gen und brüderlich getheilt. Aber nur nicht messen wollen wir darnach die wahre Natur und Größe von dem, was uns im Leben Widriges begegnet, und nach dem Jammer, den die Schwermuth und der Trübsinn dessen auf Erden findet, dem die Wolfe des Grams den Blick verschleiert, den Jammer beurtheilen, mit welchem uns das Leben wirklich heimsucht. Nein! ohne Vorurtheil und unbestochen wollen wir die wahre Gestalt der Leiden dieser Erde ins Auge fassen, und den, der unter den Schlägen eines hårtern Schicksals seufzt, wie unser Herr die Seinen, durch eine richtigere Lebensansicht stärken und aufrichten, damit er nicht vergesse, wie ihm das Mißgeschick nur darum schmerzlich dunkt, weil es sein Wohlseyn unterbricht, wie leicht und schnell es. meist vorübergeht, wie ihm nach trüber Unglückszeit das Glück mit neuem Reize lächelt, und wie er in der harten Schicksalsprüfung für Geist und Herz unendlichen Gewinn und Segen findet. Segen findet. Und wie uns jenes mildere Licht, in dem sich uns des Leb bens Last und Plage vor die Augen stellt, die übers måßigen Klagen darüber mit einem besonnenen Mißtrauen betrachten lehrt, so muß es uns an unserm Theile auch noch zu Weiser Zufriedenheit mit unsrer Lage im Leben führen und uns in irdischer Be drångniß vor jenem Unmuthe bewahren, der sich so leicht zu trostloser Verzweiflung reizen läßt. Sie, diese Zufriedenheit, sie war es, was dem größten aller Dulder die Worte der Fassung in den Mund kindlich - dankbar aufwärts schaun zu Dem, der uns so mild und sanft und gna denreich durch dieses Prüfungsleben führt, und uns der Huld erfreun, mit der er uns die' Last desselben erträglich macht. Denn ist es nicht von Ihm, daß Mißgeschick nur dann und wann mit kalter Hand an unsre Seele greift, daß alle Trübe sal schnelle Schwingen hat, daß Traurigkeit die Freude würzt, und daß wir in der Schule irdischer Leiden für höhere Vollkommenheit heranreifen? Wie fönnten wir demnach die Bahn des Lebens, die wir wallen, nur einigermaßen achtsam überschauen, ohne mit froher Rührung seiner zu gedenken, der uns auf ihr von jeder steilen Höhe herab durch Blumen: ebenen führt? Wie uns als hochbeglückte Bürger einer Erde fühlen, die uns selbst durch das Leid, das sie uns bringt, zu einem Freudensiße wird, ohne den Erbarmer kindlich zu preisen, der uns selbst dann noch liebt und trågt, wenn er den Sturm des Lebens über uns wüthen zu lassen scheint? Ja Herr! wir preisen Dich und rüh men es laut, daß du mit Vatersinne für uns sorgst und wachest und werden nimmer müde zu beken: nen, daß uns kein Unfall schaden kann, weil deine Hand uns führt und deine Rechte uns Leitet! Nicht immer fallen Sonnenfunken i Doch, du führst stets mit Liebestreue Auf daß der Schmerz uns besser weihe. So wird das Leid zu Freud und Labé, Der Kummer geht mit uns zu Grabe, Um Am Sonntage Exaudi. Evangelium: Joh. 15. V. 26. ff. * Ein ernstes, inhaltschweres, banges Wort spricht. unser Herr in dem verlesenen Evangelio zu seinen Jüngern. Die Stunde naht, wo er von ihnen scheiden will, wo sich das Band, das sie bisher mit ihm aufs innigste verknüpfte, auf immer lösen soll; er deutet ihnen also an, was dann ihr Loos auf Erden seyn werde, was sie, getrennt von ihm und ihrem eigenen Schicksale überlassen, zu leisten und zu erwarten håtten. Als Zeugen von ihm, ist seine Meinung, als Boten seiner Lehre, als Herolde seis ner Thaten und seines Reiches sollten und würden fie hienieden auftreten. Das werde jedoch nichts Leichtes und Müheloses seyn. Sie würden vielmehr dabei mit tausenderlei Ungemach zu kämpfen haben und ihrem heiligen Berufe manches schwere Opfer bringen müssen. Denn schon sehe er die Zeit im Geiste kommen, wo sie von ihren Volksgenossen als Frevler an dem Heiligen aus ihrer kirchlichen Gez meinschaft gestoßen würden, und ihren wüthenden |