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desto mehr Vertrauen zu seinen Waffen zu machen: indem er ausbringen lassen, er habe das Schwerdt, ich weiß nicht, was für eines Helden, den damals die Nachwelt als einen GOtt des Krieges verehrete, in seine Hände bekommen. Wie man aber von denen, die grosse Reiche geftifftet, allemal vermuthen kan, daß ste ihr Glück nicht bloß der Fauft zu dancken gehabt, so finden wir auch bey Attila viel andere GemüthsGaben, welche, wenn sie bey den Scythischen Helden angetroffen werden, desto mehr Hochachtung und Vergnügen erwecken; weil das bey ihnen bloß eine Würckung der Natur ist, was bey den Griechen und Römern. vielmal erst durch eine sorgfältige Erziehung herausgebracht worden. Er war nicht so wild, daß man nicht einige Funcken der natürlichen Religion, die sich unter den rohesten Heyden finden, in seinem Thun und Lassen hervor scheinen sähe. Priscus erzehlet, daß er unter seinen Söhnen, den jüngsten deßwegen am liebsten gehabt, weil die Wahrsager prophezeyet, daß der Himmel demselben allein die Nachfolge zugedacht. Er wuste mitten unter dem Geräusche der Waffen auch die ruhigen Künste des Friedens wohl zu gebrauchen. Priscus beschwehret sich fast, daß er gar zu viel Gesandtschafften geschicket. Er führte nicht allein sein Volck selbst im Kriege an, sondern saß auch in Person zu Gerichte. Und wer solte wohl vermuthen, daß, wenn Attila öffentliche Tafel gehalten, die Poeten dabey ihre Aufwartung gehabt, und die Gedichte, so sie auf seine Feldzüge gemacht, mit eine der Belustigungen des Hofes gewesen. Unerachtet er grosse Schäße zusammen gebracht, und seine Unterthanen viel von der Verschwendung, und Pracht der Römer annahmen, so hielt er zwar einen Hof, der einem so grossen Könige gemäß war, für seine Person aber blieb er bey der alten Sparsamkeit. Er hatte an seiner Kleidung, Gewehr und Pferde Zeug nichts besonders; und Priscus schreibet an obgedachtem Ort, daß, da die Tafel mit güldenen, und silbernen Gefäffen besetet gewesen, er doch vor sich nur einen hölzernen Becher, und ein Gerichte Fleisch in einer hölzernen Schüssel gebabt. Bey solcher Beschaffenheit könnte Attila vielleicht vor einen löblichen Regenten mitgehen, wenn er es nicht für rühmlicher gehalten, fremde Völcker zu bezwingen, als die seinigen wohl zu regieren. Da aber die Eigenschafften der Fürsten ihren wahrhafften Preis daher bekommen, nachdem sie dem menschlichen Geschlecht zum Vortheil oder Schaden gereichen, so erneuert auch Attilae Andencken allemal zugleich den Vorwurff, daß seine Grösse, die Verwüstung so vieler Länder gekostet.

2. Die Schlacht bey Chalons sur Marne.

(S. 433.)

Attila zog sich darauf zurücke, und setzte sich in der Ebene bey Chalons sur Marne, allwo er die vereinigte Macht der Römer und Gothen erwartete. Aetius und Theodericus hatten einige Ursache, dem König der Alanen Sangibano, welchem man Schuld gab, daß er Orléans den Hunnen hätte liefern wollen, nicht zu trauen. Weßwegen sie die Armee dergestalt stelleten, daß er mitten unten die andern Trup

pen, von derer Treue man genugsam versichert war, zu stehen kam, und demnach tapffer fechten muste, wenn er auch den Vorsah Anfangs nicht gehabt hätte. Attila hatte von `seiner Seiten die Schlacht-Ordnung so eingerichtet, daß er den Hauptzug selbst commandirte; die Gothen, Gepiden, und andere in seinen Diensten stehende Völcker aber die beyden Flügel machten. Das Treffen hat nicht so lange gewehret, als es blutig gewesen seyn muß; wenn anders nur zu begreiffen, wie in so kurzer Zeit, so viel tausend Menschen, als man angiebt, sich unter einander umbringen können. Theodericus, der König der West-Gothen, blieb bald zu Anfang des Treffens; aber seine Leute sehten nichts desto weniger mit solcher Wuth in die Hunnen, daß sie selbige in Unordnung brachten. Die Nacht entschied den Streit, und Attila zog sich in sein Lager zurücke; der Verlust war von beyden Theilen fast gleich: der folgende Lag versicherte aber doch den Römern und Gothen den Preiß des Sieges, weil Attila sich nicht aus seiner Wagenburg heraus getrauete. Hingegen fiel es den Bundsgenossen auch unmöglich, ihn aus selbiger mit Gewalt heraus zu treiben. Der Gothische Bring Thorismond, ward an feines Vaters Stelle zum König ausgeruffen, und ließ ihm auf der Wahlstatt ein prächtig Leichbegängniß halten. Er brannte für Begierde, dessen Tod an den Hunnen aufs neue zu rächen. Aber Aëtius rieth ihm, vielmehr nach Hause zu ehlen, damit nicht etwan einer seiner jüngern Brüder, in seiner Abwesenheit Unruhe anrichten möchte.

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Dieser genommenen Abrede kamen wir **) in allem genau nach, beredeten Concordien, an den Fluß fischen zu gehen, eröffneten dem

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Wunderliche Fata einiger See-Fahrer, absonderlich Alberti Julii, eines gebohrnen Sachsens, Welcher in seinem Teden Jahre zu Schiffe gegangen, durch Schiff-Bruch selb 4te an eine grausame Klippe geworf fen worden, nach deren Uebersteigung das schönste Land entdeckt, sich daselbst mit seiner Gefährtin verheyrathet, aus solcher Ehe eine Familie von mehr als 300 Seelen erzeuget, das Land vortrefflich angebauet, durch besondere Zufälle erstaunenswürdige Schäße gesammlet, feine in Teutschland ausgekundschaften Freunde glücklich gemacht, am Ende des 1728sten Jahres, als in seinem hunderten Jahre, annoch frisch und gesund gelebt, und vermuthlich noch zu dato lebt, entworffen Von dessen Bruders-Sohnes-Sohnes-Sohne, Mons. Eberhard Julio, Curieusen Lesern aber zum vermuthlichen Gemüths - Vergnügen ausgefertigt, auch par Commission dem Drucke übergeben von Gisandern. Nordhausen, bei Joh. H. Groß. 1751.” 8.

**) Eberhard Julius erzählt.

Lemelie) von unserm Vorhaben, so viel als er wissen solte, und giengen alle 3 gerades Wegs nach der unterirrdischen Höle zu, nachdem ich in eine mit ausgelassenen Seekalbsfert angefüllte eiserne Pfanne, etliche angebrannte Lochte gelegt, und dieselbe austatt einer Fackel mitgenommen hatte.

Ich gieng voran, Lemelie folgte mir, und der Herr von Leuven **) ihm nach, so bald wir demnach in die fürchterliche Höle, welche von meiner stark brennenden Lampe überall erleuchtet wurde, eingetreten waren, erschien ein starker Vorrath allerhand Hausgeräths von Kupffer, Zinn und Eisenwerk, nebst vielen Backfässern und zusammen gebundenen Ballen, welches alles aber ich nur obenhin betrachtete, und mich rechter Hand nach einer halb offen stehenden Seitenthür wandte. Nachdem aber selbige völlig eröffnet hatte, und gerade vor mich hinging, that der mir folgende Lemelie einen lauten Schrey, und sank ohnversehens in Ohnmacht nieder zur Erden. Wolte GOtt, seine lasterhaffte Seele hätte damahls den schändlichen Cörper gänzlich verlassen! so aber riß ihn von Leuven gleich zurück an die frische Lufft, rieb ihm die Nase und das Gesicht so lange, bis er sich etwas wieder ermunterte, worauf wir ihn allda liegen liessen, und das Gewölbe rechter Hand aufs neue betraten. Hier kam uns nun dasjenige, wovor sich Lemelie so grausam entsegt hatte, gar bald zu Gesichte. Denn in dem Winkel linker Hand saß ein solcher Mann, dergleichen mir vergangene Nacht erschienen, auf einem in Stein gehauenen Sessel, als ob er schliefe, indem er sein Haupt mit dem einen Arme auf den darbei befindlichen Tisch gestüßt, die andere Hand aber auf dem Tische ausgestreckt liegen hatte. Über dem Tische an der Wand hieng eine 4 eckigte Lampe, und auf demselben waren, nebst etlichen Speise- und Trinckgeschirren, 2 groffe, und eine etwas kleinere Tafel mit Schrifften befindlich, welche 3 legtern Stücke wir heraus ans Licht trugen, und in der ersten Tafel, die dem Ansehen nach aus einem zinnern Teller geschlagen, und sauber abgeschabt war, folgende Lateinische Zeilen eingegraben sahen, und sehr deutlich Lesen Eonten.

Mit diesen Worten stund unser Altwater Albert Julius auf, und langete aus einem Kasten verschiedene Briefschafften, ingleichen die erwehnten drey zinnerne Tafeln, welche er bis dahero fleissig aufgehoben hatte, überreichte eine grosse, nebst der kleinen, an Herr M. Schmelzern, und sagte: Mein Herr! ihr werdet allhier das Original selbst ansehen, und uns selbiges vorlesen. Dieser machte sich aus solchem Alterthume eine besondere Freude, und las uns folgendes ab: ***)

Nachdem wir über dieses sonderbare Alterthum und die sinnreiche Schrifft, welche gewiß aus keinem ungelehrten Kopfe geflossen war, noch ein und anderes Gespräch gehalten hatten, gab mir der Altwater Alber

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***) Hier folgt nun die Inschrift in lateinischer Sprache, welche am Schluß dieses Bruchstücks in deutscher Sprache mitgetheilt ist.

tus die drey zinnern Tafeln, (wovon die eine eben dasselbe in Spanischer Sprache zu vernehmen gab, was wir auf der grossen lateinisch gelesen,) nebst den übrigen schrifftlichen Urkunden in Verwahrung, mit dem Befehle: Daß ich alles was Lateinisch wäre, bey künfftigen müssigen Stunden ins Hochteutsche übersezen solte, welches ich auch mit ehesten zu liefern versprach. Worauf er uns nach verrichtetem Abendgebet beurlaubte, und sich zur Ruhe legte.

Ich Eberhard Julius hingegen war nebst Herrn M. Schmelzern viel zu neugierig, um zu wissen, was die alten Briefschafften in sich hielten, da wir denn in Lateinischer Sprache eine Lebensbeschreibung des Spanischen Edelmanns, Don Cyrillo de Valaro, darunter fanden, (welches eben der 131 jährige Greiß war, dessen Cörper damahls in der Höle unter dem Albertshügel gefunden worden,) und bis zu Mitternacht ein Theil derselben mit gröftem Vergnügen durch lasen. Ich habe dieselbe nachhero so zierlich, als es mir damahls möglich, ins Hochteutsche überseßt, allein um den geneigten Leser in den Geschichten keine allzugrosse Verwirrung zu verursachen, vor besser gehalten, dieselbe zu Ende des Werks, als einen Anhang, beyzufügen, weil sie doch hauptsächlich zu der Historie von dieser Felsen-Insul mit gehöret. Inzwischen habe einiger, im Lateinischen vielleicht nicht allzuwohl erfahrner Leser wegen, die auf der zinnern Lafel eingegrabene Schrifft, teutsch anhero zu sehen, vor billig und nöthig erachtet. Es ist mir aber solche Verdolmetschung, dem Wortverstande nach, sogleich gerathen:

Ankommender Freund! wer du auch bist. Wenn dich vielleicht das wunderliche Schicksal in diese wunderbare Behausung wunderbarer Weise führen wird, so erstaune nicht allzusehr über die unvermuthete Erblickung meines Gerippes, sondern gedenke, daß du nach dem Fall der ersten Eltern eben dem Schicksal und eben der Sterblichkeit unterworffen bist. Im übrigen laß das Ueberbleibsel meines Leibes nicht unbegraben liegen; Denn weil ich gestorben bin, habe ich mich Verstorbenen nicht selbst begraben können. Einem Chriften, wo du anders ein Christ, oder zum wenigsten ein Mensch bist, steher zu, einen Christen ehrlich zur Erde zu bestatten.

Da ich mich in meinem ganzen Leben bestrebt, daß ich an Chriftum gläubte. Christo lebte, und endlich Christe stürbe.

Du wirst vor deine geringe Arbeit eine grosse Belohnung erhalten. Denn wenn dir das Glücke dasjenige, was es mir seit vielen Jahren her verweigert hat, wiederfahren lässet, nemlich, daß du dich wieder zu der abgesonderten Gesellschafft der Menschen gesellen könnest;

So wirst du dir eine kostbare Belohnung zu versprechen, und die selbe aus dieser Höle mit hinweg zu nehmen haben; Wenn du aber so, wie ich, gezwungen bist, in dieser Einsamkeit, als ein Einsiedler, dem Lode entgegen zu gehen; So werden doch einige merkwürdige Schrifften, die in meinem in Stein gehauenen Sessel verborgen liegen, dir vielleicht erfreulich und nüßlich seyn. Wohlan! Nimm dieselben mit dankbarem Herzen an, der gütige Himmel mache dich beglückt, und zwar glücklicher als mich, wiewohl ich mich niemahls vor recht unglücklich

geschätzt habe. Lebe wohl, ankommender Freund! Lebe wohl, höre meine Bitte, begrabe mich, und glaube, daß GOtt, welchem ich gedienet, geben wird: Daß du wohl lebest.

Die Zeilen auf der kleinen Tafel, bedeuten in Teutscher Sprache so viel:
Ich bin geboren den 9ten August 1475.

Auf diese Insul gekommen, den 4ten Nov. 1514.

Ich empfinde, daß ich Alters halber in kurzer Zeit sterben werde, ohngeacht ich weder Krankheit noch einige Schmerzen empfinde. Dieses habe ich geschrieben am 27ten Jun, 1606.

Ich lebe zwar noch, bin aber dem Lode sehr nahe, den 28. 29.
und 30. Jun. und noch den 1. Jul. 2. 3. 4.

C. Heinrich von Büna u.
(1697 1762.)

Aus der deutschen Kaiser und Reichs- Historie. *)
Kaiser Ludwig und seine Söhne.
(Dritter Theil. S. 144.)

Weil nun auf diese maße in Güthe nichts auszurichten, rückten bevde Armeen immer näher an einander, biß sie endlich am Tage Johannis im Elsaß in einer Fläche, so damahls Rothfeld genennet wor= den, gegen einander das Lager aufgeschlagen. Einige meynen, dieses Rothfeld habe nächst bey Straßburg nicht weit vom Rhein gegen Colmar oder Basel zu gelegen, und sey eben dasjenige, so anjezo Rothleube genennet werde, weil man damahls eine Leube oder Schirm von Reisern gemachet, darunter der Kayser und seine Söhne zusammen kommen sollen, Allein es ist glaublicher, daß solches noch näher bey Colmar gelegen; Alle Scribenten der damahligen Zeit bezeugen, daß es nachhero das Lügenfeld genennet worden. Weil nemlich in demselben das ganze Fränckische Heer und so viel vornehme Herren, wieder Treue, Glauben und Schuldigkeit gehandelt, und den Kayser schändlicher Weise verlassen.

Denn da Kayser Ludewig von seinen Söhnen, nichts als Worte erlangen konnte, machte er alle Anstalten, sie mit Gewalt zum Gehorsam zu bringen, und beyderseits Armeen erwarteten nur den lezten Befehl, um einander anzugreiffen: Als dem Kayser hinterbracht ward, der Römische Pabst komme aus der feindlichen und nähere sich der Kayserlichen Armee. Hierüber ward das Treffen aufgeschoben, und der Pabst zwar in das Kayserliche Lager gelassen, von dem Kayser aber ziemlich kaltsinnig aufgenommen, und ihm gesaget, daß, weil er nicht mit dergleichen Gedancken komme, als seine Vorfahren gehabt, wenn sie sich bey den Kaysern eingefunden; So werde er sich auch gefallen las= sen, daß ihm die seiner Würde gemäßen Ehrenbezeigungen nicht wieder*), Herrn Heinrichs von Bünau Genaue und umständliche Teutsche Käyser und Reichs - Historie Aus den bewehrtesten Geschicht - Schreibern und Uhrkunden zusammen getragen,“ 4. I–IV Band. Erster Band Leipzig 1728, zweiter 1732, dritter 1739, vierter 1743.

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