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wirkt und schafft durch den heil. Geist, wie er ausgegossen ist in die Herzen der Gläubigen. Darum reden die Apostel nicht nur von einem neuen Geseze, sondern von einer Frucht des Geistes, welche ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmuth und Keuschheit (Gal. 5, 22).

Lassen Sie uns nun sehen, wie weit diese Frucht des Geistes an dem jungen Baume der Kirche gereift ist. Indem ich das Einzelne auf die nächste und legte Stunde verspare, theile ich Ih= nen jezt noch zum Schlusse dieser Stunde eine Schilderung mit, wie sie ein christlicher Schriftsteller 7) des zweiten Jahrhunderts von den Christen seiner Zeit gemacht hat:

"Die Christen sondern sich weder durch ihren Wohnsiz, noch durch Sprache und Sitte von den übrigen Menschen ab. Obgleich fie in den Städten der Hellenen und Barbaren wohnen, je nachdem einem Jeden das Loos zu Theil geworden, und in Absicht auf Kleidung und Nahrung, sowie der übrigen Lebensweise der üblichen Landessitte folgen, so zeichnen ste sich doch durch einen wunderbaren und allgemein auffallenden Lebenswandel aus. Sie bewohnen ihr eigenes Vaterland, aber wie Fremdlinge; ste nehmen an allem Theil als Bürger, und dulden alles als Fremde. Jedes noch so fremde Land ist ihnen Heimath, und jede Heimath ist ihnen ein fremdes Land. Sie heirathen, wie Alle, und haben Familie. Aber fie sehen ihre Kinder nicht aus (wie das bei den Heiden geschah). Sie Leben im Fleisch, aber nicht nach dem Fleisch. Sie wohnen auf der Erde, aber sie leben im Himmel; ste gehorchen den bestehenden Gesezen, und durch ihr Leben erheben sie sich über die Gesetze. Sie lieben Alle, und werden von Allen verfolgt, verkannt und verdammt. Sie werden getödtet und lebendig gemacht. Sie sind arm und machen Viele reich. Sie haben an Allem Mangel und an Allem Ueberfluß. Sie werden beschimpft und segnen. Mit einem Wort, was in dem Körper die Seele ist, das sind die Christen in der Welt. Wie die Seele durch alle Glieder des Körpers verbreitet ist, so sind die Christen in alle Städte der Welt verbreitet. Die Seele wohnt zwar im Körper, aber sie ist nicht

7) Der Verfasser der Epistola ad Diognetum, für den man früher Justin hielt, bei Neander, Denkw. I. S. 312.

von dem Körper. So wohnen die Christen in der Welt, find aber nicht von der Welt. Die unsichtbare Seele ist in einen sichtbaren Körper eingeschlossen. So kennt man die Christen als Bewohner der Welt, aber ihre Gottesverehrung bleibt eine unsichtbare. Das Fleisch haßt und bekämpft die Seele, obgleich die Seele dem Fleisch nichts zu Leide thut, weil sie dasselbe hindert, seinen. Lüsten sich hinzugeben. So haßt auch die Welt die Christen, obgleich sie derselben nichts zu leide thut, weil sie den Lüften derselben sich entgegenstellen. Die Seele liebt das sie hassende Fleisch, und die Christen lieben diejenigen, von denen sie gehaßt werden. Die Seele ist in dem Körper eingeschlossen, und sie ist es doch, die den Körper zusammenhält. So werden die Christen in der Welt wie auf einem Posten zurückgehalten, und sie find es doch, welche die Welt zusammenhalten. Die unsterbliche Seele wohnt in dem sterblichen Körper, und die Christen wohnen als Fremdlinge in dem Vergänglichen und erwarten das unvergängliche Leben im Himmel. Einen so wichtigen Posten hat Gott ihnen vertraut, den ste nicht verlassen dürfen."

Zwanzigste Vorlesung.

Die christliche Sitte und das christliche Leben in den besondern Verhältnissen, Collisionen mit dem römischen Staatsleben. Der Kriegsdienst.

Verhältnisse zu Kunst und Wissenschaft.

-

Kindererziehung. Sclaven.

nischen Hause. Weltentsagung. Asketen.

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Die christliche Frau im heid

Allgemeine Bruderliebe.

Die Anachoreten Paulus und Antonius.

-Wundergaben und Wundererzählungen. – Schlüßbemerkungen.

Es bleibt uns noch Einiges zu sagen über das sittliche Verhalten der Christen in den einzelnen Lebensgebieten und über die Conflicte, in die sie dabei nicht selten hineingeriethen. Je mehr man sich in die Anschauungs- und Lebensweise des heidnischen Alterthums versezt, da sowohl das Staats- als Familienleben auf die Grundlage der polytheistischen Religion gebaut war, desto mehr wird man begreifen, wie der Christ und die Christin im heidnischen Staate beinahe keinen Schritt thun konnten, ohne auf Schwierigkeiten zu stoßen, die ihnen entweder zu einem Fallstrick der Versuchung oder den Gegnern zu einem Anlaß wurden, sie als Feinde der Götter und des Staats zu verfolgen. Wir haben schon früher erwähnt, wie die Weigerung, an öffentlichen Festen, an Triumphzügen u. dgl. Theil zu nehmen, den Christen manche Verlegenheit bereitete. Ebenso war es mit dem Kriegsdienste. Die Ansichten der Christen waren darüber selbst getheilt. Die Einen machten unbedenklich den Kriegsdienst mit und unterzogen sich der einmal eingeführten Ordnung; Andere weigerten sich dessen standhaft. Die Erstern beriefen sich, um das Rechtmäßige des Kriegsdienstes zu

erweisen, auf die Beispiele des alten Testaments, auf die Soldaten, die zu Johannes dem Läufer kamen und der ihnen nicht wehrte, Soldaten zu sein, sondern sie anwies, als solche Gott zu dienen; auf den Hauptmann Cornelius, der auch nach seiner Bekehrung in seinem Stande geblieben sei. Dagegen meinten die Strengern, diese Beispiele paßten nicht, weil die Betreffenden nicht erst als Christen den Kriegsdienst erwählt hätten. - Manche Christen hielten überhaupt jede Tödtung des Nebenmenschen, unter welchen Umständen es auch sei, für unerlaubt, daher sie sich auch gegen die Todesstrafe erklärten. Nicht nur den Beruf des Kriegers, auch den eines Künstlers hielten Manche für unverträglich mit dem Christenberufe, weil eben die antike Kunst auf's Engste mit der antiken Religion verwoben war. Der Sinn für Schönheit der Form, der in der griechischen Welt so herrlich entwickelt war, mußte bei den Christen auf Augenblicke zurücktreten und sich bloß in den Sinn für das Schickliche und Anständige zurückziehen. Was auch nur von ferne an Vergötterung der Kreatur streifte (und wie leicht artet die Kunst dahin aus!), das wurde von den Christen als Abgötterei gemieden. Von der Abneigung Tertullian's gegen das Schauspiel haben wir schon früher gesprochen. Daß die wilden Thierkämpfe in den Amphitheatern, bei denen noch obendrein die Christen als Opfer dienen mußten, jedem Christen ein Greuel waren, wird uns nicht wundern. Aber auch das edlere Schauspiel, die ernste, würdige Tragödie, an der jeßt unser christliches Gefühl nicht nur keinen Anstoß nimmt, an der wir uns geistig und sittlich erheben, konnte von den ersten Christen nicht wohl ertragen werden; es waren ja doch immer Gegenstände der alten Mythologie, welche den Stoff dieser Tragödien bildeten. Uns ist dieser Stoff so fremdartig, so rein gegenständlich geworden, daß er uns nur noch in historischem und künstlerischem Interesse berührt. So war es aber bei den ersten Christen nicht; der Besuch des Theaters galt für Theilnahme am Gögendienst, an den Werken des Satans und der Finsterniß. Tertullian ), der eine eigene Schrift über das Verderbliche der

1) de spectaculis c. 26. Unter anderm nennt Tert. das Theater feiner Zeit sacrarium Veneris, consistorium impudicitiae. Und welchen Namen verdienen so viele der heutigen Bühnen?

Schauspiele geschrieben, führt das Beispiel einer Frau an, die von einem bösen Dämon besessen war, und betrachtet dieß als eine Strafe, daß sie das Schauspiel besuchte; denn auf die Frage an den Dämon, wie er es gewagt habe, eine Christin anzutasten, habe dieser geantwortet: ich habe sie in meinem Hause gefunden."

Selbst der Besuch der Odeen, die wir unsern Concerten vergleichen könnten, wurden gemieden, weil auch die Gesänge heidnischen Inhaltes waren. Es war ein unerbittliches Geseß der Ge= schichte, daß auch das Schöne untergehen mußte auf eine Zeitlang mit dem religiösen Irrwahne, dem es gedient und dem die Zeit nur zu lange gehuldigt. Ich sage auf eine Zeitlang, nicht auf immer. An die Stelle der heidnischen sollte eine christliche Kunst treten, und diese christliche Kunst sollte sich aus ihrem eigenen Prinzip heraus bilden. Dazu waren aber die Zeiten der Verfolgung nicht geeignet; das blieb einer spätern Zeit aufbehalten; und bis dahin mußte allerdings das Christenthum sich gefallen lassen, als kunstscheu und kunstflüchtig zu erscheinen. Ganz Aehnliches zeigte sich nach der Reformation, wo auch wieder der Protestantismus sich von der Kunst abwandte, weil sie einer Religion diente, die er nicht theilte. Wo überhaupt ein Interesse einmal als das höchste in einer Zeit vorherrscht, da müssen die andern zeitweilig zurücktreten. So war es in den ersten christlichen Jahrhunderten nicht nur mit der Kunst, sondern theilweise auch mit der Wissenschaft. Auch diese mußte, in der Gestalt, die ihr das Heidenthum gegeben, mit der christlichen Denkweise in Conflict kommen. Wir haben schon gesehen, wie ein Tertullian über die Philosophie urtheilte; aber auch rein gelehrte Beschäftigungen, wie die mit der Aftronomie, die freilich noch in Banden der heidnischen Astrologie lag, wurden anfänglich von den Christen vermieden, denn nicht in den Sternen sollte der Christ sein Geschick lesen und nicht von den Göttern, nach deren Namen die Planeten benannt sind, sein Heil erwarten. Wir mögen diese Namen noch heutzutage unbe denklich gebrauchen, aber versehen wir uns in die Zeit, in der diese Namen: Pallas, Venus, Mars, mehr waren als gleichgültige Namen, in der sie wirklich als Negenten des Himmels verehrt wurden, so können wir begreifen, wie der christliche Sinn von einer Wissenschaft sich abwandte, die ihm in dieser Gestalt als eine dämoni

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