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bens dienten der Kirche von Anfang an die heil. Sacramente der Taufe und des Abendmahls. Ueber die äußere Vollziehung dieser Handlungen werden wir bei dem Cultus reden. Fragen wir aber hier nach der Lehre über die Sacramente 4), so werden wir finden, daß sich darüber noch keine Bestimmungen festge= stellt hatten. Das Zeitalter war nicht ein reflectirendes, räfonirendes und kritisch gestimmtes; die Unmittelbarkeit des religiösen Gefühls machte sich dermaßen geltend, daß die Frage, wie sich das Bildliche zum Thatsächlichen verhalte, gar nicht aufkommen konnte. Daß es das Waffer nicht allein thue in der Taufe, daß Brot und Wein als solches es nicht thue bei der Feier des Abendmahles, davon waren gewiß alle verständigen ́Christen überzeugt; aber darum waren ihnen jene sichtbaren' Elemente nicht etwas rein Zufälliges, das man willkürlich weglassen oder ändern könnte. Ohne weiter zu grübeln, stieg der Taufende in den heiligen Teich und hielt sich allerdings durch dieses Taufwasser, durch dieses Bad der Wiedergeburt gereiniget von Sünden und gefördert vom Tode zum Leben, von der Finsterniß zum Lichte, weßhalb auch die Laufe Erleuchtung genannt wurde. Desgleichen wurden das gesegnete Brot und der gesegnete Kelch im Abendmahl nicht als gewöhnliche Speise und gewöhnlicher Trank genossen, sondern von diesen unterschieden (1 Cor. 11, 29). Man sah in ihnen von Anfang an die sichtbaren Pfänder eines unsichtbaren für uns gebrochenen Leibes und für uns vergossenen Blutes; ja, man nannte das Brot des Abendmahles geradezu den Leib des Herrn. - Dieß hinderte aber nicht, daß es nicht gelegentlich auch wieder ein Zeichen dieses Leibes genannt wurde, und besonders war es der mehr reflectirende Origenes, der darauf bestand, man dürfe das Zeichen nicht mit der Sache selbst, das Gnadenmittel und das Pfand der Gnade nicht mit der Gnade an sich verwechseln. Würde man aber den ersten Christen unsere heutigen confessionellen Streitfragen über das Abendmahl vorgelegt haben, ich bin überzeugt, ste hätten ste gar nicht verstanden. Weder die römisch - katholische

5) Sogar der Begriff des Sacramentes, der sich als solcher auch nicht im neuen Testamente findet, war noch nicht festgestellt; der Sprachgebrauch war noch höchst schwankend.

Verwandlungslehre, noch die lutherische Formel von einem Genusse des Leibes Chrifti in, mit und unter dem Brote hätte ihrem einfachen Sinne eingeleuchtet; aber eben so wenig würden sie (etwa mit Ausnahme des Origenes) denen beigestimmt haben, die bloße Zeichen im Abendmahl sehen. Sie würden sich eben einfach auf den Begriff des Mysteriums zurückgezogen haben, wie ihnen denn wirklich das Abendmahl ein mystisches, ein geheimnißvolles Mahl hieß, bei welchem Gedanken sie sich begnügten. Man hat auch gefragt, wie weit die ersten Christen das Abendmahl als eine Opferhandlung angesehen hätten? Nun kommt allerdings der Ausdruck Opfer (zooogooá, oblatio) für die Abendmahlsfeier vor; allein man dachte dabei keineswegs an eine wiederholte Selbstaufopferung Chrifti, wie dieß die Ansicht vom römischen. Meßopfer ist; sondern indem die ersten Christen bei der Feier des Abendmahls auch der Armen gedachten, und da ihre Liebesgaben niederlegten, so nannte man diese Liebesgaben Opfer, wie wir jetzt noch unsere kirchlichen Almosen das Opfer nennen und den Ort, da es aufbewahrt wird, den Opferstock. Auch wurden die Gebete, die man während des Abendmahls darbrachte, Opfer genannt, und die Feier des Abendmahls selbst hieß vorzugsweise eine Feier der Danksagung (Eucharistie). Sonach dachte man wohl an ein Dankopfer von Seiten der Gläubigen, nicht aber an ein Sühnopfer von Seiten Christi bei dieser Feier, oder wo man an die Aufopferung Christi dachte (wie das der Einsetzung des Abendmahls ganz gemäß war), da sah man in der Feier nicht eine eigentliche Wiederholung des Opfers, sondern nur eine sinnbildliche Darstellung davon zur Erinnerung. So faßte es zuerst Cyprian.

Was endlich noch die Hoffnung der Christen betrifft über dieses zeitliche Leben und über den Tod hinaus, so sehen wir schon aus dem neuen Testament, daß die ersten Christen die baldige Wiederkunft Christi auf Erden erwarteten. Ja, ste lebten in täglicher Erwartung dieser Wiederkunft, und auch darum hielten sie ihre Versammlungen am liebsten des Nachts, weil sie als die Wachenden wollten erfunden werden, wenn der Herr kommt. Mit dieser Erwartung war auch der Glaube an ein tausend jährige s Reich, das der Herr auf dieser Erde aufrichten werde nach der

ersten Auferstehung, der Auferstehung der Gerechten, aufs engste verbunden, so daß wir nicht zu viel sagen, wenn wir behaupten, der sogenannte Chiliasmus, der später allerdings von der Kirche zurückgedrängt wurde, habe ziemlich allgemein zum Glauben der ersten Christen gehört, und er fand auch seine Stüge in der Offenbarung Johannis, die freilich nicht von allen Christen der ersten Jahrhunderte gleichmäßig anerkannt wurde.

Ein Gegenstand der chriftlichen Hoffnung, mit dem sich die ersten Christen vielfach beschäftigten, war die Auferstehung der Todten, die Auferstehung des Leibes bei der Wiederkunft Christi zum Gericht. Es wurden verschiedene Abhandlungen über diesen Gegenstand geschrieben, worin man besonders die Einwürfe zu widerlegen suchte, welche der bloße Menschenverstand von jeher dagegen aufgebracht hat. In den äußern Vorgängen der Natur, in dem Wechsel von Tag und Nacht, von Sommer und Winter, ja sogar in der Fabel vom Phönir, der verjüngt aus seiner Asche ersteht, sah der christliche Glaube ein Symbol der Auferstehung. In Beziehung aber auf das Wie hielten sich freilich die Einen mehr an das Leibliche, im strengsten fleischlichen Sinne des Wortes, während Andere, z. B. Origenes, auch diese Lehre geistiger zu fassen sich bemühten, wobei sie unstreitig am Apostel Paulus den gewichtigsten Vorgänger hatten. Daß endlich Origenes auch noch eine Wiederbringung aller Dinge, eine Bekehrung selbst des Teufels und ein endliches Aufhören der Höllenstrafen in Aussicht stellte, ohne es gerade mit dürren Worten zu lehren, haben wir seiner Zeit bemerkt; doch blieb dieß Privatmeinung und wurde niemals Kirchenlehre.

Dieß die kurze Uebersicht des christlichen Glaubens und der christlichen Lehre in der ersten Zeit. Wir sehen, es war durchaus noch kein fertiges, abgeschlossenes Lehrsystem. In manchen Dingen mögen uns sogar die Glaubensvorstellungen der ersten Christen ungenügend erscheinen, wenn wir ste an dem Lehrgehalt unserer evangelischen Kirche messen. Allein es liegt gerade wieder etwas Wohlthätiges und Beruhigendes in dem Gedanken, daß, so nothwendig auch Lehrbestimmungen und Glaubensnormen sein mögen für eine Kirche, die nicht haltlos in sich zerfallen will, ste eben doch nicht das einzige Heil der Kirche ausmachen; daß auch bei großer Unbestimmtheit des Glaubens bewußtseins und bei sehr

verschiedenen Glaubens ansichten und Glaubens bestimmungen doch ein lebendiger, ein thatkräftiger, ein bis zum Tode getreuer Glaube stattfinden kann. Davon ist uns die erste Kirche ein glänzender Beweis, die weniger Glaubensstatute, aber desto mehr Glaubens zeugen und Glaubensfrüchte hat. Bei aller Verschie= denheit der Geistesrichtung und der Ansichten bildete der Glaube an Christum selbst als den Sohn Gottes, als den Heiland der Welt und den Herrn des Himmelreichs den Kern und Stern des Glaubens. Auf ihn waren die Herzen gerichtet: von ihm erwarteten die Verfolgten alle Kraft und Hülfe, von ihm die Vollendung der Kirche, von ihm den Sieg. Ihm schlugen ihre Herzen entgegen in brennendem Verlangen, ihm opferten sie Alles, weil sie in ihm alles zu gewinnen die unerschütterliche Hoffnung hatten.

Neunzehnte Vorlesung.

Die Kirchenverfassung der ersten drei Jahrhunderte. - Verhältniß von Klerus und Laien.

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Bußdisciplin.

Der christliche Gottesdienst. Die Sonntagsfeier und die christlichen Festc.
Die ersten christlichen Kirchengebäude. Kunstsymbole der ersten Chri-
Taufe und Abendmahl.
Gebetszeiten.

sten.

lungen.

Die übrigen gottesdienstlichen HandDie christliche Sitte im Allgemeinen.

Nach dem Ueberblick, den wir in der lezten Stunde über den Glauben und die Lehre der ersten Christen gewonnen haben, werden wir jezt noch von der Verfassung und Organisation der Kirche als Gemeinschaft, sowie auch von den Formen des Gottesdienstes und endlich von dem christlichen Leben und der christlichen Sitte überhaupt oder von dem praktischen Einfluß zu reden haben, den das Christenthum auf die verschiedenen Lebensverhältniffe im Staat und im Hause geübt hat.

Die Verfassung der Kirche anlangend, muß auch hier wieder daran erinnert werden, daß Christus selbst keine besondern Bestimmungen darüber hinterlassen hatte. Wenn wir aber nach Analogie menschlicher und bürgerlicher Verfassungen fragen wollten, ob die Verfassung der Kirche ursprünglich eine monarchische, ob fie eine aristokratische oder eine demokratische gewesen, so würde es sich bald zeigen, daß diese von einem andern Lebensgebiet entlehnten Formen zur Bezeichnung der kirchlichen Verhältnisse kaum ausreichen und jedenfalls nur schief auf sie angewendet werden können. Je nachdem man die Sache faßt, kann die erste Verfassungsform der Kirche eine monarchische, eine aristokratische und

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