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das heilige Abendmahl.

Wie aus dem trockenen Weizen", sagt unter anderm Irenäus, „nicht ein Brot oder ein Teig werden kann, ohne die hinzukommende Feuchtigkeit, so konnten auch wir Alle nicht Eins werden in Christo ohne das Waffer, das vom Himmel ift; und wie die dürre Erde keine Früchte bringt, wenn sie keine Feuchtigkeit empfängt, so würden auch wir, die wir von Natur dürres Holz sind, nie Frucht des Lebens bringen, ohne den (befruchtenden) Regen, der sich frei vom Himmel ergießt, denn unsere Leiber haben durch die Taufe, unsere Seelen aber durch den Geist jene Gemeinschaft mit dem unvergänglichen Wesen empfangen.“ 2)

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So sieht Irenäus auch im heil. Abendmahle eine reelle Lebensmittheilung Christi an die Seinen, und zugleich schließt ihm dieses heilige Mahl eine geheimnisvolle Kraft in sich, durch die unser Leib zum Auferstehungsleibe zubereitet wird. Christi Fleisch und Blut verwandelt sich so in unser Wesen, daß unsere Leiber dadurch unsterblich werden. Man kann diese Vorstellung des Frenäus von der Wirksamkeit der Sacramente eine mystische nennen, und zwar ist seine Mystik nicht nur eine ideale, welche das Höhere und Göttliche über dem Sichtbaren hält, und vermöge des ahnenden Gedankens vom Sichtbaren zum Unsichtbaren aufsteigt, sondern fie ist eine reale Mystik, welche das Ewige im Zeitlichen, das Uebersinnliche im Sinnlichen, das Geistliche im Leiblichen nicht nur angedeutet, sondern vollkommen verwirklicht sieht. Man hat sich in neuerer Zeit oft an diesem Realismus der Kirchenväter ge= stoßen; man hat ihnen eine Kraßheit der religiösen Vorstellungen zugemuthet, die oft mehr in dem unbehülflichen Geiste der Kritiker, als in ihnen selbst ihren Siz hatte. Allerdings war die Denkweise der Väter von göttlichen Dingen massiver und handgreiflicher, als die unsrige, aber sie war auch kernhafter und gedrungener, als das zerflossene und verschwommene Denken, das man oft als das Geistige und Ideale bezeichnet. -Wir werden die mehr vergeistigende und idealisirende Nichtung auch noch kennen lernen; sie hatte gleichfalls ihre Berechtigung und so fand sie auch ihre Vertreter in der alten Kirche; aber es mußte auch ein Gegengewicht da sein, wenn die Substanz der christlichen Wahrheit nicht in ein bloßes Gedanken

2) Ebend. III, 17.

bild verflüchtigt werden sollte. Da wo unsere Reflerion zwischen Bild und Sache trennt, da bemächtigte sich der alte Glaube des Geheimnisses leibhaftig, er schaute es mit geistig-leiblichem Auge, griff es mit geistig-leiblichen Händen. Dabei lag allerdings auch die Gefahr nahe, wenn die geistige Spannkraft nachließ, in das Leibliche zu versinken und dem Aberglauben anheim zu fallen, wie dieß gerade mit den Sacramenten der Fall war, die häufig nicht nur als Gnadenmittel und Gnadenpfänder, sondern recht eigentlich als die realen Gnadengüter selbst schon in ihrer Aeußerlichkeit festgehalten und zu abergläubischem Werke mißbraucht wurden. Aber eben die besonnenen Lehrer, unter die wir namentlich unsern Irenäus zählen, wußten dann wieder sehr gut diesen Mißbrauch abzuwehren und den gefährlichen Ueberschritt aus dem Mystischen in das Magische, aus dem Geheimnißvollen in das Zauberhafte, aus dem Thatkräftigen in's Mechanische zu vermeiden. Und so darf nicht ohne weiters auf die Rechnung der Kirche und ihrer Lehrer gesezt werden, was der kirchliche Unverstand zu allen Zeiten mißdeutet und mißbraucht hat.

Von seiner praktischen Weisheit hat uns Irenäus eben so schöne Spuren hinterlassen, als von seiner praktischen Frömmigkeit. Wir sehen ihn auftreten in zwei Streitigkeiten, die damals die Kirche bewegten, und von denen wir nun zu reden haben. Die eine dieser Streitigkeiten bezog sich auf etwas Aeußerliches, nämlich auf die Zeit der Osterfeier; die andere auf die Erscheinung einer Secte, die unter dem Namen der montanistischen Secte in der Kirche vorkommt.

Reden wir zuerst von dem Osterstreite. Wir haben schon früher, als wir von dem Stifter der christlichen Kirche redeten, gezeigt, wie er absichtlich keine liturgischen (gottesdienstlichen) Verordnungen hinterlassen, mit Ausnahme der Einsegung des heiligen Abendmahls und der heiligen Taufe. So hat ja auch Christus nicht einmal die Sonntagsfeier förmlich eingesetzt und auch von den Aposteln finden wir darüber keine bestimmte Verordnung (vgl. Vorl. 7, S. 120); sondern allmälig löste sich der Sonntag, der bald in der ersten Kirche zur Erinnerung an die Auferstehung Christi gefeiert wurde, vom jüdischen Sabbath ab, und wurde dann als der eigentliche gottesdienstliche Tag der Christen gefeiert, und

zwar nicht gefeiert als Sabbath, sondern als erster Tag der Woche und besonders als Auferstehungstag des Herrn, wie wir das neulich von Justin dem Märtyrer vernommen haben. Eben so wenig als Christus den Sonntag für die Woche einsetzte, eben i so wenig hat er Fest- oder Feiertage für das Jahr eingesezt. Darin unterscheidet sich gerade der neue Bund vom alten, daß während dieser eine von Jehovah eingesezte Festordnung hatte, das Christenthum als ein immerwährender Sabbath, als ein immerwährendes Fest gefaßt wurde, das an keine Zeit und an keinen Ort gebunden ist. Die Judendhristen schlossen sich, in Absicht auf die gottesdienstliche Zeit, an die jüdischen Feste an, und gerade diese jüdischen Feste hatten durch die großen Thatsachen, des Christenthums eine Wendung erhalten, die sie von selbst zu christlichen Festen stempelte. So wurde Chriftus, der ja gerade zur Zeit des jüdischen Oster- oder Pafsahfestes hingerichtet wurde, vom christlichen Glauben aufgefaßt als das rechte Osterlamm, und so oft hinfort die Christen jenes alttestamentliche Fest feierten, so erinnerten sie sich wohl an die Worte des Apostels: „Wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus für uns geopfert. Darum lasset uns Ostern halten nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schalkheit, sondern im Süßteig der Lauterkeit und der Wahrheit." (1 Cor. 5, 7).

An die althergebrachte jüdische Sitte, das Osterfest jeweilen an einem bestimmten Monattage des jüdischen Kalenders, am 14. Nisan (zur Zeit des Frühlingsvollmondes) zu halten, schlossen sich auch die kleinastatischen Gemeinden an, während die Abendländer, hierin unabhängiger vom Judenthum, wahrscheinlich im Anfang gar keine Jahresfeste feierten, sondern sich begnügten, jeden Sonntag sich an die Auferstehung des Herrn zu erinnern. Daneben zeichneten sie noch den Mittwoch und Freitag als heilige Wochentage aus, an denen sie sich an den von den Pharisäern gefaßten Mordplan wider Jesum (Matth. 26, 4) und an sein Leiden und Sterben erinnerten. Sonach war jeder Freitag für sie gewissermaßen ein Charfreitag, jeder Sonntag ein Osterfest. Es bildete sich dann auch von selbst die Sitte aus, daß an den Tagen, die dem An= denken an das Leiden des Herrn gewidmet waren, gefastet wurde, während am fröhlichen Tag der Auferstehung, am Sonntag, die ge

drückte Stimmung der Freude weichen mußte. Erst später stellte sich auch im Abendlande das Bedürfniß heraus, alljährlich einen Freitag besonders als den heiligen Freitag, einen Sonntag be= sonders als den Auferstehungstag zu feiern, und so entstand im Abendlande die Sitte, jeweilen am Sonntag Ostern zu halten. Dadurch kam nun eine wesentliche Verschiedenheit in der Zeit der Osterfeier heraus. Die Kleinasiaten feierten zunächst das Leiden und in Folge dessen auch die Auferstehung des Herrn jeweilen an einem bestimmten Monatstage, der natürlich bald auf diesen, bald auf jenen Wochentag fallen mußte (wie etwa unser Weihnachtfest), die Abendländer dagegen hielten sich an die Wochentage, an Freitag und Sonntag, ohne sich an den jüdischen Kalender zu kehren; ja möglicherweise folgten sie ihrem Gebrauch im bestimmten und bewußten Gegensaß gegen das Judenthum, weil sie nicht mit den Juden zugleich Ostern halten wollten.

Schon zu Polykarps Zeit kam diese Verschiedenheit zur Sprache, und als dieser um's Jahr 160 nach Rom kam, besprach er sich darüber mit dem dortigen Bischof Anicetus, indem es ihm wünschenswerth schien, daß die Gemeinde des Herrn aller Orten an ein und demselben Tage Ostern feire. Polykarp konnte fich auf die alte Tradition der Kirche, bis zurück auf den Apostel Johannes berufen, der es also gehalten habe. Der römische Bischof aber berief sich auf die Tradition seiner Kirche, und so blieb jeder auf seinem Sinne; doch erkannten beide Männer, daß diese Verschiedenheit kein Grund sei, das Band der brüderlichen Liebe zu lösen. Im Gegentheil gaben sie sich die heiligsten Versicherungen der Bruderliebe, und Anicet erlaubte dem Polykarp, statt seiner das heil. Abendmahl in der römischen Gemeinde auszutheilen. Sie schieden als Freunde und Brüder von einander. Allein nach zehn Jahren kam die Verschiedenheit wieder zur Sprache, und zwar unter den kleinastatischen Christen selbst, und zu einer eigentlichen Spaltung schien es nach fernern zwanzig Jahren um's Jahr 190 kommen zu wollen, als der Bischof Victor auf dem römischen Stuhle saß. Dieser Victor war schon ganz beseelt von dem Geiste der Herrschsucht und der Anmaßung, der diesen Stuhl in der Folge so berüchtigt machte. Er war schon ein Papst nach seiner ganzen Gesinnung, und indem er von der Voraussetzung

ausging, daß Rom es sei, das auch in kirchlichen Dingen Geseze vorzuschreiben habe, gebot er, die römische Sitte der Osterfeier aller Orten anzunehmen, und drohte denen, die sich seinem Machtgebot nicht fügen wollten, mit dem Banne. Da war es denn eben Frenäus, der als Friedensvermittler auftrat und der dadurch, wie Euseb sagt 3), seinem Namen Ehre machte. Er schrieb einen Brief an Victor, worin er ihn auf das Beispiel seines Vorgängers Anicet aufmerksam machte und ihm eine ähnliche Gesinnung empfahl. „Die Apostel", sagt er unter anderm, haben verordnet, daß sich Niemand ein Gewissen mache über Speise oder über Trank oder über bestimmte Feiertage oder Neumonde oder Sabbathe. Woher also die Streitigkeiten? Woher die Spaltungen? Wir feiern Feste, aber im Sauerteige der Bosheit und Schalkheit, indem wir die Kirche Gottes zerreißen, und wir beobachten das Aeußerliche, um das Höhere, den Glauben und die Liebe fahren zu lassen." Troß dieser Ermahnungen siegte am Ende die römische Weise, und nach mehrern fortgesetten Erörterungen wurde endlich (um hier gleich das Resultat dieses Streites beizufügen) auf der großen Kirchenversammlung zu Nicäa im Jahr 325 unter Constantin dem Großen die Verordnung getroffen, daß das christliche Osterfest jeweilen an einem Sonntag und zwar am Sonntag nach dem Frühlingsvollmonde gefeiert werden soll, wobei die Kirche (auch unsere evangelische Kirche nach der Reformation) bis auf diesen Tag geblieben ist; daher der Umstand, daß das Osterfest bald früher, bald später im Jahre gefeiert wird, je nachdem die FrühlingsTag- und Nachtgleiche, der Vollmond und der darauf folgende Sonntag nahe oder ferne auseinander liegen. Der Streit über das Osterfest drehte sich zugleich auch um die Beobachtung der Fasten. Auch hier drang am Ende die römische Sitte durch, wo nach der Osterzeit ein vierzigtägiges Fasten, das sogenannte Quadragestmalfasten voranging, zum Andenken an den vierzigtägigen Aufenthalt Christi und sein Fasten in der Wüste. Auf die Strenge der Fasten im Allgemeinen hatte aber besonders eben jene Secte hingewirkt, welche der Kirche des zweiten Jahrhunderts viel zu schaffen machte und von der wir nun zu reden haben, die Secte

3) Kirchengesch. V, 24.

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