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man gewöhnlich die Septuaginta nennt. Welche Anknüpfungspunkte eine solche griechische Uebersehung denen bot, welche das Evangelium bei den des Hebräischen unkundigen Heiden verkünden sollten, liegt auf der Hand. Wir werden später überhaupt noch Gelegenheit haben, zu sehen, wie eben dieses griechische Judenthüm eine merkwürdige Brücke wurde, über welche das von den Juden ausgehende Christenthum in die Heidenwelt einzog. Wie nach Alexandriën, so hatte sich das Judenthum auch nach Arabien, nach Syrien, namentlich nach Antiochien, nach Phrygien, Lydien, überhaupt nach Kleinaften, und von da weiter nach Griechenland verbreitet, und (wie wir soeben vorhin bemerkt haben), kam es unter Ptolemäus auch nach der Hauptstavt der Welt, nach Nom. Ein eigenes Quartier, jenseits der Tiber, wurde den römischen Suden zum Wohnsiz angewiesen. Alle diese im Ausland wohnenden Juden behielten indessen immer den Tempel zu Jerusalem, als den heiligen Mittelpunkt ihres Gottesdienstes im Auge. Nicht nur entrichteten sie die übliche Tempelsteuer, sondern so weit es ihnen nur immer die Verhältnisse erlaubten, zogen sie in größern oder kleinern Schaaren unter dem Singen der Psalmen hinauf auf die großen Feste nach Jerusalem, um dort in Gemeinschaft mit den Brüdern anzubeten den Gott der Väter, und gestärkt und gehoben durch das Gemeingefühl kehrte wohl Mancher wieder im Innern beseligt an seinen Wohnsiz unter den Heiden zurück und rühmte ihnen die Herrlichkeit seines Tempels und des heiligen Landes. 8)

So sehen wir, daß die Scheidewand zwischen Juden und Heiden, welche die Geschichte aufgerichtet, auch durch die Geschichte wieder zu schwinden ansing. Römisches Wesen war, freilich mit Gewalt und unter großem Widerstreben des Volkes, in Palästina eingedrungen, und umgekehrt waren Juden mit ihrem Glauben und ihrer Sitte, an der sie zähe festhielten, in die weite Heidenwelt zerstreut. Bei all dieser Zähheit fehlte es nicht an mannigfachen Berührungspunkten, und wie der Jude griechische Sitte und griechisches Wesen annahm, so blieb auch das Heidenthum nicht ganz von jüdischen Einflüssen frei. Im Allgemeinen zwar waren

6) Mit lebendiger Anschaulichkeit sind diese Verhältnisse dargestellt in „Helons Wallfahrt nach Jerusalem“ (von Strauß).

die Juden den Heiden verhaßt. Eben die Zähheit, womit sie sich abschlossen, die Eigenthümlichkeit ihrer Religion, die nicht wie die heidnischen Religionen eine Vermischung mit der römischen Staatsreligion zuließ, erbitterte die Gemüther gegen sie. Tacitus wirft ihnen ihre Gehässigkeit vor und nennt sie das abscheulichste ver Völker 7), und sprüchwörtlich wurde der Jude zur Bezeichnung abergläubischer Gesinnung 8). Aber merkwürdig! Gerade dieser so= genannte Aberglaube war es wieder, der die Heiden anzog. So Viele, denen weder der heidnische Volksglaube noch die heidnische Philosophie Befriedigung gewährte, wandten sich den geheimen. Künsten zu, wie sie von sogenannten Goeten und Thaumaturgen (Wunderthätern), die das Land durchzogen, geübt wurden. Nun waren absonderlich die Juden in diesen chaldäischen Künsten bewandert, und so wurde bei ihnen Rath und Trost gesucht, wo die heidnische Weisheit nicht ausreichte. Aber auch ein edlerer Zug als bloß der des Aberglaubens, führte manche dem Judenthum entgegen. Der Glaube an den einen Gott, Schöpfer Himmels und der Erde, an einen unsichtbaren, in kein Bild zu fassenden,* rein geistigen Gott mußte sich der nachdenkenden Vernunft manches Heiden empfeh= len, und so sehen wir namentlich von den Heiden, die in Palästina lebten, (wir erinnern an den Hauptmann Cornelius zu Cäsarea) sich anschließen an den jüdischen Monotheismus, ohne daß sie deßhalb förmlich durch die Beschneidung zum jüdischen Glauben übergetreten wären. Es sind das die, welche uns im neuen Testament als die gottesfürchtigen Heiden" bezeichnet werden und die man auch die Proselyten des Thors nannte, weil sie im Vorhofe des Tempels sich aufhalten und dem Gottesdienste beiwohnen durften. Seltener waren die sogenannten Proselyten der Gerechtigkeit, welche förmlich (durch die Beschneidung) zum Judenthum übertraten; doch fehlte es auch an solchen nicht, und wir wissen aus dem neuen Testament, welchen Eifer die Juden, namentlich die Pharisäer anwandten, solche Proselyten zu gewinnen, und wie der Herr ihnen vorwirft, daß sie Land und Meer durchziehen, einen Judengenossen zu machen, und „wenn er's worden ist, macht ihr aus ihm ein

7) Tac. Hist. V, 5. und V, 8. (deterrima gens.)

8) Hor. Sat. I, 5. Credat Iudaeus Apella.

Hagenbach, Vorlesungen II.

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Kind der Hölle, zwiefältig mehr, denn ihr seid." - In anderer Weise sollte daher die Weissagung sich erfüllen von der Sammlung der Völker auf dem heiligen Berge Gottes.

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Als die Zeit erfüllet war, da sandte Gott seinen Sohn. Hat die bisherige Betrachtung uns an das Wort des Apostels er innert, daß Gott Alles, sowohl bei Heiden als Juden, unter den Unglauben beschlossen, damit er sich Aller erbarme" (Röm. 11, 32), so lassen Sie uns in der nächsten Stunde der Zeit des erschienenen Heils, der Person des Heilandes selbst und der Stiftung seiner Kirche näher treten.

Dritte Vorlesung.

Weltlage zur Zeit der Geburt Christi.

Johannes der Täufer.

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Geburtsjahr und Geburtstag. Jesus Christus. Die evangelischen Berichte

Die Stiftung der Kirche durch einen Gekreuzigten.

Das jüdische Volk, von dem wir in der vorigen Stunde gesprochen haben, trug den Keim seiner Auflösung bereits in fid). Der Verwesungsgeruch zog die Adler herbei, die in immer engern Kreisen es umschwirrten. So weit wir unsern Blick schweifen lassen über die damalige Welt, so weit beinahe sehen wir diese Feldzeichen der römischen Adler aufgepflanzt: nordwärts bis an den Rhein und die Donau, ostwärts bis an den Euphrat, westwärts bis zum atlantischen Meer, südwärts bis an die arabischen und afrikanischen Wüsten. In einem Zeitraum von sieben Jahrhunderten war die von Romulus gegründete Stadt der sieben Hügel zur allmächtigen Weltstadt, zur Beherrscherin der Völker geworden. Das Erbtheil früherer Eroberer, eines Cyrus, eines Alexanders war großentheils von der Allgewalt des römischen Namens verschlungen, und mit dem Reichthum und den Schäßen der alten Welt war auch die Summe der geistigen Bildung auf diesen Namen übergegangen. Griechisches Leben, griechische Sprache, griechische Dichtung und Kunst wurden nicht nur in Athen und andern griechischen Städten durch blühende Schulen gepflegt, sie hatten ihren Mittelpunkt, ihren Heerd in Rom selbst. Hier fand auch jeder Cultus Duldung, jeder Gott seinen Tempel. Der ganze Weltverkehr ging von da aus und strömte dahin wieder zurück. Prachtvolle Heerstraßen durchzogen das Reich und erleichterten den Verkehr der Völker.

Handel, Schifffahrt, Gewerbe blühten. Der Sinnengenuß war aufs Höchste gesteigert und durch eine seinen Zwecken dienende Kunst verfeinert. In Absicht auf Bildung und Litteratur führt dieses Zeitalter den Namen des goldnen. Nach den langen, blutigen Bürgerkriegen, die Rom im Innern verzehrten und der Republik ein Ende machten, war der Triumvir Octavianus als Sieger über seine Nebenbuhler in der Schlacht von Actium (2. Sept. 31) hervorgegangen und herrschte nunmehr als Cäsar Augustus, gefeiert von den Dichtern, die um seine und seines Freundes, des feingebildeten Mäcenas Gunst buhlten. Im Reich herrschte Friede, und auch nach außen ruheten großentheils die Waffen. Ein Kirchenschriftsteller aus dem fünften Jahrhundert (Orofius) meldet, daß zur Zeit der Geburt Christi der Janustempel geschlossen gewesen, seit fieben Jahrhunderten zum zweitenmal. Gleichzeitige Schriftsteller wissen zwar davon nichts. Im Gegentheil, ste melden von wiederholten kriegerischen Bewegungen, die nach dem Oriente hin stattfanden; doch war der öffentliche Zustand immerhin von der Art, daß ein ruhiges und stilles Leben zu führen", wie Paulus an Timotheus (1 Tim. 2, 2) es von den Christen verlangt, den Bewohnern des Reiches möglich war, im Vergleich mit frühern Zeiten. So schienen auch die Zeitumstände geeignet, um jenen. allgemeinen Census, jene Neichsschahung vorzunehmen, der das Evangelium Lucä gedenkt, und um derentwillen Maria mit ihrem Verlobten von Nazareth nach Bethlehem wanderte, wo sie den Heiland der Welt in einem Stalle oder, wie einige der Kirchenväter annehmen, in einer Höhle gebar. Ueber diese allgemeine Schagung zur Zeit der Geburt Jesu haben sich nun freilich chronologische und historische Schwierigkeiten erhoben, die sogar ausgebeutet worden sind, um die Glaubwürdigkeit der evangelischen Geschichte, wenigstens in dieser Parthie zu bestreiten. Wir können uns darauf nicht einlassen, und bemerken einstweilen nur so viel, daß neuere Forschungen, die hierüber von rein wissenschaftlicher Seite angestellt worden sind, zu Gunsten des evangelischen Verichtes ausgefallen sind 1). Auch über das eigentliche Jahr der Geburt Jesu und

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1) Huschke, über den Census der frühern römischen Kaiserzeit. Vollkommen erledigt ist damit die Sache freilich noch nicht.

So viel ist

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