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Art, wie man in der Kirche selbst, sich die Gottheit Christi in ihrem Verhältniß zur Gottheit schlechthin dachte.

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Gott war das

Gott zu unter

Johannes hatte sein Evangelium mit den Worten begonnen: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und „Gott war das Wort. Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht "und ohne dasselbige ist nichts gemacht was gemacht ist. In ihm „war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen“ u. s. w. Was Luther durch Wort" überseht, heißt bekanntlich im Griechischen Logos", welcher Ausdruck noch mehr umfaßt als das bloße Wort; er umschließt auch die Begriffe Vernunft, Verstand, Weisheit. - Von diesem Logos lehrte Johannes weiter, daß er Fleisch geworden und zwar bezeichnete er eben Jesum von Nazareth als das menschgewordene Gotteswort. — Wenn er sagt: „Das Wort war bei Gott" und dann wieder: Wort"; so scheint er das einemal das Wort von scheiden, das anderemal es Gott gleich zu sehen; und so entstand denn in der Kirche die Frage, ob man sich das Wort, von dem Johannes redet, den Logos, oder wie man auch sagte, den Sohn als eine besondere göttliche Persönlichkeit (Hypostase) verschieden von der des Vaters, oder ob man ihn mehr nur als eine in Gott ruhende Kraft oder Eigenschaft, als eine bloße Offenbarungsform des göttlichen Wesens zu denken habe. Man behalf sich dabei großentheils mit Bildern, die freilich nur unzureichend das Verhältniß andeuten sollten. Die Einen sagten, wie das menschliche Wort zum Wesen des Menschen gehört und gleichwohl vom Menschen ausgeht, ohne daß der Mensch selbst dabei eine Veränderung erlitte, so gehe das Wort aus von Gott, eins mit ihm und doch verschieden von ihm; oder wie der Strahl aus der Sonne, wie der Fluß aus dem Quell, wie der Strauch aus der Wurzel, To gehe der Sohn oder das Wort hervor aus dem Vater. Genug, ste dachten sich den Logos, noch ehe er Mensch geworden, als eine besonder göttliche Persönlichkeit, die unterschieden von der des Vaters ihr Dasein gehabt habe. Neben dieser herrschend werdenden Vorstellung zeigte sich aber auch eine andere, welche auf diese Unterscheidung der Personen im Wesen Gottes kein so großes Gewicht legte; sondern welche einfach lehrte, Gott selbst sei in Christo Mensch geworden; die ganze

Gottheit, nicht eine einzelne Person, habe ihn erfüllt. Es schien ihnen das Einfachste, ohne alle Einschränkung zu sagen, Gott ist geboren worden, Gott ist auf Erden umhergewandelt, Gott ist gekreuzigt worden, Gott hat gelitten, Gott ist gestorben. Es lag ihnen nur daran, daß diese Offenbarung Gottes in Christo recht stark herausgehoben werde, und weit entfernt, Christo von seiner göttlichen Würde etwas zu entziehen, betonten sie dieselbe vielmehr auf eine Weise, die eher über das Maaß des biblischen Ausdruckes hinausging, als hinter demselben zurückblieb. Wenigstens konnte man ihnen nicht Mangel an Frömmigkeit, Mangel an Ehrfurcht vor Christus vorwerfen, wohl aber Mangel an Besonnenheit, an dogmatischer, theologischer Einsicht und Gedankenschärfe. Die Vorstellung war in ihrer Fassung roh und ungeschickt, und konnte zu Mißverständnissen hinführen; darum wurde sie auch bekämpft, man nannte ste, weil sie keinen rechten Unterschied zwischen Vater und Sohn machte und gewissermaßen den Vater leiden ließ statt des Sohnes, patripassianisch. Als Vertreter jener Richtung erscheint uns eben jener Prareas aus Kleinasien, der in Rom die Montanisten bekämpft hatte. Gegen ihn trat nun wieder der Montanist Tertullian auf, der ihm auch den Kezernamen anhängte. Der Meinung des Prareas schlossen sich in der Folge mit geringen Modificationen Noët von Smyrna, Beryll von Bostra, und Andere, namentlich Sabellius im dritten Jahrhundert an, auf den wir noch später zurückkommen werden.

Ganz anders verhält es sich aber mit den Vertheidigern der Einheit Gottes (Unitariern), die diese Einheit in dem Sinne behaupten, daß sie außer dem ewigen, unsichtbaren Gott dem Vater und Schöpfer der Welt, kein anderes Wesen wollten göttlich verehrt wissen, daß sie diesen einen Gott als den überweltlichen auch in keine wesenhafte Verbindung mit Christus brachten, sondern lehrten, Gott der Vater allein sei Gott, Chriftus dagegen sei ein bloßer Mensch gewesen. Diese hoben also nicht nur den Personenunterschied in der Gottheit auf, sondern sie leugneten geradezu die wesenhafte Erscheinung Gottes in Christo, was die Patripassianer nicht thaten, die im Gegentheil dieselbe so stark als nur immer möglich, ja sogar einseitig und auf Kosten der gesunden. Lehrentwicklung hervorhoben. Ein aus Byzanz nach Nom gekomHagenbach, Vorlesungen II.¡

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mener Lederarbeiter Theodotus wird als Stifter dieser christusLeugnenden Partei genannt. Man sieht, es waren nicht nur Geistliche und Theologen, es waren auch Handwerker und Leute aus dem Volke, die, wie es auch zur Zeit der Reformation geschah, sich bald mit Glück, bald mit Unglück bei den theologischen Fragen. betheiligten. Dieser Theodotus soll seiner kezerischen Lehre wegen. von dem Bischof Victor aus der Kirchengemeinschaft ausgestoßen worden sein; doch scheint es, daß er sogar solche Christen für seine Meinung zu gewinnen wußte, die früherhin ein gutes Bekenntniß von Chrifto abgelegt hatten, wie einen gewissen Natalius, der von der Gemeinde als Bekenner, d. h. als ein solcher verehrt wurde, der in den Verfolgungen widerstanden hatte, und der sogar ein Bischofsamt unter der Partei bekleidete; jedoch kehrte dieser Natalius bald wieder zum Glauben der Kirche zurück. In einem schreckenden Traumgesicht 6) sollen die strafenden Engel ihm so mit Schlägen zugesezt haben, daß er reumüthig von seinem Irrthum abstand und zur Kirche zurückkehrte. Allerdings ein seltsames Mittel der Bekehrung!

An Theodotus schloß sich zu Anfang des dritten Jahrhunderts Artemon an, der die kühne Behauptung wagte, bis auf den Bischof Zephyrinus (um's Jahr 200) habe Niemand Christum Gott genannt; auch er wurde von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen 7). So finden wir denn die Kirche schon in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts von Streitigkeiten sowohl über ihre Gebräuche, als über ihre Lehre erfüllt. Irrthum, Anmaßung, Nechthaberei und Streitsucht nahmen unter den Christen überhand. Hier droht der Unglaube, dort der Aberglaube und die Schwärmerei, hier ein mechanisches Formenwesen, der Vorläufer des Romanismus, dort ein subjectiver Gefühlsdrang, der Vorbote des puritanischen Sepa= ratismus, sich in die Kirche einzudringen. Mißverständnisse, die durch das Mißtrauen und den Parteigeist genährt werden, führen bereits zu leidenschaftlicher Consequenzmacherei und Verdächtigung und nur Wenigen ist es vorbehalten, durch ruhigen Ernst und

6) Andere nahmen sogar an, es feien leibhafte Abgeordnete des römischen Bischofs gewesen, die dieses Amt der Engel übernommen hätten. 7) Euseb Kirchengesch. V, 28.

kräftigen Widerstand den Leuchter der gesunden Lehre und des guten Beispiels aufrecht zu erhalten. Wie aber dennoch des Evangelium fich als eine Kraft Gottes bewährte an denen, die ihm glaubten, wie es namentlich auch in den schwächern Gefäßen sich verherrlichte, das werden wir Gelegenheit haben in der nächsten Stunde zu sehen, wo wir den Faden der Verfolgungsgeschichte unter den römischen Kaisern wieder aufnehmen und damit in das dritte Jahrhundert übergehen werden.

Zwölfte Vorlesung.

Potamiana in Alexandrien. Heliogabalus. Alerander Severus. Die Legende von den eilftausend Jung

Verfolgungen unter Septimius Severus.
Perpetua und Felicitas in Karthago.
Verfolgungen unter Marimin.

frauen.

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Philippus Arabs.

Die Decische Verfolgung und die Märtyrer Verfolgung unter Gallus und Valerianus. Der heilige Märtyrer Laurentius.

in ihr. Die Legende von den sieben Schläfern.

Nachdem wir in den beiden vorigen Stunden der innern Entwicklung des Christenthums unter den Antoninen und der Regierung des Commodus zugesehen haben, knüpfen wir wieder an an die römische Kaisergeschichte und an die äußern Schicksale der Christen unter den römischen Kaisern, und zwar unter Septimius Severus und seinen Nachfolger. Septimius Severus, mit dessen Regierungszeit wir in das dritte Jahrhundert der Kirchengeschichte übertreten, wird uns von den römischen Geschichtschreibern als eine rohe, aber kräftige Soldatennatur geschildert, als ein Mann, von dem der Senat sagte, er hätte entweder nie geboren werden oder nie sterben sollen, weil er eben so grausam als dem Staate nüßlich war 1). Unter ihm verstärkte sich die kaiserliche Gewalt und befestigten sich die Besizthümer des Reiches im Orient und in Britannien. Wir haben bereits früher bemerkt, daß in den ersten zehn Jahren seiner Regierung, d. h. vom Jahr 192-203, die Christen Ruhe genossen; ja, er nahm sogar einen christlichen Sclaven, Proculus, der ihn von einer Krankheit geheilt hatte, aus Dank

1) Ael. Spartian. Vita Severi c. 18.

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