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Gekreuzigten geschaut wurde, das ist gleichsam nur der finnliche Abdruck dessen, was, unsichtbar dem menschlichen Auge, als eine in alle Himmel hineinreichende Gottesthat sich vollzogen hat das große Geheimniß der Versöhnung. Und nun das Ende aller Dinge? Das kann nach Origenes nur darin bestehen, daß alles, was von Gott abgefallen, wieder zu ihm zurückgeführt wird, damit Gott sei Alles in Allem. Origenes ist der Urheber der unter verschiedenen Wendungen wieder in die Kirche eingeführten, aber auch vielfach angefochtenen Lehre von einer sogenannten Wiederbringung aller Dinge. Die Sünde ist ihm nur ein zwischen Gott und den Menschen, auch in der Geisterwelt wieder tönender Mißklang, der aber einst sich vollkommen lösen muß. Nur mit großer Vorsicht, aber doch so, daß man's zwischen den Zeilen lesen kann, hat Origenes auch ein endliches Aufhören der Höllenstrafen und selbst eine Rückkehr des Satans zu Gott gelehrt. Das Böse hat ihm keine Selbstständigkeit an sich, darum kann es nicht ewig dauern, und so hat er gelehrt, was ein moderner Dichter gesungen: Allen Sündern soll vergeben

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und die Hölle nicht mehr sein."

Origenes hat zwar eine einstige Auferstehung des Leibes mit der Kirche gelehrt. Aber diese Lehre findet in seinem System keinen rechten Halt. Da er ein selbstständiges Leben der Seele schon vor ihrer Verbindung mit dem Körper lehrte, so konnte er sich auch ein selbstständiges und ein seliges Leben der Seele denken, auch ohne Körper. Ja, consequenter Weise mußte ihm der Körper eher als eine, den Menschen zur Erde herabziehende Last erscheinen, von der ihn der Tod befreie. Und wirklich kommen bei ihm solche Aeußerungen vor, wonach die Seele im Tod ihre Hülle abstreift und sich frei zu Gott aufschwingt, und wonach einst in der Vollendung der Dinge auch alles Körperliche aufhören und in ein gei= stiges Sein sich auflösen soll. Wenn Origenes dann gleichwohl eine Auferstehung des Körpers lehrte, und dieses Dogma sogar gegen die Angriffe eines Celsus u. A. vertheidigte, so konnte er es nur thun, indem er auch diese Lehre vergeistigte oder wenigstens ste von all den materiellen und grobsinnlichen Vorstellungen entkleidete, die sich ihr angehängt hatten. Und da konnte er denn wohl mit Recht darauf hinweisen, daß schon Paulus von einem

verklärten Leibe gesprochen habe, der dem verklärten Leibe Christi ähnlich sein werde, und diese geistige Seite der paulinischen Auferstehungslehre hob er denn auch mit aller Macht heraus, und bezeichnete die als einfältig und kindisch, welche sich der Hoffnung hingaben, daß eben derselbe Leib, den sie auf Erden gehabt, mit eben den Gliedmaßen wieder auferstehen werde, deren er sich hienieden bediente. Er machte darauf aufmerksam, wie unser leiblicher Organismus genau zusammenhängt mit seinem gegenwärtigen Wohnplage und wie in andern Welten auch andere Körper sein müssen, die der Natur derselben entsprechen. So wenig ein Fisch außer dem Wasser, so wenig könnte ein irdischer Leib wo anders leben als auf der Erde. Für den Himmel ziemen sich himmlische Körper. Eben so bekämpfte er die zu seiner Zeit noch sehr im Schwange gehende Lehre von einem tausendjährigen Reich Christi auf Erden, den sogenannten Chiliasmus. Man kann sagen, daß er ihn eigentlich auf eine Zeit lang darniedergekämpft hat.

Daß der Mensch während seines irdischen Lebens auch äußere Gnadenmittel bedürfe, die seine Gemeinschaft mit Gott unterhalten und beleben, das sah auch Origenes troß seines Idealismus ein; aber unmöglich konnte er nach seiner Denkweise die Wirkung der Sacramente als eine unmittelbare oder gar als eine magische Wirkung fassen, die ohne Zuthun des Menschen ihm das Göttliche mittheile. Ihm war die Wirkung des Sacramentes durch den Glauben vermittelt, und wohl keiner der Kirchenlehrer hat so bestimmt als er, Bild und Sache von einander getrennt; namentlich können wir ihn in der Lehre vom Abendmahl als einen Vorgänger Zwinglis und Oekolampads betrachten, indem er Brot und Wein Zeichen des Leibes und Blutes Chrifti nennt und gegen die eifert, welche einen leiblichen Genuß statuiren.

Besonders wichtig ist uns aber noch die Lehre des Origenes von der heil. Schrift, und seine eigenthümliche Art, die Schrift zu erklären. Origenes hielt die heil. Schrift des alten und des neuen Testamentes (so weit diese zu seiner Zeit schon zu einer Sammlung abgeschlossen war) mit der ganzen Kirche seiner Zeit für ein Werk des heil. Geistes. Er sah in ihr nicht nur eine Sammlung von Schriften aus verschiedenen Zeiten und von verchiedenen Verfassern, sondern die ganze Schrift war ihm ein leben

diger, vom Geiste Gottes durchdrungener Organismus. Wie nun der menschliche Organismus besteht aus Leib, Seele und Geist, so läßt sich auch in der heil. Schrift dreierlei unterscheiden, ihr Leib, d. i. der buchstäbliche, der Wortsinn, ihre Seele, d. i. der moralische, und ihr Geist, d. i. der mystische Sinn. Die Aufgabe des Schrifterklärers besteht also nach Origenes darin, durch den Leib zur Seele, durch die Seele zum Geist hindurch zu dringen. Wir sollen die Bibel allerdings zuvorderst nach ihrem Wortlaute grammatisch erklären; aber dabei sollen wir nicht stehen bleiben, das ist nur die Hülle, wir müssen uns des innersten Kernes bemächtigen. Ja, bisweilen ist die Hülle von der Art, daß sie uns den Kern verbirgt und daß wir sie nothwendig erst abstreifen und durchbrechen müssen, wenn uns der Kern nicht verloren gehen soll. Oft giebt schon der Buchstabe der Schrift einen guten Sinn; aber aber öfter verdeckt uns der Buchstabe den Geist, so daß eine buchstäbliche Auffassung der Schriftstelle geradezu falsch und irreleitend wäre. In diesem Falle muß der Buchstabe in den Geist umgedeutet, die betreffende Stelle muß allegorisch erklärt werden. Darin ging nun Origenes sehr weit. Wo ihm etwas in der Bibel entgegentrat, das seinen geistigen Begriffen von Gott zu widersprechen schien, das verwarf er nach seinem Wortlaute und nahm es erst dann als göttliche Wahrheit auf, wenn er es sich geistig zurecht gelegt und umgedeutet hatte. Daß Gott die Welt in sechs Tagen schaffe, daß er mit den Menschen menschlich verkehre, unter ihnen wandle und dergleichen, das dürfe man, meint er, nicht buchstäblich nehmen; eben so sei das, was von den Patriarchen erzählt wird, nicht als baare Geschichte, sondern als Allegorie zu fassen; desgleichen können die geseßlichen Vorschriften des alten Testamentes unmöglich von Gott gegeben sein, wenn die buchstäbliche Erfüllung derselben ihr Zweck sein soll; denn in diesem Falle hätten Solon und Lykurg vernünftigere Geseze gegeben, als Moses. Nur im Blick auf den geistigen, verborgenen Sinn müssen sie ausgelegt werden. Ja, meint Origenes, Gott habe abfichtlich solche Steine des Anstoßes dem Leser in den Weg geworfen, damit er dadurch zu gründlicherm Forschen angeregt werde. So haben denn auch die biblischen Wunder, sowohl des alten als des neuen Testamentes, nicht sowohl ihre Bedeutung für uns als einmal geschehene

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Geschichten, sondern ihre Hauptbedeutung besteht dem Origenes idarin, daß sie uns geistige und ewige Verhältnisse in einer geschichtlichen Thatsache vor Augen stellen. So ist z. B. für den Christen= glauben nicht das das Wichtigste, daß Christus einmal Blinde und Lahme geheilt, einmal Todte auferweckt hat, sondern das ist für uns die Hauptsache, daß er noch immer den geistig Blinden das Auge öffnet, noch immer die sittlich Lahmen aufrichtet, daß fie springen gleich dem Hirsch; daß er die geistig Todten belebt und sie aufweckt aus dem Schlaf der Sünde. Wir würden 1 Origenes mißverstehen, wenn wir glaubten, er habe durch seine allegorische Auslegung den biblischen Wahrheiten entlaufen, er habe die Schrift rationalistisch ausdeuten wollen. Es mag ihm dieß bisweilen begegnet sein, wo sich sein Geist nicht in die Vorstellungsweise der Schrift zu schicken vermochte; aber noch weit öfter hat er auch in die Schrift hineingedeutet und ihr gleichsam aus dem Seinigen aufgeladen, was ihr nicht angehört. Er ging von dem obersten Grundsah aus, daß nicht eine einzelne Stelle sich in der heil. Schrift finde, die nicht voll sei des göttlichen Geistes; denn der zu den Menschen gesprochen hat: „du sollst vor mir nicht leer erscheinen," wie sollte der etwas Leeres sagen? Nun war Origenes für seine Person so erfüllt von dem Gesammtinhalt der Schrift, welcher ist Christus, daß er eben diesen Gesammtinhalt wieder in jeder einzelnen Stelle suchte. Er hatte sich selbst so festgelebt in dem Herzen der Schrift, daß er dieses Herz auch in den äußersten Spigen des Schrift-Organismus wollte pulsiren fühlen, und da hat er denn allerdings oft Mißgriffe gethan; aber auch Tiefblicke, wie sie ein prosaischer oder gar ein profaner Sinn bei aller Sprachkenntniß nicht thun wird. Wir haben das leztemal gesehen, wie Origenes schon zu seinen Lebzeiten von Leuten verkeßert wurde, die ihm an geistiger und sittlich-religiöser Bildung weit nachstanden, und auch später sind manche seiner Lehren mit dem Anathem der Kirche belegt worden. Auch wir wollen nicht alles gut heißen, was er über Christenthum und Bibel oft mehr geistreich, als wahr gelehrt haben mag. Aber bewundern werden wir diesen feltenen Geist immerhin, und einem Manne, der so wie Origenes in Dienste des Christenthums seine beste Kraft verzehrt, der sich mehr als einmal als Märtyrer hingegeben hat, wenn er auch gleich

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nicht den Tod des Märtyrers starb, werden wir wohl auch einige Eigenthümlichkeiten zu gute halten, die, wenn auch mit Irrthum behaftet, doch seinem christlichen Leben keinen Eintrag thaten. Wie Gott in der Natur einer jeden Kraft, die sich selbst überlassen und in's Ungemessene fortgehend, schädlich wirken würde, immer auch wieder eine Gegenkraft geordnet, wie er der Centrifugalkraft im Weltall die Gentripetalkraft entgegengesezt hat, so hat er auch im Reich der Geister dafür gesorgt, daß, wie das Sprüchwort sagt, die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Dem aufwärts strebenden Idealismus hat er den an das Gegebene, das Positive, fidy haltenden Realismus als heilsame Schranke geordnet, und so finden wir denn auch der Kirche der alexandrinisch idealistischen Denkweise eines Clemens und Origenes die realistische eines Frenäus und Tertullian entgegengesezt. Von Irenäus, dem Kleinasiaten in Gallien, haben wir bereits in einer frühern Stunde geredet. Reden wir jetzt von dem Afrikaner Tertullian. Er fällt der Zeit nach etwas früher als Origenes. Ein Zeitgenosse des Clemens von Alexandrien, war er schon in den reifern Mannesjahren, als Origenes seine jugendlichen Kräfte erst zu üben begann. Wir haben ihn aber bis dahin aufgespart, theils um ihn durch den Gegensat zu Origenes noch mehr in seiner Eigenthümlichkeit hervortreten zu laffen, theils auch, um an ihn fofort den zweiten Repräsentanten der afrikanischen Kirche, Cyprian anknüpfen zu können.

Quintus Septimius Florens Tertullianus war in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts als Heide zu Karthago geboren. Dieses Karthago, welch eine ganz andere Geschichte hat es, als Alexandrien. Wir wollen nicht auf den Mythus seiner Gründung zurückgehen; aber erinnern müssen wir an die mächtige That- und Willenskraft, die dieser Staat schon in den frühesten Zeiten entwickelt, an die eiserne Festigkeit, die er der zur Weltherrschaft aufstrebenden Macht Roms in einem mehr als hundertjährigen Kampf (264-146 vor Chr.) entgegengesezt hat; ein Kampf, worin das alte Karthago erlag; aber die Zähheit des Charakters und den männlichen Troz haben sich die punischen Naturen bewahrt, und zu ihnen gehörte auch Tertullian. Er war nicht ohne gelehrte Bildung; aber diese Bildung nahm bei ihm nicht jene speculative Richtung der Alexandriner; sie war die prak

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