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stößt sie alsdann an, daß sie sich mit unglaublicher Geschwindigkeit wie Kräusel drehen, ohne Nachtheil ihres Kopfzeugs oder der Anständigkeit in der Richtung ihrer Röcke, zur größten Satisfaction aller Anwesenden.

3) Nimmt er 6 Loth des beßten Arseniks, pulverisirt und kocht ihn in 2 Kannen Milch und tractirt die Damens damit. So bald ihnen übel wird, läßt er sie 2 bis 3 Löffel voll geschmolzenes Bley nachtrinken, und die Gesellschaft geht gutes Muths und lachend auseinander.

4) Läßt er sich eine Holz- Art bringen und schlägt damit einem Chapeau vor den Kopf, daß er wie todt zur Erde fällt. Auf der Erde versezt er ihm den zweyten Streich, da dann der Chapeau sogleich aufsteht und gemeinlich fragt: was das für eine Musik sey? Uebrigens so gesund wie vorher.

5) Er zieht drey bis vier Damens die Zähne sanft aus, läßt sie von der Gesellschaft in einem Beutel sorgfältig durch einander schütteln, ladet sie alsdann in ein kleines Feldstück, und feuert sie besagten Damen auf die Köpfe, da dann jede ihre Zähne rein und weiß wieder hat.

6) Ein metaphysisches Stück, sonst gemeiniglich πāv meta physica genannt, worin er zeigt, daß wirklich etwas zugleich seyn und nicht seyn kann. Erfordert große Zubereitungen und Kosten, und gibt er es bloß der Universität zu Ehren für einen Thaler.

7) Nimmt er alle ühren, Ringe und Juwelen der Anwesenden, auch bares Geld, wenn es verlangt wird, und stellt jedem einen Schein

Wirft hierauf alles in einen Koffer, und reiset damit nach Cassel. Nach 8 Tagen zerreißt jede Person ihren Schein, und so wie der Riß durch ist, so sind Uhren, Ringe und Juwelen wieder da. Mit diesem Stück hat er sich viel Geld verdient.

Denn wer

NB. Diese Woche noch auf der obern Stube des Kaufhauses, künftig aber hoch in freyer Luft über dem Marktbrunnen. nichts bezahlt, sieht nichts.

Göttingen den 7. Jenner 1777.

2. Aus der,,Erklärung zu den Hogarthischen Kupferstichen.“ a. Die Vehikel des Nachru h m s.

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Es ist, dünkt mich, noch eine große Frage, ob es in der Welt überhaupt andere Denkmäler gibt als papierne, seitdem die Tradition alle ihre großen Privilegia den Druckereien abgetreten, und nun in ihrem kindischen Alter nur noch einen nicht ganz honetten Kleinhandel durch Stadt Frau - Basen treibt. Ich glaube es nicht. Selbst die ewi gen Denkmäler, die sich unsere Landsleute auf den Felsen des Mondes und an den Gränzen des Weltsystems durch neue Planeten mit neuen Trabanten, und an den Laufbahnen der Planeten und Kometen erbaut haben, wären ohne dabeiliegende papierne Attestate ein Nichts. Alexander wäre, wie ieder andre Straßenräuber vergessen, wenn es nicht einem Schriftsteller gefallen hätte, ihm ein Testimonium über seine Käsebier - Historien zu ertheilen, das nun, immer und immer renovirt,

in der Welt herumläuft. Auf der Reise nach dem Tempel des ewigen Nachruhms läßt sich auf den nächsten Stationen noch etwas Gold und Silber u. s. w. absehen; Wer aber weiter reisen will, kömmt ohne ächtes Papiergeld nicht fort. Nun bedenke man, was Papier nicht ist! Ein Feld mit Flachs welcher Prospekt! Was da nicht, würde ein Physiker sagen, für Dinge latent sind! Wer an einem solchen Felde vorbei fährt, oder reitet, oder geht, der nehme den Hut ab, und denke einmal nicht bloß an latente Manschettenhemden, sondern auch an Unsterblichkeit!

b. Der arme Landpfarrer.

Da sitt er auf dem treuen Familienstück, einem erbarmungswürdigen Schimmel, der vermuthlich nun schon seit 16 Jahren sein Möglichstes gethan hat (was freilich andere Geschöpfe Gottes beffer thun könnten), den armen Reiter mit einer Frau und 10 lebendigen Kindern, bei einer Einnahme von 150 Thalern netto, in dem reichen Lande zu unterstüßen, dem sie Alle zugehören. Eine traurige Figur fürwahr! Das Leder an den Knien ist im schweren Dienste durchgekniet und von der Natur nur so obenhin wieder geflickt. Die Form des Halses und die Stellung der Beine, die Etwas von der Kuh und Etwas von der Schnizbank haben, machen die Sache um kein Haar besser. Auch kann man nicht sagen, daß das Pferd durch die Figur seines Reiters, wie wohl zuweilen geschieht, gehoben würde. Dieser ist selbst so Was im Dienst der hohen Kirche, wie sein treuer vierfüßiger Diener allenfalls in jedem hohen Marstalle sein würde. Auch er ist alt, steif, baufällig, und hat sich im schweren Dienst gerechter Himmel! durchgekniet, und eben so wie sein Freund nun wohl ohne Hoffnung auf ein weicheres Lager. Man sehe nur hin auf den lechzenden Mund und die Lichtblicke auf den Knöcheln der verdorrten Hand! Man erwartet in ihr cher die Sense des allgemeinen Freundes der lebenden Natur, als den Zügel. Er sigt in seinem Amtshabite da, dem einzigen im Hause, der noch auf der Heerstraße auf den Respekt rechnen konnte, den man dem Stande der Unschuld unter demselben gewiß versagt haben würde, selbst die Beinkleider nicht ausgenommen. Sie sind sicherlich durchgekniet, und die hohe Stiefelkavpe nicht bloß Zierde, sondern zugleich Schuß gegen Spott und Lappenfraß. Alle Zierde in der Welt sollte so Was sein: decus et tutamen. Die abgeregnete, abgebleichte und abgekämmte Verücke ersezte die Tonsur, und gab dem Besizer das ehrwürdige Ansehn, welches nur den englischen Perückenträgern eigen ist... ritte doch einmal diese Todten - Figur in luftiger Gestalt, wie Lenorens Wilhelm beim Gatterthor, an der Decke des Saals hin, wo der Bischoff oder der Rektor ihr Te Deum schmaußen, oder sprengte auf der Schnigbank über den Weg, wo sie es in einer Kutsche mit flüchtigen. Bieren rennen; und sähen in diesem Bilde den Mann ihres Fleisches, ihres Blutes, ihres Ordens (ihrer Perücke, könnte man sagen), der sein Te Deum bei größerem Verdienst sein ganzes Leben durch hungern mußte; es würde besser werden mit der armen Geistlichkeit

in dem reichen England. sen Tagen.

Doch das ist Poesie. Weg damit in die

C. Die Armenbüchi e.

Gleich neben der so eben gezeichneten Gruppe sieht man, an einem der Kirchenstühle befestigt, die arme Armenbüchse (the poor's box.) Sie muß sehr arm sein, wenigstens mehr von Fliegen, als wohlthätigen Fingern besucht werden; denn eine Kreuzspinne hat ihr Nez, als an einer der sichersten Stellen für sie im ganzen Hause, darüber gespannt, und vermuthlich haben die Vorsteher sie sizen lassen, um sich die Mühe einer vergeblichen Eröffnung einer Büchse zu ersparen, die nicht geschüt telt werden kann, und dann an jedem Morgen zu sehen, ob sie nicht bestohlen worden ist. Es ist dieses der einzige Gegenstand in dieser Kirche, aus dem sich noch erkennen läßt, daß die Vorsteher derselben wohl Etwas leisten könnten, wenn sie nur wollten.

XL". Friedr. Heinrich Jacobi.

(1743-1819.)

1. Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung. *) Gott und der Mensch.

(S. 32.)

Der Mensch hat nur diese Wahl: entweder, alles aus Einem, oder, alles aus Nichts herzuleiten. Dem Nichts ziehen wir das Eine vor, und geben ihm den Namen Gott, weil dies Eine nothwendig Einer seyn muß, oder es wäre, unter einem andern Nahmen, wieder nur dasselbe eine allgemeine Nichts; jenes wesentlich Unbestimmte und doch Allbestimmende; jenes Unding des Unendlichen des Platon, lauter anderes und anderes, Alles und nicht eines, ein offenbar Unmögliches, ein noch weniger als Nichts.

Einer also ist das Eine; und dieser Eine war und mußte seyn vor allem Anderen und Anderen; ein Eines ohne Anderes: die Vollkommenheit des Seyns, die Vollkommenheit des Wahren.

Des Menschen Erkenntniß ist auf Unvollkommenheit gegründet, wie sein Daseyn. Daher in ihr jenes Weisen immer nur von Einem auf ein Andres ohne Ende. In Gleichnissen allein sichet und erkennt der Mensch. Das Unvergleichbare siehet und erkennet er nicht: sich selbst nicht, den eignen Geist; und so auch Gott nicht, den allerhöchsten.

Ein Unvergleichbares, ein Eines für sich und ohne anderes ist der Mensch sich selbst durch seinen Geist, den eigenthümlichen, durch welchen er der ist, der er ist, dieser Eine und kein anderer. Als diesen Einen, der allein ist dieser Eine, und derselbe bleibt unter allen möglichen

*),,Friedrich Heinrich Jacobi von den Göttlichen Dingen und ihrer Offens barung. Leipzig. G. Fleischer. 1811." 8.

Veränderungen, findet er sich nicht erst hintennach durch Selbstvergleichung, ein Wesen des Begriffes, das ist, der bloßen Einbildung; denn worin geschähe die Vergleichung und Einbildung? worin wurde das Selbst dem Selbste gleich? und was wäre das noch nicht gleichgesezte Selbst, das Selbst noch ohne eignes Seyn und Bleiben, das durch gleich-ungleich- und zusammenseßen, durch verknüpfen erst zu einem Selbste mit eigenem Seyn und Bleiben, mit Selbstseyn würde? Was endlich verübte alles dieses ? Er findet sich als dieses Wesen durch ein unmittelbares, von Erinnerung vergangener Zustände unabhängiges Wesenheitsgefühl, nicht durch Erkenntniß; er weiß, er ist dieser eine Eine und derselbe, der kein anderer ist noch werden kann, weil unmittelbare Geistes-Gewißheit von dem Geiste, von der Selbstheit, von der Substantivität unzertrennlich ist.

Der in sich selbst gewisse Geist des Menschen bedarf aber, zu sei nem Selbstlaute, der Mitlaute Natur und Gott, um sein Daseyn auszusprechen, oder richtiger: er ist kein reiner Selbstlaut.

Weil er sich selbst nicht aussprechen kann, ohne Gott und Natur mit auszusprechen, und zwar so, daß diese vortönen: so weiß er, daß er der Alleinige nicht ist, wenigstens mit derselben Gewißheit, womit er weiß, daß er ist; bezeuget das von ihm unabhängige Daseyn anderer ihm ähnlicher und unähnlicher Wesen außer, neben und vor ihm, mit derselben Kraft, womit er das eigne Daseyn sich bezeuget. Er fühlet, erfährt ursprünglich, und kann es auch erkennen, daß seine Selbststän= digkeit wie seine Abhängigkeit eingeschränkt ist; daß er eben so nothwendig Einer nur seyn kann unter Anderen, unmöglich ein Erster und Einziger; als er, um zu seyn Einer unter Anderen, nothwendig seyn muß Einer und kein Anderer; ein selbstständiges, ein wirkliches, ein persönliches Wesen.

Gott allein ist der Eine, der nur Einer ist, der Alleinige; Er ist das Eine ohne Anderes im ausnehmenden, im höchsten Sinne; in keinem Sinne Einer nur unter andern, kein einzelnes, durch Vor- und Mitdaseyn bedingtes Wesen, sondern das ausschließlich in selbst genugsame, unbedingt selbstständige das allein vollkommene, allein ganz wahrhafte Wesen.

Wie? Und dieser Gott, weil er nothwendig vollkommen, in sich selbst genugsam; also kein einzelnes Wesen, das ist, kein Individuum nur aus und unter einer Gattung ist. Er sollte darum nothwendig ohne Selbstbewußtseyn, ohne Persönlichkeit, folglich auch ohne Vernunft seyn müssen? Er sollte, weil er kein eingeschränktes, abhängiges unvollkommenes Wesen seyn kann nothwendig Nicht- Person, NichtIntelligenz seyn? Darum weil Er, unbedürftig der Natur, unbedürftig der Sinnlichkeit, in Ihm selbst allein das Leben hat; weil er in keinem Sinne Daseyn, Erkenntniß und Wahrheit nehmend, sondern überall und schlechterdings nur gebend ist: darum sollte Er selbst, Er allein seyn der nicht ist, der Unlebendige?

Ja, der nicht ist; nicht für sich und überall nicht! Denn ein Seyn ohne Selbstseyn ist durchaus und allgemein unmöglich. Ein Selbstseyn aber ohne Bewußtseyn, und wieder ein Bewußtseyn ohne

Selbstbewußtseyn, ohne Substanzialität und wenigstens angelegte Ver sönlichkeit, vollkommen eben so unmöglich; eines wie das andre nur gedankenloser Wortschall. Also Gott ist nicht, ist das Nichtseyende im höchsten Sinne, wenn er nicht ein Geist ist; und er ist kein Geist, wenn ihm die Grundeigenschaft des Geistes, das Selbstbewußtseyn, Substan zialität und Persönlichkeit, mangelt. Ist er aber kein Geist, so ist er auch nicht der Anfang der Dinge, in so fern sie Wirklichkeit und wahres Wesen haben; denn das Erste ist nothwendig überall, wo etwas wahrhaft ist, der Geist: es ist kein wahres Seyn noch Daseyn möglich, außer im Geiste und durch einen Geist.

Die gesunde noch unverkünftelte Vernunft hat an der Wahrheit dieser Säge nie gezweifelt. Ihr versteht es sich von selbst, daß Unwesen nicht das Wesen; ein Grund der Unvernunft nicht als Folge Vernünftiges und die Vernunft; ein dummes Ungefähr nicht Weisheit und Verstand; das Lodte und Tödtende nicht das Lebendige; unempfindlicher Stoff nicht die empfindende Seele, Liebe, Vorsorge, Aufopferung, Gerechtigkeit; das Zerstöhrende nicht das Schaffende und Ordnende; über: haupt das Geringere, aus seinen Mitteln, nicht das Höhere und Bessere hervorbringen, sich selbst aus sich allein dazu verklären und darin verwandlen kann; so wenig allmählig, das ist, mit der bloßen leeren Hülfe einer bloßen leeren Zeit, als, ohne Zeitverlauf, plöglich und in einem Nu.

Aber ein Geist! staunest du ein Geist, wie kann er etwas außer sich hervorbringen; etwas außer ihm wirkliches andere Geister? Wie etwas ihm ganz entgegengesettes: eine sinnliche, materielle Welt? Wie kann aus dem Ewigen ein Anfang kommen?

Wer faget dir, daß aus Ihm, was Du einen Anfang nennest, gekommen sey? Und was meinest du, wenn du von Anfänglichem und Unanfänglichem redest? Kannst du sagen, du sehest irgend etwas vor dir wahrhaft entstehen, und wahrhaft vergehen? Oder magst du sagen, es sey kein Anfangen und Aufhören, es verändere sich in Wahrheit nichts, nichts entstehe noch vergehe, alles seh ohne Wandel? Jenes verbietet dir die Vernunft; dieses, ein der Vernunft und Ansehn wenig stens gleiches unwiderstehliches Gefühl. Was das übrige betrifft, so staune doch zuerst darüber, daß nur etwas sey und wirke; oder läugne, daß es irgendwo ein Seyn und Bleiben gebe. Hier im Mittelpunkt des Unbegreiflichen, wo es dich ganz umgibt, besinne dich und wähle, ob du dich mit diesem Unbegreiflichen in Freundschaft oder Feindschaft zu befassen habest.

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Suchest du nicht überall ein Erstes; und kann ein Erstes je begriffen werden? Und was wäre dir das Erste, wenn es nicht Ursache wäre? Und was wäre dir Ursache wenn sie wäre, was nie ist?

Hier verweile, und sinne nach, tiefer und tiefer! Je vollkommener, stiller und reiner du in deinem Innersten dich sammeln wirst; desto deutlicher wirst du vernehmen: Er ist! der das Auge gemacht hat: Er fiehet! der das Ohr gepflanzt hat: Er höret! der dies Herz bereitet hat! Fr liebt! der diesen Geist aus sich gebohren hat: Er will, und weiß, und ist!

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