صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Schöpfer Himmels und der Erde, und außer ihm sind keine Götter. Mag auch das Volk noch so oft von diesem einen lebendigen Gott abgewichen sein und sich den Gößen zugewendet haben, immer wird dieses als Sünde empfunden, als Sünde gerügt, als Sünde er= kannt und gestraft. Die Idee der absoluten Heiligkeit, wie des ewigen Erbarmens Gottes, Ideen, die gerade den heidnischen Religionen fehlt, bilden die Grundidee des hebräischen Monotheismus. Israel ist das Volk des Gesezes und das Volk der Verheißung zugleich: es hat Mosen und die Propheten. Seine Verfassung ist eine rein theokratische, wie bei keinem andern Volke. Gott ist der Herr und König des Volkes; sein Wille nicht nur das oberste; sondern das einzige Gesetz. Die Welt außer diesem Gottesstaate ist die Welt der Lüge, der Nichtigkeit, des Abfalles von Gott, dem Lebendigen. Vernichtung oder Unterwerfung unter den einen Gott ist das Loos der Weltvölker. In Abraham sollen sie gesegnet, unter Davids Zepter sollen ste vereinigt werden. Man hat dieß einen einseitigen, einen beschränkten Particularismus genannt, und es muß Jedem so vorkommen, der das weissagende Element verkennt, das eben in dieser Geschichte liegt, und den typischen, symbolischen Charakter, den diese Geschichte hat. Daß das Volk Israel eben nicht bloß der Gegenwart angehörte, daß es als ein „Volk der Zukunft“ zu begreifen ist, das nicht nur einzelne und abgerissene Weissagungen in sich nährte, sondern in seiner ganzen Anlage und in seiner eigenthümlichen Entwicklung eine Weissagung ist, das haben tiefere Geschichtforscher längst erkannt und ausgesprochen, und selbst die, welche kein Bedenken tragen, an die Einzelheiten seiner Geschichte den Maßstab historischer Kritik zu legen und das Menschliche in ihr menschlich zu beurtheilen, haben gleichwohl diese höhere Mission des Volkes und seine prophetische, vorwärtsweisende Bedeutung in der Weltgeschichte nicht verkannt.

Die Geschichte des Volkes Israel von Abraham bis Moses, von da bis zu den Richtern und Königen, die Zeiten seiner Erhöhung, wie seiner Erniedrigung, seiner Wegführung in die Ge= fangenschaft und seiner Rückkehr in das Land der Väter sind Ihnen Allen in ihren Grundzügen bekannt, und unsere Aufgabe kann es nicht sein, sie hier weiter auszuführen. Indem wir uns begnügen, daran zu erinnern, fragen wir einzig: wie stand es mit diesem

[ocr errors]

Volke unmittelbar vor der Zeit und zu der Zeit, da Christus unter ihm auftrat? Hier müssen wir anknüpfen an die Leidensschule des Erils. Diese hatte in mancher Hinsicht erziehend und läuternd auf das Volk gewirkt. Einerseits hatte sich sein Blick erweitert; selbst der Kreis der religiösen Vorstellungen hatte an Ausdehnung gewonnen, anderseits aber war die Anhänglichkeit an die väterliche Religion durch das Wohnen im fremden Lande nicht geschwächt, sondern durch die herbe Entbehrung nur um so mehr gekräftigt worden. Mit heiligem Eifer ward nach der Rückkehr über der Reinheit des Gottesdienstes gewacht, und als unter der syrischen Herrschaft des Antiochus Epiphanes (176-164 v. Chr.) der Tem= pel entweiht und heidnisches Wesen mit Gewalt dem Volke aufgedrungen wurde, da erhoben sich die kühnen Söhne des Mattathias, die Maccabäer und es entwickelte sich ein Heldenmuth, der auch den Feinden Achtung abnöthigte. Das war aber auch das leßte Aufflackern theokratischer Begeisterung. Die rühmliche Anhänglichkeit an das Geseh, das in den Schulen des Landes (Synagogen) gelesen und erklärt wurde, artete bald in einen kleinlichen Buchstabendienst und todtes Sazungswesen aus, das besonders an der Secte der Pharisäer seine Pfleger fand, während die beim Volke weniger beliebten Sadducäer einem vornehmen Unglauben huldigten. Man kann die Pharisäer in einer gewissen Hinsicht den Stoikern, die Sadducäer den Epikuräern vergleichen. Jene hielten strenge am Gesez, nahmen aber auch die Lehren auf, die sich seit dem Eril weiter entwickelt hatten, wie namentlich die Engellehre und die Lehre von der Auferstehung. Die Sadducäer dagegen verwarfen und verspotteten diese Lehren, unter dem Vorwande, daß sie nicht ausdrücklich im Gesez enthalten seien. Die Essäer an der Westküste des todten Meeres führten ein stilles, beschauliches Leben und griffen weniger in das Volksleben ein, weßhalb auch ihrer im neuen Testament nicht gedacht wird. Ein Zusammenhang Christi und seiner Jünger mit ihnen läßt sich nicht nachweisen.

Nicht ohne Bedeutung für das religiöse und sittliche Leben der Juden war der Verlust ihrer politischen Selbstständigkeit und ihre Abhängigkeit von Rom. Der Streit zwischen den beiden Brüdern Hyrkan II. und Aristobulus II. hatte, um 63 v. Chr., den römischen Feldherrn Pompejus als Schiedsrichter ins Land ge=

rufen. Man weiß, wohin zu allen Zeiten fremde Intervention geführt hat. Pompejus erstürmte Jerusalem und führte den Aristobulus nebst einer Anzahl gefangener Juden nach Nom. Nach fängern Unruhen und Regierungswechseln, die hier nicht weiter auszuführen sind, ward das Haus der Maccabäer auf immer gestürzt, und es gelangte der ivumäische Fürst Herodes auf den Thron von Jerusalem. Durch seine Grausamkeit, wie durch seine An= hänglichkeit an ausländische Gebräuche (er führte heidnische Feste und Spiele ein), machte er sich beim Volke verhaßt, während er dagegen sich dadurch wieder beliebt zu machen suchte, daß er den Tempel zu Jerusalemt, den Serubabel nach der Rückkehr aus dem Eril wieder hatte aufbauen lassen, umbauen und aufs prächtigste herstellen ließ. In seinem Testamente theilte Herodes, den die Geschichte nur mit Unrecht den Großen nennt, das Land ́unter seine drei Söhne, Archelaus, Antipas und Philippus. Kaiser Augustus bestätigte erst diese Theilung, vereinigte aber, nachdent Archelaus war verwiesen worden, seinen Antheil Judäa mit Samaria und Idumäa zu einer römischen Provinz (Provinz Syria), welche von Rom aus durch Procuratoren (Statthalter, Landpfleger) Verwaltet wurde. Der erste derselbe war Copponius; der aus der Leidensgeschichte des Herrn bekannte Pontius Pilatus bereits der fünfte. Noch behielt indessen das Hohepriesterthum mit seinem bohen Rathe (Synedrium, Sanhedrin) eine gewisse Gewalt in geistlichen Dingen, und eben dieses Zusammenwirken verschiedener Mächte eines Herodes (Antipas), Pilatus und des hohenpriesterlichen Rathes tritt uns recht auffällig bei der Verurtheilung Jesu vor Augen.

Welche sittliche Nachtheile diese Verhältnisse mit sich führten, geht ebenfalls aus dem neuen Testament hervor. · Allervorderst macht sich der Haß des Volkes gegen seine Unterdrücker bemerklich und mit diesem Hasse verbindet sich der Hang zu Aufruhr und Empörung. Wie wenig hätte es Jesum gekostet, dieses Hanges sich zu bemächtigen, wäre es seine Absicht gewesen, ein irdisches Reich zu stiften! Zur Entsittlichung des Volkes dienten unter an derm auch die Zollverhältnisse. Seit Palästina seine politische Selbstständigkeit verloren, wurde es den Römern zinsbar. Nun wurden die Zölle der Provinzen an römische Große verpachtet, die

in dem Lande selbst wieder ihre Beamten hatten, die den Zoll eintreiben mußten. Das sind eben die Zöllner des neuen Testa= mentes, die so oft mit den Sündern und den Heiden zusammengestellt werden. Schon ihres Geschäftes wegen waren sie natürlich dem Volke verhaßt, und da dieses Geschäft sie überdieß in bestän= dige Berührung mit den Heiden brachte, so stellte man sie diesen gleich. Eben so verhaßt, als die Zöllner, waren die Hofschranzen des Herodes, die sogenannten Herodianer, die mit den anti-nationalen Sadducäern gemeinsame Sache machten, während der jüdische Nationalstolz durch die Pharisäer aufrecht erhalten ward. Aber eben dieser Nationalstolz bei völligem Mangel der innern Würde und der äußern Macht konnte nur einen widerwärtigen Eindruck machen, und das Bewußtsein: „wir sind Abrahams Kinder", konnte jezt nur noch dazu dienen, die Gemüther gegen die Wahrheit zu verhärten, durch die sie allein hätten frei werden können. Nur we nige ächte Fromme, „ächte Israeliten ohne Falsch" sehen wir als die Stillen im Lande" aus der verderbten Masse hervortreten, und während diese entweder das Joch der Knechtschaft in stumpfer Vertroffenheit trug oder es abzuschütteln Miene machte, hoffte der kleinere, aber bessere Theil des Volkes mit Simeon und Hanna auf den rechten Trost Israels.

"

Wenn die Zustände der palästinensischen Juden für uns wich tig sind, weil eben in diesem Lande und unter diesem Volke das Heil der Welt geboren ward, so verdienen dagegen die Juden außer Palästina oder die Juden in der Zerstreuung von uns besonders beachtet zu werden, weil hier die Fäden uns an die Hand gegeben werden, an denen die Verbreitung des Christenthums unter den Heiden fortgeleitet werden konnte.

Es ist aus

Vorerst noch ein Wort über die Samariter. der jüdischen Geschichte bekannt, wie bei der Abführung des Volkes in die Gefangenschaft (722 v. Chr.) einige, und zwar aus den geringern Klassen, im Lande zurückblieben und in der Folge mit heidnischen Colonisten sich mischten; daher wurden sie von den aus der Verbannung zurückgekehrten Juden als unrein und als unwürdig betrachtet, bei dem neuen Tempelbau sich zu betheiligen. Auf das fruchtbare Hügelland zwischen Judäa und Galiläa zurückgedrängt, erhielten die Bewohner Samariens, zur Zeit Alexanders

des Großen, ihren eigenen Tempel auf dem Berge Garizim (bei Sichem), der aber 109 v. Chr. nach zweihundertjähriger Dauer von Johann Hyrkan wieder zerstört ward; nichts desto weniger blieb den Samaritanern die Höhe selbst heilig. Aus verschiedenen Zügen des neuen Testamentes kennen wir nun die gegenseitige Ab= neigung der Juden und Samariter, sehen aber auch wie Jesus über diesen Gegensaz hinauswies auf eine Zeit, da man weder an dem einen noch an dem andern Orte, sondern da alle wahren Verehrer Gottes ihn allenthalben anbeten werden im Geist und in der Wahrheit.

Wie nun die im Lande zurückgebliebenen Juden sich mit den fremden Ansiedlern vermischt hatten, so finden wir nun auch wieder umgekehrt, daß nach erlangter Erlaubniß, nach Palästina zurückzukehren, nicht alle Juden von dieser Erlaubniß Gebrauch machten, sondern daß eine bedeutende Anzahl derselben in der Fremde blieb und sich beträchtlich vermehrte und ausdehnte. Viele Tausende von ihnen blieben (nach Josephus) in Babylon und Medien, den ursprünglichen Siz der Gefangenschaft. Eine Colonie zog unter Alerander dem Großen nach Aegypten und siedelte sich in dem neu erbauten Alexandrien an. Diese alexandrinischen Juden eigneten fich griechische Bildung und griechische Sprache und Sitte an und hießen darum Hellenisten (Griechlinge). Sie blieben zwar der Religion ihrer Väter getreu; aber da sie dabei auch auf die grie= chische Weisheit nicht verzichten wollten, so verfielen sie auf den Ausweg, zu behaupten, diese griechische Weisheit sei nur ein Aus= fluß der in den Schriften des alten Testamentes geoffenbarten Wahrheit, und es komme nur darauf an, daß diese Schriften nach dem Geifte und nicht nach dem Buchstaben gedeutet würden. Dieß führte zu jener eigenthümlichen, sogenannten allegorischen Schrifterklärung, die aus der Bibel alles zu machen verstand und auf diesem Wege eine seltsame Fuston erzielte zwischen Offenbarung und Philosophie, zwischen Altem und Neuem, zwischen Judenthum und Griechenthum. Diese alexandrinischen Juden bedienten sich auch statt der hebräischen Bibel einer griechischen Uebersehung der= selben, die auf Veranstaltung des Ptolomäus Philadelphus um 277 v. Chr. durch eine Anzahl Juden (die Sage nennt ihrer 70) auf der Insel Pharus bei Alerandrien verfaßt worden war, und die

« السابقةمتابعة »