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der Herr nach seiner Auferstehung erschienen sei. In einem engern Sinne werden die Siebenzig Jünger des Herrn genannt, und in einem noch engern die Zwölf, die den Namen der Apostel führen. Diese Zwölf sind bekanntlich nach der Angabe des neuen Testamentes (Matth. 10, 1 ff. Marc. 3, 16 ff. Apostelg. 1, 13): Simon, mit dem Zunamen Kephas (Petrus), und sein Bruder Andreas, Söhne des Jona; ferner: Jacobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus; sodann: Philippus, Thomas, Bartholomäus, Matthäus, Jacobus der Jüngere, Alphäi Sohn, Thaddäus (Lebbäus, auch Judas, der Bruder des Jacobus), Simon, der Cananit, und der unglückliche Judas Ischariot, an deffen Stelle bald nach der Himmelfahrt Christi, Matthias gewählt wurde. Ueber die Persönlichkeit dieser Apostel giebt uns das neue Testa= ment mehr oder weniger Aufschluß, jedenfalls nicht so viel, als wir zu haben wünschten. Einiges von ihnen erzählen uns die Evangelien, Anderes finden wir in der von Lucas verfaßten Fortsegung seines Evangeliums, der man den Namen der Apostelgeschichte gegeben hat, die aber nichts weniger als eine vollständige Geschichte sämmtlicher Apostel enthält. Nur von Einigen erzählt sie uns ein Mehreres, Andere übergeht sie mit Stillschweigen. Nun kann einem aufmerksamen Leser der Evangelien nicht entgehen, daß unter den Zwölfen selbst wieder drei besonders ausgezeichnet erscheinen, nämlich Petrus, Johannes und Jacobus, und zwar der lettere mehr nur um seines Bruders willen, und so erfahren wir auch von diesen das Meiste, während die Andern mehr in den Hintergrund treten oder nur durch einzelne Vorgänge uns bekannt sind, wie Andreas, Philippus, Thomas. Von Bartholomäus wissen wir weiter nichts, wenn er nicht, wie Viele annehmen, eins ist mit Nathanael; eben so wenig wird uns von Simon, dem Kananiten berichtet.

Es hat daher auch hier die Sage theils die Berichte der Evangelien und der Apostelgeschichte ergänzt, theils, wo diese schweigen, sie zu ersehen gesucht. Diese Ergänzungen dürfen wir nicht ohne Weiteres von der Hand weisen; es kommt darauf an, die wahre oder doch der Wahrscheinlichkeit nicht entbehrende Sage zu unterscheiden von reinen, grundlosen Dichtungen. So haben sich z. B. über die legten Schicksale des Petrus, die uns das neue Teftament

nicht erzählt, alte Sagen erhalten, die wenigstens der Mühe werth sind, beachtet und geprüft zu werden; eben so über Johannes; während dann die spätere Zeit nicht ermangelt hat, die Gestalten sowohl dieser als der übrigen Apostel mit ähnlichen apokryphischen Mythen zu umspinnen, wie die Gestalt des Herrn selbst. Schon über die Gesammtheit der Zwölfe werden uns Dinge berichtet, denen aller historische Beweis abgeht. So, daß sie zusammen ein geschlossenes Collegium gebildet, daß sie zusammen das apostolische Glaubesbekenntniß verfaßt hätten, wozu jeder der zwölf Apostel einen der zwölf Artikel gegeben, daß sie die Länder, in die sie gehen sollten, unter sich verloost hätten und daß sie sämmtlich unverehlicht geblieben seien. Von dem allen lesen wir im neuen Testament nichts; auch fehlen uns darüber zuverläßige Nachrichten anderswoher. Aus den spätern Lebensnachrichten über die einzelnen Apostel will ich nur einzelne herausheben.

Simon Petrus, Jona's Sohn, der Fischer aus Bethsaida, den Jesus von seinem Neze wegrief, ihn zum Menschenfischer zu machen, ist uns aus der evangelischen Geschichte so bekannt, daß kaum nöthig ist, an die wichtigen Momente zu erinnern, die dort hervortreten, und durch die er sich uns als den raschen, feurigen Mann darstellt, der meist im Namen der übrigen Jünger das Wort nimmt und auch das rechte Wort findet, wo die Andern noch um dasselbe verlegen scheinen. Sein schönes Bekenntniß: du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Matth. 16, 16), sein todesmuthiger Entschluß, dem Herrn zu folgen, seine Verleugnung, seine Reue, seine Begegnung mit dem Herrn am See und die bedeutsamen Worte des Herrn an ihn: Simon Jona, hast du mich lieb?.. weide meine Schafe, meine Lämmer" (Joh. 20, 15), wie tief haben sie sich unserm Gedächtniß von Jugend auf eingeprägt! Sein Bild, das Bild des Mannes, mit dem schönen männlichen Kopfe, der im Kampf mit den Wellen die Hand des Herrn ergreift, wie oft hat es uns ergriffen, wenn die Kunst es uns vor Augen stellte! Wir verfolgen die Spur seiner Tritte noch über das Leben Jesu hinaus. Wie steht er da als der Gottbegeisterte Redner im Namen Aller am heil. Pfingstfeste! (Apostelg. 2, 14 ff.) Aus seinem Munde vernehmen wir zuerst die Predigt von Christo dem Auferstandenen; da sehen wir ihn das Nez auswerfen unter

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die versammelte Menge, und bei dreitaufend Seelen werden gewonnen für das Messiasreich. In Judäa, in Samarien verkündigt er die Lehre des Auferstandenen (Apostelg. 8, 14 ff.), und durch ein göttliches Gesicht belehrt, nimmt er, obgleich der Apostel der Beschneidung, auch Heiden in die Gemeinschaft auf und führt ihre Sache auch vor den übrigen Aposteln (Apostelg. 10). Scheint er auch, nach den Andeutungen in paulinischen Briefen, auf Augenblicke wieder wankend geworden zu sein in seinen Grundsäzen über das Verfahren gegen die Heiden (bei seinem Auftreten in Antiochien Gal. 2, 11), so wankte er doch nimmer in seinem christlichen Bekenntniß überhaupt. Nicht Kerker und Bande vermochten ihn, abzustehen von der Predigt des Evangeliums von Chrifto. Seine wunderbare Errettung aus dem Gefängniß zu Jerusalem (Apstg. 12, 4 ff.) ist das lezte, was die Apostelgeschichte des Lucas uns über seine persönlichen Schicksale berichtet. Bloß noch einmal erscheint er auf dem sogenannten Apostelconcil in Jerusalem (Apostelg. 15, 7), um für die freiere Ansicht rücksichtlich der Heiden zu zeugen. Von da an aber sind wir theils an Vermuthungen, theils an einzelne Nachrichten verwiesen, die wir zu benüßen und unter einander zu verknüpfen haben, so weit es geht. So bietet uns zunächst einen Anknüpfungspunkt der erste seiner Briefe im neuen Testament, der aus Babylon geschrieben ist und woraus also auf einen Aufenthalt des Apostels daselbst geschlossen werden muß; ohne daß wir jedoch etwas Näheres über seine dortige Wirksamkeit wüßten 11). Die christliche Tradition, an die wir von nun an allein gewiesen sind, läßt ihn in Pontus, Galatien, Cappadocien, dem proconsularischen Asien, Bithynien und namentlich auch in Rom predigen. Ja, sie begnügt sich nicht mit der einfachen Predigt Petri in Rom. Sie macht ihn zum Gründer und ersten Bischof der Gemeinde selbst, wie ste ihn auch zum Bischof von Antiochien macht. Sie weiß von einer siegreichen Disputation des Apostels in Rom mit

11) Die älteren und jezt wieder neuere Ausleger (wie Thiersch) wollen unter Babylon Nom verstehen. Eine so rein unmotivirte Metapher läßt sich aber in der prosaischen Unterschrift eines Briefes kaum denken. Etwas ganz Anderes ist es mit der Apokalypse, wo allerdings Rom Babel genannt wird. Freilich ist ein Aufenthalt des Apostels im parthischen Reiche auch ohne weitere historische Haltpunkte; vgl. Schaff, Gesch. d. christl. Kirche. Mercersb. 1851. S. 300, der sich gleichfalls für Nom erklärt.

Simon dem Magier, mit dem er noch (Act. 8) in Samarien zus sammengetroffen war. Endlich berichtet sie uns auch den Tod des Apostels in Rom. Bei der neronischen Verfolgung, von der wir später noch ausführlicher reden werden, soll er haben aus Rom fliehen wollen; allein Christus begegnet ihm auf dem Wege. Petrus fragte den Herrn: wohin er wolle. Jesus antwortete: nach Rom, um mich noch einmal kreuzigen zu lassen. Petrus verstand den Wink. Er ging nach Rom zurück, und ließ sich kreuzigen, und zwar mit zur Erde gekehrtem Haupte, weil er sich nicht für würdig hielt, so zu sterben wie sein Herr und Meister. Was ist

an dieser Tradition Wahres? Das ist eine schwierige Frage, die bis auf den heutigen Tag die Historiker beider Confessionen beschäftigt. Daß die römische Kirche ein Interesse hat, Petrus zum ersten Bischof von Rom und alle Päpste zu seinem Nachfolger zu machen, liegt auf der Hand. Aber zu weit würde man gehen, zu behaupten, die ganze Tradition sei erst zu Gunsten des päpstlichen Systems erfunden worden; sie ist älter als dieses, ja sie reicht in die ersten Jahrhunderte zurück; daher haben auch sehr besonnene protestantische Gelehrte 12), keinen Anstand genommen, die Anwesenheit Petri in Rom und seinen Märtyrtod daselbst als geschichtliche Thatsache anzunehmen, ohne damit die Annahme eines förmlichen Episcopats zu verbinden und ohne alle die Folgerungen daraus zu ziehen, die der römische Stuhl daraus gezogen hat. Gegentheils haben sich aber auch selbst in der katholischen Kirche wieder kritische Stimmen erhoben, die die ganze Tradition, selbst die von einer Anwesenheit des Petrus in Rom, verwerfen oder sie zweifelhaft machen 13). So viel ist gewiß, daß weder die Verbreitung des Christenthums in Rom, noch das spätere Ansehen des päpstlichen Stuhles die Anwesenheit des Petrus daselbst zu ihrer nothwendigen Vorausseßung haben; beides läßt sich auch auf anderm Wege erklären, und so mag die Frage für die Kirchengeschichte eine offene Frage bleiben. Was Petrus zur Gründung der Kirche thun sollte, nach der Absicht des Herrn, das hat er ge=

12) Unter ihnen namentlich Gieseler, nicht so unbedingt Neander. 13) So Ellendorf, in der Schrift: Ist Petrus in Rom und Bischof der römischen Kirche gewesen? Darinst. 1841.

Hagenbach, Vorlesungen II.

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than. Er war der „Apostel der Beschneidung“. Sein Name war daher von Anfang an von großem Gewicht bei den christlichen Gemeinden, namentlich bei der juden-christlichen Partei, und wir begegnen diesem petrinischen Christenthum mit seinem bestimmten Charakter und seiner Unterscheidung vom paulinischen gleich in den ersten Zeiten der Kirche, ohne daß es nöthig ist, den Gegensah zwischen beiden sich so weitgehend zu denken, als dieß von gewissen Seiten her geschieht.

Weniger als Petrus, ist sein Bruder Andreas bekannt. In den Evangelien begegnet er uns zwar als einer der vertrautern Jünger des Herrn, aber in der Apostelgeschichte wird seiner nicht erwähnt, und wir verlieren ihn gänzlich aus den Augen. - Erst im Schmucke der Tradition finden wir ihn wieder. Nach ihr soll er in Scythien, in Griechenland, später in Klein-Asien das Evangelium verkündigt haben und zu Paträ in Achaia gekreuzigt wor den sein und zwar mittels eines verschrenkten Kreuzes, das darum noch jezt das Andreaskreuz heißt.

Neben dem Bruderpaare Petrus und Andreas begegnet uns das der Söhne Zebedäi, Jacobus und Johannes, die Jesus Söhne des Donners nannte (Marc. 3, 17), und für die ihre Mutter Salome die Bitte einlegte beim Herrn, er möge sie einst sigen lassen in seinem Reiche, den Einen zu seiner Rechten, den Andern zu seiner Linken; aber Jesus wies sie hin auf den Kelch der Leiden, auf die Taufe des Todes, die ihm bevorstehe. Das Sihen aber zur Rechten und zur Linken zu geben, stehe ihm nicht zu, sondern denen es bereitet sei von seinem Vater (Matth. 20, 20 ff.). - An Jacobus, dem Aeltern, erfüllte fich das Wort buchstäblich, daß er mit der Taufe seines Meisters getauft wurde. Von ihm erzählt uns die Apostelgeschichte (C. 12, 2), wie er zu Jerusalem auf Befehl des Königs Herodes Agrippa ents hauptet wurde (um's Jahr 43 oder 44 nach Chr.). Um so auffallender ist es, daß ihn die Sage gleichwohl als Apostel in Spanien auftreten läßt, wo sein Leichnam in dem berühmten Wallfahrtsort Compostella liegen soll. Im neuen Testament wird sein Bild überstrahlt von dem seines Bruders Johannes, des Lieblingsjüngers und Evangelisten. Auch hier wollen wir nicht Bekanntes widerholen. Nur darauf möchten wir aufmerksam machen, wie die

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