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andern. man mufs nur wifsen, was unter minne zu verstehen sei. Bech nimmt sie für die irdische. man sehe darauf hin das lied an: 'die Minne hat mich in dienst und pflicht genommen; sie heifst mich fahren; eid und treue kann ich ihr nicht brechen. mancher prahlt, was er um der Minne willen unternommen habe; wo sind die werke? das heifst minne, wenn man der Minne wegen in die fremde zieht. ihr minnesänger, euch mufs es oft schlecht gehen, denn ihr jagt trügerischen hoffnungen nach. ich kann von minne sprechen, denn sie hat mich und ich habe sie:

ir ringent umbe liep daz iuwer niht enwil:

wan müget ir armen minnen solhe minne als ich?'

da es schwerlich jemand einfallen wird zu behaupten, Hartmanns geliebte habe im Morgenlande gesefsen, und so sei es zu erklären dafs die minne den dichter gezwungen die fahrt zu unternehmen, so bleibt nur die annahme übrig, die frau habe aus besorgnis für ihre und ihres geliebten seligkeit ihn getrieben, den heiligen zug zu unternehmen. natürlicher war es, und häufiger kam es vor, dafs jemand durch liebe od durch der Minnen rát daheim blieb. denkbar ist am ende aber auch das andere; und wenn Hartmann, ohne die höllenangst der geliebten zu theilen, doch ihrem wunsche nachgiebt, hat er volles recht zu sagen, ez ist geminnet, der sich dur die Minne ellenden muoz. in welchem zusammenhang aber steht hiemit die dritte strophe? Hartmann hat bis jetzt dargethan wie grofs seine liebe ist. für die gegenliebe ist kein beweis vorgebracht, im gegentheil, wenn die geliebte ihn fortschickt, könnte man billig an ihr zweifeln. was berechtigt also Hartmann sich den übrigen minnesängern gegenüberzustellen, zu behaupten, sie jagten einem trügerischen wahnbilde nach? wie kann er schliefsen ir ringent umbe liep daz iuwer niht enwil? jeder würde antworten: woher weifst du das, Hartmann? im gegentheil unsere geliebten trauern und klagen, dafs wir von hinnen ziehen, während deine dich wegschickt, also dû ringest umbe liep daz din niht enwil. ich sehe nicht, wie man mit der irdischen minne zu einem genügenden verständnis des liedes kommen will. alles ist klar, wenn man an die himmlische denkt 1). sie hat ihn in pflicht

1) Bartsch hat das lied richtig aufgefafst; denn er bemerkt (einleitung zu den deutschen liederdichtern s. XVIII.) 'Hartmann rühmt die gottesminne, von der sein herz erfüllt ist, gegen die weltliche.'

Z. F. D. A. neue folge II.

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genommen und gebietet ihm jetzt zu fahren. sie zieht ihn über meer, nicht die pracht Saladins, nicht die aussicht auf ruhm und abenteuer. an ihr kann es ihm nicht mislingen, während die minnesänger einem vergänglichen ungewissen ziele nachjagen. die auslegung ist nicht gesucht. der gedanke an die himmlische minne lag dem zeitalter nahe und muste ihm besonders nahe gebracht werden, wenn ein ritter, dessen gewand mit dem kreuz geziert war, das lied vortrug. so bittet Walther (82, 3) die Minne um ihr geleit zum himmel und stellt (67, 24) der lügenhaften minne des leibes die wahre ewige der seele gegenüber. das eine seiner kreuzlieder beginnt Vil süeze wære minne, berihte kranke sinne.

Mit den verschiedenen motiven, welche Bech gesehen hat, ist es also nichts; auf die erwähnung Frankens als heimat komme ich nachher.

In dem liede 216, 29 erzählt Hartmann, er habe einmal einer frau von stande seinen dienst angeboten: da sei er aber 'twerhes' angesehen. er wolle daher nicht mehr nach einem zu hohen ziele streben,

wand ich mac baz vertriben

die zit mit armen wiben.

swar ich kum dá ist ir vil,

da vind ich dic diu mich dd wil.

man sieht daraus dafs Hartmann einmal vergeblich geminnet hat und mit seinem dienste abgewiesen ist. dafs er aber ein dauerndes verhältnis zu einem mädchen niederes standes angeknüpft habe, ergiebt sich nicht daraus. im gegentheil, aus den worten swar ich kum dá ist ir vil wird klar, dafs er wenigstens damals wol an liebe aber nicht an einen dienst dachte. aber doch mufs er ein zweites verhältnis angeknüpft haben.

In dem liede 214, 34 läfst Hartmann einer frau seinen dienst anbieten. sie nimmt ihn zwar nicht grade an: die abweisung aber ist der art dafs sie einer gewährung nahe kommt. jedesfalls passt auf sie der ausdruck, den er von seiner mislungenen werbung braucht, dô wart ich twerhes an gesehen nicht. auf dieses zweite glücklichere verhältnis bezieht sich das dactylische lied 215, 14, in dem es z. 26 heifst

do ich die werden mit fuoge gesach,
und ich ir gar mines willen verjach,
daznpfie si mir so daz irs got iemer lône.

z. 29 si was von kinde und muoz mê sîn mîn krône scheint zwar nicht auf ein zweites verhältnis zu passen. aber dafs man solche liebesschwüre nicht presse, davor warnt schon der anfang des liedes Ich muoz von rehte den tac iemer minnen do ich die werden von érste erkande, in süezer zühte, mit wiplichen sinnen, der zu einer genauen auslegung von z. 29 nicht wohl passt. - hierher gehört ferner 216, 1, wo die frau erklärt, auch gegen den willen der verwandten und freunde den geliebten minnen zu wollen, und 217, 14 die rührende klage einer frau über den verlust ihres freundes. das lied beruht also auf einer fiction, zu der der dichter aber leicht kommen konnte in der zeit, als er die gefährliche kreuzfahrt unternahm.

In der strophe 206, 10 klagt Hartmann

swaz fröiden mir von kinde wonte bi,
die sint verzinset als ez got gebôt.
mich hat beswæret mines herren tôt;

darzuo só trüebet mich ein varnde leit:

mir hat ein wip genade widerseit.

die worte beziehen sich offenbar auf seinen ersten minnedienst und es geht daraus hervor, dass er noch fortbestand als sein herr gestorben war. Bech s. V bezieht die strophe auf den kreuzzug, ‘welcher für ihn die quelle bitterer leiden war.' davon sehe ich nicht die spur. er sagt ja ganz deutlich, seines herren tod und die ungnade seiner geliebten seien das was ihn bekümmere. mit diesem leid hat er seine früheren freuden bezahlt.

Die strophen des tones 209, 25 sind gedichtet nachdem Hartmann das kreuz genommen hatte. die wunde, die ihm der tod seines herren schlug, ist noch nicht verharscht. den halben lohn, den er für seine fahrt zu erwarten hat, vermacht er ihm. von der geliebten ist in keiner dieser strophen die rede, und doch wäre ihre erwähnung nicht nur natürlich sondern beinahe nothwendig bei einem schritte, der eine jahrelange trennung, vielleicht eine trennung auf immer zur folge hatte. Friedrich von Hausen (MSF. 47, 11. 48, 3), Reimar der alte (181, 13), Albrecht von Johansdorf (86, 25. 87, 14. 33. 89, 21) stellen den abschied von der geliebten gerade als das hin, was ihnen die kreuzfahrt schwer macht, und der letztgenannte dichter will seiner dame den halben lohn abtreten: nur Hartmann sollte die seine ganz vergessen? er sollte sogar so weit gehen zu sagen, die kreuzfahrt werde ihm

leicht, weil die welt ihn so gewöhnt habe dafs er nicht eben sehr an ihr hange (211, 8)? ich glaube man mufs annehmen dafs das verhältnis damals als diese kreuzlieder entstanden schon gelöst war. die kurze strophe 211, 20 in der er ganz im allgemeinen sagt, eine frau, die während der abwesenheit ihres lieben mannes die treue bewahre, habe den halben lohn der fahrt, bestätigt nur die annahme.

Das lied 212, 13 ist gedichtet, während Hartmann von der geliebten getrennt war. dafs diese trennung durch den kreuzzug veranlafst sei, wird zwar nicht ausdrücklich gesagt, ist aber sehr wahrscheinlich. denn z. 27 spricht er von einer langen vrömede und z. 24 sagt er dafs manch anderer mit ihm in derselben lage sei, so ist unser sumelicher beiten alze lanc, daz ein wip ir state an uns erzeigen mac. da nun das verhältnis zu der vornehmen frau sich schon vor der abfahrt gelöst hatte, mufs sich das lied auf die zweite minne beziehen und diese begonnen haben, ehe der dichter Franken verliefs.

Die zeitliche ordnung der gewonnenen thatsachen ist also folgende: Hartmann dient ohne erfolg einer vornehmen dame. sein herr stirbt. er giebt den minnedienst auf. nimmt das kreuz. knüpft ein neues verhältnis an. macht den kreuzzug. von den liedern die auf das zweite verhältnis bezogen wurden, fällt das erste in den sommer (214, 38), das zweite in den winter (216, 5), das dritte in den sommer. werfen wir nun einen blick auf die geschichte.

Ostern 1195 hatte kaiser Heinrich VI zu Bari gelobt den kreuzzug zu unterstützen. im herbste des jahres fand eine fürstenversammlung in Gelnhausen und vom letzten tage des novembers an ein glänzender reichstag in Worms statt. der kaiser safs selbst mehrere stunden täglich mit dem päbstlichen legaten im dom und ermahnte zur annahme des kreuzes. viele fürsten, edele und ritter liefsen sich damals zeichnen. unter ihnen wird auch Hartmann gewesen sein. im frühling des jahres 1197 brach der kanzler Konrad mit den pilgern aus Franken und den Rheinlanden über die Alpen nach Italien auf, um sich in den apulischen häfen nach dem gelobten lande einzuschiffen. für Hartmanns zweites minneverhältnis also, das sich nach der kreuznahme bildete, bleibt die zeit vom winter 1195-96 bis zum frühjahr 1197, oder da es in einem sommer beginnt (214, 35 ff.), die zeit vom frühling 1196 bis 1197. in diese zeit passen die lieder aufs beste. der winter, der 216, 1 ff.

erwähnt wird, ist der von 1196-97, der sommer, in dem die geliebte über den tod des freundes klagt, der des jahres 1197, in dem das heer aufbrach.

Dafs Hartmann als er das kreuz nahm ritter war, läfst sich nicht beweisen; wahrscheinlich ist es aber, weil er es sehr bald darauf ist. in der werbung um die geliebte heifst es

Dir hát enboten, frouwe guot,

sin dienest der dir es wol gan

ein ritter.

jedesfalls hat er also den kreuzzug als ritter mitgemacht. Bech freilich, der annimmt dafs der Erec nach dem kreuzzuge gedichtet sei, aber mit hinblick auf v. 1590—1602 und v. 7479 zugiebt dafs Hartmann ihn dichtete, als er noch nicht ritter war, muss annehmen, er habe auch den kreuzzug nicht als ritter mitgemacht und glaubt eine bestätigung dieser ansicht in dem ausdruck tumber man zu haben, den Hartmann (209, 30. 210, 13) von sich braucht, nachdem er das kreuz schon genommen hatte. aber was berechtigt uns zu der interpretation 'ein junger unerfahrner mann.' ein tumber man ist einer der sich des rehten niht versinnen kan. das kann ein junger sein, braucht aber nicht. Walther sagt in seinem allerletzten liede, das er als ein sechziger gedichtet hat, 'waz sprich ich tumber man durch minen bæsen zorn?' also auch diese ansicht Bechs mufs zurückgewiesen werden. nun noch ein wort über Franken, an dessen erwähnung im kreuzliede Bech so grofsen anstofs nimmt. aus der art und weise wie Hartmann in jenem liede Franken erwähnt, geht hervor dafs er zur zeit des aufbruchs nicht nur vorübergehend dort anwesend war, etwa weil dort der versammlungsort der kreuzritter gewesen wäre. er mufs dort festen wohnsitz gehabt haben. seine eigentliche heimat braucht es aber nicht gewesen sein. ebenso wenig läfst sich Schwaben als solche erweisen. wenn Heinrich vom Türlein in der Krone sagt als ich ez vil ofte las an Êrecke, den von der Swabe lande uns brähte ein tihtære' (die stelle ist abgedruckt in Haupts ausgabe der kleinen gedichte Hartmanns s. XII), so mufs man danach freilich annehmen dafs Hartmann den Erec in Schwaben dichtete, aber nicht dafs er in Schwaben geboren und nicht, dafs er zeit lebens in Schwaben geblieben sei. mehr ergiebt sich auch daraus nicht dafs Hartmann im armen Heinrich sich selbst als dienstmann eines schwäbischen geschlechtes bezeichnet. im gegentheil kann es, wie Haupt s. XI

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