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des Christenthums wirkte. Auch die beiden Geschwister Felix und Regula gehörten zu den Flüchtlingen der thebaischen Legion. Sie entkamen dem Blutbade im Walliserlande durch die Flucht über die Furka und gelangten über Uri und Glarus nach Zürich, allwo sie das Evangelium verkündigten. Der römische Befehlshaber Decius ließ sie hinrichten, in der Gegend, wo die Wasserkirche steht. Da ereignete sich das bekannte Wunder, das auf dem Inftegel der Stadt Zürich verewigt ist. Die Heiligen trugen ihre abgeschlagenen Häupter unter dem Arme den Berg hinan bis an die Stätte, da ihre Gebeine ruhen sollten und da zu ihrem Andenken das große Münster sich erhebt. Auch in den Rheingegenden und nach Italien kamen versprengte Haufen dieser Legion. Wie sich die sämmtlichen Sagen ausgebildet, welche historische Thatsache ihnen möglicherweise zu Grunde gelegen, wollen wir Andern zu untersuchen überlassen. Möglicherweise hat die Hinrichtung eines Militärtribuns Mauritius und einer Schaar von siebzig christlichen Soldaten, die nach ältern Zeugnissen zu Apamea in Syrien auf Befehl des Marimian stattgefunden haben soll, Veranlassung zu der Sage gegeben, indem der Name und Stand des Märtyrers beibehalten, der Schauplag aber nach dem Wallis verlegt und die ganze Begebenheit willkürlich umge= staltet wurde. Wir wenden uns wieder der beglaubigten Geschichte zu.

Auch nach dieser war es nicht sowohl Diocletian selbst, als seine Rathgeber, der Cäsar Maximianus Galerius1) und der Statthalter Hierofles, welcher letterer selbst eine Schrift wider die Christen schrieb, die ihn beredeten, die prachtvolle Kirche in Nikodemien zerstören zu lassen, und auch die weitere Zerstörung der christlichen Kirchen und die Vernichtung ihrer heil. Schriften anzuordnen. Es erschienen (303) drei Edicte, eines schärfer als das andere, wider die Christen; endlich ein viertes im Jahr 304, nach welchem, ohne Ausnahme, alle Christen dem Tode verfielen, die sich weigern würden, den Göttern zu opfern. Und nun erhob sich denn auch im ganzen römischen Reiche (Gallien ausgenommen, wo Constantius Chlorus schon jezt den Christen günstig war) eine

1) Ihn schildert Lactanz (oder vielmehr der Verf. der Schrift de mortibus persecutorum) als den Grausamsten unter Allen: Inerat huic bestiae naturalis barbaries, efferitas a romano sanguine aliena. 1. 1. c. 8.

zehnjährige Verfolgung, die längste und die heftigste unter allen, welche die christliche Kirchengeschichte kennt. In Nikodemien selbst wurden viele hingerichtet, unter ihnen Anthimus, der dortige Bischof, mehrere Hofbeamte, mit ihnen Petrus, an dem die Grausamkeit vergeblich ihre scheußlichsten Künste versuchte, um ihn zum Abfall zu bringen. Ueberall füllten sich die Gefängnisse mit Briestern, Bischöfen und Diaconen. Die Zahl der Märtyrer mehrte sich von Tag zu Tag. „Nicht wenn ich hundert Zungen hätte," sagt ein Kirchenschriftsteller in der Sprache des Dichters, „und einen hundertfachen Mund und eine eherne Stimme, nicht vermöchte ich, alle die Schandthaten, alle die vielgestaltigen Qualen und Marter zu nennen, welche die Gerichte der Provinzen über Schuldige und Unschuldige verhängten." 2) Daß auch Schuldige unter den Christen waren, geben also selbst christliche Schriftsteller zu. Und in der That bewahrten nicht alle Christen dieselbe ruhige, würdige Haltung, die dem Märtyrerthum erst seine höhere sittliche Würde giebt. Gleich als das erste Edict war angeschlagen worden, wurde es abgerissen, wahrscheinlich von der Hand eines Christen. Auch brach bald darauf im kaiserlichen Pallast zu Nikomedien Feuer aus. Ob es, wie Lactanz zu verstehen giebt, auf Anstiften des Galerius von einem Heiden eingelegt worden, um den Verdacht auf die Christen zu wenden, ob, wie Constantin vermuthet, der rächende Bliz des Himmels herniederfuhr, oder ob ein Christ sich so weit vergessen habe, dem allerdings begreiflichen Nachegefühl Luft zu machen, wer mag das entscheiden? Unmöglich wäre das Leztere nicht, da wir uns auch unter den Christen jener Zeit nicht lauter vollkommene Jünger des Herrn zu denken haben, die den Spruch beherzigten: Wisset ihr nicht, weß Geistes Kinder ihr seid? Auch das Benehmen der Christen in der Verfolgung war ein sehr verschiedenes. Auch jezt ließen sich Viele zum Abfall verleiten. Zu den verschiedenen Klassen der Gefallenen kam noch eine neue hinzu, die der sogenannten Traditoren (Ueberlieferer). So hießen die, welche sich bewegen ließen, die heiligen Schriften an die Verfolger auszuliefern, damit sie verbrannt würden. Dagegen bewiesen wieder andere eine bewundernswürdige Standhaftigkeit, unter ihnen Jung

2) Lact. de mort. pers. c. 16.

frauen und Knaben von zartem Alter. Eine junge Christin zu Karthago, Victoria, deren Vater und Bruder noch Heiden waren, ließ sich durch kein Zureden ihrer Blutsverwandten bewegen, ihren Glauben zu verleugnen. Als der Bruder, um sie zu retten, vorgab, sie sei ihrer Sinne nicht mächtig, widersprach sie diesem Zeugniß, und erklärte, daß dieß ihre wahre Gesinnung sei und daß sie nicht davon abgehen werde. Als der Proconsul sie fragte: „Willst du mit deinem Bruder gehen?" antwortete ste: „Nein, denn ich bin eine Christin und die sind meine Brüder, die Gottes Gebote beobachten." Den Knaben Hilarianus meinte der Proconsul durch seine Drohungen schrecken zu können; der Knabe antwortete: Thut was ihr wollt, ich bin ein Christ." Und so ließen fich der Beispiele noch mehrere anführen. Auch auf Seite der Heiden gaben sich hie und da edlere Gesinnungen kund. 'Zu Alerandrien fanden mehrere der verfolgten Christen Schuß in heidnischen Häusern, und manche der heidnischen Hausbestzer opferten lieber ihre Habe und ihre Freiheit, als daß ste Verräther an ihren Schüßlingen geworden wären.

Im Jahr 305 legten die beiden Augusten Diocletian und Marimian ihre Würde freiwillig nieder. An ihre Stelle trat im Orient Galerius mit seinem Cäsar Marimin; im Occident Constantius Chlorus, der in Gallien, Britannien und Spanien das Zepter führte, während der Cäsar Severus über Italien und Afrika herrschte. Da Constantius Chlorus, wie schon bemerkt, den Christen günstig war, so erstreckte sich jezt die Verfolgung großentheils über den Orient, wo besonders der rohe Marimin wüthete; namentlich traf die Christen in Palästina ein schweres Schicksal. Manches Leben ward auch hier geopfert; Andere wurden in die Bergwerke abgeführt oder in den Kerker geworfen. Der Bischof Pamphilus von Cäsarea, der vertrauteste Freund des Kirchengeschichtschreibers Euseb, wurde, nachdem er erst die gräulichsten Marter ausgestanden und zwei Jahre im Gefängniß zugebracht, mit noch eilf andern Bekennern hingerichtet. Später wurden an einem Tage ihrer neun und dreißig enthauptet. Noch ärger, noch unmenschlicher wurden die Christen in Aegypten behandelt, sowohl in Alexandrien, als in Oberägypten (Thebais); Männer, Frauen und Kinder wurden theils verbrannt, theils in

den Fluthen des Meeres ertränkt, theils an's Kreuz geschlagen, theils auf die raffinirteste Weise zu Tode gemartert. Wenn die Angaben nicht übertrieben stud, so wurden oft an einem Tage bis Hunderte hingerichtet, so daß die Schwerter stumpf wurden und die ermatteten Henker einander ablösen mußten. Unter den zahlreichen Opfern fiel auch der Bischof Petrus von Alexandrien, und mit ihm noch andere Bischöfe und Presbyter der ägyptischen Kirche. Aehnliches ereignete sich in Pontus, Phrygien, Kappadocien 3), Mesopotamien; ähnliches in Antiochien und anderwärts. Wie weit unter anderm der heidnische Fanatismus ging, um den Christen jeden Lebensfaden abzuschneiden, davon möge das Gesetz zeugen, das Marimin im Jahr 308 erließ, wonach alle Eßwaaren, die auf den Markt gebracht wurden, zuvor mit Opferwein begossen werden mußten, damit den Christen nur die Wahl blieb zwischen dem Abfall und dem Hungertod.

Auch in den Provinzen, über die Galerius unmittelbar herrschte, in Mösten, Pannonien, Macedonien, Thracien erlitten die Christen manche Drangsale, von denen die Märtyrerakten das Weitere berichten. Nicht viel besser erging es den Provinzen des Abendlandes, über die Severus gebot; namentlich ward Rom selbst der Schauplah mancher Leiden. So feierte schon die alte Kirche des vierten und fünften Jahrhunderts das Andenken der heil. Agnes, die als ein dreizehnjähriges Mädchen zu Rom mit Ketten beladen vor Gericht geführt, und als sie weder durch Schmeicheleien, noch durch Drohungen, noch endlich durch öffentliche Ausstellung am Pranger zum Abfall bewogen werden konnte, mit dem Schwerte hingerichtet wurde. Ambroftus von Mailand verkündete ihr Lob, Augustinus feierte sie in einer Gedächtnißrede, Prudentius in einem Gedichte. Auch hat die Legende ihre Geschichte poetisch ausgeschmückt 4). Die Eltern der Vollendeten verweilten oft ganze Nächte auf ihrem Grabhügel. Da sahen ste einst in nächtlichem Gesichte eine Schaar von Jungfrauen in weißen, mit Gold_durch

3) Unter den dortigen Märtyrern nennt die Legende den h. Georg, einen tapfern Krieger, der später als Ritter in mittelalterlicher Rüstung abgebildet wurde. Sein Kampf mit dem Drachen stellt den Kampf gegen das Heidenthum symbolisch dar.

4) Siehe unter anderm Pipers evang. Kalender v. J. 1851. S. 105 ff.

wirkten Gewändern vom Himmel auf die Erde herniederschweben und unter ihnen die verklärte Tochter, ein weißes Lamm zu ihrer Seite. Als die Eltern darob erschraken, redete sie Agnes mit holdseligen Worten an: Betrauert mich nicht länger als eine Todte, ihr seht ja, daß ich lebe; freuet euch mit mir und wünschet mir Glück, daß ich mit diesen Allen die Wohnungen des Lichtes ererbte, und nun ewig dem im Himmel vereinigt bin, den ich auf Erden von ganzem Herzen liebte." Sie sprach's und verschwand. Darum pflegen die Künstler die heil. Agnes mit einem Lamm an der Seite zu malen. Schon in der Mitte des vierten Jahrhunderts schmückte ein römischer Bischof das Grab der Heiligen mit einer Marmor= platte und bald erhob sich daselbst eine Kirche, die im Jahr 626 von Grund aus erneuert wurde, und als St. Agnesenkirche noch unter den Kirchen Noms sich erhalten hat. In dieser Kirche werden am Feste der heil. Agnes, am 21. Januar, die Lämmer geweiht, aus deren Wolle die Pallien für die Erzbischöfe verfertigt werden; auch sind anderwärts Kirchen und Klöster dieser Heiligen geweiht worden.

Außer der heil. Agnes werden uns auch noch andere Märtyrer und Märtyrerinnen aus Italien genannt. So Agricola und Vitalis zu Bologna, Gervastus und Protasius zu Mailand u. a.; doch sind die Märtyrerakten, welche uns von den Leiden dieser Heiligen berichten, nur mit Vorsicht zu benugen. Selbst in den Gegenden, über welche Constantius Chlorus herrschte, blieben die Christen nicht durchweg verschont, da der Kaiser nicht überall die Verfol= gungen verhüten konnte. Spanien mußte der Kaiser seinen Statt= Haltern überlassen, und so begegnen wir auch dort einer Anzahl Märtyrer, namentlich in Cäsar-Augusta, dem heutigen Saragossa. Schon Augustin erwähnt des heil. Vincentius, der ähnlich dem früher genannten Laurentius auf einem glühenden Roste zu Tode gemartert wurde; Anderer nicht zu gedenken. Auch nach Rhätien, Vindelicien, Noricum, wo wir die ersten Spuren des Christenthums zu Anfang des vierten Jahrhunderts finden 5), soll sich die Verfolgung erstreckt haben, wenn anders die Sage gegründet ist, wonach die heil. Afra aus Cypern in Augsburg dem Flammentode

5) Vgl. Rettberg, Kirchengesch. Deutschlands I, S. 219.

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