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Färbers und sieht die verschiedenen Tücher liegen, die da gefärbt werden sollen. Plöglich rafft er sie zusammen und wirft sie alle in einen Kessel. Der Färber kommt darüber außer sich. Aber Jesus beruhigt ihn: Ich will einem jeden von den Tüchern die Farbe geben, die du verlangst. Und siehe da! jede Farbe, die der Färber wünscht, tritt auch an dem Tuche hervor, das der Knabe herauszieht. Da eines Tages Maria durch den Jesusknaben Wasser holen läßt, zerbricht ihm der gefüllte Krug. Nun faßt der Knabe das Wasser in seine Schürze, und bringt es der Mutter ohne einen Tropfen davon zu verlieren. Seinem Vater ist er behülflich in dem Zimmerhandwerke. Da bestellt Herodes .einen Thron, schön und kunstreich, wie der, darauf Salomo gesessen. Allein Joseph kann den Thron nicht zu Stande bringen ; er ist zu schmal. Da weiß der Knabe Jesus Rath. Er befiehlt dem Vater, den Thron an dem einen Ende zu fassen, und er faßt ihn an dem andern, und beide ziehen so lange, bis das rechte Maaß erlangt ist. Als er bei einem Lehrer das ABC lernen soll, will er von dem A nicht zum B übergehen, bis er das A vollkommen ergründet hat und weiß dann über diesen ersten Buch)= staben schon so viel Tiefes und Geheimnißvolles zu sagen, daß der Lehrer ob seiner Weisheit erstaunt. Ich führe diese Geschichten an zur Ehre der Bibel. Wie ganz anders die biblischen Wunder und diese! Da mag es deutlich werden, was bloßer Mythus ist und was auf geschichtlichen Thatsachen ruht. Mit Recht hat man gesagt, es verhalten sich diese Geschichtchen zur Geschichte, wie ein Leierkasten zur Orgel, wie ein Puppenspiel zum Drama, wie der verunglückte Kirchthurm einer Bauernkirche zum gewaltigen Dom. - Wie über die Kindheit Jesu, so sind auch über seine lehten. Schicksale fabelhafte Berichte verbreitet worden. Pilatus soll die Aften des Criminalprocesses nach Nom gesandt und Tiberius sogar im Senat darauf angetragen haben, Christum unter die Götter zu versehen. Das sogenannte Evangelium Nicodemi erzählt nun nach diesen vorgeblichen Akten das Verhör Jesu. Auch da geschehen Dinge, von denen unsere Evangelien nichts wissen. So als Jesus zwischen die Soldaten eintritt, neigen sich die römischen Feldzeichen freiwillig vor ihm, ohne daß die Fahnenträger es verhindern können. Besonders wird die Höllenfahrt Jesu mit grellen Farben

ausgeführt. Die Erzählung darüber wird dem Joseph von Arimathia in den Mund gelegt, der an Annas und Kaiaphas berichtet, wie ihm zwei Männer, Carinus und Leucius, erschienen seien, die Jesus aus der Unterwelt herauf geführt habe, und wie diese ihm den ganzen Vorgang ausführlich beschrieben hätten.

Mehr als diese leeren Phantasiegebilde, bei denen wir uns nicht länger aufhalten wollen, verdient noch eine andere Nachricht beachtet zu werden, die wir bei dem Kirchengeschichtschreiber Euseb finden und die wenigstens den Schein documentirter Geschichte für sich hat. Euseb erwähnt nämlich gleich im ersten Buch seiner Kirchengeschichte) eines Briefwechsels, den Jesus mit dem Fürften Abgarus (Uchomo) von Edessa geführt haben soll. Die Evangelien wissen von solchen Briefen Jesu nichts. Ueberhaupt wird nie erwähnt, daß Jesus geschrieben habe, außer das einemal im Evangelium Johannes (Cap. 8) bei der Geschichte der Ehebrecherin, da er etwas in den Sand schrieb. Hier hingegen bringt uns Euseb einen Briefwechsel, den er selbst in den Archiven von Edessa gefunden haben will und den er aus dem Syrischen übersegt, uns griechisch mittheilt. - Abgarus schreibt an Jesum:

Abgarus, Toparch von Edessa, entbietet Jesu, dem guten Heiland, in der Stadt Jerusalem seinen Gruß. Ich habe von dir und deinen Heilungen gehört, die du ohne Anwendung von Arzneimitteln und Kräutern verrichtest; denn wie die Rede geht, machest du Blinde sehen, Lahme gehen, reinigest die Ausfähigen und treibest unreine Geister und Dämonen aus; auch heilest du solche, die von langwieriger Krankheit gequält sind und weckest die Todten auf. Und da ich nun das Alles von dir gehört habe, so habe ich bei mir gedacht: Eins oder das Andere; entweder, daß du Gott bist, der vom Himmel herabgekommen solches thut oder der Sohn Gottes, indem du solches verrichtest. Deßhalb wende ich mich schriftlich mit der Bitte an dich, du möchtest dich zu mir bemühen und das Uebel, das ich habe, heilen. Auch habe ich gehört, daß die Juden wider dich murren und dich verderben wollen. Ich habe nun eine sehr kleine, aber ansehnliche Stadt, die wird für uns beide groß genug sein."

7) Hist. eccles. I, 13.

Nun die Antwort Jesu:

,,Abgarus! Selig bist du, der du an mich geglaubt hast, ohne mich zu sehen; denn es stehet von mir geschrieben: die mich gesehen haben, glauben nicht an mich, damit die, welche nicht gesehen haben, glauben und leben $). Was nun deine Einladung betrifft, zu dir zu kommen, so muß ich erst alles, weßhalb ich gesandt bin, hier erfüllen, und wenn das erfüllt ist, aufgenommen werden zu dem, der mich gesandt hat. Und dann, wenn ich werde aufgenommen sein, werde ich dir einen meiner Jünger senden, damit er dich von deinem Leiden heile und dir und den deinigen Leben bringe." Euseb erzählt nun weiter, wie in der That nach der Himmelfahrt Jesu der Apostel Thaddäus durch den Apostel Thomas zu Abgarus gesandt worden sei und ihn geheilt habe. -Daß Euseb diese Briefe wirklich in dem Archiv von Edessa vorgefunden, müssen wir ihm glauben, wenn wir ihn nicht zum Lügner stempeln wollen. Aber wie dieselben in's Archiv gekommen? ist eine andere Frage. Wir haben allen Respekt vor Documenten. Aber wer nur einigermaßen den Ton der evangelischen Erzählung kennt und ein inneres Ohr für denselben hat, und damit diese Geschichte vergleicht, der wird das hinterher Gemachte, um nicht zu sagen, den Betrug mit Händen greifen 9).

Eine weitere Ausführung der Sage im sechsten Jahrhundert fügt noch bei, Jesus habe dem Abgarus sein Bildniß im Briefe beigelegt. Dieß führt uns auf die Bildnisse von Jesu überhaupt. Daß Jesus irgendwie sein Bild habe verfertigen lassen, müssen wir von vorneherein als unwahrscheinlich abweisen, da die Juden überhaupt gegen das Verfertigen nicht nur göttlicher, sondern auch menschlicher Bilder eingenommen waren, und wenn die Legende den Evangelisten Lucas zu einem Maler macht, so ist es eben auch wieder die Legende. Aber auch nach einer Beschreibung der

8) Merkwürdig genug kommt diese Stelle nirgends in der Bibel vor. Höchstens erkennt man darin eine Anspielung an Jef. 6 oder 52. oder an Joh. 20, 29.

9) Einen absichtlichen Betrug braucht man bei diesen Geschichten nicht vorauszusehen; es war ein argloses Sichgehenlaffen in frommen Phantasten. Wir finden dazu Analogien in der spätern christlichen Litteratur. Man denke an die beliebten „jüdischen Briefe" von Pfenninger und Aehnliches.

äußern Gestalt Jesu sehen wir uns in den Evangelien vergeblich um. Aus Mißverstand der prophetischen Stelle Jes. 52: „er hatte keine Gestalt noch Schöne", haben sogar die ältern Kirchenlehrer angenommen, Jesus sei leiblich unschön gewesen. Das widerspricht unserm Gefühl. Wir denken ihn uns gerne als den Menschensohn, der auch nach dieser Seite hin den Eindruck des Vollendeten macht, wie denn auch schon die Kirchenlehrer des vierten und fünften Jahrhunderts auf ihn die Psalmstelle anwenden (Ps. 45, 3): „du bist der schönste unter den Menschenkindern.“ Wir Alle tragen in uns von Jugend auf einen gewissen Typus der Christusgestalt und des Antliges Jesu, den auch alle Künstler, vom höchsten bis zum niedersten, mehr oder weniger festgehalten haben. Woher stammt dieser Typus unserer Christusbilder? Die Kunstgeschichte giebt darauf die Antwort, daß eben das genannte Abgarusbild und nächstdem das Bild der heil. Veronica als die göttlichen Musterbilder betrachtet wurden, von denen man diesen Typus ableitete. Die Veronicasage tritt in vielfachen Wendungen auf. Die bekannteste ist diese: Als Jesus zur Kreuzigung ausgeführt wurde, und unter der Last des Kreuzes zusammen sank, eilte eine mitleidige Frau herbei, die ihm mit ihrem Schleier den. Schweiß von der Stirn trocknete. In diesem Schleier drückte sich das Angesicht des Herrn ab. Einige leiten sogar von daher den Namen Veronica, d. h. das wahre Bild (vera sizov); doch ist dieß mehr ein sinnreicher Einfall, als eine stichhaltige Erklärung 10). Immerhin müssen wir annehmen, daß der Typus des Bildes älter war, als die Sage von seiner Entstehung und daß er auf alter Ueberlieferung beruht. Dieser Ueberlieferung begegnen wir auch in schriftlichen Denkmalen späterer Zeit, denen man freilich das Ansehn eines höhern Alterthums zu geben bemüht war. So soll ein gewisser Lentulus, ein Freund des Pilatus, der sich zur Zeit Jesu als römischer Beamter (Praeses Hierosolymitanorum) in Jerusalem befand, den römischen Senat Folgendes berichtet haben:

"

an

„Es ist zu unserer Zeit aufgestanden und ist noch unter uns

10) Sehr instructiv ist in dieser Hinsicht eine Schrift von Wilhelm Grimm: die Sage vom Ursprung der Christusbilder. Berlin 1843. 4. mit einer Abbildung.

ein Mann von großer Tugend, genannt Christus Jesus, der von den Heiden ein Prophet der Wahrheit genannt wird und den die Seinigen den Sohn Gottes nennen, indem er Todte erweckt und Kranke heilt. Dieser Mann ist von schlanker Gestalt, ansehnlich, von ehrfurchtgebietender Miene, so daß, wer ihn ansieht, ihn eben sowohl lieben als fürchten muß; ein glänzendes Lockenhaar wallt über seine Schultern, auf dem Haupte gescheitelt, nach der Weise der Nazarener. Er hat eine offene, heitere Stirn, ein Angesicht ohne Nunzel und Flecken, das ein Anflug von Röthe verschönert. Nase und Mund sind im schönsten Verhältniß, der Bart von reichem Wuchse, röthlich wie das Haupthaar, nicht lang, aber getheilt; die Augen von unbestimmter Farbe und klar. In seinem Schelten ist er fürchterlich, in seiner Ermahnung sanft und liebenswürdig, heiter, aber stets den Ernst bewahrend. Niemals hat man ihn lachen, öfters weinen gesehen. Er ist groß von Gestalt und von schönem Ebenmaaß der Glieder. Seine Rede ist ernst, sparsam und gemessen. Schön ist er unter den Menschensöhnen.“

Dieser Bericht des Lentulus stammt erweislich erst aus dem 12. Jahrhundert, aber die Züge zu dem Bilde finden sich schon in frühern Schriftstellern zerstreut, und immerhin mag ihnen eine ächte geschichtliche Tradition zum Grunde liegen.

So weit über die theils geschichtlichen, theils zweifelhaften, theils endlich offenbar erdichteten Nachrichten über die Person Jesu. Wir kommen einfach darauf zurück, daß wir eben angewiesen sind, uns an das zu halten, was uns in unsern kanonischen Evangelien gegeben ist. Und dieses reicht, wie die vorige Stunde uns gezeigt hat, vollkommen hin, um die Gründung der Kirche zu begreifen. Das Uebrige mag nur dazu dienen, uns zu zeigen, wie übel wir berathen wären, wenn eben diese evangelischen Nachrichten uns fehlten. Wenden wir uns nun von der Geschichte Jesu zu der seiner Jünger und Apostel.

Jesus hatte sich bekanntlich einen weitern und einen engern. Kreis von Anhängern gebildet. Jünger (Schüler) im weitesten Sinn heißen Alle die, die seiner Lehre Gehör gaben, die an seinen Namen glaubten und die auch nach dem Hinschiede Jesu von der Erde den ersten Kern bildeten der christlichen Gemeinde. So redet schon Paulus (1 Cor. 15, 6) von mehr als 500 Brüdern, denen

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