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der Gegensatz zwischen antiker und christlicher Weltanschauung, das Verhältniß, in welcher sich die klassische Bildung zur christlichen zu sehen hat, als noch nicht vollkommen erledigt anzusehen, und noch ist es eine der ernstesten und schwierigsten Aufgaben der Wis= senschaft, sich darüber gehörig in's Klare zu sehen. Darum ist es auch ungemein schwierig, eine allseitig gerechte Beurtheilung, ja nur eine vollkommen getreue Darstellung des antiken Heidenthums zu geben 2). Wie leicht begegnet es da den Einen, daß sie, hingerissen von der Bewunderung der Antike, jeden Vorwurf als engherzig zurückweisen, der vom christlichen Standpunkt aus gegen die alte Welt, ihren Staat, ihre Sitten und ihre Religion erhoben wird; wie leicht aber auch geschieht es nun, daß die Andern, bloß an die Mißgestalt und das Zerrbild sich haltend, die tiefern religiösen Grundzüge, die verborgenen Keime des Göttlichen verkennen, die im klassischen Heidenthum liegen und daß sie so in ihrem vermeinten christlichen Eifer auch das mit verdammen, was seine unverkennbare geschichtliche Berechtigung hat. Um nicht in den einen oder andern Fehler zu verfallen, wird es nöthig sein bei der Betrachtung der alten Religionen selbst wieder zu unterscheiden das Ursprüngliche und das Entartete, die tiefere religiöse Idee, die, wenn auch noch in unklarer Symbolik verhüllt, den antiken Culten zum Grunde lag, und die mißverständliche Auffassung derselben, die sie in das Gemeine, in das Lächerliche, ja in das Unheilige und Unsittliche herabzog. Wie ganz anders wird doch jezt, gerade vom Standpunkte einer ächt christlichen Wissenschaft aus, die Mythologie der Griechen und Römer behandelt, als etwa noch vor 50 Jahren! Man hat sich überzeugt, daß damit dem Christenthum keine Ehre zuwächst, wenn man die alten Religionen, die es gestürzt, auf die gleiche Linie seht mit dem Heidenthum der rohesten Fetischdiener. Aber eben so fest wird auch bei weiterm Studium

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2) Außer der bekannten Abhandlung von Tholuck: Das Wesen und die sittlichen Einflüsse des Heidenthums, besonders unter Griechen und Römern, von dem Standpunkte des Christenthums aus betrachtet" (Neander Denkw. I.), verweisen wir auf Lutterbeck: Die neutestamentlichen Lehrbegriffe oder Untersuchungen über das Zeitalter der Religionswende, die Vorstufen des Christenthums und die erste Gestaltung desselben. Erster Band: die vorchristliche Entwicklung. Mainz 1852.

die Ueberzeugung sich bilden, daß bei allem Edeln und Schönen der alten Welt, doch eben das religiöse Leben ein mit Irrthum umnachtetes Traumleben war, nicht im Stande, dem Volke die ewigen sittlichen Grundlagen zu geben und auf die Dauer zu sichern, deren die Menschheit bedarf, wenn sie ihre höchste und edelste Bestimmung erreichen soll. Und so verschieden auch die Gestaltungen des Heidenthums sein mögen, so weit sich der hellenische Polytheismus mit seinen vollendeten Kunstidealen von dem rohen Fetischismus unterscheidet, ein Zug geht durch dasselbe hindurch, der sich überall wiederfindet, der Zug der unbefriedigten Sehnsucht, des unversöhnten Zwiespaltes, der Gottverlassenheit bei allem Gottesdienste, bei aller Gottesfurcht, bei allen Anstrengungen, der Gottheit sich geneigt zu machen. Auch da, wo das religiöse Leben in rührenden Zügen hervortritt, erscheint es eben doch gebunden, versenkt in die Natur und heimgegeben ihren dunkeln Mächten und der Macht eines unbeugsamen Schicksals. Es fehlt dem Heidenthum das sichere und freie Bewußtsein um einen Gott und Vater im Himmel, der als der alleinige Schöpfer der Welt, unabhängig von ihr, über ihr waltet als der Allheilige, Allweise und Allgütige; es fehlt die durchgeführte sittliche Bezieziehung des Menschen zu diesem Gott und Vater; es fehlt die tiefere Einsicht in das Wesen der Sünde und mithin auch der Sündenvergebung. Die Idee der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes, wenn sie auch in einzelnen Momenten ergreifend hervortritt, kommt nie zu ihrem vollen Rechte, indem das Böse auch innerhalb der Gottheit seinen Siz hat. Die Einheit Gottes fällt entweder auseinander in eine Vielheit der Götter oder sie fällt zusammen mit der Welt; hier Pantheismus, dort Polytheismus, und im Gefolge beider eine Unklarheit des Bewußtseins über die Stellung des Menschen zur Natur und ihren Gewalten. Daher die unheimlichen Gestalten des Zauberwesens und Wahrsagerthums. Die griechische Mythologie hat freilich das voraus vor den orientalischen Naturculten, daß sie die Gottheit nicht unter unförmlichen, scheußlichen Thiergestalten, sondern unter den edelsten menschlichen Gestalten verehrt; allein gerade das Aesthetische an ihr, das Sinnengefällige, das Harmonische in der äußern Form, führte auch wieder ab von dem eigentlich Religiösen; es galt am Ende mehr, die Gottheit

durch die Kunst zu verherrlichen, als durch heilige Gesinnung. Nicht zufällig ist es, wie selbst in der Sprache das Schöne und das Gute dem Griechen in Eins zusammenfließen, und häufig muß das Erstere den Mangel des Leztern, die vollendete edle Form den nichtswürdigen Inhalt verdecken. Das Schwärmen in Idealen bei Vernachläßigung der alltäglichen Lebenspflichten ist ja wohl auch ein Gözendienst, der bis in unsere Zeit fortwuchert; seine Wurzel liegt in der griechischen Welt und ihrer Religion. Einen tiefern sittlichen Ernst, als bei der griechischen Mythologie, mag man in dem durch Religion geheiligten Volksleben der Römer finden; aber wie bei den Griechen die Religion in der Kunst und ihren Idealen, so ging sie bei den Römern im Staate und dem Staatszweck auf. Nur im engsten Zusammenhang mit der Ge= schichte und den Schicksalen des römischen Staates hat die römische Mythologie und Symbolik ihre große und ewige Bedeutung. Das individuelle Leben aber, das Heil der einzelnen Seele, in ihrer Stellung zu Gott, kommt dabei offenbar zu kurz, und auch diese Vergötterung des Staates und seiner Zwecke hat bis in die neuere Zeit hinein ihre Anhänger auch mitten im Christenthum gefunden. Uebrigens mag sich über die eigentliche Bedeutung der griechischen, wie der römischen Mythologie das Urtheil so oder so feststellen, das ist gewiß, daß zur Zeit, als das Christenthum in die Welt trat, diese Religionen sich bereits überlebt hatten, und daß auch das Gute und Löbliche, das wir an ihnen nicht verkennen wollen, nicht mehr im Stande war, die Oberhand über das Schlechte und Verderbliche, das in ihnen lag, zu gewinnen.

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Das sittliche Leben.

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Die heionische Philosophie.

Eklekticismus.

Cicero.

Epicuräis

- Seneca. Plutarch.

Das Judenthum. Pharisäer. Sadducäer. Essäer. Sittlicher Zustand zur Zeit Christi. Die Samariter.

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Wir haben zum Schluß der vorigen Stunde einen allgemeinen Blick auf das Heidenthum der alten Welt geworfen. Ueber dessen Ursprung und Bedeutung läßt sich Vieles sagen, Vieles vermuthen, und über Vieles läßt sich streiten. Es kann aber, wie ich schon das leztemal andeutete, meine Absicht nicht sein, in diese Untersuchungen Sie hineinzuführen, und ebensowenig werden Sie erwarten, daß ich Ihnen die Mythologie der Völker, mit denen das Christenthum zunächst in Berührung kam, die Mythologie der Griechen und Römer auseinander sebe. Ihren Grundzügen nach ist Ihnen diese alte Mythologie bekannt. Sie haben Alle gehört von den Göttern des Olymps, von den verschiedenen Gebieten der Natur und der menschlichen Berufs- und Geschäftsthätig= keit, auf die sich ihre Herrschaft erstreckte. Auch ihre Geschichte und die Geschichte der Halbgötter und Heroen ist Ihnen so weit bekannt, als nöthig ist, um sich ein Bild von dem religiösen Vorstellungskreise zu machen, in dem sich die gebildete Phantasie der Dichter und der Künstler, wie die rohere des Volks bewegte. Daß nicht nur die Kräfte des Himmels und der Erde auf besondere

Gottheiten zurückgeführt wurden, die alle wieder unter dem Vater der Götter stehen, wie dieser selbst dem Schicksal untergeordnet - ist; sondern daß auch wieder die einzelnen Naturwesen, daß Bäume und Blumen und Flüsse und Quellen von Gottheiten beseelt, daß Handel und Schifffahrt und Ackerbau, daß die Künste des Friedens, wie die wechselnden Schicksale des Krieges von der Gunst und Ungunst der Götter abhingen, daß Armuth und Reichthum, Krankheit und Gesundheit ihre himmlischen Vertreter, einzelne Länder und Städte wieder ihre Schußgötter, einzelne Tempel ihre Orakel, einzelne Menschen ihre Genien hatten, und daß endlich auch wieder in der schauerlichen Unterwelt, wohin die Schatten. der Verstorbenen gelangen, eine eigene Götterwelt ihre Herrschaft entfaltete, daß aus ihr die Furien heraufstiegen, den Frevler zu verfolgen, daß endlich auch die Schatten der Verstorbenen selbst wieder bald als fromme Manen, bald als Schreckgeister (Lemuren) auf der Erde herumirrten und durch Opfer versöhnt werden mußten - das alles brauche ich nicht darzustellen. Noch weniger kann es meine Aufgabe sein, zu bestimmen, was in diesen Vorstellungen den Griechen, was den Römern eigenthümlich gewesen und wie sich die beiden Mythologien, die mehr und mehr ineinander flossen, ursprünglich zu einander verhielten. Unsere Frage ist vielmehr einfach die, wie weit der polytheistische Glaube, der auf einer ge= wissen Stufe der Bildung, sowohl bei den Griechen als bei den Römern, Leben und Bedeutung gehabt hatte, noch Geltung hatte zur Zeit, da das Christenthum in die Welt trat. Aeußere Geltung im Staate hatte er allerdings noch, und zwar im vollsten Maaße, und auch im Innern der Menschen wurzelte er theilweise gewiß tiefer, als mancher schon damals es sich gestehen wollte. Aber so viel ist gewiß: unbefangen, unbeirrt und unbestrit ten war dieser Glaube längst nicht mehr, und längst hatte er aufgehört, ein allgemeiner und für Alle derselbe zu sein. Ein fei= nerer Atheismus hatte sich schon längere Zeit vorbereitet, und immer mehr suchten die Denkenden und Gebildeten im Volke ihre eigenen Wege. Die Leichtfertigen spotteten der Götter, die Ernstern forschten nach dem tiefern Kern, der in der Schale der Volksreligion ver= borgen lag, und auf verschiedenen Wegen erklärte man sich die Entstehung der leztern. Während die Einen in den Göttern bloße

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