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Am sechsten Sonntage nach Trinitatis.

Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch; und euer Leib sammt Seel und Geiste müsse unsträflich be halten werden bis auf den Tag unsers Herrn Jesu Chrifti! Amen.

Hader und Streit, unfriedfertiger Sinn und feinds feliger Kampf gehört, wie die Erfahrung lehrt, zu den gewöhnlichsten und traurigsten Erscheinungen unter uns Menschen. Denn blicken wir ins Innere von Familien und Häusern, die doch recht eigenta lich der Siß der Eintracht und des Friedens seyn follen, wie oft finden wir da nicht die Glieder ders selben unter sich entzweit, und von gehässiger Era bitterung gegen einander ergriffen! Betrachten wir die Bewohner Eines Ortes, die Theilnehmer an Einem Gemeindeverbande, die doch so viele Ursache haben, sich das Leben durch liebevolle Einmüthigkeit erträglich zu machen, wie häufig stoßen wir da nicht auf Ereignisse und Auftritte, die von dem Leidenschaftlichsten Hasse des Nachbars gegen den Nachbar, des Nächsten gegen den Nächsten zeugen.. Fassen wir die Bürger Eines Staates, die Men:

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schen im Ganzen und Großen ins Auge, die sich doch alle als Kinder Eines Vaters und als Genosfen Eines Geschlechtes lieben, tragen und schäßen sollen, wie sehr sehen wir dieselben über Gegenstånde aller Art getrennt und veruneinigt, wie unaufhörlich. in Kampf und Streit verwickelt, und stets gerüstet und bereit, ihre wahren oder vermeintlichen Rechte in hartem Hader gegen einander geltend zu ma chen! Je betrübender nun diese Erscheinung ist, je gewisser sie dem menschlichen Daseyn den größten Theil seines Glücks und seines Reizes raubt, desto weniger kann's' uns Wunder nehmen, wenn sich die Stimmen aller Weisen und aller Freunde der Menschheit in den dringendsten Ermahnungen zu eis nem friedfertigen Sinne vereinigen, und wenn kein Lehrer der Wahrheit seinen Mund gegen ́uns öffnet, ohne uns zu briderlicher Eintracht und gegen=' seitiger Verträglichkeit zu ermuntern. AuchTM unser Herr, der große Friedensbringer auf Erden, der göttliche Versöhner einer mit sich selbst und Gott zerfallenen Menschheit spricht in dem heutigen Evangelio dergleichen Friedensworte, und macht's zu ei nem ausgezeichneten Merkmale derer, die ihm ans' gehören wollen, daß sie sich gegen Andere von eis nem liebevollen, friedlichen, versöhnlichen' und milden Sinne treiben lassen. Vernehmet seine Rede und denkt mit mir derselben, weiter nach! Sie lautet

in dem

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5. Cap. d. Ev. Matth. v. 20-26. V. also:

,,Ich sage euch -— den lehten Heller bezahlest."

: Ganz anders also, als die åltern Lehrer seines Volks und Landes, bestimmt der göttliche Meister, was der Mensch dem Menschen, der Bruder dem Bruder in Bezug auf einen liebevollen, vertråglichen und friedsamen Sinn zu leisten schuldig sei. Denn während jene nur den gröbsten Ausbruch wil Der Leidenschaft, den eigentlichen Todtschlag untersag= ten, verpont er schon den Zorn, der sich in Un glimpf und in harten Worten gegen den Nächsten äußert, und fordert von denen, welche im Denken und Handeln einen höhern und edlern Sinn als die Schriftgelehrten und Pharisåer an den Tag legen wollen, daß ihnen brüderliche Eintracht und ein versöhnliches und friedfertiges Herz weit mehr als die gewissenhafte Darbringung der gesetzmäßigen Opfergaben gelten müsse. Wie er daher der Menge, die ihn hörte, bereits im Algemeinen zugerufen hatte: Selig sind die Friedfertigen, denn fie werden Gottes Kinder heißen! so stellt er hier derselben das bestimmtere Gebot vor. Aus gen: sei willfährig deinem Widersacher, und macht ihr fühlbar, daß solch ein Sinn sich durch entschiedenen Vortheil lohne, weil er der Unannehm lichkeiten überhebe, in welche Hader und Streit bes M

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reits vor bürgerlichen Richterstühlen zu verwickeln pflegen. Wir fassen dieß Gebot des Herrn aus eis nem höhern und allgemeinern Standpuncte in das Auge, und stellen jeßt, um uns die Wichtigkeit desselben recht fühlbar zu machen, die Frage an uns: Was uns zu einem friedfertigen Sinne gegen die Brüder reize und treibe? Was uns also zu einem friedfertigen Sinne gegen die Brüder reize und treibe, was uns geneigt und willig machen könne, Hader und Streit mit Wesen unsers Gleichen, so viel wir können, zu flie: hen, und wenn er ausgebrochen war, sobald als möglich beizulegen, das suchen wir uns deutlich zu machen. Bemerkt, A., daß dieß zunächst schon der Gedanke vermöge:

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Wie wenig doch zuleßt das Alles, was zwischen uns und Andern zu Streit und Hader zu führen pflegt, des Streits und Haders werth sei. Denn fasset nur die Dinge, worüber sich Menschen zu entzweien pflegen, genauer in das Auge, sind es nicht Gegenstände und Ange= legenheiten, welche vernünftig und mit kålterm Blute betrachtet, wenig auf sich haben, und nur für klein= lich und unbedeutend gelten müssen? Ist es nicht oft ein unbedachtes, mißverstandenes, verdrehtes Wort, was Freunde zu Feinden macht? Nicht oft ein kleiner, kaum ernster Rede werther Vorfall, der zwischen einigen Menschen Unfriedenheit erzeugt und Hader erregt? Nicht oft ein kaum in Rechnung

zu bringender Vortheil, eine Hand voll Erde, ein Fuß breit Land, eine kleine Begünstigung im irdis schen Erwerbe, der zwischen Nachbarn Streit era weckt, und Jahre lange Freunde rechtend vor den Stuhl des Urtheilssprechers führt? Nicht oft ein ganz verächtlicher Gewinn an Erbe und Verlassenz schaft, an Gut und Haabe, Gold und Silber, der Brüdern und Schwestern, Verwandte und Angehö rige in die erbittertsten Gegner verwandelt? Fühlt man sich oft nicht von der tiefsten Schaam vor sich und Andern ergriffen, wenn man mit Ruhe betrachs tet, was man im Sturme schnell : erregter " Leidens schaft vom Nebenmenschen zu erkämpfen suchte, und das als ein erbärmliches und völliges Nichts erkennt, worüber man mit ihm vielleicht oft lange Zeit so wild und troßig haderte, als handle sich's um ein bedeutend Gut und alles Glück des Lez bens? Wie nun? Das wäre nicht vermögend, uns Friedensliebe einzuflößen, une einen Sinn zu ges ben, der Streit und Hader sorgsam meidet, und wenn er unvermeidlich war und uns von heftigen, von ungerechten, eigennüßigen, von selbst: und has dersüchtigen Menschen gleichsam aufgedrungen wurde, so schnell und edelmüthig, als nur möglich, beizules gen trachtet? Ja, stellet euch die Angelegenheiten und Gegenstände, die euch und den, der euch im Leben nahe steht, zu gegenseitiger Erbitterung treis ben, nur immer ohne Vorurtheil vor Augen; schäßt bas, was euch und ihn entzweite, nach seinem eis

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