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in sich trägt und die schlagendsten Beweise dieser Berufung an den Tag legt. Es ist das auserwählte Rüstzeug des Herrn - der Heidenapostel Paulus, mit dessen Persönlichkeit und dessen Wirksamkeit wir uns genauer vertraut zu machen haben, wenn wir die Verbreitung des Christenthums nach außen, seine Vertiefung nach innen geschichtlich begreifen wollen.

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Fünfte Vorlesung.

Die Mutterkirche zu Jerusalem und das Urchristenthum.

Das erste christ

liche Pfingstfest. Die Gütergemeinschaft. Diaconen und Gemeindeverfassung. Die ersten Verfolgungen. Der Protomartyr Stephanus. Philippus. Petrus und die Heiden. Paulus. Seine Reisen und

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seine Schicksale. Das paulinische Christenthum.

In unsern beiden ersten Vorlesungen sind wir durch den Vorhof der Heiden und durch den Tempel der Juden flüchtig hindurch gezogen; dann haben wir in den beiden lezten Stunden das Bild des Herrn und seiner zwölf Apostel uns vor Augen gestellt, und find so bei dem Portal verweilt, das uns in das innere Heiligthum der Kirche und deren Geschichte einführen soll. Wir haben diese Bilder Christi und der Apostel einstweilen nur vereinzelt bes trachtet, als heilige Standbilder am Eingang des Tempels, wie fle nicht nur von der Hand der Geschichte hingestellt, sondern wie fie auch durch die christliche Phantaste sind ausgeschmückt, freilich mitunter auch entstellt, mit falschen Farben übertüncht, von wucherndem Unkraut umrankt worden.

Jest treten wir in eine weitere Vorhalle, es ist die der apostolischen Kirche. Diese selbst aber zerfällt für uns wieder in zwei Räume, wie das Buch der Apostelgeschichte sie von einander gesondert hat, nämlich in den engern Raum der Mutterkirche zu Jerusalem und ihrer Ausläufer, und in den der Erstlingskirche aus den Heiden. Und indem wir uns in diesen Räumen umsehen, fällt unser Auge abermals auf ein Apostelbild, das nicht in der Reihe jener Zwölfe steht, das gleichsam jene beiden Räume von

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einander scheidet oder vielmehr sie unter einander verbindet. ist das Bild des Heidenapostels Paulus. Che wir zu diesem Vilde ausschauen, müssen wir aber noch einen Augenblick in der ersten Vorhalle verweilen und uns umsehen in der Mutterkirche seit dem Tage der Pfingsten. Hier sind wir einzig gewiesen an die ersten Kapitel der Apostelgeschichte, die wir nicht ausführlich recapi= tuliren, sondern an die wir nur mit wenigen Worten, als an schon Bekanntes, erinnern wollen.

Wir haben schon früher erwähnt, daß wir das erste christliche Pfingstfest betrachten können, als das Geburtsfest der christlichen Kirche. Die wunderbare Begebenheit sind wir nicht berufen, hier näher zu beleuchten. Wir halten uns an das geschichtliche Resultat. Da wird uns denn gesagt, wie, nachdem die dreitausend Seelen sich auf die Predigt Petri hin hatten taufen lassen, sie beständig geblieben seien in der Apostel Lehre, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet (Apostelg. 2, 42). Es wird uns ferner berichtet, wie sie alle Dinge unter einander gemein hatten; denn „ihre Güter und Habe verkauften sie und theilten sie aus unter Alle, nachdem Jedermann noth war" (Vs. 45). Es ist von dieser Gütergemeinschaft auch in neuerer Zeit wieder viel geredet worden. Man hat gezweifelt, ob ste je buchstäblich eingetreten sei. Das Leztere läßt sich nach dem Wortlaute unserer Erzählung kaum leugnen. Aber vergessen wir nicht, es war 1) eine Gemeinschaft der Güter nur unter wenigen Gleichgesinnten, die sich freiwillig, aus innerm Drang der Liebe dazu entschlossen; es ward 2) diese Gütergemeinschaft nicht als ein Recht angesprochen und darum auch nicht als eine Pflicht gefordert; denn als jener unglückliche Ananias etwas von dem erlösten Gelde für sich behalten wollte, da ward nicht dieses Zurückbehalten an sich; sondern nur die Lüge so hart bestraft, die dieses Zurückhalten verheimlichte, die Heuchelei, die fich den Schein der Uneigennüßigkeit geben wollte, ohne sie zu befizen; und 3) dauerte das ganze Verhältniß, wenn es je vollkommen zu Stande kam, nur kurze Zeit; denn wir finden ja bald nachher, daß es, wie überall, so auch in der ersten Christengemeinde zu Jerusalem Arme gab, für die gesorgt werden mußten, und für die sogar eigene Armenpfleger, fleben Diaconen gewählt wurden (Apg. 6). Dieß führt uns auf die erste Gemeindeverfassung

der Christen. Wir haben uns diese so einfach als möglich zu denken. Offenbar schlossen sich die ersten, aus den Juden gläubig gewordenen Christen an das Vorbild der Synagogen an. Ja, ste hatten eigentlich gar nicht die Absicht, die Neligion ihrer Väter zu verlassen und eine neue Religion dagegen anzunehmen. So dürfen wir den Uebertritt zum Christenthum uns gar nicht denken. Die ersten Judenchristen waren und blieben Juden nach ihrem ganzen Wesen ; sie unterschieden sich von ihren bisherigen Glaubensgenossen nur dadurch, daß sie den Messias, den Jene noch erwarteten, als gekommen betrachteten; daß ihnen Jesus von Nazareth, den Zene gefreuzigt hatten, wirklich als der erschien, der in den Propheten verkündigt und durch Wunder, namentlich das Wunder der Auferstehung bewährt sei. Sie betrachteten sich demnach als die rech= ten Juden, als das wahre Volk des Heils, das geistliche Israel, das die Zeit des Heils begriffen und das Heil ergriffen habe, während jene sie als eine abtrünnige Secte bezeichneten und ste mit dem verächtlichen Namen der Nazaräer und Galiläer belegten. Natürlich standen die Apostel des Herrn als die Leiter der Gemeinde oben an; später erscheinen auch Aelteste neben ihnen; ein Amt, das aus den Synagogen in die christliche Kirche sich hinüber pflanzte. Was nun aber die vorhin erwähnten Diaconen betrifft, so fand ihre Wahl durch die Gemeinde statt, und ausdrücklich in der Absicht, die Apostel zu erleichtern, und ihnen namentlich die Sorge für die Armen abzunehmen, denn „es taugt nicht“, so sprachen die Zwölfe zu der versammelten Menge, „daß wir das Wort unterlassen und zu Tische dienen. Darum sehet unter euch nach steben Männern, die ein gut Gerücht haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, welche wir bestellen mögen zu dieser Nothdurft. Wir aber wollen anhalten am Gebet und am Amt des Worts." Damit ist aber keineswegs gesagt, daß nicht auch die Diaconen außer der ihnen anvertrauten Armenpflege für die weitere Verbreitung des Evangeliums thätig sein konnten. Im Gegentheil finden wir zwei unter den Sieben und zwar die zuerst Genannten, den Stephanus und den Philippus auch nach außen hin als Verkündiger des Heils eine bedeutende Wirksamkeit entfalten; ja, den Einen unter ihnen sehen wir als den ersten Blutzeugen fallen in der Verfolgung der jungen Gemeinde.

Von dieser Verfolgung haben wir nun zu reden. Sie ging zunächst nicht von den Pharifäern, wie man erwarten sollte, sondern von der sadducäischen Secte aus. Dieß hat seinen besondern Grund. Die Sadducäer leugneten die Auferstehung, und so kehrte sich nun auch ihr Haß gegen die Bekenner derselben. Schon als Petrus und Johannes, nachdem sie den Lahmen vor der Thüre des Tempels geheilt, die Predigt von Christo erschallen ließen, wurden sie gefangen gelegt und nur mit der Drohung entlassen, hinfort nicht mehr von diesem Namen zu reden (Apostelg. 3 u. 4). Als sie aber dieser Drohung nicht Folge leisteten, nach dem Grundsage, daß man Gott mehr gehorchen müsse, als den Menschen, da war es eben die Partei der Sadducäer, die zu vergeblichen Gewaltmaßregeln schritt, während aus der Pharisäerfecte Gamaliel das bedeutsame Wort sprach: „Ist der Rath oder das Werk aus Menschen, so wird's untergehen; ist's aber aus Gott, so könnet ihr's nicht dämpfen, auf daß ihr nicht erfunden werdet, als die wider Gott streiten." (Apg. 5, 38. 39.) Ueberdieß trat nun eine Partei von Hellenisten zusammen, die eine eigene Schule in Jerusalem bildeten, und die uns in der Bibel als die Partei der Libertiner, Cyrener und Aleranderer bezeichnet wird (ebend. 6, 9). Diese regten die Volkswuth und den Priesterhaß gegen Stephanus auf, von dem es heißt: „daß er Wunder und große Zeichen gethan unter dem Volk“, und daß eben diese Gegner der Weisheit und dem Geiste, daraus er redete, zu widerstehen nicht vermocht hätten. Die mächtige Rede des Stephanus ist bekannt und eben so die Art seines Todes (Apftlg. 7). Frühzeitig ehrte die Kirche das Gedächtniß ihres Protomartyr.

Schon hier zeigte es sich, daß das Blut der Märtyrer eine Aussaat der Kirche ist. Bald nach dem Tode des Stephanus erhob sich eine große Verfolgung über die Gemeinde zu Jerusalem, so daß die Gläubigen nach Judäa und Samarien zerstreut wurden, und eben diese Zerstreuung diente zur Fortpflanzung des Christenthums (Apostelg. 8). In Samarien finden wir den Diaconus Philippus als Evangelisten für dessen Verbreitung thätig; Petrus und Johannes traten später in seine Fußstapfen, indem sie sein Werk ergänzten durch Handauflegung und Mittheilung des heiligen Geistes an die Gläubigen. Ferner bekehrte Philippus auf der Landstraße von Jerusalem nach Gaza jenen Beamten der äthiopi

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