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XXII. Berthold. Berthold war, wie er selbst angiebt, Franziskanermönch: als Ort seiner Wirksamkeit tritt an mehreren Stellen Augsburg hervor, wo er in der legten Hälfte des 13. Jahrh. gelebt haben mag. Seine Predigten sind im schwäbischen Dialect geschrieben und finden sich_handschriftlich zu Heidelberg. Ueber den inneren Gehalt dieser Predigten äussert sich der Herausgeber Kling, in der Vorrede: Berthold nimmt in homiletischer Darstellung eine mittlere Stellung ein zwischen den früheren großen Rednern des Mittelalters, dem heiligen Bernhard und zwischen dem spätern gefeierten Volksprediger, Abraham a St. Clara. Er steht der gemeinen Fassungskraft weit näher als jener, dessen Leben in Thätigkeit im Großen und einsamer Betrachtung g theilt war, der oft das Speculative zu sehr vorwalten läßt; wogegen Berthold mit allen seinen Verzweigungen wie Ausartungen innig vertraut und von vorherrschend practischem Sinn durchaus leicht faßlich für jeden spricht, und das Speculative nur seltner erscheinen läßt, und zwar als ein Fremdes und Ueberliefertes nur dem gemeinen Verstande näher gebracht, auch so, daß er sich immer bald wieder zum Praktischen hinwendet, und dem Grübeln über geistige und himmlische Dinge nicht Raum giebt. Dagegen, so auffallend auch Manches bei ihm sein mag, ist er nicht so sehr in die Weise und den Ton des Volkes hinabgezogen, wie Abraham; er ist viel gehaltener, seine Popularität edler, seine Bilder gewählter, seine Wendungen nicht so vorherrschend komisch, obwohl auch dieses manchmal nicht fehlt, und eine große Naivetät durchaus_nicht zu verkennen ist. Aber auch bei ihm verbindet sich mit dem frischen Sein im äußern Leben ein gewisser tiefer mystischer Zug, von dem das ganze Mittelalter gefärbt ist. Ernstlich und unverhohlen wird oft dem Innern sein Recht gerettet gegen das bloß Aeußerliche, kräftig werden die Mißbräuche der Geistlichkeit, vornämlich das Ablaßpredigen, gerügt. Vergleiche Gervinus II. 142.

XXIII. Der Sachsenspiegel. Der Sachsenspiegel entstand 1215–1218. durch eine schriftliche Aufzeichnung zuerst in lateinischer, später in deutscher Sprache und Sammlung einheimischer Gewohnheitsrechte auf Veranlassung des Grafen Hojer von Valkenstein. Der Sammler und Aufzeichner, der um 1220 lebte, heißt Ece (Eika, Eccard, Epko) von Repgow, Besizer des Gutes Altengößniß und Vasallen des Grafen von Askanien und Anhalt. Diese Sammlung erhielt tros des heftigen Widerspruchs des Papstes, der fürchtete, die Gerichtsbarkeit möchte dadurch den Händen der Geistlichen entzogen werden, durch den allmählich immer allgemeiner werdenden Gebrauch ohne öffentliche Bestätigung gerichtlich - entscheidendes Ansehen. Die Handschrift, welche der Ausgabe von Homeyer zu Grund gelegt ist, stammt aus dem Jahre 1369. In der gereimten Vorrede (praefatio rhythmica) sind die obersächsischen Sprachformen überwiegend. Mit dem mitgetheilten Prologus, gleich nach dem ersten Sage, tritt entschieden die niedersächsische Mundart ein, die auch im Ganzen vorherrschend bleibt. Dieß hindert jedoch nicht den häufigen Gebrauch einzelner obersächsischer Formen, die, bei der überhaupt ungleichen Orthographie, für dasselbe Wort mit niedersächsischen wechseln. Andere Ausgaben sind von C. Zobel und Loß. Leipzig 1545. fol; von J. F. Ludovici. Halle. 1720. 4.; von C. W. Gärtner. Leipzig 1732. fol. Der in der Gärtnerschen Ausgabe abgedruckte Tert ist einer vortrefflichen oberdeutschen Handschrift, zu Leipzig befindlich, entlehnt.

XXIV. Der Landfriede und Reichsabschied Friedrich II. zu Mainz. Kaiser Friedrich II. befahl, daß die Statuten und Geseze, welche auf dem Reichstag zu Mainz 1235 und 1236 abgefaßt, auch in deutscher Sprache bekannt gemacht wurden. Die Geseze betrafen die Ruhe und den Frieden des Reichs. Dieß erfahren wir aus des Mönchs Gottfried Annalen, welche Lehmann in seiner Speirer Chronik I. V. c. 107 mittheilt. Dieser Landfriede in schwäbischer Mundart ist die älteste öffentliche politische Urkunde in Deutschland.

XXV. Der Schwabenspiegel oder das alemannische Landrecht wurde nach Goldasts Angabe von dem Grafen Berthold von Grimmenstein um 1282 nach dem Muster des Sachsenspiegels und mit Benugung desselben, so wie altbayrischer und alemannischer Gesetze auf die Grundlage des ältern jus franconicum für das südliche Deutschland abgefaßt. Man findet ihn außer Schilteri thes. II. fast in den meisten deutschen Rechtssammlungen abgedruckt. XXVI. Philosophischer Tractat von der wirklichen und möglichen Vernunft. Ueber die mystische Richtung des vierzehnten Jahrhunderts, welche durch Tauler, Suso, Heinrich von Nördlingen, Ekkart, Hermann von Frizelar ausgebildet wurde, vergleiche Gervinus Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen II. 135 flg.

Nach einigen Sprachformen z. B. boben (über) zu schließen, gehört der merkwürdige, unbekannte, zugleich neuplatonisch tief wie im speculativen Ausdruck gewandte Theosoph dem nördlichen Deutschland an. Man muß über das Genie unserer Sprache erstaunen, die tiefsinnigsten Speculationen, für die man sonst nur scholastische Formeln hatte, ohne Ausdruckweisen aus fremden Sprachen, ohne eine Terminologie zu entlehnen, in reindeutscher Sprache und mit einer gewissen Eleganz klar dargestellt zu finden. Hätte die nachfolgende Zeit dieses philosophische Talent unsrer Sprache weiter ausgebildet, so hätte die neuere Philosophie sich vielleicht keiner fremden Terminologie bedienen müssen, wodurch sie sich von vornherein einer allgemeinen Wirkung auf die Nation begab. Diese Abhandlung fand Docen einem einzelnen Duedezband beigebunden, auf Pergament geschrieben, vermuthlich aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. und dem Anschein nach von der ungeschickten Hand eines Klostergeistlichen geschrieben. Die Orthographie ist überall ungleich und entstellt, und finden sich offenbare Lücken; mehrere Stellen sind so verwirrt, daß sie gar keinen Sinn geben. Vergleiche Mundt Kunst der deutschen Prosa S. 175. Gervinus II. 146 bemerkt dagegen, daß Docen dem Titel nach zu urtheilen, das Stück nicht verstanden habe. Seine Analyse stellt folgenden Zusammenhang heraus. Es ist eine Streitfrage, wie der Mensch selig sei. Einige sagen, die Seligkeit sei ein so großes Gut, daß Gott sie keinem Menschen von Natur mittheilen könne, sondern daß sie ihm durch übernatürliche Kraft, durch Gnade, durch das Licht der Glorie gegeben werde. Meister Ekkart spricht: Seligkeit liege darin, daß man Gott leide oder sich mit ihm vereine, denn dieß sei eins: wo nämlich zwei Dinge sich vereinen, da muß das Eine das Andere leiden, wie Holz das Feuer. So nun leide der ledige, leidende Geist das vernünftigere Wirken Gottes: denn Gott ist ein vernünftiges Wirken, sein Wesen ist sein Wirken. Gegen dieß geht nun un er_Theosoph zu Felde: Etwas, sagt er, sei in der Seele, dessen Wesen gleichfalls vernünftiges Wirken sei, und dieß sei selig von Natur (während jene bloße Seligkeit durch Gnade zugaben). Jedes vernünftige Wesen sei felig von Natur. Der vernünftige Mensch aber sei bloß darum nicht selig von Natur, weil in seiner Seele noch eine andere Vernunft, die mögliche, leidende, nicht wirkende, sei, welche dem Geist eigen ist, insofern er dem Zeitlichen angehört in dem Körper. Könnte sich die Vernunft einfach, ohne ein Medium zu der wirkenden Vernunft kehren, so wäre der Mensch hier schon selig wie dort: „denn das ist die Seligkeit des Menschen, daß er bekennet sein eigen Sein in der Weise der wirkenden Vernunft.“ Diese leidende Vernunft kann aber durch Gnade eben so selig werden, wie die wirkende von Natur ist; diese lettere bedarf der Gnade nicht (und darum ist Natur besser als Gnade), denn sie fließt aus Gott und kehrt dahin zurück, ihr eigenes Wirken ist natürlich, es ist ihr Wesen; ihr Wesen und Wirken besteht aber darin, daß sie Gott sieht und liebt ohne Medium, und darum ist sie selig von Natur. Die mögliche Vernunft aber kann durch Gnade werden, was diese durch Natur ist; sie muß also streben, dieser Gnade theilhaftig zu werden. Dieß wird sie dadurch, daß sie sich vom Körperlichen ledig macht; denn ist sie

dieß, so kann die wirkende Vernunft sie überformen, Eindrücke auf sie üben, so daß sie ihrer Ledigkeit los wird und des Wirkens theilhaftig. Wie die oberste Vernunft es von Natur hat, daß sie selig sei, so hat es dann diese durch Gnade. In ihrem Gottschauen liegt dann ihre Seligkeit, und der Verdammten Hölle ist nichts, als daß sie sich durch Sünden dieser Ueberformung beraubt haben (denn alles Andere, was man von der Hölle sagt, sind nur Bilder für grobe Köpfe).

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XXVII. Johann Tauler. Tauler wurde um das Jahr 1294 in Cöln, nach Andern wahrscheinlicher zu Straßburg geboren, trat frühe in den Dominikanerorden, wurde, nachdem er, wie es scheint, in Paris viele geistliche und gelehrte Studien gemacht hatte, in Straßburg Dr. der Theologie und nicht nur der berühmteste Prediger seiner Vaterstadt, sondern seiner Zeit. Er starb in Straßburg am 17. Mai 1361, wie das sein Bildniß daselbst_tragende Grabmal bezeugt. Er besaß eine so hinreißende Phantasie, daß er öfters ihrer überwältigenden Macht selbst erlag; weshalb in seinen Lebensbeschreibungen in der von Spener besorgten Ausgabe von Taulers Predigten. Frankfurt am M: und Leipzig 1720. 4.; eine andere sogenannte „,historie vnd leben des erwürdigen Doctors, worin berichtet wird, wie vnd was vrsachen er kommen sey zů sölchem seinem hochgeystlichen vnd erleüchten stat" in der Ausgabe s. Pred. vom Jahre 1522.) berichtet wird, daß er einst in ein anhaltendes Weinen während einer Predigt verfallen sei und den Zusammenhang nicht mehr finden konnte, die Kanzel verlassen mußte und in diesem Zustand des Außersichseins zwei Jahre verblieb. Tauler ist sehr originell in seiner Ausdrucksweise; er zeigt in allen seinen Predigten einen tiefen Seelenblick und spricht gern in kühnen glänzenden Bildern und treffenden Gleichnissen, die der Natur und dem Seelenleben entlehnt sind. Alle Frömmigkeit und Tugend führt er, im Gegensatz zu den spißfindigen Scholastikern, zurück auf ein inneres Christenthum; alles Aeußere, Buße und Beichte hilft nichts, wenn nicht das „inwendig besser wird, so wird es das vßwendig auch nicht"; nur dann kommt der Mensch zu der Gemahlschafft Gottes" und dringt ein in Gott,,,den minniglichen Grund," wenn sich „Niemandt vff die eüsserlichen werck vnd cerimonien“ verläßt, sondern „den grund des herhen erkennet." So verkündet er den edelsten Mysticismus mit einem praktischen Christenthum, eine Verbindung, welche die Zeit wieder erwärmte und für die wahre Religion empfänglich machte. Schrieb er auch seine Predigten, die er deutsch hielt, nach Sitte der Zeit lateinisch nieder, so bleibt ihm dennoch das Verdienst eine neue Gedanken und Sprachwelt geschaffen zu haben, da seine Schüler, die sie überseßten oder nachschrieben, die Sprache von ihm gelernt hatten. Vortrefflich würdigt ihn Mundt S. 165 flg., der ihn den Minnesänger der Prosa nennt und über seine Prosa die treffendsten Bemerfungen macht, von denen wir nachfolgende ausheben. Die Sprache des Waldes, der Liebe, der Träume, der Nachtigallen war mit Conrad von Würzburg in Deutschland verklungen; da erhob sich die Sprache der stillen Zelle, der Andacht, der mystischen Gottinnigkeit. Die christliche Mystik wurde der bewegende Inhalt, der nicht nur die Prosa zu einer höhern Kunst ausbildete, als es die deutsche Canzlei vermochte, sondern auch an der Sprache ganz neue und höchst bedeutsame Elemente entwickelte. Dieß war das sreculative Wesen der Sprache, das plöglich in ihr zu schaffen anhub. Die irdische Schönheit in den Minnesängern, die alle sinnliche Blüthe der Sprache hervorlockte, verging vor den trunkenen Augen der Mystiker in der Anschauung des Unsichtbaren, an das sich die hingebende Seele mit ihrer ganzen inneren und äußeren Existenz verlor. Die Sprache wurde zum ersten Mal in ihren metaphysischen Grundkeimen angerührt und entfaltete die wunderbarste Fähig. keit für den Gedanken. Man kann in Tauler den reinsten Typus der Mystik anerkennen, weil er meistentheils von den trüberen Elementen der Schwärmerei frei blieb, obwohl er sich auch nicht selten einem Uebermaaß

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füßlicher Spielereien in Gedanken und Ausdrücken hingab, (weßhalb er der Zuckerprediger genannt wurde). — Taulers Sprache charakterisirt ihn zunächst als den sinnreichen Wortbildner, der sich mit productiver Kühnheit für neue Gedanken neue Bezeichnungen schuf. So schwankend auch seine Grammatik im Einzelnen war, ein so festes und eigenthümliches Gepräge hatte ihr geistiges Wesen, das sich dem mystischen und abstrakten mit nicht geahnter Fügsamkeit anschmiegte. Ueber das Grammatikalische und Lerikalische vergleiche Meister, Haupteepoen der deutschen Sprache (in den Schriften der Mannheimer deutschen Gesellschaft 2. Band) S. 38. Petersen, die Veränderungen und Epochen der deutschen Hauptsprache (in den Schriften der Mannheimer deutschen Gesellschaft 5. Band) S. 124, der eine Menge Wörter zusammenstellt, die Tauler zuerst schuf oder gebrauchte. Solche Ausdrücke find: Befindlichkeit, d. i. alles, was vorhanden ist, alles Eristirende; Empfänglichkeit, unser Geist, sagt Tauler, sei lauter Empfänglichkeit (Receptivität); Liebmüthigkeit, der Hang gute oder Liebeswerke zu üben; Ungeschaffenheit, alles, was nicht erschaffen ist; Unvorsichtigkeit, der Zustand, wo wir noch in Kämpfen und Erfahrungen zu prüfen sind. Besonders waren es die Wörter mit den Endsylben keit und heit, mit denen er innere Zustände andeutete, so: Gutdunkenheit, Unwandel barkeit, Wesentlichkeit, Danknemigkeit, Innerheit, Ingos senheit, Abgeschiedenheit, Verborgenheit, Willenlosigkeit, mueterlich Berhaftigkeit (von der Jungfrau Maria); neue Bei wörter für Mittelwörter: das Aug ist bloß aller Bilde. d. i. entblößt von allen Bildern, neue Nebenwörter: warlichen, geistlichen, adenlichen, fruchtbarlichen u. s. w.

Tauler riß aber durch seine Predigten, welche eine lautere Religion des Herzens verkündigten, nicht nur alle Zeitgenossen hin, sondern sammelte auch eine Anzahl Gleichgesinnter um sich, welche, els seine natürlichen geistigen Wahlverwandten, in seinem Geist und Ton fortwirkten und fortschrieben. Sie bildeten eine Brüderschaft und nannten sich Jünger der ewigen Weisheit. zu ihr gehörten vorzüglich Meister Ekkard, Otto von Passau, Heinrich von Nördlingen. *) Ausgaben. Die älteste erschien Leipzig 1498. 4., die ihn auf ihrem Titel den „,hochgelarten in gnaden erlauchten Doctor nennt“; dann Augsburg 1498; 1508; Basel 1522, 1531. fol. Opera, Köln 1548 fol., mit Speners Vorrede, Nürnberg 1688. 4. Neu bearbeitet: Predigten, 3 Th. Frankfurt a. M. 1826. 8. Vergleiche ausserdem Jördens Ler. V. 3. Wachter S. 130.

XXVIII. Heinrich von Nördlingen. Heinrich von Nördlingen war ein Weltpriester aus niederm Stande, dessen äußerliche Umstände sehr schlecht waren. In seinen Briefen werden als verschiedene Oerter seines Aufenthalts angeführt: Avignon, Straßburg, Kostnig, Augsburg, Ulm. Zu Fessenheim verwaltete er eine Zeitlang ein Pfarramt. Weil er aber aus Gehorsam gegen den Papst den Gottesdienst nicht mehr verrichten wollte, mußte er wie viele Andere im Elend herumziehen und von der Gnade guter Menschen kümmerlich leben. Besonders unterstüßten ihn Agnes, die verwitt wete Königin von Ungarn, Kaiser Albrechts Tochter, und Tauler, durch den er eine Zeitlang in Basel in großem Ansehen stand. Er war der Beichtvater der Klosterjungfrau Maria Ebnerin, die ihn oft bat in sein Vaterland zurückzukehren. Die Briefe, welche er an diese schöne und verzückte Nonne schrieb, zu der er in geistlicher Liebe entbrannt war und deßhalb eine Schale gesandt hatte, worin sie die süßen Thränen ihrer Andacht und _Himmelsberauschung für ihn einsammeln follte, wurden von einer andern Nonne desselben Klosters Margaretha Bitterlin unter dem Titel zusammengeschrieben;

*) Von Taulers Predigten finden sich noch drei Handschriften vor, die älteste auf der St. Johannes Bücherei in Straßburg.

Heinrich von Nördlingen.

Twinger von Königshofen.

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Hye volgent noch ain abgeschrifft etlicher andechtiger säntt Brieff, die der selligen mutter schvvester Margaretha Ebnerin gesant sint worden, die gelebt hat in grosser volkumenheit in gaistlichen und selligen stand in dem kloster rumedingen unter der Pfleg prediger Ordens. Anno dom. MCCCXII jar hat got mit ir angefangen zu wircken sine mynne Werck, mangvältige und wunderbarliche genad vnd sie ist abgeschieden von diesem jamertal hin zu got Anno dom. MCCCLI. Die Brieff hat ir gesant ir gaistlicher geträvver vatter Meister Hainrich von Nerlingen gehaissen, ain andechtiger selliger man vnd besunderer fründ gottes, der ir vnd andern Gottes kindern von Got ward geben vnd zugesand vnd dem sie in götlicher lieb vnd aus dem einsprechen Gottes ir leben vnd wesen vnd das got mit ir wircket geoffenbaret hot vnd von ym ratt vnd hilff entphangen.

Diese Elisabeth Ebnerin war im Jahr 1291 geboren und stammte aus einem der angesehensten Patriciergeschlechter Nürnbergs. Ihre älteren Schwestern Agnes, Kunigunde und Christine hatten den Schleier genommen; Elisabeth, nachdem sie im Kloster Engelthal die geistlichen Tugenden geübt, ward im Nonnenkloster Medingen, ohnweit Dillingen im Bisthum Augsburg, Priorin. Die körperlich schwache aber geistig ausgezeichnete Frau hatte viele Gesichte und Offenbarungen, und stand, wie ihre Schwester Christine, im Rufe einer von Gott begnadigten Prophetin. Sie schrieb selbst ihr Leben, welches 1622 von dem Predigermönch Seb. Schletstetter in_Schwäbisch Gemünd herausgegeben würde, wie auch dessen Ordensbruder Eust. Eysenhuet eine Lebensbeschreibung der Ebnerin zu Augsburg 1688 erscheinen ließ. Diese Briefe sind die ältesten in deutscher Sprache und zeichnen sich, obgleich an manchen Stellen dunkel, vortheilhaft aus.

XXIX. Herrmann von Friklar. (Fritschelar) „Daz buoch von der heiligen lebine" findet sich unter den Heidelberger Pergamenthandschriften 113 und 114. W. Wackernagel ist mit einem Auszuge in seinem deutschen Lesebuche 1. Sp. 675 dem gelehrten Maßmann in München, der an der Herausgabe arbeitet, zuvorgekommen. Es wurde nach der eignen Anzeige des Copisten im Jahre 1349 geschrieben, der Prolog schon im Jahre 1343. Es ist, nach der Angabe des Schreibers, aus vielen andern Büchern, Predigten und Lehrern zusammengelesen, deren Namen alle genannt sind, damit niemand wähnen könnte, daß es aus eignem Sinne gedichtet sei.

XXX. Sprüche deutscher Mystiker. Die Werke der Mystiker dieses Zeitraums find theils schon herausgegeben, theils nur handschriftlich vorhanden. Die sämmtlichen Werke Heinrich Suso's hat Dievenbroick erneuert und Görres in der Vorrede zu diesem Werke manchen schäßenswerthen Aufschluß über jene Richtung der Zeit gegeben. Die Predigten vom Meister Ekkard sind in der Ausgabe der Taulerschen Predigten vom Jahr 1522 abgedruckt, wo es von ihm heißt: er sei,,ein fürtreffenlich hochgelerter man gewesen", von welchem Tauler,, vnderweylen in seinen predigen mel det. Die Schrifften Ekkards finden sich handschriftlich auf der Stadtbibliothek zu Frankfurt a. M. Von dieser Handschrift hat sich zum Zweck der Herausgabe, nach Herrn Bibliothekar Dr. Böhmers mündlicher Angabe, schon vor einigen Jahren Herr von Lasso in Würzburg eine Abschrift genommen. Auch findet sich daselbst noch die andere Schrift eines Mystikers im Manusc. aus jener Zeit vor, welche noch nicht benugt worden ist.

XXXI. Jakob Twinger von Königshofen. Schilter, der sich so große Verdienste um die Denkmäler unsrer Sprache erworben hat, gab diese Chronik 1698 zum ersten Mal heraus. Von den Lebensumständen des Verfassers förderten seine Untersuchungen nur soviel ans Licht, daß „Jakob von Königshofen ein Straßburgischer von Adel gewesen und ein Priester." Jakob von Königshofen faßte nach seiner eignen Angabe S. 396 seine Chronik im

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