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barkeit in sein Haus auf und gab auch seinem Sohne Caracalla eine Christin zur Amme. Im Jahr 203 erließ er dagegen ein Verbot, daß Niemand bei schwerer Strafe weder zum Chriftennoch zum Judenthum übertreten dürfe 2). Was ihn dazu bewogen, ist schwer zu ermitteln. Vielleicht daß die in der vorigen Stunde erwähnten Montanisten durch ihre Schwärmereien und durch ihre Predigt vom tausendfährigen Reich, die leicht in's Politische gedeutet werden konnte, dazu Veranlassung gaben. Jedenfalls war dieß Verbot, Christ zu werden, noch kein ausdrücklicher Befehl, die zu verfolgen, die es schon waren. Allein die noch immer nicht gestillte Volkswuth, die täglich neue Christenopfer verlangte, gab dem kaiserlichen Edict gerne die weiteste Ausdehnung und schüßte dasselbe vor, wo sie sich gerne Luft machte. Die Verfolgungen wurden heftiger als je, so daß manche Christen darin ein Vorzeichen der Herrschaft des Antichrists erblickten. Am meisten litten die Gläubigen in Afrika, sowohl im proconsularischen Afrika (Karthago und Numidien), als in Aegypten. In dieser Verfolgung kam Leonides, der Vater des berühmten Origenes, um's Leben, Auch Märtyrerinnen erscheinen neben den zahlreichen Märtyrern, unter ihnen Potamiäna in Alexandrien, Perpetua und Felicitas in Karthago. Bei diesen lassen Sie uns einen Augenblick verweilen. Potamiana, eben so berühmt durch ihre Tugend, als durch ihre Schönheit 3), wurde in Alexandrien, nachdem sie die Geißel und alle möglichen Marter ausgestanden, zum Feuertode verurtheilt. Sie wurde von den Fußsohlen bis zum Scheitel nach und nach in siedendes Pech gesenkt. Ein gewisser Basilides hatte fie zum Tode abgeführt und sie vor den Mißhandlungen des Pöbels geschüßt; die Standhaftigkeit der Jungfrau hatte einen solchen Eindruck auf ihn gemacht, daß er des Gedankens an sie nicht mehr los wurde. Drei Tage nach der Hinrichtung erschien ihm die verklärte Gestalt der Märtyrerin im Traume und setzte ihm. eine Krone auf mit den Worten: Ich habe zum Herrn für dich gebetet und Erlösung erlangt. Basilides wurde Christ, und bald

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2) Spartian c. 17. In itinere Palaestinis plurima jura fundavit. Judaeos fieri sub gravi poena vetuit. Idem etiam de Christianis sanxit.

3) Euseb Kircheng. VI, 5.

zeigte sich die Gelegenheit, dieß öffentlich zu bekennen und für das Bekenntniß zu sterben. Er sollte in einer Streitsache einen Eid bei den Göttern schwören. Er weigerte sich dessen, weil er ein Christ sei. Anfänglich glaubte man, er scherze nur, als er aber auf seiner Aussage beharrte, ward er vor den Richter geführt, dann in's Gefängniß geworfen und Tags darauf enthauptet. Auch Andern soll Potamiäna auf ähnliche Weise im Traum erschienen sein und sie zum Christenthum geführt haben. Und warum sollte nicht möglich sein, daß die in den aufgeregten Gemüthern hin und her wogenden Gedanken, die Schreckbilder der Hinrichtung, verglichen mit der Ruhe und Gelassenheit, womit die Christen und selbst zarte Jungfrauen unter ihnen den Tod erduldeten, sich zu Traumbildern gestalteten, deren sich Gott bediente, die heilsbedürftigen Seelen zur Wahrheit zu führen?

Schon im Jahr 200, noch ehe das Edict des Kaisers erschien, wurden in der Stadt Scillita in Numidien einige Christen hingerichtet, weil sie nicht bei den Göttern schwören wollten. Einige Jahre darauf wurden in Karthago die Jünglinge Stevocatus, Saturninus, Secundulus und die jungen Frauen Perpetua und Felicitas, die sämmtlich noch Katechumenen, also noch nicht einmal getauft waren, verhaftet. Sie erduldeten schon in der Gefangenschaft viele Leiden, und namentlich zeichneten sich die beiden Frauen wahrscheinlich Montanistinnen, durch ihre große Standhaftigkeit aus. Vivia Perpetua4), eine Frau von 21 Jahren, war die Tochter einer christlichen Mutter, aber ihr Vater war Heide. Ihr neugeborenes Kind, das sie stillte, war ihr Troft und ihr Kummer zugleich. Ihr Vater besuchte sie und redete ihr auf alle Weise zu, den Christenglauben abzuschwören, sich selbst die Qual und ihm die Schande der öffentlichen Hinrichtung zu ersparen. Sie wies auf ein zur Erde liegendes Gefäß und fragte: „Kann ich wohl dieß Gefäß etwas anders nennen, als was es ist?" Antw.: Nein. Nun so kann ich auch nichts anders sagen, als daß

4) Wir sind so glücklich, noch die afrikanischen Märtyrerakten zu befizen; sie sind von dem gelehrten Benedictiner Ruinart (1689, 1713) herausgegeben worden; eben so von Münter (Primordia eccles. Afric. 1629), vgl. Böhringer I. S. 43. Neander Kircheng. I. S. 186 ff.

ich eine Christin bin." - Inzwischen fand sich Gelegenheit, die Gefangenen zu taufen, indem sich die Geistlichen Zutritt in das Gefängniß zu verschaffen wußten. Wenige Tage darauf wurden ste aus der leichtern Gefangenschaft, in der man sie bisher gehalten, in einen dumpfen Kerker geworfen. Ich erschrack", sagte Perpetua, „weil ich nie in solcher Finsterniß gewesen war. O welch ein schwerer Tag! Die starke Hize bei der Menge der Eingeschlossenen, die harte Behandlung durch die Soldaten, und zuleßt quälte mich die Sorge um mein Kind." Die christlichen Diaconen, welche sich auch jezt Zutritt zu den Gefangenen zu verschaffen wußten, um ihnen die Communion zu reichen, wirkten ihnen durch Geld einen bessern Aufenthaltsort aus, wo sie wenigstens von den Verbrechern ausgesondert waren, mit denen man sie zusammengesperrt hatte. Perpetua nahm ihr Kind an ihre Brust, empfahl es ihrer Mutter, tröstete die Uebrigen und fühlte sich so erquickt, daß ihr, nach ihrem eigenen Ausdruck, der Kerker zum Palast 5) wurde. Visionen befestigten sie in ihrem todesmuthigen Glauben: Christus war ihr als Hirte erschienen und hatte sie durch sein heiliges Mahl gestärkt 6). Nun meldete sich auch ihr Vater auf's Neue und beschwor sie auf's Dringlichste: „Meine Tochter, habe doch Mitleid mit meinen grauen Haaren, Mitleid mit deinem Vater, wenn ich noch werth bin, dein Vater zu heißen. Ich habe dich bis zu der Blüthe deines Alters erzogen, ich habe dich mehr geliebt, als alle deine Brüder, o gieb mich nicht solcher Schande unter den Menschen preis. Sieh deine Mutter, deine Verwandten, deinen Sohn an, der, wenn du stirbst, dich nicht überleben wird. Laß den hohen Sinn fahren, womit du uns Alle in's Verderben stürzest; denn keiner wird frei zu reden wagen, wenn du so stirbst." Und dabei küßte er ihr die Hände, warf sich ihr zu Füßen und nannte ste mit Thränen

5) Factus est mihi carcer subito praetorium (i. e. palatium publicum, in quo Proconsul jus dicebat.)

6) Er gab ihr Käse von der Milch seiner Schafe; sie empfing es mit gefalteten Händen, und die Umstehenden sagten Amen. Eine montaniische Secte (und wahrscheinlich war Perpetua Montanistin) genoß auch wirklich zum Brote des Abendmahls Käse, (Artotyriten). Auffallend ist das junctis manibus, da sonst, wie wir unten sehen werden, das Händefalten bei'm Gebet oder in andächtiger Stimmung, wie hier, in den ersten Jahrhunderten nirgends vorkommt.

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nicht seine Tochter, sondern seine Gebieterin. - Sie antwortete: Wenn ich vor dem Richterstuhl stehe, wird geschehen was Gott will; denn wisse, daß wir nicht in unserer, sondern in Gottes Gewalt stehen." - Der Vater ging traurig hinweg. Als sie vor den Richter gestellt wurde, fand er sich abermals ein, um noch das Lezte bei seiner Tochter zu versuchen. Auch der Statthalter Hilarianus, der fte verhörte, appellirte an ihr menschliches Gefühl. Habe Mitleid", sprach er, mit den grauen Haaren deines Vaters, habe Mitleid mit deinem Kinde. Opfere für das Wohlsein des Kaisers." Sie weigerte sich dessen, und auf die Frage: bist du eine Christin, antwortete sie mit Ja. „Wohl schmerzt mich“, fügte sie hinzu, „sein unglückseliges Alter, als ob ich es selbst erlitte", aber ihr Gewissen erlaubte ihr nicht zu verleugnen, was ihr Herz bekannte. Selbst die Mißhandlungen, denen der Vater um ihretwillen sich aussette 7), konnten sie, so tief ste seinen Schmerz als ihren eigenen empfand, nicht wankend machen. Sie und ihre Leidensgefährten wurden verurtheilt, bei einem bevorstehenden Volksfeste (es galt der Ernennung des jungen Prinzen Geta zum Cäsar) den wilden Thieren vorgeworfen zu werden oder vielmehr mit ihnen zu kämpfen, bis sie unterlägen. - Einstweilen führte man sie wieder in die Gefangenschaft ab. - Die Freundin der Perpetua, Felicitas, wurde im Kerker eines Kindes entbunden. Man stellte ihr vor, daß die Schmerzen des Märtyrertodes noch weit ärger sein würden, als was sie jezt zu leiden habe. Aber sie antwortete: „Jezt leide ich, was ich leide; dann aber wird es ein Anderer sein, der für mich leidet, weil auch ich für ihn leiden werde." Das grausame Urtheil wurde ausgeführt. Anfänglich wurde sogar, um das Schauspiel recht anziehend für die Heiden zu machen, verordnet, daß die Männer als Priester des Saturnus, die Weiber als Priesterinnen der Ceres bekleidet, den Thierkampf bestehen sollten. Als sie aber diese heidnische Vermummung mit Standhaftigkeit zurückwiesen, indem sie daran erinnerten, daß sie ja eben darum freiwillig sterben, um nichts Heidnisches thun zu müssen, erkannte man das Billige der For

7) Er wurde vor ihren Augen gepeitscht. (Virga percussus est, et doluit mihi casus patris mei, quasi ego fuissem percussa.)

derung 8) und die Vermummung wurde ihnen erlassen. Zum leztenmal ertheilten sich die Verurtheilten gegenseitig den Bruderkuß, und ergaben sich in ihr Schicksal. Die weitere Schilderung des gräulichen Schauspieles werden Sie mir gerne erlassen.

Dem Severus folgten seine beiden Söhne, Caracalla und Geta, jener im höchsten Grade grausam, dieser weich und gutmüthig. Er ward von Caracalla meuchlerisch umgebracht, und so ward dieser Alleinherrscher; doch hat seine Grausamkeit sich nicht auf die Christen erstreckt. Ein Kirchenlehrer schreibt dieß dem Umstande zu, daß er eine christliche Amme gehabt habe 9). Vald traf ihn jedoch dasselbe Schicksal, das er seinem Bruder bereitet hatte. Auch er ward durch Meuchelmord beseitigt durch den Obersten der Leibwache Macrinus, der nur vierzehn Monate als Kaiser regierte, und unter dem die Christen gleichfalls unbehelligt blieben. Macrin starb wie seine Vorgänger eines gewaltsamen Todes, und sin Syrer, El Gabal, (Heliogabalus, mit dem Beinamen Varus) bestieg, ein vierzehnjähriger Knabe, den Thron der Antonine, nach deren Namen er sich nannte. Er war der Urenkel eines Priesters des Sonnengottes, der noch immer im Orient verehrt wurde, und da er einige Aehnlichkeit mit Caracalla hatte, gaben ihn die Soldaten für dessen Sohn aus, und verschafften ihm so die Anerkennung des Volkes. Heliogabalus war ganz von jenem ausschweifenden Wahnsinn ergriffen, von dem wir einen Caligula, Nero, Vitellius beherrscht sehen. Seine Ueppigkeit in Mahlzeiten, in Kleiderpracht und den tollsten Vergnügungen kannte keine Grenzen. Die unsinnigsten Einfälle seiner Phantaste brachte er zur Ausführung. So ließ er z. B. einen Senat von Damen errichten, in dem seine Mutter den Vorsiz führte und der sich mit Gesetzgebung der Mode und andern Frivolitäten beschäftigte. Bekannt ist, wie er sich ein Gericht von lauter Nachtigallzungen und ähnliche Seltenheiten aus allen Reichen der Natur bereiten ließ und seine Hunde mit Gänselebern fütterte, oder wie er wenn wir der Sage trauen dürfen alle Spinnweben in Rom zusammenraffen ließ und 10,000 Pfund erhielt, zum Beweis der Größe der Stadt. Diese Narrheit

8) Agnovit injustia justitiam, sagen die Akten.

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9) Tert. ad Scapulam c. 4: lacte christiano educatus.

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