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uns als das Erste und Ursprüngliche denken, sondern das müssen wir den Katholiken zugeben, daß die mündliche Tradition älter ist als die Schrift, und daß wir die Schrift selbst aus den Händen der Kirche empfangen haben. Nicht auf die Vibel als Bibel ist die Kirche gebaut, sondern auf das Wort Gottes, das als lebendige Predigt wirkte, noch ehe es in Schrift verfaßt und noch ehe eine Sammlung von Schriften veranstaltet war. Das Dasein einer Kirche verdanken wir nicht der Bibel, sondern die Bibel verdanken wir der Kirche, die älter ist als die Bibel (des neuen Testaments).

Was nun den Glaubensinhalt selbst betrifft, so galt es vor allen Dingen, daß die aus dem Heidenthum Herübergetretenen der Vielgötterei entsagten, und daß sie sich bekannten zu dem Glauben an den einen Gott, den allmächtigen Schöpfer Himmels und. der Erde, wie er schon in den Schriften des alten Bundes darge= stellt wird. Wir finden daher diesen Glauben an den einen Gott als den Schöpfer und Herrn des Weltalls vielfach ausgeführt in den Schriften der Kirchenlehrer dieser Zeit. Nicht kunstreiche Beweise für das Dasein Gottes, nicht trockene oder spitsindige Erörterungen über Gottes Eigenschaften bilden die Theologie der Väter. Sie ahnten es wohl und sprachen es auch aus, daß die Brust des Menschen zu enge ist, die Gottesidee nach ihrem unendlichen Gehalt und Umfang in sich aufzunehmen. Aber daß in den Tiefen des Menschenherzens sich der lebendige Gott mit vernehmlicher Stimme ankündige, daß auf dem zarten Grunde des.Selbstbewußtseins das Gottesbewußtsein sich wieder spiegle, das war ihnen mehr als gewiß. So schreibt der christliche Apologet Theophilus im zweiten Jahrhundert an den Heiden Aytolycus: „Wenn du mir sagst, zeige mir deinen Gott, so werde ich dir antworten, zeige du mir erst deinen Menschen und ich will dir meinen Gott zeigen. Zeige mir erst, ob die Augen deiner Seele sehen, ob die Ohren deines Herzens hören... Alle haben zwei Augen, aber einige verfinsterte, welche nicht das Sonnenlicht sehen. Darum aber weil sie blind sind, hört die Sonne nicht auf, zu scheinen; sondern ihrer Blindheit müssen sie es zuschreiben, wenn sie nicht sehen. So ist es mit dir, o Mensch! Die Augen deiner Seele sind verfinstert durch die Sünde und durch deine

schlechten Handlungen. Gleich einem glänzenden Spiegel muß der Mensch eine reine Seele haben. Wenn Rost auf dem Spiegel sizt, so kann man das Angesicht des Menschen nicht im Spiegel sehen. Also auch eine verfinsterte Seele, sie kann Gott nicht schauen." An dieses natürliche Gottesbewußtsein im Menschen, an dieses Zeugniß der Seele knüpfte auch Tertullian, knüpften die Kirchenlehrer überhaupt an und mußten daran anknüpfen, wenn ihre Predigt von Christo nicht als ein fremder, hohler Klang in der Luft schweben und in ihr verhallen sollte. Daß nun dieser Gott nur ein einiger sein könne, suchten sie auf maucherlei Art zu beweisen. Schon in irdischen Verhältnissen, sagten ste, führe die Vielherrschaft zu nichts Gutem. Auch die Natur weist auf die Monarchie; da ganze Heerden einem Führer und die Schwärme der Bienen einer Königin folgen; auch sei ja nicht Raum für einen zweiten Gott, da der eine Alles erfülle und Alles umfasse.

Während aber der Vielgötterei der Heiden gegenüber die Einheit Gottes behauptet wurde, unterschied sich der christliche Gottesglaube von dem jüdisch-alttestamentlichen darin, daß Gott nicht nur außer und über der Welt gedacht wurde in abgeschlossener Umgrenzung seiner Herrlichkeit; sondern daß Gottes Wesen selber einging in die Natur des Menschen, daß das ewige Wort, die ewige Offenbarung Gottes Fleisch ward. Wir haben nun gesehen, wie über das Verhältniß Gottes zu seiner persönlichen Selbstoffenbarung, über das Verhältniß des Vaters zum Logos oder zum Sohne verschiedene Vorstellungen herrschten, und wie schwierig es selbst den frömmsten und begabtesten Denkern wurde, sich eine Formel hierüber zu bilden, die alle gleichmäßig befriedigt hätte. Aber so viel ist gewiß, es lag in der Natur des chriftlichen Glaubens, daß die Lehre von einem Gott sich auseinanderlegen mußte in die Lehre von der Dreieinigkeit, sobald einmal die Thatsache anerkannt wurde, daß der unsichtbare, ewige Gott und Vater sichtbar erschienen sei und sich menschlich geoffenbart habe in Jesu Christo seinem Sohne und daß er von nun an auch in den Gläubigen wohne und wirke als heiliger Geist. Darin lag das Eigenthüm liche, darin der Kern der ganzen christlichen Offenbarung, und wir können daher uns auch nicht wundern, wenn die Theologie der Väter in der Ergründung dieses göttlichen Liebesgeheimnisses sich

erschöpfte. Nur das können wir bedauern, daß der menschliche Fürwig oft mehr Antheil an solchen Forschungen hatte, als das reine Streben nach der rechten Heilserkenntniß. An Warnungen vor diesem Fürwig fehlte es indessen eben so wenig, als an Versuchen der Verständigung, und erst den folgenden Jahrhunderten blieb es vorbehalten, den Kampf hierüber mit allem Aufwand von Scharfsinn, aber auch mit aller Macht der Leidenschaft bis auf's Aeußerste zu treiben. - Daß auch über die Schöpfung der Welt, über die Entstehung der Seelen, über das geistige Wesen des Menschen und sein Verhältniß zur Leiblichkeit, verschiedene Meinungen herrschten, haben wir bei unserer Betrachtung über Origenes und Tertullian gesehen. Wir haben dort erwähnt, wie Origenes sich die Schöpfung als eine zeitlose dachte, und wie er den Seelen Präeristenz zuschrieb, während Tertullian eine natürliche Fortpflanzung derselben annahm. Darin aber stimmten alle Lehrer der drei ersten Jahrhunderte mit einander überein, daß der Mensch nach Gottes Vilde geschaffen, daß er ein freies, zur Unsterblichkeit berufenes Wesen sei. Nur meinten die Einen, die Unsterblichkeit sei ihm nicht angeboren, sondern erst von Christo geschenkt, und auch das göttliche Ebenbild sei ihm nur vorläufig als Ideal zugesichert, er müsse die wahre Aehnlichkeit mit Gott erst erstreben und durch Christum erlangen.

Wenn wir die Aeußerungen der ersten Väter über die Sünde und Erbsünde mit dem vergleichen, was später Augustin, und was auf ihn weiter gegründet, unsere protestantische Kirchenlehre aufstellt, so werden wir finden, daß zwar von Anfang an das menschliche Verderben als ein von Adam herstammendes betrachtet wurde, wie denn Tertullian zuerst den Namen Erbsünde gebraucht, allein man dachte sich doch dieses Verderben nicht so absolut, als daß man nicht gleichwohl dem Menschen den freien Willen zugeschrieben hätte, sich zum Guten, wie zum Bösen zu bestimmen. Gerade im Gegensag gegen gnostische und manichäische Vorstellungen mußte man diese Freiheit, diese fittliche Selbstbestimmungsfähigkeit des Menschen hervorheben. Daneben aber dachte man sich den Menschen fortwährend unter dem Einflusse der guten, wie der bösen Geister, der Engel, wie der Dämonen. Jeder Mensch, so lehrt einer der frühesten kirchlichen Schriftsteller (Hermas), hat

zīvei Genien, einen guten und einen bösen, und je nachdem er dem. einen oder dem andern folgt, wird auch sein sittliches Verhalten sein. Ganze Städte und Provinzen wurden unter den Schuß der Engel gestellt, während man sich das Heidenthum von den finsteren dämonischen Mächten beherrscht dachte, und von ihnen auch wohl Krankheiten, Theurung und andere Uebel herleitete; doch wurde nie die Gewalt des Teufels als eine zwingende und absolute betrachtet, sondern immer war das die gesunde Lehre, daß der Mensch dem Teufel widerstehen könne durch den Glauben und die Kraft des Gebets. Daß Jesus Christus auf immer die Macht des bösen Feindes gebrochen, daß er der Erlöser von Sünde und dem Verderben der Sünde sei und daß namentlich sein Tod am Kreuz diese Erlösung bewirkt habe, das war der allgemein tröstende und erhebende Glaube der Christen. Aber über das Wie dieser ErLösung walteten verschiedene Meinungen, ohne daß darüber ein Streit entstanden wäre. Die Einen hielten sich an die Vorstellung, wonach Christus durch seinen Tod die Menschen aus der Macht des Satans befreit und sein Leben dafür als Lösegeld bezahlt habe. Andere dachten dabei mehr an das aus freiwilliger Liebe dargebrachte Opfer, und auch diejenige Auffassung des Todes Jesu wurde nicht zurückgewiesen, wonach er uns ein Beispiel der Geduld gegeben. Man betrachtete Christum gleichsam als den ersten aller Märtyrer, wie man denn auch hinwiederum in dem Blute der Märtyrer etwas Sühnendes erblickte. Die ersten Chriften waren weit davon entfernt, Christum als eine vereinzelte Wundererscheinung aufzufaffen, die wir nur anzustaunen hätten als ein Fernes und Unerreichbares. Im Gegentheil sagen sie: Christus ist geworden, was wir sind, damit wir würden, was er ist. Er ist Mensch geworden, damit wir Gottes würden. Was in ihm sich urbildlich dargestellt hat, als ein einheitliches Leben, das soll sich gleichsam entfalten und auseinanderlegen in der Menschheit, die in ihm, dem zweiten Adam, wiedergeboren und ihm zu eigen geschenkt ist. Daß sonach der Mensch durch Buße und Glauben das von Christo errungene Heil sich aneignen müsse, das verstand sich, so zu sagen, von selbst; aber zu bestimmen, was Gott und was der Mensch bei diesem Prozeß der Wiedergeburt und der Heiligung zu thun habe, fand man nicht für gut; man

hielt sich einfach daran, daß der göttliche Geist im Menschen und durch den Menschen wirke; also eine Thätigkeit von Seiten Gottes, wobei die Selbstthätigkeit des Menschen stets vorausgesetzt wurde. Ja, wir dürfen es uns nicht verschweigen, daß sogar bisweilen dem Menschen mehr eingeräumt wurde, als der rein evangelische Lehrbegriff unserer Kirche ihm einzuräumen vermag. Die paulinische Grundlehre, wodurch der Mensch allein durch den Glauben und nicht durch die Werke vor Gott gerecht wird, aus Gnaden, wurde zwar nicht, wie später, in den Schatten gestellt, aber doch wurde ihr auffallender Weise in den drei ersten Jahrhunderten und noch weiter bis auf Augustin nicht die volle, alle WerkHeiligkeit ausschließende Anerkennung, die wir erwarten sollten. Sehr frühzeitig suchte das menschliche Verdienst wieder eine Hinterthüre, durch die es in den Himmel eindringen könnte, und was als äußerliches Zeichen, als Bewährung der Buße seine Geltung haben mochte, wie Fasten, Almosengeben u. dgl., wurde bald für die Buße selbst genommen. Auch der irrthümliche Gedanke. mit der Uebernahme solcher Werke, Gott genug oder gar mehr zu thun, als man schuldig sei, stellte sich schon in den ersten Jahrhunderten ein. Wir haben schon früher gesehen, daß die nach der Taufe begangenen Sünden nach dem Glauben der Zeit schwerer vergeben wurden, als die vorherbegangenen; daher auch der Aufschub der Taufe bei Vielen sogar bis auf das Sterbebette. Sollten nun die nach der Taufe begangenen Sünden vergeben werden, so wurden größere Anstrengungen der Buße erfordert. Die Thränentaufe der innigsten Reue, ja die Bluttaufe des Märtyrthums oder auch endlich die Feuertaufe, die dem Menschen nach dem Tode bevorsteht, betrachtete man als die Reinigungsmittel, wodurch der Mensch von Neuem eingehen sollte in den verscherzten Himmel. Die Früchte des Todes Jesu bezog man weit mehr auf die Sünden vor der Taufe, als auf die nachher begangenen, und so fehlte einem großen Theil der ersten Kirche jene volle Zuversicht auf das Verdienst Chrifti, wie ste erst in der evangelischen Kirche sich ausgeprägt hat. Es zeigt sich noch eine Unruhe, die den Himmel verdienen, die durch Werke der Barmherzigkeit oder durch Leiden, wie sie das Märtyrthum darbot, frühere Vergehen gut machen will. - Zur Bezeugung, wie zur Stärkung des Glau

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