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Valerian. Schien auch im Anfange die Verfolgung in Afrika nicht sehr blutig sich anzulassen, so war es doch auch hier vor allen Dingen auf die Bischöfe abgesehen. Es war den 30. August 257, kurz nachdem Cyprian in einer Schrift zum Märtyrtod ermahnt hatte, als der römische Proconsul Aspasius Paternus ihn vor sich beschied und ihm den kaiserlichen Befehl eröffnete, wonach. Jeder ohne Ausnahme den Göttern opfern sollte. Cyprian erklärte, er sei ein christlicher Bischof, ein Verehrer des allmächtigen Gottes, Schöpfts aller Dinge, zu dem er stets für das Wohl der Imperatoren bete; zu opfern sei ihm unmöglich. Als er auf dieser Erklärung beharrte, wurde ihm die Stadt Curubis zum Verbannungsorte angewiesen. Die Stadt war eine Tagreise von Karthago entfernt, in einer öden, flachen Gegend, der Sonnen= hize ausgesezt, höchst ungesund. Von da aus leitete Cyprian, so gut er's vermochte, die Angelegenheiten der Kirche; auch tröstete er in einem Sendschreiben die in die mauritanischen und numidischen Bergwerke verurtheilten Christen; es waren neun Bischöfe mit ihren Presbytern und Diakonen. Sein eigenes Schicksal soll ihm ein nächtliches Traumgesicht offenbart haben. Es träumte ihm, er stehe vor dem Blutgericht, das Urtheil wurde ihm ge= sprochen; ein Jüngling deutete ihm durch Geberden an, er werde enthauptet werden. Er stellte die Bitte, man möge ihm zur Anordnung seiner Geschäfte, einen Tag Aufschub schenken. Dieser Tag bedeutete (nach der Auslegung seines Biographen Pontius) ein Jahr, und wirklich verzögerte sich die Hinrichtung noch so lange. Nach Verfluß dieses Jahres ließ der Proconsul den Verbannten wieder vor sich laden und befahl ihm, sich auf seine Güter zu begeben, damit er ihm zur Hand sei, wenn das schärfere Edict von Rom, von dem er vorläufige Kunde hatte, würde eingetroffen sein. Das schärfere Edict erschien; es lautete auf Todesstrafe für Jeden, namentlich für jeden Geistlichen, der sich weigern sollte, an den vaterländischen Religionsübungen theilzunehmen. Cyprian war auf Alles gefaßt, um so mehr, als er auch den schon erfolgten Märtyrtod des römischen Bischofs Sirtus erfahren hatte. Ver= gebens forderten ihn seine Freunde auf, auch dießmal durch die Flucht sich zu retten; für dießmal glaubte Cyprian den Willen Gottes erkannt zu haben, daß er sterben müsse, ebenso wie er Hagenbach, Vorlesungen.

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früher seine Flucht auf einen göttlichen Wink hin veranstaltet hatte. Einzig lag ihm daran, in Karthago selbst, und nicht an einem andern Orte, sein Zeugniß abzulegen. Als ihn daher der Proconsul, der sich gerade zu Utika befand, durch die Lictoren dahin wollte holen lassen, zog er sich auf seine Güter zurück und erließ von daher den lezten Brief an die Gemeinde. Er ermunterte fie zur Standhaftigkeit und zu ruhigem Verhalten. Sobald der Proconsul Galerius Marimus, der auf den Aspasius Paternus gefolgt, wieder nach Karthago zurückgekehrt war, fand sich auch Cyprian bereit, sich zum Verhör zu stellen. Zwei Häscher holten ihn von seinen Gütern ab. Sie sezten ihn zwischen sich auf einen Wagen und führten ihn in's Verhör. Er wurde in Arrest gelegt. Eine mächtige Bewegung entstand in ganz Karthago, als die Nachricht von der Ankunft des Bischofs und von seiner Verhaftung sich verbreitete. Eine Menge Volks brachte die Nacht vor seinem Gefängniß zu. Der Bischof that Alles, um Unordnungen zu verhüten. Des andern Morgens, es war am 14. September 258, ließ der Proconsul ihn vor sich bringen. Cyprian gestand offen, er sei christlicher Bischof und fest entschlossen, dem Befehl des Kaisers in Absicht auf die Opfer, keine Folge zu leisten. Das Urtheil ward gesprochen. Es lautete: Thascius Cyprianus soll mit dem Schwert hingerichtet werden. Cyprian erwiederte: „Gott sei gedankt." Unter Begleitung einer großen Volksmenge ward er zur Stadt hinausgeführt auf einen ebenen, mit Bäumen bepflanzten Plaz. Hier entkleidete er sich, kniete nieder, betete. Dem Scharfrichter befahl er 25 Goldstücke auszuzahlen. Die Augen verbanden ihm zwei seiner Geistlichen. Nur mit zitternder Hand führte der Scharfrichter den tödlichen Schlag. Der Leichnam ward in der Nähe des Richtplages von den Christen begraben. - Bald erhoben sich zu seinen Ehren zwei Kirchen in Karthago, die eine an der Stelle, wo er hingerichtet, die andere, wo er begraben war. Beide wurden späterhin bei den Einfällen der Vandalen unter Geiserich zerstört. Die katholische Kirche hat den Cyprian als Heiligen verehrt und nach der Legende soll Karl der Große seine Gebeine nach Frankreich gebracht haben, wo sie, zuerst in Lyon, dann zu Arles auf= bewahrt wurden. Auch andere Kirchen der spätern Zeit, wie die zu Venedig, das Kloster von Compiègne, die Kirche von Nosnay

in Flandern streiten sich um die Ehre, seine heiligen Ueberreste zu befizen. - Höher als diese irdischen Ueberreste stehen uns die Zeugnisse seines Geistes, seine Schriften. Von diesen lassen Sie uns noch ein Wort reden.

Cyprian gehört nicht zu den großen Theologen und Kirchenlehrern der Kirche. Er hat weder den speculativen Geist der Alexandriner, eines Clemens und Origenes, noch den genialen, auf's Mark der christlichen Wahrheiten eindringenden Tief- und Scharfsinn seines Lehrers Tertullian. Er war, mehr Kirchenfürst, als Kirchenlehrer; mehr Hierarch, als Dogmatiker. In ihm steht die engliche Hochkirche das Vorbild der Männer, die wider den Puritanismus des 17. Jahrhunderts eine feste Mauer gebildet haben. Auf seine Grundsäge weist die Orforderschule hin als auf die Grundsäge des ächten, vom römischen unterschiedenen Katholicismus. So sind auch Cyprians Schriften nicht sowohl lehrhafter, als kirchenregimentlicher und praktischer Natur, oder wo sie dogmatisiren, da gilt es dem Dogma der Kirche, das den Mittelpunkt der Cyprianischen Theologie bildete. Das Meiste, was wir von ihm haben, sind Briefe, die mit seiner Amtsführung und mit den wechselvollen Schicksalen seines Visthums selbst zusammenhängen, freilich Briefe, die sich mitunter zu Abhandlungen erweitern, wie seine Schrift von der Einheit der Kirche. Dieß ist eine seiner Hauptschriften; man hat sie nicht unpasseno die magna charta der kirchlichen Hierarchie genannt. Sie erwuchs ihm unter seinen Händen mitten unter den novatianischen Streitig= feiten. Eben den traurigen Spaltungen gegenüber, wie fte ein Novatus und Felicissimus in Afrika, wie sie ein Navatianus in Rom anrichteten, hob Cyprian den großen Gedanken der Einheit und Allgemeinheit der Kirche hervor. Er bedient sich dazu der Bilder, wie sie die Natur und die heilige Geschichte an die Hand geben. So wie mehrere Strahlen aus der einen Sonne ausstrahlen, so wie viele Aeste aus dem einen Stamme sich verbreiten, so wie viele Bäche aus der einen Quelle sich ergießen, so müssen alle Christen mit der Kirche, als ihrer gemeinschaftlichen Sonne, Wurzel und Quelle verbunden sein. Reiß den Strahl aus der Sonne und dahin ist die Mannigfaltigkeit des Lichtes mit der gestörten Einheit; brich den Aft vom Stamme und er ver

trocknet; schneide den Bach von seiner Duelle ab und er versiegt. So ist ihm auch das Osterlamm, das in einem Hause gegessen werden mußte, so ist ihm das eine Haus der Rahab, das verschonet wurde, ein Bild des einen Hauses der Kirche; so der ungenähte Rock Christi ein Bild der einen, unzertrennlichen Kirche, und wenn es im hohen Liede heißt: eine ist meine Taube, wer kann diese Taube anders sein, als die Braut Christi, die Kirche? Aber eben darum muß auch die Kirche die Taubenunschuld bewahren. Wer die nicht hat, der mag sich von der Kirche trennen, an ihm ist nichts verloren, im Gegentheil, die Kirche muß sich Glück wünschen über sein Ausscheiden. Den Waizen treibt der Wind nicht weg, wohl aber die Spreu. Festgewurzelte Bäume werden nicht ausgerissen, nur die kraftlosen. Solche mögen dann immer ihre eigenen Kirchlein sich bilden; aber vergebens berufen sie sich auf das Wort des Herrn: „wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen;" wie soll Christus unter ihnen sein, da sie sich muthwillig von ihm und seiner Kirche getrennt haben? Selbst der Märtyrtod kann solchen Abtrünnigen nichts frommen; denn wo bleibt die Liebe, die allein nach des Apostels Lehre den guten Werken ihren Werth giebt? denn wenn sich auch Einer sengen und brennen ließe und hätte die Liebe nicht, so wäre er nichts. Cyprian kann nicht Ausdrücke finden, die ihm stark genug wären, das Verwerfliche der Sectirerei und des Separatismus zu bezeichnen. Er vergleicht in gewaltigem Pathos, das ihm so viele Päpste und Päpstlein nachgemacht haben, die Abtrünnigen mit der Rotte Korah, die sich dem Priester Gottes zu wiedersehen wagt und in ihr eigenes Verderben stürzt; er verdammt sie weit mehr, als die Gefallenen, die doch ihr Unrecht einsehen und zur Kirche zurückkehren. Diese Schrift nun über die Einheit der Kirche macht einen eigenen Eindruck auf uns, je nachdem wir die höhere Idee, die ihrem Verfasser vorschwebt, in's Auge fassen oder uns in die leidenschaftliche Stimmung hinein. versehen, die offenbar an der Abfassung auch ihren Theil hatte. Es ist gewiß etwas Großes um diese Einheit und Ungetheiltheit der Kirche, um diese Katholicität im wahren Sinne des Wortes, und wir Protestanten thun sehr unrecht, wenn wir diesen Katholicismus als dem protestantischen Princip wider

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strebend bezeichnen; denn es heißt die Kirche aufgeben, wenn man den Gedanken an ihre höhere Einheit aufgiebt. Aber diese Einheit läßt sich nun einmal nicht durch äußere Formen erzwingen; sie darf nicht erzwungen werden auf Kosten des Lebens, auf Kosten der innern Reinheit und Heiligkeit. Gewiß ist alle Spaltung vom Uebel, und jeder, der von der Kirche sich trennt, giebt Aergerniß. Aber hat der Herr nicht gesagt: es müssen wohl Aergernisse kommen? Und hat nicht oft die Kirche selbst durch ihre Lauheit, durch ihre Fleischlichkeit, durch ihr Hängen am Aeußerlichen diese Aergernisse verschuldet? Ein Cyprian konnte wohl noch mit gutem Gewissen den Vorwürfen, seiner Gegner Rede stehen, die ihm seine Flucht, zu der er berechtigt war, zum Verbrechen anrechneten; aber wenn dieselbe Sprache, die er den Separatisten seiner Zeit gegenüber führte, von den spätern Päpsten des Mittelalters geführt wurde, etwa den Waldensern gegenüber, oder wenn sie das neue Rom führt im Angesicht des evangelischen Protestantismus, oder wenn sie auch die protestantische Orthodorie bisweilen geführt hat gegenüber denen, die ein lebendiges Christenthum an= strebten so kann man wohl bedenklich werden. Das ist ja eben so lange die Kirche steht, das Schwierige gewesen, die beiden Prädicate der Kirche, ihre Einheit und Allgemeinheit auf der einen, aber auch ihre Reinheit und Heiligkeit auf der andern Seite festzuhalten. Wo man einseitig nur das eine in's Auge faßte und das andere darüber vergaß, da wurde das Ideal der Kirche getrübt. Das Erzwingen einer absoluten Reinheit und Heiligkeit durch eine strenge Kirchenzucht, wie die Montanisten und Novatianer und nach ihnen die Donatiften, die Katharen des Mittelalters, die Puritaner im 16. Jahrhundert es wollten, und so viele in unserer Zeit es wieder wollen, führt eben zur Spaltung und zur Auflösung, und leicht wird über der alles verdammenden Strenge, die alles gewinnende Liebe vergessen. Das Erzwingen aber der äußern Einheit, mit Hintansehung der geistigen Güter des Lebens, hat auch wieder entweder zur inquisitorischen Härte oder zum laren Indifferentismus geführt, der sich auch über das Aergste zu trösten weiß, wenn nur der Schein der Einheit gerettet wird, und der mit dem einen großen Kirchenmantel einer weitherzigen Liebe auch die fatalsten Gebrechen zudeckt. Wie unendlich schwer

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