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5.

Vom Vber Sinnlichen Leben, *)
Ist ein Gespräche eines Meisters und Jüngers,

(S. 143.)

1. DEr Jünger sprach zum Meister: Wie mag ich kommen zu dem über-Sinnlichen Leben, daß ich GOtt sehe und höre reden?

Der Meister Sprach: Wan du dich magst einen Augenblick in das Schwingen, da keine Creatur wohnet, so hörest du was GOtt redet. 2. Der Jünger sprach: Ist das nahe oder ferne?

Der Meister Sprach: Es ist in dir, und so du magst eine Stunde schweigen von allem deinem Wollen und Sinnen, so wirst du unaußsprechliche Worte Gottes hören.

3. Der Jünger sprach: Wie mag ich hören, so ich von Sinnen und Wollen stille stehe?,

Der Meister sprach: Wan du von Sinnen und Willen deiner Selbheit stille stehest, so wird in dir das ewige Hören, Sehen und Sprechen offenbahr, und höret und sihet GOtt durch dich: Dein eigen Hören, Wollen und Sehen verhindert dich, daß du GOtt nicht sichest noch hörest.

4. Der Jünger sprach: Womit soll ich GOtt hören und sehen, so er über Natur und Creatur ist?

Der Meister sprach: Wan du stille schweigest, so bist du das, was GOtt vor Natur und Creatur war, darauß er deine Natur und Creatur machete: So hörest und sihest du es mit deme, damit GOtt in dir sahe und hörete, ehe dein eigen Wollen, Sehen und Hören anfing.

5. Der Jünger sprach: Was hält mich dann auff, daß ich nicht dahin kommen mag?

Der Meister sprach: Dein eigen Wollen, Hören und Sehen, und daß du wider das strebest, darauß du kommen bist: Mit deinem eignem Willen brichst du dich von Gottes Wollen ab, und mit deinem eignen Sehen, siehest du nur in dein Wollen. Und dein Wollen verstopffet dir das Gehör mit Eigen - sinnligkeit irrdischer, natürlicher Dinge, und führet dich in einen Grund ein, und überschattet dich mit dehme das du wilft, auff daß du nicht magst zu dem Über - natürlichen, Uber - sinnlichen kommen.

6. Der Jünger sprach: So ich in Natur stehe, wie mag ich aber durch die Natur in den über - sinnlichen Grund kommen, ohne Zerbredung der Natur?

Der Meister sprach: Darzu gehören drey Dinge. Das erste ist,

*) Der Weg zu Christo, Verfasset in neun Büchlein

Gestel

let aus Göttlichem Erkäntnüß Durch Jacob Böhme, von Alt Seidenburg, Teutonicus Philosophus genannt." Das Bruchstück ist dem sechsten Büchlein entlehnt, welches folgenden Specialtitel führt: „Das Sechste Büchlein, Vom Vbersinnlichen Leben, Ist ein Gespräche eines Meisters und Jüngers. Wie die Seele möge zu Göttlicher Anschauung und Gehör kommen: Und was ihre Kindheit u. s. w. Gestellet Durch Jacob Böhme; von Alt Seidenburg.“

daß du deinen Willen GOtt ergebest, und dich zu Grund in seine Barmherzigkeit ersenckest. Das ander ist, daß du deinen eigenen Willen hasfest, und nicht thuest wozu dich dein Wille treibet. Das dritte ist, daß du dich dem Creuge unterwerffeft, auff daß du die Anfechtung der Natur und Creatur ertragen mögest: Und so du das thust, so wird dir Gott einsprechen, und deinen gelassenen Willen in sich, in den übernatürlichen Grund einführen, so wirst du hören was der HErr in dir redet. 7. Der Jünger sprach: So müste ich die Welt und mein Leben verlassen, so ich das thäte.

Der Meister sprach: So du die Welt verlässest, so kommest du in das, daraus die Welt gemacht ist: Und so du dein Leben verleurest, und in Ohnmacht deines Vermögens kommest, so stehet es in dehme, umb deßwillen du es verlässeft, als in Gott, daraus es in Leib kam.

8. Der Jünger sprach: GOtt hat den Menschen in das natürliche Leben geschaffen, daß er herrsche über alle Creatur auf Erden, und ein Herr sey über alles in dieser Welt, darum so muß er es ja eigentühmlich besitzen.

Der Meister sprach: Ists daß du allein äusserlich über alle Creaturen herrschest, so bist du mit deinem Willen und Herrschung in Thierischer Art, und stehest nur in bildlicher vergänglicher Herrschung: Auch führest du deine Begierde in thierische Essentz, davon du inficiret und gefangen wirst, und auch thierische Art bekommeft: Ists aber, daß du die bildliche Art verlassen hast, so stehest du in der Über-bildlichkeit, und herrschest in dem Grunde über alle Creaturen, aus dehme sie geschaffen sind, und mag dir auff Erden nichts schaden, denn du bist mit allen Dingen gleich, und ist dir nichts ungleich

LXXIV. Aus Zacharias Theobald's Historie von dem Hussitenkrieg. *)

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Der Prozeß und Tod des Hieronymus zu Kostniz.
(Erst. Th. S. 124.)

DEn ersten Tag des Brachmonats, bot man die ganze Stadt Costnih auff daß sie in der Rüstung were, wann man M. Hieronymum verbrennet. Der Bischoff von Riga führet jhn inn die Domkirchen,

Hussiten Krieg: Darinnen begriffen, Das Leben, die Lehr, der Todt M. Johannis Hussi, auch wie derselbe von den Böhmen, besonders Johann Zischka, ist gerochen, vnd seine Lehr ist hernacher inn dem Königreich erhalten worden. Alles auß glaubwürdigen Geschichtschreibern, alten Monumenten, vnd Manuscripten mit fleiß zusammen getragen, Auff ein newes übersehen, corrigiret, mit zweyen Theilen vermehret, biß auff Sleidanum continuiret, mit einem notwendigen Register aller drey Theil versehen, vnd Teutscher Nation zu einem nötigen Bericht, neben angehängter rechter Böhemischer Confession in Truck verfertigt Durch M. Zachariam Theobaldum Schlacowaldensem Bohemum. Nürnberg, Getruckt und verlegt durch Simon. M.DC.XXI.“4.

2.

darinnen wurde er vermahnet zu widerruffen, besonders das, so er vnlängst geredet. Da fieng er vnerschrocken an zu reden, vnd saget: Ich ruffe Gott zum Zeugen an, ich bezeuge auch euch, daß ich alle Artickel deß Glaubens mit der rechtglaubenden Kirchen halte, aber darumb soll ich verbrennet werden, daß ich nicht wil bewilligen in den Tod deß heiligen Manns, der vnschuldig verdammet, allein, daß er ewer Leben gestrafft. Darauff recitirt er den Christlichen Glauben, die Bekandtnuß Athanasij, vnd der Versamblung zu Nicea. Es verwunderten sich alle über seiner Beredsamkeit, es giengen viel mehr hinzu, vermahneten jhn, daß er solt zurück gehen, man würde ihm bald ein ander Formular der Revocation raschen, aber er wolte kurzumb nicht. Darumb stund der Bischoff von Lugdun auff, hielt ein Sermon auß dem leßten Capitel Marci, da stehet: Zu lezt, da die Eylffe zu Tisch fassen, offenbaret er sich, schalt ihren Vnglauben, vnnd ihres Herzen härtigkeit, daß sie nicht geglaubet hetten denen . Darauff sagt er: Gleich wie dieses heilige Concilium zu Costnig verschienenerzeit Johann Wicleph vnnd Johann Hussen verdammet hat, also verdammet es auch jren Nachfolger Hieronymum, einen halsstarrigen, ehrgeizigen, frechen, inn seiner Boßheit verstockten Menschen, damit die andern ein Erempel an jhme haben, vnd sich daran stoffen, auch verhütet werde, daß solches hinfüro nicht geschehe. So aber je hervor wollen, die mit dergleichen Ketereh die Kirch Gottes beflecken, so sey Gewalt gegeben, wider sie Zeugen zu führen, so aller Missethaten ihnen bewusst seyn, oder offentlich geschändet worden, als Mörder, Hurer, Huren, Büteln, Schelmen, vnnd Dieben, auch so solches nicht kan erwiesen werden, soll man sie peinlich fragen, den Irrthumb erforschen, verbrennen, doch so site Buß thun, das Leben schencken. Aber von dir Hieronyme, ist solches mit nichten zu verstehen, weil du deine vorige Revocation, gleich einem Hund, wider hinein geschlucket, nicht ohne ärgernuß vnd hoher Schand dieses Concilij. Derhalben was vor ein Vrtheil auch von dem Concilio über dich fallen wird, das ist all zu just und billich. Da er auff diese weiß außgeredet, antwortet Hieronymus: So mir vnbewusst, daß ihr andern gelehrten, verständigen, heiligen Männern, es also mitgespielet, so must ich gedencken, ich hette es verschuldet, weil ihr, über alle maß, wider mich, ohne vrsach, wütet vnnd tobet. Es weiß weder ich noch jhr, einen einigen Punct, darinnen ich Rezerisch gewesen, oder gelehret, oder anders, als die Chriftliche Kirch, gesinnet bin. Vielleicht meynet ihr, das sey eine Todsünde, so ich lobe, daß gelerte Männer, die stolzen, hoffertigen, geißigen, gottlosen Pfaffen geftrafft haben. Aber ist das eine rechte Vrsach, mich zu tödten? Shr gebt mit dem genugsam zu verstehen, daß ihr falsche Richter seyt, auch nicht werth, welchen man glauben solte, weil ihr alle Proceß wider mich vnbillich anstellet. Da er endtlichen sahe, daß er sterben muste, fieng er an: Ihr habt beschlossen, ehe an mir was thätlichs erfunden, mich falsch vnd vnbillich zu tödten. Wolan, ich wil nach meis nem Tod einen Stachel inn ewren Herzen, vnnd nagenden Wurm, in ewren Gewissen lassen. I appellir Ich

auch zu dem gerechten Richterstuel Jesu Christi, daß ihr nach hundert Jahren mir darauff antwortet. Es wollen etliche, deren manuscripta allein vorhanden, es habe es Huß gethan, aber es ist falsch. Etliche sagen, es habe Huß dergleichen, da er den Pfal gegen Mitternacht gesehen, geprophecevet, vnd gesagt: Heut bratet ihr ein Ganß, über hundert Jahr wird ein weißfer Schwan kommen, den werden jr nit tödten können. Dem sey nun wie ihm wolle, so ist doch gemeldte Prophecey nit Hussens, sondern allein die lezte (so sie sein anders ist, vnd von ihme also geredet) dawider ich nicht streite.

Damit ich aber zur Sach komme, als solches verrichtet, verlaß man wider Hieronymum das Vrtheil, welches so viel begreifft; Das heilige Concilium zu Coftniz, welches folget der Lehr Chrifti, der faget: Wer nicht in mir bleibet, soll hinauß geworffen werden, vnd verwelcken: verdammet Hieronymum von Prag, der freyen Künste ein Magister, wegen seines Irrthumbs, falscher Lehr, auch weil er vorhin widerruffen, vnnd zu mercklichen Vnehren dieses Concilij, seinen Gifft, den er herauß gespeyet, wider hinein geschlucket. Schliessen dar neben, daß er, als ein dürrer Aft, soll abgehawen werden, damit man mit ihme, als einem verfluchten vnnd vermaledeyten Kezer, handeln kan. Es übergibet ihn der weltlichen Obrigkeit, welche ihn nach gebüt straffen soll, bittet darneben, daß die Straff, doch, daß er mit dem Leben nit davon komme, gemiltert werde.

Darauff ward ihm eine Kron, wie Hussen, gebracht. Er aber, M. Hieronymus, nam seinen Mantel, warff ihn mitten vnter die Pfaffen, weil sie sich sonst für ihm geschewet, mit ihm nicht reden wollen, sezte die Cron selbsten auf, auch als er hinauß geführet, sang er mit heller stimme, fröhlichem Geist, den Glauben, vnd andere Christliche Gesäng, biß er zu dem ort kam, darauf Huß verbrennet, da er vor den Pfal gestellet, daran er solt gebunden werden, betet er lang knyend davor heimlich, biß in der Hencker auffrichtet, da zog er sich auß, stellet sich selbsten an die Säul, ließ sich anbinden. Da er erfahe einen einfältigen Bauersmann Holz zutragen, lachet er, vnd sagt: O du heilige Einfalt, wer dich betreuget, der hat es tausendtfältige Sünde. Leztlichen, als er mit Holz bis an den Hals verschichtet, auch der Hencker, das Holz, von hinden wolte anzünden, damit er desto weniger erschrece, sprach Hieronymus: Was machestu. Da gehe her, vnd zünde an, wann ich mich vor dem Feuer hette geschewet, were ich an die ftell nicht gebunden. Als er aber aufing zu brennen, schrey er Böhmisch: Mein HERR Gott, erbarme dich mein, vnnd vergib mir meine Sünde, du weist daß ich deine Gebot allezeit geliebet habe. Vnnd darauff: HERR, inn deine Hände, befehle ich dir meinen Geist. Da aber das Fewer überhand nam, betet er bey sich bey einer guten halben viertel Stund, vnd starb. Wie diß geschehen, verbrenneten die Hencker, was er bei sich in der Gefängnuß gehabt, als Betth, Stre,

ludens auff Karren, vnnd schütteten es inn den Rhein, wie fast vor einem Jahr, ebener gestalt, mit M. Johann Hussen geschehen, damit nicht dieses die Böhmen für Heiligkeit hielten, welche gleichwol hernach die Erden, darauff solches geschehen, inn Böhmen getragen vnd auffgehoben haben.

LXXV. Aus Feyerabendt's Buch der Liebe.*) 1. Aus der ersten Erzählung: Ein schöne vnd kurzweilige Histori, vom Keyser Octauiano, seinem Gemahel vnd zweyen Sönen, wie sie in das Elend verschickt, vnd nachmals wunderbarlich in Frankreich, bey dem frommen Könige Dagoberto widerumb zusammen kommen find.“ a. Wie ein Löwin das ander Kind bey dem vorgenannten Brunnen nam, vnd auch hinweg trug.

(S. 5.)

GEnugsam habt ihr von dem einen Son gehöret, der da Florens genannt ward. Nun folget hernach von dem andern Son, seinem Bru

*) Der vollständige Titel heißt: „Das Buch der Liebe, In haltendt Herrliche Schone Historien Allerley Alten vnd newen Exempel, dar ausz menniglich zu vernemmen, beyde was recht ehrliche, dargegen auch was vnordentliche Bulerische Lieb sey, Wie so gar wunderbarlicher weiß, die so wol hohes als nidern stands Personen offtermals eyngenommen, Auch mit was selhamen Abenthewren, vnd grosser Leibs vnd Lebens gefahr, sie solch jhr fürnemmen ins Werck gericht, biß jhnen_endtlich durch Glücks schickung, zum theil ein frölich gewündscht endt, zum theil aber ein erbärmlicher außgang erfolget. Wie dann solchs auß den Erempeln der vnschuldigen Princessin, Keysers Octauiani Gemahel, sampt der keuschen Herzogin in Britannien, welche beyde ben höchster vnschuldt zu dem grimmigen Todt deß Feuwers vervrtheilt, Aber doch endtlich durch Gottes deß gerechten Richters versehung ihre vnschuldt hell an Tag kommen, So auch vnzehlich viel anderer hohen stands Personen, als Königin, Fürstin, Gräuin, vnd vom Adel, deren diese Historien meldung thun, augenscheinlich zu ersehen. Demnach, welcher gestallt die vom Adel, vnd andere so zu Hof seyn, Ritterschafft_vben, oder sonst nach hohen Ehren streben, sich zu verhalten, damit sie bey grossen Potentaten gnad vnd gunst erwerben, so auch bey menniglich Lob vnd Preiß erlangen mögen. Ferner, wie in allen Weltlichen Händeln, bevorab in Liebssachen vnd Ritterspielen, das Glück sogar wandelmütig vnd vnbestendig, vnd jezt durch offentliche gewalt, dann mit heimlichen Tücken der Tugendt vnd Frömbkeit zu zusetzen pflegt, vnd dadurch von ihrem guten fürsaß abwendig zu machen vermeynet. Leztlich, wie in solchen Fällen, Tugendt vnd Frömbkeit, jre Nachfolger vnd Liebhaber, vngehindert allerhand anstöß vnd widerwertigkeit, allwegen heraußzureisseň, vnd endlich mit grossen Freuden in Ehrenstandt zu bringen vnd sehen pflegen. Allen höhen Standts personen, Ehrliebenden vom Adel, züchtigen Frauwen vnd Jungfrauwen, Auch jederman in gemein so wol zu lesen lieblich vnd kurzweilig, als liebs vnd leyds nahe verwandtschafft, Glücks vnd Vuglücks wunderbarliche wechssel,

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