag unentschieden bleiben; so viel geht aus unserm Brief, zusammengehalten mit den neutestamentlichen Stellen, mit großer Wahrscheinlichkeit hervor, daß dieses Institut der Diaconissen, das auch in neuerer Zeit sich vielseitiger Gunst zu erfreuen hat, ein alt-christliches Institut ist. - Soweit über diesen Briefwechsel des Trajan mit Plinius.

Unter den Opfern, die in der Verfolgung fielen und zwar unmittelbar auf Trajans eigenen Befehl, wird uns ein Mann der alten Kirche genannt, den wir zu den früher genannten apostolischen Vätern, d. H. zu den unmittelbaren Schülern der Apostel zählen, der heil. Ignatius. Seine Kindheit soll noch in die Lebenszeit Jesu zurückgereicht haben. Ja, die Sage macht ihn zu dem Kinde, das Jesus in die Mitte der Jünger stellte, um ihnen die kindliche Demuth zu empfehlen. Er war, wie man gewöhnlich annimmt, ein Schüler des Johannes uno Bischof der Gemeinde in Antiochien. Unter anderm soll er, wie eben bemerkt, den Wechselgesang daselbst eingeführt haben. In welchem hohen Ansehen er bei der Gemeinde stand, geht aus seinem Beinamen "Theophorus" (der Gottesträger) hervor. Gegen vierzig Jahre mochte er seinem Amte vorgestanden sein, als der Kaiser im Jahr 115 (nach Andern schon früher) nach Antiochien kam. Es war auf seinem Feldzug wider die Varther. Da wurde ihm Ignatius vorgeführt und als Christ verklagt. Aus den, freilich nicht über allen Zweifel erhabenen Akten des Verhörs ergab sich folgendes Zwiegespräch 12): T. Bist du ez, der als ein böser Dämon unserm Befehl zu trozen wagt und andere zu ihrem eigenen Unglück verführt? 3. Niemand nennt den Theophorus einen bösen Dämon; denn von den Knechten Gottes weichen die Dämonen fern. Ich weiß nur, daß ich ihnen verhaßt bin, und darum nennst du mid einen bösen Dämon; denn ich bekenne, daß Christus mein König

12) Bei Cotelerius II, p. 174.

ist, und so mache ich ihre Anschläge zunichte. T. Und wer ist Theophorus? J. Der Christum in seiner Brust trägt. T. Und meinst du, wir haben nicht auch Götter in unserer Brust, die uns beistehen wider die Feinde? 3. Wenn du die heidnischen Dämonen Götter nennst, so irrst du: denn Einer ist Gott, der Himmel und Erde gemacht hat und das Meer und alles was darinnen ist, und einer sein eingeborner Sohn, Jesus Christus, dessen Freundschaft ich erlangt habe. T. Du meinst den, der von Pontius Pilatus gefreuzigt ist? 3. Eben den, der die Sünde und ihren Urheber gekreuzigt hat und der alle dämonische Bosheit denen unter die Füße gethan hat, die ihn im Herzen tragen. T. Du trägst also Christum im Herzen? J. So ist es; denn es stehet geschrieben, ich werde in ihnen wohnen und mit ihnen wandeln. Darauf sprach Trajan das Urtheil: Den Ignatius, der ausgesagt hat, daß er in sich den Gekreuzigten trage, verurtheile ich, daß er gebunden von den Soldaten nach der Hauptstadt Rom geführt und dort zum Schauspiel des Volkes den wilden Thieren zur Speise vorgeworfen werde. Ignatius hörte das Urtheil ruhig an und rief in freudigem Entzücken: „Ich danke dir, Herr! daß du mich nach deiner vollkommenen Liebe so hoch gewürdigt hast, gleich deinem Apostel Paulus Ketten und Bande zu tragen." Er ließ sich willig fesseln, und indem er für die Kirche betete und sie mit Thränen dem Herrn befahl, ward er, sagen die Märtyreraften, als ein auserlesenes Schlachtschaf, als der guten Heerde Führer, von den wildesten Soldaten nach Rom geführt, um den Thieren vorgewor= fen zu werden.

So ward Ignatius in Begleit von zehn Soldaten nach Seleucien gebracht, wo sie sich mit ihm einschifften. In Smyrna traf er mit dem dortigen Bischof Polykarp, gleichfalle einem Schüler des Johannes zusammen; auch fanden sich Abgeordnete verschiedener kleinasiatischer Gemeinden ein. Ignatius empfahl sich ihrer Liebe und Fürbitte. Dann gelangte er nach Troas und durch Macedonien, wo er unter anderm die Gemeinde zu Philippi besuchte, nach Rom. Dahin waren ihm einige der antiochenischen Christen vorausgeeilt; auch viele andere Brüder fanden sich ein, um ihn zu sehen, zu hören und für ihn zu beten. Er selbst warf sich mit den Brüdern zum Gebet auf die Kniee nieder und flehte Gott um Erbarmen

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für die verfolgte Kirche an. Nun ward er in's Amphitheater ge= führt, um den wilden Thieren vorgeworfen zu werden. Er verglich sich mit einem Korn, das durch die Zähne der Thiere zermalmt und gleichsam gemahlen werden soll, um als ein reines Brot Gottes erfunden zu werden. Und so ward er, wie es heißt, von den Thieren bis auf die härtesten Knochen aufgezehrt. Noch bestzen wir steben Briefe des Ignatius, die er von seiner Reise aus an sechs verschiedene Gemeinden und an Polycarp gefchrieben haben soll. Die Gemeinden, an welche die Briefe gerichtet wurden, find: Ephesus, Magnesta, Tralles, Philadelphia, Smyrna und Rom. Es sind diese Briefe noch vorhanden, aber in zwei verschiedenen Gestalten, in einer größern und in einer kleinern Redaction. Die meisten Kritiker halten die kleinere Redac tion für die ächte und ursprüngliche; allein auch gegen diese ist vieles eingewendet worden, und auch die neuesten Untersuchungen über diesen Gegenstand 13), die auf Veranlassung neu entdeckter Handschriften, einige dieser Briefe angestellt worden sind, haben noch zu keinem sichern Resultat geführt. Ist doch die ganze Begebenheit in Zweifel gezogen worden. Man hat auf das Unwahrscheinliche aufmerksam gemacht, daß Trajan einen Schwärmer, für den er Ignatius hielt, mit so vielen Umständen nach Rom habe transportiren lassen, während die Hinrichtung in Antiochien nicht nur einfacher, sondern für die dortigen Christen noch eindrücklicher und abschreckender gewesen wäre. Allein dagegen ist wieder bemerkt worden 14), der Kaiser möge ihn eben darum nach Rom gesandt haben, um durch den Anblick der Hinrichtung den Fanatismus der antiochenischen Christen nicht zu reizen, auch weil er hoffte, daß die Reise seinen Eifer noch abkühlen und ihn auf andere Gesinnungen bringen sollte, oder endlich, um durch den Anblick des Leidenden unterwegs die Christen zu schrecken. Wie dem auch sei, Ignatius lebt im Andenken der Christenheit als einer der ersten Märtyrer und die ihm zugeschriebenen Briefe sind jedenfalls wichtige Denkmäler der ältesten kirchlichen Denkweise. Nicht nur spricht sich in ihnen ein eines Jüngers Christi würdiger Sinn aus, ein

13) Cureton, Bunsen und die Gegenschriften von Baur und andern. 14) So von Gieseler in seiner Kirchengeschichte.

Sinn der Demuth, der Geduld, der Ergebung; sondern es werden in ihnen auch schon irrthümliche Nichtungen bekämpft, die um diese Zeit in der Kirche hervortraten und die die Vorläufer zu ganzen, weitverzweigten häretischen Systemen wurden. So bekämpft Ignatius das starre Halten an den jüdischen Sazungen. Das Christenthum", sagt er, hat nicht an das Judenthum geglaubt, sondern das Judenthum an das Christenthum." Besonders aber seht er sich denen entgegen, welche aus Mißverstand der Lehre von der höhern Natur Christi ihm die wahre Menschheit absprachen und behaupteten, er habe, statt eines wirklichen menschlichen Körpers einen bloßen Scheinkörper beseffen, die sogenannten Doketen. "Verstopfet eure Ohren," schreibt er, vor jedem, der euch etwas anders lehren wird, als Jesus, der aus dem Geschlechte Davids von Maria wahrhaftig geboren, wahrhaftig lebend und leidend, wahrhaftig gekreuzigt und gestorben, wahrhaftig auferstanden ist von den Todten. So er nur scheinbar gelitten, wie einige ungöttliche Menschen behaupten, so haben auch sie nur ein Scheinleben." Noch in einer andern Beziehung endlich sind die Ignazischen Briefe wichtig. Ueberall wird in ihnen die Einheit der Kirche hervorgehoben, gegenüber der Zerklüftung und Zersplitterung, die durch die Häresten einzubrechen drohte. Sie haben in der That einen katholischen Charakter, wenn man eben, nachh der ächten Kirchensprache, unter dem Katholischen dieses Halten an der Einheit, dieses Bewußtsein der Zusammengehörigkeit Aller unter einem Haupt versteht. Dieser katholische Charakter hat allerdings auch schon einen hierarchischen Beigeschmack, in sofern Ignatius diese Einheit der Kirche repräsentirt sieht im Bischof. Als die Apostel noch lebten, waren sie, wie wir gesehen haben, die natürlichen Leiter der Gemeinde und in einem gewissen Sinne allerdings die sichtbaren Stellvertreter Christi. Nun finden wir zwar schon in der apostolischen Zeit Bischöfe und Aelteste; aber diese beiden Aemter sind dort noch nicht geschieden. Dieselben Personen werden bisweilen Aelteste, bisweilen Bischöfe genannt 15). Die Ausdrücke waren gleichbedeutend. Eben der Aelteste sollte auch

15) Vgl. Apostelg. 20, 17. mit V. 28., Tit. 1, 5. 7., Phil. 1, 1., 1 Tim. 3, 1. vgl. mit V. 8. 1 Petr. 5, 2. 3.

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der treue Hirt und Aufseher der Gemeinde, der ¿zióvonos oder Bischof sein. Nach dem Tode der Apostel aber konnte es nicht ausbleiben, daß unter den Aeltesten selbst wieder einige durch Würde und Ansehen hervorragten und daß diese gewissermaßen wieder als die Nachfolger und Stellvertreter der Apostel verehrt wurden. So löste sich die bischöfliche Würde allmälig los von der einfachen Presbyterwürde, wuchs über sie hinaus und stellte sich dar als den Mittelpunkt des kirchlichen Lebens, um welchen sich dasselbe gruppirte. Diese zur bischöflichen Aristokratie hinstrebende Anschauungsweise finden wir nun schon in den Briefen des Ignatius und zwar tritt sie sehr stark hervor. Den Bischof ehren, heißt dem Ignatius so viel als Christum selber ehren; zu ihm sollen die Gläubigen aufschauen, wie die Apostel zu Christus. „Wir sollen," sagt er, „den Haushalter aufnehmen, wie den Hausvater, der ihn sendet; wer ihn ehret, der ehret den, wer ihn verachtet, verachtet den, der ihn gesandt hat." - Eben diese streng hierarchischen Stellen, die allerdings schon einen ganz andern Ton anschlagen, als die apostolischen Vermahnungen im neuen Testament, sind Vielen in diesen Briefen anstößig geworden, und man hat wohl zum Theil aus diesem Grunde auch ihre Aechtheit bezweifelt und sie als das Product einer spätern Zeit angesehen, in welcher die Hierarchie sich schon weiter entwickelt hatte. Und auch wir möchten die Aechtheit aller Ignazischen Aussprüche nicht ohne Weiteres verantworten. Dagegen dürfen wir aber auch nicht vergessen, daß das, was wir jezt hierarchisch nennen, damals nothwendig war, wenn nicht die Kirche auseinander fallen sollte. Zu einer Zeit, da die Schriften der Apostel noch nicht gesammelt, noch viel weniger in Jedermanns Händen waren, da alles an der reinen Bewahrung der Tradition lag, durften der jungen Gemeinde solche Autoritätsmänner wie die Bischöfe, nicht fehlen. Eine demokratische Verfassung der Kirche war gar nicht möglich, sie mußte aristokratisch sein, und selbst auf die Gefahr des Mißbrauches hin, der an diese Aristokratie sich hing, mußte diese Stufe in der Entwicklung des kirchlichen Lebens erstiegen werden. Wann dieses geschehen und in welchem Maaß es geschehen, darüber mag gestritten werden. Nur kann das, daß diese Stufe sich schon zu Ende dieses Jahrhunderts ankündigt, keinen hinreichenden Grund zur Verwerfung der Ignazischen Briefe über

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