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die herrlichen Holzschnitte bemerket haben; so stellen sie sich nur vor, wenn einer, der auf dieselbe altväterische Art gekleidet wäre, und den damahlen gebrauchlichen Teutschen dialectum (3. e. Es war ein Jungmann, der was ein groß hoffierer der Maydt u. s. w.) redete, und sich mit denen zu seiner Zeit gewöhnlichen Complimenten und Reverenzen nichts geringes zu seyn dünken liesse, uns igo reformiren wolte, oder wenn M. Ortuinus Gratius und M. Irus Perlirus die groffen Fackeln jener Zeit eine Visitation auf unsern hohen Schulen anstellen wolte; wer würde wohl so dann für der ganzen erbahren Welt auslachens würdig seyn? So halte ich auch gänzlich dafür, daß die Nachahmung derer Franzosen für sich selbst an uns ohne sonderbahre Ursache gescholten werden könne. Eine Nachahmung ist allezeit lobens würdig, wenn die Sache selbst nicht scheltwürdiges an sich hat, in Mitteldingen verdienet selbige weder Lob noch Tadel. Bey dieser Bewandniß nun gleichwie es mit denen französischen Sünden und Krankheiten seine geweisete Wege hat, und kein Mensch solche vertheidigen wird; auch beyde nicht für uns, sondern jene für die Herren Theologos gehören, diese aber denen Herrn Medicis zu curiren gelassen werden müssen; also sind die Französischen Kleider, Speisen, Hausrath, Sprachen und Sitten solche Dinge, welche, wenn Sie von Hoffart, Uppigkeit Überfluß, närrischer Affectation und andern Lastern entfernet seyn, mit nichten als denen Göttlichen Geseze zuwider ausgeruffen werden können; zum wenigsten würde es mir und meines gleichen als ein unzeitiger Eyfer ausgedeutet werden, wenn ich meine Herrn von dem Französischen Sprachmeister an des Schottelii teutsche SprachenSchul, von dem Tanzmeister auf die Kirchmessen, von unsern ModeSchneidern an einen Dorfstörer, oder von denen Köchen, so die Speisen wohl zuzurichten wissen, auf die altväterischen Sudelföche, die einen guten Hirsenbrey mit Bire und dergleichen Leckerbißlein aus denen alten Kochbüchern anrichten können, verweisen wolte. Ein weiser Mann so

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in der Welt leben muß, muß nicht allein dasjenige, so nicht zu ändern ist, ohne murren mit Gedult ertragen, sondern auch vielmahlen was gutes zu stiften und andere zu gewinnen allen allerley werden, oder doch meistens auch dasjenige, was leichtlich mißbraucht werden kann, sich wissen zu nuze zu machen, und zum besten zu kehren.

Derowegen sey es so, man ahme denen Franzosen nach, denn sie sind doch heut zu Tage die geschicktesten Leute, und wissen allen Sachen ein recht Leben zu geben. Sie verfertigen die Kleider wohl und bequem, und ersinnen solche artige Moden, die nicht nur das Auge belustigen, sondern mit der Jahreszeit wohl überein kommen. Sie wissen die Speisen so gut zu präpariren, daß so wohl der Geschmack als der Magen vergnüget wird. Ihr Hausrath ist reinlich und propre, ihre Sprache anmuthig und liebreißend, und ihre ohn erzwungene ehrerbietige Freyheit ist geschickter sich in die Gemüther der Menschen einzuschleichen als eine affectirte bauerstolze gravität. Nichts destoweniger ist auch nicht zu leugnen, daß, wenn man jemand, der hochgeachtet wird, nachahmen will, man sich in Kleinigkeiten, welche nichts zur Sache thun,

nicht vertieffen muß, sondern das Hauptwerk ergründen, durch welches sich derjenige, so nachgeahmet wird, seine Hochachtung erworben. Männiglich lacht Bassianum aus, daß er mit aller Gewalt Alexander den Groffen nach äffen wollen, so gar daß er den Kopf auf eine Seite zutragen fich angewehnet, und des ehrlichen Aristotelis Bücher mit grossen Leidwesen derer Herren Peripateticorum verbrennen lassen, weil man ihn berichtet, ob wäre Aristoteles mit Ursache gewesen, daß der Alexander mit Gifft vergeben worden; da er doch im übrigen nicht die geringste qualität, kraft welcher Alexander sich den Nahmen des Grossen verdienet, an sich gehabt. Ich weiß nicht, meine Herren, ob es uns nicht auch so gehe. Denn wie kommts doch, daß wann von uns - Leutschen jemand in Frankreich reiset, ohnerachtet er propre gekleidet ist, und sehr geschickt von einem französischen Braten oder fricassee raisoniren kan, auch perfect parliret und seinen Reverenz so gut als ein leibhafftiger Franzoß zumachen weiß, er dennoch gemei niglich als ein einfältiges Schaaf ausgelachet wird, dahingegen die Franzosen, so zu uns herausser kommen, durchgehends Liebe und Verwunderung an sich ziehen? Es kan nicht fehlen, wir müssen mit unserer Nachahmung das rechte pflöckgen nicht getroffen haben, und ist dannenhero hoch nöthig, wenn wir ihnen hinter die Künste kommen wollen, wodurch sie alle Welt ihnen Ehrerbietung zu bezeigen anlocken, daß wir der Sachen ein wenig reiffer nachdenken, ob wir den wahren Hauptzweck erreichen können.

XCV. Heinrich Anselm von Ziegler und Klipphausen. *)

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Bliz, donner und hagel, als die rächenden werckzeuge des gerechten himmels, zerschmettere den pracht deiner gold bedeckten thürme, und die rache der Götter verzehre alle besizer der stadt, welche den untergang des Königlichen hauses befördert, oder nicht solchen nach äusserstem vermögen, auch mit darsehung ihres blutes gebührend verhindert haben. Wollten die Götter! es könten meine augen zu donner-schwangern wolcken, und diese meine thränen zu gräusamen fündflutben werden: Ich wollte mit tausend keulen, als ein feuerwerck rechtmäßigen zorns, nach dem Herzen des vermaledehten blut-hundes werfen, und dessen

*) Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise, Oder blutiges doch muthiges Pegu, In Historischer und mit dem Mantel einer Helden und Liebes-Geschicht bedeckten Warheit beruhende. Diesem füget sich bey eine aus dem Italiänischen überseßte Theatralische Handlung, benennet Der tapfere Heraclius. Leipzig. Ch. G. Eckart. 17838, 8.

gewiß nicht verfehlen: Ja, es sollte alsobald dieser tyranne, samt seinem Götter und menschen - verhaßten anhange, überschwemmet und hingerissen werden, daß nichts, als ein verächtliches andencken überbliebe. Doch, ach! wie irre ich? Was rede ich? Sollte wol solche rache ohne unterscheid und ohne einiges bedencken vollzogen werden? wo bliebe denn die überirrdische Banise? um derentwillen einig und allein der himmel noch die abscheulichste straffe über Pegu zurücke hält, und welche das gütige verhängniß noch sonder zweifel, von dem ganzen Kayserlichen stamme wird übrig, ach! wer weiß? ob nicht in der hand eines grausamen besizers gelassen haben, um so viel mehr die geschlagenen gemüther der fast entseelten treuen unterthanen wieder aufzurichten, und zu erinnern: es sey noch ein stern vorhanden, welcher leicht wiederum zu einer sonne werden könte, wenn man ihm aus ießiger finsterniß zu seinem vorigen glanze verhülfe. Auf! derowegen, Prinz von Ava! erinnere dich desjenigen, womit du Banisen verpflichtet bist, und wisse, daß du die glückselige besigung einer so himmlischen schönheit nicht eher würdig geniessen kanst, du habest dich dann durch wirkliche rache an ihren feinden sattsam um sie verdienet gemacht.

Ach! aber, was schwärmest du noch weiter, unglückseliger Prinz! erinnerst du dich nicht, daß du zwar ein König vom stande, doch nicht vom lande, bist? Ein ohnmächtiger Pring, welcher das leben seines unbarmherzigen vaters aller mittel beraubet hat, seine innigst-geliebteste Banise von schande und tod mächtigst zu befreyen. Ich wünsche mir den tod, wenn ich bedencke, wie ich ihr in ießigem zustande nicht mehr, als einer ihrer geringsten selaven, zu rathen oder zu helfen vermag, und wie hingegen auch der wenigste verzug zu ihrem und meinem höchften nachtheil gerathen kan. Jedoch, kan ich ihr nicht mit meinem leben dienen, so soll sie doch mein tod von dem tyrannen befreyen. Ich will in die burg, mich mitten unter die feinde wagen, ja, so bald ich mich dem Mord-Könige dermassen genähert habe, daß ich ihn werde erreichen können, diese meine faust mit seinem mörderischen blute färben, und seinen schwarzen geist, als ein höllisches rach- opfer, der brennenden finsterniß zuschicken. Mit solchen verzweifelten worten ließ sich Balacin vernehmen, als ihm bey aufgehender sonne der glang, derer auf der Kayserlichen burg mit purem golde gedeckten thürme, die augen blendete, und er von einem hügel die grosse und prächtige stadt Pegu übersehen konte: nachdem er die ganze nacht durch, bloß allein von tausend widerwärtigen gedancken begleitet, geritten, und sein ermüdetes Pferd in die weide geschlagen, sich aber selbst, um seine ruh-bedürftige glieder in dem bethauten grase zu erquicken, auf seinen mantel geleget hatte. Allein, bey endigung der lezten worte ersahe er drey verwegene Bramaner, mit entblösten sebeln, aus einem strauche hervor gesprungen kommen, welche ihn so fort mit entseglichen geberden anschrien: und du bist der einige verräther, welchem das rechtmäßige verfahren unsers mächtigsten Kaysers mißfallen, und sich, als ein selave, in fesseln rächen will? Halt, dein Kopf fell uns tausend Pesos gelten! So fort wurde Balacin von ihnen ohne ferneres wort-wechseln überfallen, daß er kaum

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aufspringen, und den ins graß gelegten febel ergreiffen konte. Weil sich aber zu allem unglücke sein riemen über das gefässe geschlungen hatte, vermochte ihn Balacin nicht auf den ersten zug zu entblössen : dahero er von dem einen bösewicht einen ziemlichen hieb in die lincke schulter bekam, daß sein himmel blauer rock in kurzer zeit mit blute gefärbet war. Doch der himmel, welcher diesen tapfern Pringen noch zu etwas grössern aufbehalten, als daß er von so schnöder fauft lieder lich verderben sollte, gab gnade, daß er bald seines sebets mächtig ward, und im andern streich den thäter so ungestüm an den hals zeichnete, daß er gleich zur erden stürzte. Hierauf ersahe der Prinz sein vortheil, und sprang, um den rücken zu versichern, an einen baum: da sich denn diese schelmen über den tod ihres mit gesellen dermassen ereiferten, daß sie gleichsam als blind und rafend einzulauffen sich bemüheten. Dahero sich auch einer den vorgehaltenen sebel des Prinzen unter der lincken brust dermassen einlief, daß er tødt davon niedersanck, und den vorgesezien streich nicht vollziehen konte. Es würde aber unsern Balacin noch ein gröfferer unfall betroffen haben, wenn nicht das verhängniß selbst vor ihn den streich ausgenommen hätte. Denn als er den sebel nicht so geschwinde, wie es die noth erforderte, aus dem leibe des eingelauffenen ziehen konte, versuchte der dritte durch einen grausamen hieb, den tod seiner cameraden zu rächen, und holte demnach aus allen kräften aus, dem Prinzen den kopf zu spalten: welches ihm auch richtig gelungen wäre, wenn nicht ein treuer und über hangender ast den streich aufgefangen hätte. Denn als der mörder von raserev den ast nicht bemerckte, hieb er so grimmig hinein, daß er nicht allein den sebel muste stecken lassen, sondern auch, als Valacin hiedurch seinen sebel wieder zu gewinnen, zeit bekam, von selben einen schweren streich in die achfel empfing, daß er so fort, wo er nicht den andern beyden gleich werden wollte, das reiß aus spielen muste: Wiewol er leicht würde einzuholen gewesen seyn, wann nicht Balacin so wol wegen der fernen reise, als auch ziemlichen verwundung dermaßen ermüdet, daß er vor ohnmacht in das graß niedersanck, und sich in ziemlicher weile nicht zu entsinnen wuste, in was vor elendem zustande und gefährlichem orte er wäre.

Als nun der verwundete Pring fast bey einer stunde gang entkräftet gelegen hatte, erholete er sich endlich in etwas wiederum, und bemerckte von fernen einige redende stimmen. Dahero er sich nicht unbillig eines fernern überfalls besorgte, und deßwegen einen sichern ort, allwo er nur etliche stunden der höchft- benöthigten ruhe, pflegen, und so dann des himmels schickung mit gedult erwarten könte, zu suchen bedacht war. In solcher entschliessung bemühete er sich zu erheben. Als er sich aber kaum auf einen schenckel steuerte, fiel er vor groffer schwachheit, so ihm der grosse verlust des geblütes verursachte, wieder dahin. Weil aber die stimmen sich näherten, versuchte er sein äusserstes, auf allen vieren diesen gefährlichen plaz zu verlassen, indem er sich befürchtete, der entrissene möchte ein grösseres unglück über ihn herbey führen. Derowegen kroch er voller mattigkeit und furcht bey dreyhundert schritte

fort, bis er an einen breiten fluß gelangte, welcher ihm hoffnung und flucht benahm. Nachdem er aber ein starckes geräusche hinter sich vernahm, entschloß er, sich dem sandichten ufer anzuvertrauen: welches, ob es zwar ziemlich erhöhet war, dennoch etliche schritte breit truckenen sand unter sich zeigete, und von einigen bäumen beschattet wurde. Dannenhero er sich, so viel seine schwachheit zuließ, sanfte am ufer herunter ließ, allwo ihm das glücke eine weite höle unter den wurzeln der bäume, die das reissende wasser unterwaschen hatte, darbot, sich derer in dieser gefahr zu bedienen. Welche angenehme gelegenheit er willigst ergrieff, und sich nach vermögen eilends darein verbarg: indem er bereits einige personen auf dem hohen ufer also reden hörte: Hätten wir unser vorhaben eine stunde eher beschleuniget, wir hätten den fremden vogel auf stücken zerreissen können. Inmittelst lasset uns fleißig suchen, wer weiß, ob nicht der fund die mühe belohnet. Welchem der andere antwortete: er kan nicht ferne von hier seyn, weil er gleichfalls sein theil bekam, daß er unmöglich weite sprünge wird haben machen können. Unterdessen lasset unsere entseelten cameraden dem ufer dieses flusses anbefehlen, derselbe mag sie bey anwachsenden wasser hinführen, wo ihr grab bestimmt ist. Bekommen wir aber den mörderischen verräther, so soll er ihnen ein grausames schlacht opfer werden. Hiermit ftürzten sie die zwey vom Prinzen entleibte cörper vom ufer auf den fand, daß sie gleich vor die höle zu liegen kamen, und giengen mit harten bedrohungen davon. Solches sahe und hörte Balacin alles an. Weil ihn aber die Wunde sehr schmerzte, und er des schlaffes sehr benöthiget war: also riß er den saum von seinem Japanischen rocke, verhüllte die wunde, so viel möglichen, daß nur das geblüt gestillet wurde, wickelte sich in den mantel, welchen er nebst dem sebel wohl bedachtsam mit sich genommen hatte, und schlieff also vor höchster mattigkeit ein. In solcher ruhe verharrte er bis an späten abend, da bereits der Mond mit vollem lichte aufgegangen war, vermittelst dessen er das filber des rauschenden flusses, und zugleich die zwey leichen auf dem sande ersehen konte. Hier kan sich ein furchtsames herße die entsezlichsten vorstellungen einbilden, welche auch der herzhaftigkeit selbst eine furcht einzujagen vermögen: Eines theils quälte den Prinzen die wund, nnd zugleich der hunger, welchen er in zweyen tagen durch stetes reisen und fasten erwecket hatte. Andern theils fahe er sich von der nacht, die ein schrecken an sich selbsten ist, an einem so unbekannten schrecklichen orte überfallen.

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