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quer über das Schiff; an ihren beiden Enden und in der Mitte befestigt hängt ein schlotterndes Seil, welches den Füßen des verwegenen Seemanns zum Ruhepunkt dient. Auf diesem Seil gehen sechs bis acht Matrosen hurtig und mit sicherm Tritt zu beiden Seiten bis an die äußersten Enden der Raa hinaus, troz des Windes, der das flatternde Segel gewaltsam hin und her schleudert und das Seil unter ihren Füßen erschüttert, trog der schwankenden Bewegung des Schiffs, welche in jener Höhe ohne Vergleich stärker gefühlt wird als auf dem Verdecke. Ich habe zu gleicher Zeit das Ende der großen Raa sich in eine thürmende Welle tauchen sehen. Der Matrose am Ende einer Segelstange, die gegen fünfzig Fuß hoch am Maste hängt, wird folglich mit jeder Welle alsdann durch einen Bogen von fünfzig bis sechszig Fuß geschaukelt. Jest scheint er ins Meer hinab geschleudert zu werden, jest wieder die Sterne zu berühren. Doch ohne sich diese gewaltsame Bewegungen anfechten zu lassen, biegt er sich über die Segelstange, ent reißt dem Winde das Segel, rollt es zusammen, bindet es fest, und vollendet diese gefahrvolle Arbeit mit seinen Gehülfen in wenigen Minuten. Seine einzige Sorge bei diesem wie bei jedem andern Geschäfte ist dahin gerichtet, daß es ihm keiner an Geschicklichkeit und Muth zuvorthun möge; denn dieser rühmliche Wetteifer liegt tief in seiner Seele und ist die Folge eines gewissen gemeinschaftlichen Gefühls, welches diesem Stande eigen ist. Ihm muß es übrigens gleich gelten, ob die Sonne ihm dazu leuchtet, oder ob er sich in der tiefsten Finsterniß der Nacht bloß auf das Tasten seiner harten Hände verlassen darf. Selbst wenn der Sturm ein Segel zerrissen hat und mit den Stücken Alles zerpeitscht, scheut kein Matrose die Gefahr von einem solchen Schlage getroffen zu werden, und rettet, was zu retten ist. Wenn in der Nähe Land vermuthet wird, sigt er mehrere Stunden lang unbeweglich am höchsten Gipfel der Marsstange und blickt aus dieser einsamen, schwindlicht machenden Höhe wachsam umher. Er lächelt, wenn unerfahrene Landleute oder junge Anfänger jeden heftigen Wind einen Sturm nennen, und ist ungern freigebig mit diesem Namen, so lange das Schiff noch mehr als die untern großen Segel führt. In offner Sec hat selbst ein Sturm nichts Schreckliches für ihn; was kann ihm schaden, sobald alle Segel eingezogen sind und das Schiff mit dem Schnabel gegen den Wind beigelegt, mit festgebundenem Ruder dem Drange der Wellen folgt? Oder wenn man es, sicher, daß kein Land in der Nähe sey, mit wenigen Segeln schnell vor dem Sturme hinfliehen läßt, vorausgeseßt, daß das Schiff dauerhaft gebaut sey? Nur alsdann wird der Sturm in der That furchtbar, wenn er das Schiff auf eine Küste führt, wo kein Hafen dem Seefahrer Sicherheit verspricht, und die einzige Hoffnung, dem Schiffbruch zu entgehen, auf der Stärke der Segel beruht. Diese Gefahr trifft ihn indeß nur selten; Anstrengungen und Unannehmlichkeiten hingegen sind sein tägliches Loos.

Der Posten am Steuerruder ist einer der beschwerlichsten; keiner hält es länger als eine Stunde dabei aus, und wenn die See in hohen Wogen geht und der Wind heftig stürmt, müssen zwei Personen zugleich

das Rab regieren, welches sonst für die Kräfte des einzlen Mannes leicht zu mächtig wird und ihn zuweilen so mit sich fortreißt, daß er in Lebensgefahr ist. Wenn das Schiff nahe am Winde geht und die See etwas ungestüm ist, so schlagen die Wellen oft hinein und zwar hauptsächlich da, wo die Wache sich aufhält, die zulezt bis auf die Haut durchnäßt sich lachend über ihr Unglück tröstet. Diese Gleichmüthigkeit, die den Sinn für Freude nicht ausschließt, ist ein Hauptzug im Charakter des Seemannes.

Die schnellen Veränderungen des Windes und der Witterung, die man zur See so oft erfährt, tragen Vieles dazu bei, den Matrosen gegen alles Ungemach zu härten. In Sturm und Regen lebt er der frohen Hoffnung, daß bald wieder Sonnenschein und guter Wind kommen werde. Allein auch wenn die Zeit der Prüfung kommt, wo diese Hoffnung fehl schlägt, ist das Beispiel des Befehlshabers und der Offiziere hinreichend, um den Muth des getäuschten Seemanns aufrecht zu erhalten.

LIV. Karl August, Großherzog von
Sachsen-Weimar.

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Schreiben des Goßherzogs Karl August von Sachsen-Weimar an den Minister von Göthe bei dessen Dienstjubiläum am 7. Nov. 1825.

Die

Sehr werthgeschäßter Herr geheimer Rath und Staatsminister! Gewiß mit vollem Rechte betrachte ich den Tag, wo Sie meiner Einladung folgend, in Weimar eintrafen, als den Tag des wirklichen Eintritts in meine Dienste, da Sie seit jenem Zeitpunkte nicht aufgehört haben, mir die erfreulichsten Beweise der treuesten Anhänglichkeit und Freundschaft durch Widmung Ihres feltenen Talents zu geben. 50ste Wiederkehr dieses Tages erkenne ich sonach mit dem lebhaftesten Vergnügen als das Dienst - Jubelfest meines ersten Staatsdieners, des Jugendfreundes, der mit unveränderter Treue, Neigung und Beständigkeit mich bisher in allen Wechselfällen des Lebens begleitet hat; dessen umsichtigem Rathe, dessen lebendiger Theilnahme und stets wohlgefälliger Dienstleistung ich den glücklichsten Erfolg der wichtigsten Unternehmungen verdanke, und den für immer gewonnen zu haben, ich als eine der höchsten Zierden meiner Regierung betrachte. Des heutigen Jubelfestes frohe Veranlassung gern benußend, um Ihnen diese Gesinnungen auszudrücken, bitte ich, der Unveränderlichkeit derselben sich versichert zu halten.

LV. Louise, Großherzogin von Sachsen

Weimar.

(30. Januar 1757 - 14. Febr. 1830.)

An K. L. von Knebel.

(Knebels Werke. Erster Theil. S. 227.)

Weimar, den 31. März 1819.

Die Beilagen werden Ihnen sagen, daß leider der jezige Augenblick nicht günstig für Ihre Angelegenheit war. In einiger Zeit werde ich Graf Görg nochmals daran erinnern, und da ihm der König von Baiern sehr wohl will, so hoffe ich, daß er's durchsetzen wird. Am guten Willen wird es ihm gewiß nicht fehlen.

Kozebue's Ende ist in jeder Rücksicht schauderhaft. Ich wußte, was an ihm war und schäßte ihn nie, auch hat sein albernes Geklatsche uns viele Unannehmlichkeiten zugezogen, aber abscheulich bleibt doch die That. Soll denn ein Vehmgericht wieder in Deutschland eingeführt werden? Die großen Schreier über Mangel an Freiheit sind doch wohl die größten Despoten, denn sie dulden ja nicht einmal eine ihnen entgegengesezte Meinung.

Es wird bei Ihnen schon recht grün sein? Hier fängt es auch an hübsch zu werden; wenn wir nur einmal die Aequinoctial-Winde überstanden hätten.

Ich wünsche Ihnen recht wohl und gesund zu leben.

L., G. H. v. S.

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Scenen aus den „Jägern. Einem ländlichen Sittengemälde in fünf

Aufzügen."

(Zweiter Band. S. 130 )

Amtmann. Oberförster.

Oberförster. Nun, Herr Amtmann, jezt sind wir allein.

Sie wollten mir ja nach Tisch etwas anvertrauen

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Amtmann. Das wollte ich. Allein dem Anscheine nach ist meine gute Meinung überflüssig. Die Frau Oberförsterin hat eine gewisse Idee gehabt, und nach Zuredung von meiner Seite hat meine Frau es sich gefallen lassen wollen, daß Ihr Anton meine Tochter Heirathe.

*) A. W. Ifflands theatralische Werke. Auswahl. Leipzig. Göschen. 1827. 8.

Oberförster. Wenn Ihnen das Zureden sauer geworden ist, so thut mir es leid; denn aus der Heirath kann nichts werden, weil mein Sohn Friederiken zur Frau nehmen wird.

Amtmann. So? Also hat meine Tochter recht gesehen? Die Frau Oberförsterin dachte vermuthlich

Oberföster. Links, und ihr Sohn rechts.

Amtmann. Hm! Was so ein junger Mensch will oder nicht, darauf kommt es nicht allemal an.

Oberförster. Aber hierbey denn doch wahrlich! Wenn er Heirathen soll, so muß er beym Blig doch dabey seyn!

Amtmann. Wenn die Väter über die Zahl einig sind, welche den drey Nullen vorgesezt werden soll, so giebt sich das Uebrige von felbst. Ich hätte ihm gewiß in Ansehung seines Dienstes ansehnliche Verbesserung verschafft, und

Oberförster. Wenn Sie meinen Sohn glücklich machen können, so werden Sie es, auch wenn er Ihre Tochter nicht heirathet.

Amtmann. Ja, o ja.

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Oberförster. Dem Geschickten steht der Ungeschicktere nach. Das versteht sich. Zu leben hat mein Sohn. Um Reichthum habe ich Gott noch nie gebeten. Wohlseyn! (Trinkt.)

-

Indeß

(Er nimmt ein Glas.) Gutes

Bey den Diäten haben Sie mir

Amtmann. (Kalt.) Höflichen Dank.
Oberförster. Apropos

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50 Thaler zu viel geschickt. Ihr Schreiber hat sie zurück bekommen. Amtmann. (Mit viel Aufhebens.) Das muß ein Irrthum von dem Menschen gewesen seyn, denn ich

Oberförster. Freylich ein Irrthum. Das sagte ich gleich
Amtmann. Daß Sie nicht denken, als

Oberförster. Ich schickte es fort, ehe ich darüber dachte.
Amtmann. Die Gedanken sind oft mancherley

mich immer Sie könnten glauben

den Weg der Erkaufung

man lästert

als ob ich Sie als ob ich

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Oberförster. Bewahre! Etwas kaufen zu wollen, das keinen Preis hat, dazu sind Sie zu vernünftig und zu sparsam, um 50 Thaler wegzuwerfen.

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Oberförster. Das ist Ihre eigne Schuld. Das macht Nun ein Glas ! Es ist ein reiner Wein, ein guter Wein, macht fröhlich und öffnet das Herz. Mir ist so zu Sinne. Ist Ihnen auch so so sprechen wir jezt wohl ein Wort mehr als sonst!

Amtmann. Ja wie so?

Oberförster. Sehen Sie was wir einer von dem andern halten, wissen wir. Aber weß das Herz voll ist Sie kennen das Sprichwort nun und ein Glas Wein löset die Zunge. Allein sind wir jezt sagen Sie, was Sie gegen mich auf dem Herzen haben; ich wills auch so machen. Wer weiß, kommen wir nicht näher zusam=

men! Die Geschäfte gehen denn doch besser, wenn wir einig sind, und das sind wir dem Fürsten und den Unterthanen schuldig.

Amtmann. Lieber Mann! Einigkeit ist ja mein täglicher Wunsch

Ich biete hiermit die erste Hand zur Freundschaft.

Oberförster. Wollen Sie, wie ich will? alte deutsche Treue!

Hand in Hand!

Amtmann. (Schlägt ein.) Und reciprokes Verständniß, amikable Behandlung.

Oberförster. Alles was ich Ehrliches vermag, ohne ausländische Worte voraus!

Amtmann.

Kann ich mich Ihnen anvertrauen?

Oberförster. Das kann jedermann.

Amtmann. Können Sie von Grillen abgehen?

Oberförster. Die Hand darauf! wenn Sie mir eine Grille beweisen, so kassiere ich sie.

Amtmann. Scharmant. Sie sollen einen dankbaren Mann an mir finden.

Oberförster. Herr Amtmann

-

wenn es möglich wäre

trinken

wenn ich Sie so in manchen Stücken ändern könnte — Nun wir noch ein Glas! Nehmen Sie stoßen Sie an (Sie stoßen an.) auf eine gute Stunde für uns Beide! (Sie trinken!) gesegnete Stunde! (Er schlägt ihm auf die Schulter.)

Amtmann. Wills Gott!

Oberförster. Der Wein erfreut des Menschen Herz!
Amtmann. Nun ja!

Auf eine

Oberförster. Der Wein schafft gute Menschen. Offne, treuherzige Menschen. Nun gehen Sie vom Plaze und reden Sie zum Besten. Ich höre, und will alles was gut ist. Nun reden Sie! Amtmann. Guter Mann

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gestiegen

Oberförster, Ich steige nicht mit.

Amtmann. Sie sind gleichsam ein Landmann

Oberförster. Sie sollten das auch seyn.

Amtmann. Ich bin eine obrigkeitliche Person; ich muß doch Figur machen.

Oberförster. Wenn jedermann Vertrauen und Liebe zu Ihnen hat, so machen Sie in Gottes Namen die wahre Figur.

will

Amtmann. Man hat Kinder, denen man etwas nachlassen

Oberförster. Etwas. Zu viel ist ungesund.

Amtmann. Bis man zu einem einträglichen Posten gelangt, kostet es Aufwand von aller Art.

Oberförster. Das verstehe ich nicht.

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