صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

hat der Mensch eben den Kampf zu bestehen, den die Welt im Großen kämpft. Aber ohne wahre Freiheit des Willens, ohne sittliche Selbstbestimmung und Energie, wird er zwischen den beiden Mächten hin- und hergeworfen, bald geistig erhoben zum Licht, bald wieder versenkt in die finstere Materie. Nicht freie Beherr= schung der Materie, sondern Abtödtung derselben und Uebung in äußerlicher Werkheiligkeit ist das Wesen manichäischer Sittenlehre. Allein diese Werkheiligkeit stügt sich nicht etwa auf das alttestamentliche Gesetz. Dieses verwarf der Manichäismus vielmehr als ein ungeistliches und mit ihm das alte Testament überhaupt. Auch die Schriften des neuen Testamentes sind nach der Meinung der Manichäer frühzeitig verfälscht und mit jüdischem Sauerteig vermischt worden; die Manichäer hatten daher ihre eigene Bibel und ihre eigenen Ceremonien, ihre eigenen Feste. Der Todestag Manis wurde besonders feierlich begangen als Fest des Lehrstuhles (Bema).

Zur Zeit Diocletians war die Secte erst noch im Wachsthum; manches von dem Gesagten paßt daher erst auf ihre spätere Entwicklung im vierten und fünften Jahrhundert, wo sie auch auf das Abendland zurückwirkte. So war der große Kirchenlehrer Augustin längere Zeit von dem Neß dieser hochmüthigen, mit ihrer Weisheit sich brüstenden Secte umstrickt, und durch das ganze Mittelalter hindurch bildete der Manichäismus gleichsam die große Ablagerung für alle kezerischen Ideen, welche die Zeit durchzuckten. Wir mußten ihrer aber darum schon hier erwähnen, weil sie schon in den ersten Jahrhunderten ihre Wurzeln angesezt hat. Aus dem Wenigen, das ich mittheilen konnte, werden Sie sich überzeugt haben, wie hier eine ganz fremdartige Anschauungsweise sich nur äußerlich mit dem Christenthum verband und wie wir es hier mit einer Keßerei zu thun haben, die nicht nur als eine verschiedene Auffassung christlicher Wahrheiten zu betrachten ist, wie etwa die vorhin angeführte Lehre des Sabellius, sondern als eine, die tiefern religiösen und sittlichen Grundlagen des Christenthums erschütternden, mithin antichristlichen Richtung. Ja, wenn schon der Gnosticismus, den wir früher betrachteten, eine Mißgestalt des Christenthums ist, so ist der Manichäismus vollends eine Vorkehrung desselben in eine phantastische Natursymbolik und in einen traurigen Ceremoniendienst des Aberglaubens, eine Verwandlung,

um in seiner eigenen Sprache zu reden, des Lichtes in die Finsterniß, während er freilich von sich das Gegentheil behauptete. Nichtsdestoweniger hat sich das manichäische Gift weit mehr, als man glauben sollte, in die Kirche einzuschleichen gewußt und spukt im Grunde noch in manden Vorstellungen der Gegenwart, die man für chriftlich hält und die es doch nicht sind. Manichäisch ist jede, die Allgewalt Gottes beschränkende Annahme von einer absoluten Macht des Bösen, von einer selbstständigen Gewalt des Teufels, von einer über dem Menschen waltenden, dunkeln Nothwendigkeit; manichäisch ist die trübe Lebensansicht, welche die sinnliche Welt, die Gott geschaffen, als den Siz des Bösen oder gar als ein Werk des Teufels betrachtet, mit dem ein Christenmensch sich nicht befassen dürfe, ohne sich zu verunreinigen; manichäisch aber auch die pantheistische Verwirrung des sittlichen und des natürlichen Gebietes, des Gebietes der Freiheit und der äußern Nothwendigkeit; manichäisch die heuchlerische Symbolik, die hinter christlich klingenden Ausdruck ihren unchristlichen Sinn verbirgt, und mit der kirchlichem Orthodorie Versteck spielt; manichäisch endlich alles Pfaffenthum, alle Scheidung von Geweihten und Ungeweihten, alle Geheimnißkrämerei, die in vornehmem Wissensstolze auf die Menge der Gläubigen, als auf die Unwissenden herabsteht und ste am Gängelbande ihrer geistlichen Herrschsucht führt. Gegen diese manichäischen Verirrungen alten und neuen Styles soll uns ewig gelten die einfache gesunde Lehre der Schrift, wonach alle gute und alle vollkommene Gabe von Gott kommt, dem Vater der Lichter, wonach wir alle seine Gaben mit Danksagung genießen sollen, die Lehre, daß alle Kreatur an sich gut und nur der Mißbrauch Sünde ist; daß auch der Fürst dieser Welt gerichtet ist und daß er keine Macht hat über die, die sich dem Herrn zum Eigenthum ergeben haben. Auch das Christenthum kennt ein Reich des Lichts und ein Reich der Finsterniß; aber bei ihm heißt es: Ihr waret weiland Finsterniß, nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn; wandelt wie die Kinder des Lichts (Eph. 5, 8. 9). Auch das Christenthum kennt und empfiehlt eine Kreuzigung des Fleisches, aber es kennt auch eine Heiligung des Fleisches dadurch, daß das Wort Fleisch geworden. ist, und eben darum lehrt es auch eine Auferstehung des Fleisches. Es kennt nicht nur Weltverachtung und Weltentsagung, es kennt

auch eine Weltbeherrschung, Weltveredlung und Weltverklärung! Mit einem Worte, der Gegensaz von Gott und Welt, von Licht und Finsterniß, von Geist und Fleisch, von Gut und Böse ist allerdings auch im Christenthum vorhanden und nirgends mehr als hier; aber nicht ist er vorhanden als ein starrer und unversöhnlicher Gegensah; sondern darin besteht seine Lösung, daß durch den, der in die Welt gekommen und sich wahrhaft mit Fleisch und Blut verbunden, auch die Welt überwunden und Gett mit der Welt versöhnt ist, daß er den Zwiespalt gehoben und es uns möglich gemacht hat, aus der Finsterniß zum Lichte, aus dem Reich des Zwanges und der Knechtschaft, in das der Freiheit zu gelangen. Daraus folgt auch endlich, daß alle geistlichen Vorrechte der Einen vor den Andern geschwunden, daß Alle christlichen Priester, Alle berufen sind, zur Erkenntniß des Heils zu gelangen und Alle, wenn auch nicht auf dieselbe Weise und mit denselben Gaben, doch in demselben Geiste und mit dem gleichen Rechte verkündigen sollen die Tugenden deß, der uns berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Lichte. (1 Petr. 2, 9.)

Siebenzehnte Vorlesung.

Verfolgung der Christen unter Marimian.

[ocr errors][merged small][merged small]

Legenden aus der schweizerischen Kirchengeschichte: die h. Verena, St. Ursus, Felix und Regula. Die Diokletianische Verfolgung. Weitere Schicksale der Christen unter Galerius und Marimian.

die h. Afra u. A.

[ocr errors]

Märtyrer.

Die h. Agnes, Rückblick auf die

· Das Toleranzedict des Galerius. Verfolgungen und allgemeine Betrachtungen darüber.

Wir haben gesehen, wie Diocletian zunächst ein Edict wider die manichäische Secte erlassen hatte, und zwar that er dieß ausdrücklich, um der von ihr behaupteten Lehre willen, die er für eben so unverträglich mit den religiösen Begriffen der römischen. Staatsreligion hielt, als wir ste für unverträglich mit dem Christenthum halten. Er blieb aber nicht bei der Verfolgung der Manichäer stehen, sondern wandte seinen Eifer gegen das Christenthum selbst. Unsere heutige Stunde führt uns nun auf diese lezten, aber auch heftigsten Verfolgungen, welche die Christen unter der Regierung dieses Kaisers und seines Mitregenten zu erdulden hatten. Auf die Zeit der Ruhe, welche die Kirche vierzig Jahre lang genossen, sollte noch einmal eine Feuertaufe über sie ergehen, die ihr zur Läuterung wurde. Che wir jedoch von der Diocletianischen Verfolgung selbst reden, haben wir einer Verfolgung zu gedenken, die sein wilder und roher Mitregent, Marimianus Herculius, veranstaltet haben soll. Die Nachrichten über diese Marimianische Verfolgung in Gallien und Rom sind indessen höchst unzuverlässig. Die gleichzeitigen Schriftsteller melden davon nichts; erst im sechsten Jahrhundert geschieht ihrer Erwähnung und noch mehr weiß die

spätere Legende von den einzelnen Umständen derselben zu erzählen. Ich theile die Erzählung mit, weil sie auch selbst in ihren fabel= haften Ausschmückungen, ähnlich der früher erwähnten Legende von den 11000 Jungfrauen, in unsere vaterländische Kirchengeschichte oder vielmehr in deren Legende eingreift, und schon als solche unsere Aufmerksamkeit verdient. Es ist die Erzählung von der sogenannten thebaischen Legion. Marimian, so lautet die Erzählung, wurde um's Jahr 287 aus Italien herbeigerufen, einen Aufstand in Gallien zu dämpfen, oder nach einer andern Version war seine Absicht, die dortigen Christen zu verfolgen. Er ließ aus Aegypten eine Legion Soldaten kommen, die (schon das lautet unwahrscheinlich genug) aus lauter Christen bestand. Sie hieß die thebaische Legion. In den agaunischen Engpässen, unweit Octodunum, dem heutigen Martinach im Walliserland, stieß die Legion mit dem Hauptheere zusammen. Hier sollte sich die ganze Armee durch heidnische Opfer auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten. Allein die thebaische Legion weigerte sich, diese Ceremonie zu leisten. Sie erklärte überhaupt, keinen Schritt weiter gehen zu wollen; und namentlich war es ihr Anführer, Mauritius, der auf diesem Widerstand beharrte. Marimian ließ darauf je den zehnten Mann ausheben und hinrichten. Als aber auch die Uebriggebliebenen den Gehorsam verweigerten, ließ er sie Alle niedermachen, unter ihnen auch den Mauritius, dessen Tod dann später von den Christen dieser Gegend als Märtyrtod gefeiert wurde. Ihm zu Ehren ward eine Kirche und Kapelle errichtet das heutige Saint Maurice. Außer dem S. Mauritius werden uns auch die Feldherren Eruperan= tius und Candidus genannt. An diese Stammlegende von der thebaischen Legion knüpfen sich dann noch mehrere Sagen über die ersten Heiligen des Schweizerlandes. So entkamen Victor und Ursus nach Solothurn, wurden aber von dem dortigen Befehls= haber Hirtacus zum Feuertode verurtheilt. Ein Wunder vereitelte jedoch die Ausführung des Urtheils und bewog einen großen Theil der heidnischen Einwohnerschaft, das Christenthum anzunehmen. Eine Verwandte des h. Mauritius, die h. Verena, kam mit oder bald nach Ursus ebenfalls nach Solothurn, ward aber von Hirtacus, den sie von einer schweren Krankheit heilte, freigelassen, worauf ste nach Zurzach sich begab und dort für die Ausbreitung

« السابقةمتابعة »