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umgab es den Leih des Märtyrers. Die Umstehenden wollten einen süßen Wohlgeruch, wie Weihrauchduft, verspürt haben. Immer mied das Feuer den Leib des Heiligen, der unangetastet blieb, gleich Gold und Silber, das im Ofen geläutert wird. Da stießen ihm die Henker das Schwert in den Leib, und die Ströme seines Blutes löschten die Flamme. Die Leiche ward nach römischem Gebrauche verbrannt, aber die Gebeine wurden von der Gemeinde aufbewahrt und köstlicher gehalten als Edelstein. — So weit der Bericht der Smyrnäer über den Tod ihres Bischofs 7). Mag es auch schwer sein, die reine Thatsache von dem zu unterscheiden, was die fromme Phantasie vielleicht schon im Anblick dieses Todes selbst, oder später hinzugethan, immerhin giebt uns dieser Tod eines der würdigsten und ergreifendsten Bilder der ältern Kirchengeschichte. Der feinsinnige Herder hat ihn im Gedichte gefeiert 8), und viele spätere Märtyrer haben sich an diesem Vorbilde gehoben. und gestärkt.

Wir haben von Polykarp weiter keine Schriften, als einen einzigen Brief, den er an die Gemeinde zuPhilippi schrieb. Diese Gemeinde hatte ihn um die Briefe desIgnatius ersucht, die er ihr auch übersandte. Bei diesem Anlaß erinnert er die Gemeinde an die Zeit, da Paulus fte gestiftet und seinen Brief an sie gerichtet habe. In schlichten Worten ermahnt er sie, festzuhalten indem Glauben an Christum, den Gekreuzigten und Auferstandenen, und sich vor den Irrlehrern zu hüten. „Jeder, der nicht bekennet, daß Jesus Christus im Fleische erschienen ist (so schreibt er wohl mit Anspielung auf die Gnostiker, von denen wir in der vorigen Stunde gehandelt haben), ist der Antichrist, und wer nicht bekennet die Leiden am Kreuze, der ist vom Teufel, und wer die Worte des Herrn nach seinen eigenen Begierden umwandelt und nicht bekennet die Auferstehung und das Gericht, der ist der Erstgeborene des Satans." -Er ermahnt dann ferner die Gemeinde zum Gebet, zur Geduld, zur Ausübung jeder christlichen

7) Vergl. Eufeb Kircheng. IV, 15, der den Brief nur fragmentarisch giebt. Bekanntlich ist derselbe erst später durch den gelehrten englischen Bischof Usher entdeckt und herausgegeben worden (1647); der Brief selbst fällt in's Jahr 168 n. Chr.

8) In den Legenden, s. Werke zur Litteratur und Kunst III. S. 289: der Tapfere.

Tugend, besonders auch zur Wohlthätigkeit, mit Bezug auf die Stelle im Tobias: „Almosen retten vom Tode." Almosen retten vom Tode." An verschiedenen Stellen seines Briefes warnt er vor Geiz, und richtet seine besondern Vorschriften an die Aeltesten, an die Jünglinge, an die Jungfrauen der Gemeinde. Es sind keine besonders geistreichen originellen Gedanken, denen wir in diesem Briefe begegnen; vieles darin ist Reminiscenz aus paulinischen Briefen und andern Bibelstellen. Allein wir dürfen nicht vergessen, es war nicht das Geistreiche, das Pikante, was in solchen Briefen die Leser ansprach. Die Kirche jener Zeit bedurfte nicht sowohl der feinen Denker und der schmuckreichen Redner, als der glaubenstreuen und glaubenskräftigen Seelen, die sich zu opfern, die für ihren Glauben zu sterben wußten; ste bedurfte der charaktervollen, der mit aller Hingebung ihres Wesens liebenden Persönlichkeiten, und eine solche war Polykarp. Durch solche ist es der Kirche allein gelungen, sich aufrecht zu halten inmitten der Verfolgungen. Auch hier waren es nicht Theorien, nicht philosophische und theologische Systeme, es waren Ueberzeugungen, Gesinnungen, Thaten und Leiden, die aus diesen Gesinnungen hervorgingen, wodurch das Reich Gottes erbaut und gefördert wurde, wodurch es endlich den Sieg errang über die Reiche dieser Welt.

Wir übergehen die Namen der weitern Märtyrer, die außer Polykarp in dieser Verfolgung fielen; wir bemerken nur, daß sie sich über mehrere Städte Kleinasiens erstreckte, und daß sie wohl unter diesem Kaiser nie ganz aufhörte. Sieben Jahre nach ihrem Ausbruch ereignete sich zwar ein Vorfall, der den Kaiser auf andere Gedanken, in Absicht der Christen, gebracht haben soll; allein es fragt sich, wie weit dieser Nachricht zu trauen ist. Im Jahr 174 nämlich zog Mark Aurel wider die dem römischen Neich feindlichen Völkerstämme der Quaden, Sarmaten und Markomanen. In Pannonien, dem heutigen Ungarn, ward er von dem Feinde in eine quellenlose Gegend gelockt und eingeschlossen. Der Wassermangel, die drückende Hize raffte einen großen Theil des Heeres hinweg. Schon gab dieses die Hoffnung des Sieges auf, als plöglich ein Gewitter sich entlud, dessen furchtbare Gewalt den Feind in Unordnung brachte, zugleich aber auch schafften die reichen Regengüsse, von denen es begleitet war, dem durstenden

Heere des Kaisers die lang ersehnte Erquickung. Dieses an ein Wunder grenzende Ereigniß soll, so erzählen die chriftlichen Schriftsteller o), auf das Gebet einiger Christen, die sich im kaiserlichen Heere befanden, eingetreten sein; während die heidnischen Berichterstatter dieselbe Wirkung dem Gebet des Kaisers, Andere der Kunst eines im Heere sich befindlichen Zauberers Arnuphis 10) zuschrieben. Zudem melden die christlichen Schriftsteller, der Kaiser habe von diesem Augenblick an, bei Todesstrafe verboten, die Christen weiter zu verfolgen 11) und habe der Legion, auf deren Gebet hin das Gewitter sich erhoben, den Namen der Donnerlegion (legio fulminatrix) gegeben. Nun kommt zwar allerdings unter den römischen Legionen eine Legion dieses Namens vor, allein bedeutend früher, als das erwähnte Ereigniß, so daß also die Herleitung ihres Namens von diesem Ereigniß als eine unbegründete dahin fällt. Was aber die Begebenheit selbst betrifft, so mag immerhin ein unerwartetes Gewitter jene für den Kaiser günstige Wendung der Dinge herbeigeführt haben, da sowohl heidnische als christliche Schriftsteller ihrer erwähnen; aber ob auf das Gebet der Christen, muß dahin gestellt bleiben, da nicht einmal sicher ist, ob und wie viele Christen sich in dem Heere des Kaisers befunden haben. Jedenfalls ist es unrichtig, daß das Ereigniß den Christenverfolgungen unter Mark Aurel ein Ziel gesezt habe. Höchstens fonnte es einen Stillstand bewirken; denn drei Jahre nachher (um 177) sehen wir eine neue Christenverfolgung in Gallien ausbrechen, in welcher besonders die jungen Gemeinden von Lyon und Vienne bedrückt wurden. Auch über diese Verfolgung haben wir Berichte von Zeitgenossen; Briefe dieser Gemeinden an die Brüder in Kleinasien und Phrygien 12). Aus diesen geht hervor, daß die Christen in den Gegenden der Nhone von dem Pöbel ge= hegt wurden wie das Wild. Aus den Häusern, aus den Bädern

9) Apollinaris, Bischof von Hierapolis. Cuseb Kircheng. V, 5. Ter tullian Apol. c. 5.

10) Dio Cassius (in den Excerpten des Xiphilinus) 71, 8. Julius Capitolinus, Vita Marc Aurel. c. 24.

11) Das hierauf bezügliche Edict, dessen Tertullian erwähnt, und das sich hinter der ersten Apologie des Justin mitgetheilt findet, ist offenbar unächt 12) Bei Euseb Kircheng. V, 1. 2.

wurden sie zusammengetrieben, mit Schlägen mißhandelt, mit Steinen beworfen, zu Boden gerissen, in die Gefängnisse geschleppt, und nach tumultuarischem Verhöre hingerichtet. Es wird uns das Märtyrthum von Jünglingen, Männern, Frauen und Greisen erzählt. Vettius Epagathus (so hieß der Jüngling) war, nach dem Ausdruck des Sendschreibens, überfließend von Liebe gegen Gott und den Nächsten; er wandelte in allen Geboten und Rechten des Herrn, untadelhaft und zu jeder Dienstleistung gegen den Nächsten unverdrossen, und da er voll göttlichen Eifers war, konnte er das ungerechte Verfahren gegen die Christen nicht länger erdulden. Er verlangte gehört zu werden; aber sein Geständniß, daß auch er ein Christ sei, reichte hin, ihn denen beizuzählen, die als Opfer fallen sollten. Dieß schüchterte die Schwachen unter den Christen ein, so daß ihrer zehn abfielen. Unter diesen befand sich auch eine Frau, Namens Biblias. Allein als sie falsches Zeugniß ablegen sollte gegen ihre ehmaligen Glaubensbrüder, da kehrte ihr der Muth wieder, und eher wollte sie alles erdulden, als mit einer Lüge ihr Leben erkaufen. Sie vollendete standhaft unter den Todesmartern. Eben so eine Dienstmagd, Blandina, bei welcher (wie der Bericht sagt) Christus zeigte, daß das, was bei den Menschen gering ist, bei Gott großer Ehre gewürdigt wird. Sie stand die heftigsten Folterqualen aus unter dem beständigen Vefenntniß ich bin eine Christin, und bei uns geschieht nichts Böses. Man sparte sie den ausgesuchtesten Martern auf. Erst wurde sie an einen Pfahl gehängt, um von den wilden Thieren zerriffen zu werden; dann wieder losgebunden, noch einmal in's Gefängniß gebracht, nachher in einem Neze einem wilden Stier vorgeworfen und zulegt erstochen. Auch der neunzigjährige Pothinus, Bischof von Lyon, ward vorgeführt. Als er von dem Statthalter gefragt wurde, wer der Christen Gott sei, antwortete er: Wenn du es werth bist, so wirst du es erfahren!" Auf diese trozige Antwort ward er erbarmungslos zu Boden geworfen und auf alle Weise mißhandelt. Kaum noch athmend, ward er in's Gefängniß gebracht, wo er nach zwei Tagen seinen Geist aufgab. Auch denen, die verleugnet hatten, half ihre Verleugnung nichts; sie wurden gleichwohl hingerichtet und starben unter den Vorwürfen ihres Gewissens, während Jene mit Freuden gleich einer geschmückten

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Braut" ihrem Tod entgegen gingen. Unter den leztern werden uns auch noch Maturus, Sanctus, Attalus, ein Arzt Alerander und ein fünfzehnjähriger Jüngling Ponticus als Märtyrer genannt. Auch bei ihnen wurden die verschiedensten Marter versucht, um sie zum Abfall zu bewegen. Sie wurden erst den wilden Thieren vorgeführt, dann auf dem eisernen Stuhl durch Feuergluth gemartert und endlich erwürgt oder erstochen. Als Attalus gefragt wurde, was für einen Namen Gott hätte, antwortete er: "Gott hat keinen Namen wie ein Mensch." 13) Die Leichen der Hingerichteten wurden den Hunden vorgeworfen und mit Gewalt ward den Christen jede Beerdigung der traurigen Ueberreste ihrer Brüder gewehrt. Sie wurden zu Asche verbrannt, und in die Rhone geworfen. Sie sollen," spotteten die Heiden, nicht einmal die Hoffnung der Auferstehung haben, darauf sie sich verlassen; nun wollen wir sehen, ob sie auferstehen werden, und ob ihnen ihr Gott helfen und sie aus unsern Händen erretten kann.“

Unter den auf die Antoninen folgenden Kaisern Commodus, Vertinar, Didius Julianus, unter den Gegenkaisern Pescennius Niger in den Morgenländern, und Albinus in Gallien, so wie endlich in den zehn ersten Regierungsjahren des Septimius Severus, mithin in den lezten zwei Jahrzehnten des zweiten Jahrhunderts, genossen die Christen ziemlich Ruhe. Von einem einzigen Märtyrer Apollonius unter Kaiser Commodus wird uns berichtet, daß derselbe zu Nom sei hingerichtet worden, zugleich aber auch der Sklave, der ihn verrathen. Hingegen brach bald mit dem Anfang des dritten Jahrhunderts, im Jahr 202, eine neue Christenverfolgung aus. — Che wir jedoch diese betrachten, werden wir in der nächsten Stunde noch einmal zu den Antoninen zurückkehren, um der innern Entwicklung des Christenthums in diesem merkwürdigen Zeitalter unsere Aufmerksamkeit zu schenken.

13) Die Welt will für alles Namen. Das war den Heiden am unausstehlichsten, daß die Christen nicht auch Götternamen hatten, wie die andern Religionen. Nun hätte Attalus wohl auch Gottesnamen aus dem alten und neuen Testamente nennen können; aber er glaubte damit das Christenthum zu profaniren. Ein gewisser Troß liegt allerdings in dem Benehmen, aber der Rohheit seiner Dränger gegenüber, läßt sich dieser Troß begreifen

Hagenbach, Vorlesungen II.

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