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den wir auch noch sehen, wie die Anhänger der neuplatonischen Schule, namentlich ein Porphyr dem Christenthum sich gegenüberstellten, wie aber diese geistigen Waffen so wenig als die leiblichen. vermochten, einem Werke den Untergang zu bereiten, das die Ge= währ der göttlichen Hülfe so unverkennbar in sich trug.

Achtzehnte Vorlesung.

Innere Angriffe auf das Christenthum.

Porphyrius.

Summarische Zusammenstellung der christlichen Glaubenslehren in den drei ersten Jahrhunderten.

Wie

Dem äußern Kampf, den das Christenthum mit dem Heidenthum in den ersten drei Jahrhunderten zu bestehen hatte, entsprach auch der innere, der geistige Kampf, der mit den Waffen des Geistes durch Wort und Schrift geführt wurde. Wir haben schon früher sowohl der Angriffe, als der Vertheidigungen gedacht. Wir haben einen Lucian, einen Celsus im Zeitalter der Antonine kennen gelernt und ebenso haben wir von den Apologeten des Christenthums gesprochen, an denen es zu keiner Zeit gefehlt hat. nun der äußere Kampf nicht zu allen Zeiten auf dieselbe Weise geführt wurde; wie es erst nur die verachtete jüdische Secte war, der die Verfolgung galt, später aber schon Religion gegen Religion im Kampfe stand und die Kräfte sich miteinander zu messen anfingen, so ging es auch bei der wissenschaftlichen Bekämpfung. Ein Lucian spottete noch einfach über die Schwärmerei der Christen, und auch bei Celsus blieb es mehr bei vereinzelten Angriffen. Ja, Lucian spottete, wie wir gesehen haben, eben so über die eigenen Landesgötter als über die Christen und ihre Dogmen. Anders war es jest, nachdem das Christenthum als eine geistige Macht mehr und mehr der Zeit imponirte, als der Gedanke, es möchte den Christen doch gelingen, den alten Olymp zu stürzen, immer drohender wurde. Da mußte das Heidenthum sich auch innerlich zusam

mennehmen, es mußte seine lezten Anfirengungen machen, um sich bei den Denkenden und Gebildeten in das nöthige Ansehen zu segen; gerade so wie es etwa der römische Katholicismus that nach den ersten Bewegungen der Reformation. Das alte Heidenthum in seiner polytheistischen Gestalt, hatte, wie wir gleich in unsern ersten einleitenden Vorlesungen gesehen haben, sich überlebt, noch ehe das Christenthum auffam, und schwerlich konnte Jemand mit der Hoffnung sich schmeicheln, das polytheistische Göttersystem mit all seinen Menschlichkeiten als haltbar für die Zukunft darzustellen. Die gebildeten Heiden hatten ja schon längst einen Glauben aufgegeben, der selbst bei ihren Kindern nicht mehr haften wollte. Aber, ehe man die Religion so leicht wie ein Ammenmährchen preisgab, mußte man sich doch wohl fragen, liegt nicht diesem so kunstreich verzweigten, so tief in die Geschichte hinabreichenden Göttersystem eine höhere religiöse Idee zum Grunde? Sind am Ende diese Mythen, die das Volk roh und sinnlich auffaßt, nicht tiefergreifende Symbole des Göttlichen? Diese Frage war wohl des Nach)denkens werth in einer Zeit, wo es sich um Aufrechterhaltung oder Untergang einer Religion handelte, die mit den großen Erinnerungen des römischen Staates und mit der ganzen antiken Bildung so eng zusammenhing. Und wenn wir gesehen haben, daß sogar Juden und Christen zu den willkürlichsten allegorischen Auslegungen ihre Zuflucht nahmen, um die Lehren und Geschichten der Bibel von allem, dem natürlichen Menschen Anstößigen zu befreien und fie auch den Heiden mundgerecht zu machen, können wir uns wundern, wenn auch geistreiche Heiden den gleichen Kunstgriff anwandten, um die heidnische Religion in den Augen der Gebildeten zu empfeh= len und vor den Einwendungen der Gegner zu schüßen? Und wenn einmal die platonische Philosophie sich dem idealisirenden Streben der Christen als williges Gedankenwerkzeug darbot, so mußte ste, die doch selbst dem heidnischen Boden entsprungen war, noch weit mehr sich eignen, dem hellenischen Heidenthum einen neuen Zauber und neue, wenn auch morsche Stüßen zu verleihen. Und so waren cs denn namentlich die Neuplatoniker, welche diese Anstrengun= gen zu Gunsten der altväterlichen Religion machten. Wir können sie als die heidnischen Mystiker bezeichnen. Sie waren es vorzüglich, die den herkömmlichen Glauben des Volkes, den sie sich gei

ftig umdeuteten, mit aller Gluth der Schwärmerei gegen die Chriften vertheidigten. Ein Hauptvertreter dieser Richtung war, wie ich schon früher bemerkte, der Alexandriner Plotinus gewesen, der die christlichen Gnostiker vom Standpunkt einer heidnischen Gnosis aus bekämpfte. Sein begeisterter Schüler Porphyrius aber that es ihm noch an Eifer zuvor; er kehrte seine Waffen nicht nur gegen die Gnostiker, sondern gegen die Christen und ihre Religion überhaupt. Porphyr war nicht ein leichtfertiger Spötter wie Lucian, er war ein tiefer, nach innen gekehrter, religiöser Geist, aber nach einer ganzen Anschauungsweise dem Heidenthum von Herzen zu= gethan. Sein eigentlicher Name ist Malchus. Er war 233 zu Batanea in Syrien geboren und starb 304 in Rom. Er kannte das Christenthum nicht nur oberflächlich, wie die frühern Bestreiter desselben. Er hatte sogar in seinen Jünglingsjahren den Unterricht des großen Origenes genossen. Ja, es geht sogar eine Sage, Porphyr sei eine Zeitlang Christ gewesen, sei aber im palästinensischen Cäsarea von einigen Christen mit Schlägen mißhandelt worden und habe von da an dem Christenthum entsagt und einen unversöhnlichen Haß auf seine Bekenner geworfen. Diese Sage entbehrt jedoch alles Grundes, und wir brauchen gar nicht eine so grob äußerliche Ursache aufzusuchen, um es begreiflich zu finden, daß Porphyr bei seiner einmaligen Geistesrichtung sich beikommen ließ, das Christenthum zu bestreiten. Es war auch, wie richtig von Andern schon bemerkt worden ist, nicht in der ersten Aufwallung eines jugendlichen Eifers, es war in seinen reifern Jahren, als Porphyr seine fünfzehn Bücher gegen das Christenthum schrieb. Diese Bücher sind nicht mehr vorhanden (fle wurden zur Zeit Con= stantins vertilgt), und so kennen wir sie nur aus den Bruchstücken, die wir bei seinen christlichen Gegnern, den Kirchenvätern finden. Porphyr ging hauptsächlich darauf aus, Widersprüche zwischen dem alten und neuen Testament und zwischen den Aposteln selbst zu finden; und das konnte ihm bei einer bloß äußerlichen kritischen Betrachtung nicht schwer werden. Man hat immer verloren von chriftlicher Seite, wenn man eine buchstäbliche Uebereinstimmung der biblischen Geschichten zum Kriterium ihrer Wahrheit macht; denn keiner sogenannten „Harmonistik" wird es ohne die größte Willfür je gelingen, alle Unebenheiten in den evangelischen Be

richten eben zu machen. Ferner suchte Porphyr den Schriftbeweis aus den Propheten dadurch zu entkräften, daß er die Aechtheit der biblischen Weissagungen, namentlich die des Propheten Daniel bestritt und ihnen, was später auch christliche Theologen gethan haben, ein jüngeres Zeitalter anwies. Aber dabei blieb Porphyr nicht stehen, auch dabei nicht, daß er die Wunder Jesu lengnete; er ließ auch seinen sittlichen Charakter nicht ganz unangetastet, indem er ihn des Wankelmuthes und der Unbeständigkeit zich. Dabei aber ist es merkwürdig, wie dieser Gegner des Christenthums selbst, ohne es zu wissen, oder ohne es zu gestehen, christliche Einflüsse in sich aufnahm und wie er das Heidenthum nur dadurch zu Ehren bringen konnte, daß er es mit christlichen Ideen versezte; „denn auch die bestrittene Wahrheit übt eine stille, eine unwillkürliche Gewalt über ihren Widersacher aus.") Wenigstens ist es überraschend, gerade bei diesem entschiedenen Gegner des Christenthums Aeußerungen zu finden, die mit der christlichen Glaubens- und Sittenlehre eine unverkennbare Verwandtschaft haben. Unter den wenigen Schriften, die uns von ihm erhalten sind, findet sich ein Brief an seine Gattin Marcella, die Einige sogar für eine Christin haben halten wollen. In diesem Brief lesen wir unter anderm,. daß was vom Fleisch geboren, Fleisch ist, daß das Gesez Gottes in die Herzen der Menschen geschrieben ist, daß wir uns durch Glaube, Liebe und Hoffnung zur Gottheit erheben, daß aber ein todter Glaube ohne Erweisung der Werke fruchtlos ist. Gott ist die Quelle alles Guten; das Böse ist nicht seine Schuld, sondern Schuld des Menschen, der das Böse wählt. Gott bedarf keines Menschen, der Mensch aber Gottes. Gott ist heilig, so sollen auch wir heilig sein. Das liebste Opfer ist Gott ein reines, leidenschaftloses Herz; nur das Gebet, das aus einem solchen Herzen kommt, ist Gott wohlgefällig, und nur das sollst du von Gott erbitten, was er selber will und was er selber ist. Zur Rettung der Seele sei bereit, den Leib dir tödten zu lassen; denn besser sterben, als durch Laster die Seele verunstalten. Der Weise ist ein Tempel Gottes und Priester in diesem Tempel zugleich. Man kann nicht Gott dienen und dabei der Luft fröhnen; wo Gott in

1) Ullmann über Prophyr in den „Studien und Kritiken“ 1832. S. 383.

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