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hervorging. Vom römisch-heidnischen Standpunkt aus betrachtet, war die Erhebung des Decius zum Kaiser ein Gewinn für das Reich. Er gehörte unter die altrömischen Kraftnaturen, seine Verwaltung war ausgezeichnet und sein Ernst, womit er die altrömischen Sitten wieder einzuführen suchte, verdient alle Anerkennung. Eben sein Patriotismus war es, der ihn zur Herstellung der alten Staatsreligion hintrieb, und es ist mit Recht bemerkt worden, daß die gleiche Persönlichkeit dieses Kaisers, wäre ste ein halbes Jahrhundert später gekommen, mit eben so vieler Energie die Reste des Heidenthums würde verfolgt haben, wie sie jezt dem Christenthum. entgegentrat.

Im Jahr 250 erschien das verhängnißvolle Edict, das bei Todesstrafe die Christen verpflichtete, den Ceremonien der heidnischen Staatsreligion sich zu unterwerfen. Es wurde ein Termin öffentlich bekannt gemacht, bis zu welchem alle Christen bei den betreffenden Obrigkeiten sich zu melden hatten. Es blieb ihnen die einzige Wahl, Christum zu verleugnen und den Göttern ihre Opfer zu bringen oder als Verbrecher gegen den Staat zum Tode verurtheilt zu werden. Allgemeine Bestürzung erfolgte. Mehrere namentlich von der Klasse der Reichern und Angesehenen, ließen fich wirklich zur Leistung dieser Opfer herbei, die Einen, nur mit Zittern und unter sichtbaren innern Kämpfen, die Andern mit leichterm Sinne, je nachdem das Christenthum tiefere Wurzel bei ihnen gefaßt hatte oder nicht. Da bewährte sich, sagt ein Kirchenlehrer, das Wort des Herrn: „Wie schwer werden die Reichen in das Himmelreich kommen.“ 18) Die Einen begnügten sich, Weihrauch dem Bilde des Kaisers zu streuen, die Andern opferten den Göttern und fluchten Christo. Noch Andere ließen sich um Geld von den Statthaltern Scheine ausstellen, als ob sie das Edict be= folgt hätten, obgleich es nicht der Fall war. Sie glaubten, fo ihr Gewissen zu retten durch Bestechung und Nothlüge Man wird freilich über diese „Gefallenen“ - wie die Kirche sie nannte milde urtheilen, wenn man vernimmt, welche ausgesuchte Marter ersonnen wurden, um durch ste die Christen vom Abfall zu bewegen. Um so mehr aber auch wird man die bewundern, die

18) Euseb VI, 41.

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trog der angedrohten und angewandten Marter, Chriftum bekannten und den Peinigungen ihrer Verfolger einen unerschütterlichen Glaubens- und Todesmuth entgegenseßten. So wird uns von einem fünfzehnjährigen Knaben, Dioscoros, in Alexandrien erzählt, der durch seine treffenden Antworten mitten unter den Martern dem Statthalter Bewunderung abnöthigte, so daß er ihn mit der Erklärung frei ließ, er wolle des unmündigen Alters wegen ihm Zeit lassen, sich eines Bessern zu besinnen. Einer Jungfrau, Apollonia, wurden erst alle Zähne ausgerissen und dann erlitt sie den Feuertod 19). Der spätere Aberglaube des Mittelalters hat sie zur Heiligen erhoben, und sie bei Zahnschmerzen um ihre Hülfe angerufen. Auch in Karthago, wo Cyprian Bischof war, wüthete die Verfolgung. Cyprian entzog sich ihr durch die Flucht; was ihm, wie wir später sehen werden, viele Verdrießlichkeiten verursachte. Zu Cäsarea in Syrien starb im Gefängniß der alte Bischof Alexander von Jerusalem und eben so schmachtete daselbst in Banden der Kirchenlehrer Origenes, der später wieder, nachdem er viele Marter ausgestanden, befreit wurde. Der Bischof Babylas von Antiochien starb im Kerker; seine Ketten, mit denen er beladen war, wurden, nach seinem Wunsche, mit ihm begraben. In Smyrna litt der Priester Pionius nach wiederholten, aber vergeblichen Versuchen, ihn zum Abfall zu bewegen, den Feuertod. Auch der Bischof von Rom, Fabianus, fiel als Opfer. — Es läßt sich erwarten, daß sich die Legende auch hier geschäftig gezeigt hat, sowohl die Zahl der Märtyrer, als ihre Todesart in's Wunderbare zu vergrößern; sowie auch rein dichterische Sagen an diese Verfolgung sich geknüpft haben. Ich will nur einer dieser Dichtungen erwähnen; es ist die Geschichte der sieben Schläfer, deren Andenken der christliche Kalender auf den 27. Juni gestellt hat. — Zur Zeit der Verfolgung des Decius, so lautet die Sage, hatten fich fieben Brüder in eine Höhle bei Ephesus geflüchtet, die von den Heiden zugemauert wurde. Hier schliefen fle ein und schliefen an einem fort 200 Jahre bis in die Zeit des jüngern Theodosius, im Jahr 447. Da erwachten ste erst, und spürten einigen Hunger. Sie glaubten nur einen Tag geschlafen zu haben. Nun sandten

19) Euseb a. a. D.

fie einen der Ihrigen in die Stadt, um Speise zu kaufen. Dieser fand alles auffallend verändert, christliche Kirchen, wo früher heidnische Tempel gestanden, und er selbst wurde von Allen als eine fremde Erscheinung angestaunt. Der Bischof der Stadt begab sich dann mit einer großen Menge Volkes hinaus zu der Höhle, wo auch die übrigen Brüder sich befanden und worüber männiglich erstaunte. Nun aber sanken die sieben Schläfer in die Arme des Todes, um zu ihrer ewigen Ruhe einzugehen.

Offenbar will

die Sage in dichterischer Einkleidung den Umschwung beschreiben, den die Lage der Christen während dieser Zeit genommen. Vielleicht, daß auch wirklich bei der Decischen Verfolgung eine Anzahl Christen in einer Höhle, darein sie sich geflüchtet, des Todes entschliefen und daß dieses zur Sage Veranlassung gab, indem der Tod schon frühzeitig von den Christen als ein Schlaf betrachtet wurde.

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Im December 251 kam Decius auf seinem Feldzug in Mösten um. Unter seinem Nachfolger Gallus fielen die Gothen_in's Reich ein. Dazu kamen Hungersnoth und Pest. Nach kurzer Unterbrechung wurden die Christenverfolgungen auch unter diesem Kaiser fortgesezt. Die römischen Bischöfe Cornelius und Lucius traf Verbannung und Tod; doch die häufigen Kriege und Empörungen hinderten den Kaiser, seinen Verfolgungsplan durchzuseßen, und nach seiner Ermordung (253) trat abermals eine Zeit der Ruhe für die Christen ein, unter Valerianus. Aber auch diese dauerte nicht lange. Zeigte sich auch Valerianus anfänglich den Christen überaus günstig (worüber er von den damaligen Kirchenvorstehern auf's Aeußerste belobt wurde) 20), so wußte ihn doch sein Günstling Macrianus umzustimmen, und im Jahr 257 erschien ein Befehl, wonach die Versammlungen der Christen geschlossen und ihre Bischöfe des Landes verwiesen werden sollten, wenn sie den Göttern die Verehrung verweigerten. Anfänglich waren jedoch die Strafen, die gegen die Christen verhängt wurden, noch milde, im Vergleich mit den bisherigen Grausamkeiten. Valerian begnügte sich erst mit Verbannung und Drohung; namentlich wurden auch mehrere Christen in die mauritanischen und numidischen Bergwerke

20) Euseb VII, 10.

Hagenbach, Vorlesungen II.

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abgeführt, um dort zu arbeiten. Bald aber nahm die Verfolgung eine blutigere Gestalt an. Das Edict vom Jahr 258 lautete : „Bischöfe, Presbyter und Diaconen der Christen sollen sogleich mit dem Schwerte hingerichtet werden, Senatoren und Ritter sollen ihre Würde und Güter verlieren, und wenn sie dennoch Christen bleiben, soll auch sie die Todesstrafe treffen. Frauen von Stande sollen (nach Einziehung ihrer Güter) verbannt, Christen am kaiserlichen Hofe als Sklaven behandelt, gefesselt und zur Arbeit auf die verschiedenen kaiserlichen Güter vertheilt werden." — Die Ersten, die als Opfer dieser strengen Maßregel fielen, waren der römische Bischof Sixtus II. und seine vier Diaconen, unter ihnen auch der Diacon Laurentius. Sirtus und drei seiner Diaconen wurden auf der christlichen Begräbnißstätte, wo sie ergriffen wurden, an's Kreuz geschlagen. Laurentius aber ward zu einer noch grausamern Marter ausersehen. Der römische Statthalter hatte von den Kirchenschäßen der Christen gehört und war lüstern nach den= selben geworden. Er verlangte von Laurentius, daß er ihm diese herbeischaffe. Laurentius zeigte sich bereit; er wurde freigelassen, um die Schäße zu holen. Bald sah man ihn wiederkehren im Gefolge von Lahmen und Krüppeln. Das sind unsere Schäße", sprach er. Dieß Benehmen ward ihm als Hohn gedeutet, und zur Strafe dafür ward er auf dem eisernen Stuhle der Feuergluth ausgesezt. - Auch der berühmte Bischof Cyprian von Karthago kam in dieser Verfolgung um. Wir werden später auf ihn und sein Benehmen während der ganzen Zeit der Verfolgung, so wie auf seinen Tod zurückkommen. Für jezt bemerken wir nur noch, daß Kaiser Valerian, von dem die Verfolgung ausgegangen, in seinem unglücklichen Kriege gegen die Perser gefangen wurde (259) und daß sein ihm unähnlicher Sohn, Gallienus, ein Toloranzedict erließ, wonach die christliche Kirche nach langen Leiden und Drangsalen zum erstenmal als eine gesezmäßig bestehende Corporation im Neiche anerkannt wurde. Zwar hatte sich in den morgenländischen Gegenden Macrianus als Gegenkaiser aufgeworfen, aber im Jahr 261 unterlag er, und so trat auch dort das Edict in Kraft 21). Der Zustand des römischen Reiches war aber um diese

21) Vgl. Euseb VII, 23.

"

Zeit ein überaus verwirrter. lienus dem Andringen der fremden Völkerschaaren, der Perser, der Gothen, der Scythen, der Deutschen, nicht zu wehren. Dazu wiederholten sich die alten Landesplagen der Theurung und der Pest. Auch innere Unruhen brachen aus. Gallienus selbst hauchte sein Leben vor Mailand aus, wohin ihn der Bürgerkrieg gerufen (268); nun verdrängte wieder ein Gegenkaiser den andern, bis endlich unter Aurelianus (270) die Herrschaft sich wieder be= festigte. - Wir brechen hier ab, um uns in der nächsten Stunde wieder dem innern Leben der Kirche zuzuwenden, und besonders die Männer näher zu betrachten, die während dieser Zeit als Lichter der Kirche geleuchtet und als ihre Säulen sich bewährt haben. Clemens von Alexandrien, Origenes, Tertullian, Cyprian werden wohl mehr als eine Stunde unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.

Bei seiner Trägheit vermochte Gal

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