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mehr wir in seine Tiefen eingehen; äußerlich durch die Lebenskraft, womit es den natürlichen Menschen umwandelt in einen Menschen Gottes, und die Welt der Sünde in ein Gottesreich der Liebe. Von diesem täglichen Wunder aus sind alle geschichtlichen Wunder, von dieser täglich sich erfüllenden Gnadenverheißung aus auch die ge= schichtlichen Verheißungen und Weissagungen zu würdigen, und wenn auch nicht zu begreifen, doch zu verstehen, soweit ein Verständniß in solchen Dingen gegeben ist. Die oberste Regel aller Apologetik ist die, welche der Herr selbst gegeben hat: So jemand will den Willen dessen thun, der mich gesandt hat, der wird inne werden, ob meine Lehre von Gott sei oder ob ich von mir selbst rede (Joh. 7, 17). Wenn wir den verschiedenen historischen Fäden nachgehen, durch welche die Verbindung der Welt mit dem Christenthum eingeleitet wurde, so können wir allerdings auch äußere, mitunter sogar zufällige Ursachen anführen, die zu diesen Bekehrungen mitwirkten. Wir können aufmerksam werden auf den innern Verfall des Heidenthums, auf den Hang der Menschen. zum Neuen, zum Wunderbaren, auf die Macht des Beispiels und ähnliches; aber was sich auf diesem zufälligen Wege zusammengefunden, das würde auch eben sobald wieder zerstoben sein, wäre es nicht zusammengehalten worden durch ein mächtiges Band der Wahrheit, das stärker war als die auflösenden und zerstörenden Kräfte. Eben so, wenn wir die einzelnen Beweise erwägen, welche die Vertheidiger zu Gunsten des Christenthums aufführten, und sie mit den Einwürfen vergleichen, die von gegnerischer Seite gemacht wurden, so werden wir kaum sagen, die Bündigkeit dieser Beweise sei es, welche die Gegner auf immer aus dem Felde ge= schlagen hätte. Wir sehen sogar, daß die Apologien eines Justin und Anderer einen sehr geringen äußern Erfolg hatten; man legte sie, wenn sie je wirklich an Adresse gelangt sind, ad acta, und die Verfolgungen dauerten fort, nach wie vor. Das Christenthum hat sich das ist das Resultat unserer Betrachtung, und davon ist gerade Justin der Märtyrer ein sprechender Zeuge seine Wege selbst gebahnt durch die innere Macht seines Wesens, indem es sich an den Gemüthern bewährte als eine beseligende Gotteskraft, und alles was von dieser Kraft zeugt, sei es in Wort, in Schrift, in Hagenbach, Vorlesungen II.

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That, das haben wir anzusehen als einen Beitrag zu den Beweisen seiner ihm inwohnenden Wahrheit und Göttlichkeit, die kein Spott der Wizigen wegspotten, kein Scharfsinn der Klugen wegdisputiren, keine Gewalt der Machthaber unterdrücken kann.

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Wir haben das leztemal die Vertheidiger des Christenthums, besonders Justin den Märtyrer und dann die schriftlichen Gegner desselben, einen Celsus und Lucian betrachtet, und haben gesehen, wie die geistigen Kräfte des absterbenden Heidenthums und des aufblühenden Christenthums angefangen haben, sich aneinander zu reiben und aneinander zu messen, wie der heidnischen Litteratur und Philosophie gegenüber, die in dem antoninischen Zeitalter ihre besondere Pflege sand, eine christliche Litteratur und Philosophie auffam, die ihr die bisherige Herrschaft streitig machte. Jezt wenden wir une dem Innern der Kirche selbst zu. Wir haben früher gesehen, wie schon unter Hadrian sich auch innerhalb der christlichen Kirche Gegenfäße gebildet hatten zwischen dem ebionitischen und dem gnostischen Christenthum, zwischen der jüdischen und der heidnischen Richtung, die beide das Christenthum zu verunstalten drohten. Wie nun gegen die Angriffe von außen Männer aufstanden, die die Wahrheit des Christenthums gegen Heiden und Juden vertheidigten, die Apologeten, mit denen wir uns in der vorigen Stunde beschäftigt haben, so fehlte es auch nicht an Solchen, welche der Irrlehre, die in der Kirche immer kühner aufzutauchen begann, sowohl die Autorität dieser Kirche, als die des göttlichen Wortes, auf der die Kirche ruht, entgegenseßten. Unter diesen Säulen der kirchlichen Rechtgläubigkeit ragt besonders

ein Mann im Zeitalter der Antonine hervor, der durch sein Werk, das er der falschen Gnosis entgegenseßte, sich einen berühmten Namen in der christlichen Theologie erworben hat. Es ist Irenäus mit seinem Werke gegen die Keßereien (adversus haereses). Indessen ist es nicht der Schriftsteller und am wenigsten der Streittheologe allein, den ich Ihnen in der Person dieses Mannes vorführen möchte, sondern es ist auch sein edler, einfacher Charakter, sein bei aller Entschiedenheit friedliebender Sinn, wodurch er sich uns empfiehlt. Irenäus hat für die Kirchengeschichte schon darum eine große Bedeutung, weil er durch seine Erscheinung die Vermittlung bildet zwischen dem christlichen Morgen- und Abendlande. Mit dem einen Fuß steht er in Kleinasten, mit dem andern in Gallien, und so sind uns auch seine Schriften theils in griechischen Bruchstücken, großentheils aber in lateinischer Sprache aufbewahrt.

Irenäus ist geboren um's Jahr 140. Wo? wissen wir nicht, sein Name (etwa unserm Friedrich" entsprechend) deutet jedenfalls auf griechischen Ursprung. In Smyrna saß er zu den Füßen des uns schon bekannten Bischofs Polykarp und nahm den ganzen Eindruck dieses würdigen Mannes in sein jugendliches Gemüth auf „Ich schrieb, was ich hörte", sagt er selbst, nicht auf Papier, sondern in meinem Herzen nieder und stets bringe ich es durch die Gnade Gottes wieder in frische Erinnerung." Ob Polykarp seinen Schüler Irenäus selbst nach Gallien verpflanzt, oder ob dieser von sich aus dahin gegangen, wissen wir nicht. Genug, wir finden ihn nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts in Lyon. Erst wurde er Presbyter, später nach dem Märtyrtode des Bischofs Pothinus, dessen wir bei der Verfolgung unter Mark Aurel gedacht haben, Bischof der Gemeinde im Jahr 178. Von Lyon aus leitete er dann auch die übrigen Gemeinden Galliens mit großer Weisheit und Hingebung. Aber auch auf die Kirche im Großen und Ganzen, auf die katholische Kirche, wie wir von nun an im Unterschied von den häretischen Parteien sie nennen, hat er durch seinen Einfluß gewirkt. Sein umfangreiches Werk gegen die Kezer oder die falschen Gnostiker enthält freilich manches, was unserm Geschmack und unserer Denkweise nicht mehr zusagen möchte; allein die Gesinnung, die daraus hervortritt, ist eben die einer auf

dem Grunde des göttlichen Wortes und der kirchlichen Ueberlieferung ruhenden praktischen Frömmigkeit. Durch innige Liebe zu Gott und dem Göttlichen und durch eigene Uebung der Frömmigkeit, das war seine Grundüberzeugung, gelangen wir besser zur Erkennt= niß Gottes, als durch alle Philosophie; denn, spricht Frenäus mit Paulus, das Wissen bläset auf, aber die Liebe bessert (1 Cor. 8, 1). Alle unnüßen, bloß speculativen Fragen nach der ewigen Zeugung des Sohnes Gottes aus dem Vater, nach der Zeit vor der Welt= schöpfung und Aehnliches weist daher der glaubensnüchterne Mann mit entschiedenem Unwillen, sogar oft mit derber Ironie zurück; um so fester hält er an den einfachen Grundlehren des christlichen Bekenntnisses von der Offenbarung Gottes in Christo; Christus ist ihm das Unsichtbare des Vaters, wie es für uns in die Sichtbarkeit heraustritt, gleichsam das uns zugekehrte Angesicht Gottes. Er ist ihm der Gottmensch, der Göttliches und Menschliches, das durch die Sünde in uns getrennt ist, in sich zusammengeschlossen und vereinigt, und der auf jeder Lebensstufe das vollkommene Bild der Menschheit in göttlicher Verklärung dargestellt hat. Er ist ge= worden was wir sind, damit wir würden was er ist, und durch ihn zu Gott kommen. So ist er den Kindern ein Kind geworden, damit er die Kinder heiligte, den Jünglingen ein Jüngling, den Männern ein Mann, um so jedem Alter seine Weihe zu geben. Hat er doch für alle sein Leben gelassen! Der Reinste unter Allen starb er für die Menschheit; sein Leiden war das Reinigungsmittel für die ganze Welt, welche ohne diese Erlösung zu Grunde ge= gangen wäre. Nicht mit Gewalt, sondern durch die bessere Ueberzeugung 1), die er in den Gemüthern gründete, hat er die Menschen losgekauft aus der Knechtschaft, in die sie durch die Sünde gerathen waren. Weiter grübelt Frenäus nicht über das Geheimniß der Erlösung. Er hält sich an die große Thatsache der göttlichen Liebe, die bezeugt ist durch die Geschichte und die fich innerlich bezeugt in den Herzen der Gläubigen. Besonders eindringlich redet Irenäus von der christlichen Gemeinschaft, von der Kirche. Wo die Kirche ist, da ist der Geist Gottes, und umgekehrt, wo der Geist Gottes ist, da ist auch die wahre Kirche. Diese Gemeinschaft vollzieht sich durch die heilige Taufe und Secundum suadelam (adv. haer. V, I.)

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