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described, I cannot see of what use it can be to read the account. Der Dichter soll sich auch davor hüten, Charaktere zu schildern, deren gute und schlechte Eigenschaften gleich stark hervortreten. Der Leser könnte solche Menschen im Lauf der Erzählung lieb gewinnen, statt sie zu verabscheuen. Johnson denkt wohl an den liebenswürdigen Tunichtgut Tom Jones. Er nennt Fieldings Roman bezeichnender Weise a vicious book, 207) was uns nach dem eben Gesagten nicht auffallen wird.

Aus Fieldings Dedication zu Tom Jones erfahren wir zwar aus seinem eigenen Munde, daß es sein,,sincere endeavour" war to recommend goodness and innocence, daß eine ,,moral" zu Grunde liegt. Vor Johnsons gestrengem Urteil blieb aber zum mindesten Fieldings Vollbringen weit hinter dem Wollen zurück. Er spricht ihm sogar Talent und Menschenkenntnis ab, und stellt Richardson in talents as in virtue hoch über ihn.208)

In Fielding witterte er zweifellos den Geist der neuen Zeit. Sein kräftiger Realismus verkündete wenigstens bestimmte Töne des Kommenden: die naturalistische Tendenz.

Biographie.

Wir wissen durch Boswell und Hawkins, daß Johnson sehr gern Biographien las.209)

Keine Gattung, meint Johnson, verdient mehr gepflegt zu werden als die Biographie, being a history of manners, denn keine erfreut und interessiert uns mehr, keine ist uns von größerm Nutzen, dank der Ähnlichkeit ihrer Geschehnisse mit denjenigen eines gewöhnlichen Menschentebens.210)

Die Geschichte ist zu großzügig, zu mannigfaltig, mit ihrer Unmenge von Begebenheiten, die uns im alltäglichen Leben nichts nützen.212)

Es werden wenig Leben gelebt, deren verständige Darstellung nicht nützlich wäre. There is such an uniformity in the state of man, that there is scarce any possibility of good or ill, but is common to human kind.213)

Eine Biographie braucht keine auffallenden Ereignisse zu schildern. Der Biograph soll sogar kurz darüber hinweggehen, lead the thoughts into domestick privacies, 207) M. II, 190.

208) M. II, 251; B. J. II, 174; Letters I, 21.

209) B. J. I, 425; III, 206, N. 1; IV, 34; V, 79.

210) Ra. 60; B. J. V. 79.

211) I., 84.

212) Ra. 60.

and display the minute details of daily life, where men excel each other only by prudence and by virtue.

Eine chronologische Aufzählung der Taten gibt uns kein Charakterbild; das tut erst die Schilderung der Handlungsweise. Und die ergibt sich aus der Schilderung vieler, natürlich der sprechendsten Einzelheiten.

Dabei darf der Biograph aber nicht auf die nichtssagendsten Details verfallen, wie Tickell, der uns in seiner Biographie Addisons über dessen unregelmäßigen Puls berichtet!

Die Details, die das Bild lebenswahr machen, sind von so flüchtiger Art, daß sie nur der festzuhalten weiß, der den betreffenden Menschen persönlich gekannt hat.214)

Johnson wendet sich gegen die Neigung der Biographen, gewöhnliche Handlungen und Ereignisse ins Bewundernswerte zu heben, und ist natürlicherweise kein Freund der „Panegyrics“.215) In seinen,,Lives" hat er keinem seiner 52 Dichter ungetrübtes Lob gespendet. Gerecht aber wollte er jedem einzelnen werden, was ihm allerdings nicht immer gelungen ist. Denn wenn er sich über die,,honeysuckle lives of Milton" 216) ärgerte und seine Biographie in einem andern Ton schrieb, so war seine Abneigung gegen den Republikaner zum großen Teil schuld daran.

Die unschönen Züge dürfen nicht weggelassen werden, denn der Biograph soll seine Aufgabe historisch betrachten. Dazu kommt für Johnson noch ein moralischer Grund: Wenn nur die guten Eigenschaften geschildert würden, meint er, müßten die gewöhnlichen Sterblichen die Hoffnung aufgeben, das Beispiel nachleben zu können.217) An instructive caution to avoid drinking wäre es z. B., wenn die Biographie Parnells warnend zeigen würde, wie sogar ein gelehrter und schöpferischer Geist daran zu Grunde gehen kann.218)

Wenn es sich um Zeitgenossen handelt, so sollte der Biograph diesen oder jenen kleinen Zug taktvoll weglassen dürfen. Johnson empfindet dies allerdings als the great impediment of biography, er selbst habe sich bemüht, rather to say nothing that is false, than all that is true.219)

In einer Idler-Nummer 220) spricht Johnson den Wunsch aus, das Leben von Dichtern möchte in Biographien niedergelegt werden, da es reichen Stoff biete. Im Jahre 1773, acht Jahre

214) L. II, 116.

215) L. II, 11.

216) L. I, 84, N.

217) M. II, 3.

218) B. J. III, 155.

219) L. II, 116.

vor dem Erscheinen der ,,Lives", sprach er sich darüber aus: Beside the common incidents of life, it should tell us his studies, his mode of living, the means by which he attained to excellence and his opinion of his own works.221)

In seinen,,Lives" hat uns Johnson diese Verbindung von Biographie und Kritik gegeben und uns den Menschen im Dichter nahe gebracht. Kleine persönliche Gewohnheiten machen das Bild lebenswahr. Und es ist auch ganz selbstverständlich, daß der Mann, der so fest im Leben wurzelte und dasselbe so warm zu ergreifen suchte, seine 52 Dichter auf ihr Leben hin prüfte ebenso sehr als nach ihren Werken.

Johnson spricht der Autobiographie die größte innere Wahrheit zu, da, meint er, wohl die wenigsten Menschen vor sich selbst in die übliche Vergötterung fallen, und Erkenntnis und Gewissen gute Bürgen der Wahrheit seien. Im Vergleich mit den vielen Beweggründen, die einen Biographen zur Übertreibung verleiten können, habe sich der Autobiograph nur der Eigenliebe zu hüten.222)

Die Kunst des Briefschreibens.

Johnson legt dieser Kunst keinen Wert bei. Den Grund für den Mangel an englischer Briefliteratur findet er in der Verachtung, die der Engländer für solche Spielereien habe, und in der Würde des Publikums, das an Darstellungen so persönlicher Natur kein richtiges Interesse haben könne. Denn was ein Voiture oder ein Scarron fertig gebracht habe, würden noch viele erreichen.223) Kleuker 224) weist mit Recht darauf hin, daß Johnson absichtlich nur ,,diese beiden oberflächlichen Plauderer" anführe, um den Vorrang der Franzosen in dieser literarischen Gattung möglichst zu disqualifizieren. Zur Zeit des Rambler hatte England noch keine bedeutende Briefliteratur, von der Johnson eine Liste gibt.225) Ganz verachtet muß er sie doch nicht haben, denn unter seinen geplanten Werken, im Catalogue of Designs, 226) finden wir folgende Angaben: A Collection of Letters, translated from the modern writers, A book of Letters, upon all kinds of subjects, A Collection of Letters from English Authors.

Johnson weist die Ansicht als kindisch zurück, die z. B. Voltaire ausgesprochen, 227) im Brief zeige sich der wahre Charakter 221) B. J. V, 240.

222) I., 84.

223) Ra. 152.

224) Klenker, S. 19.

225) L. III, 159.

227) Voltaire, Oeuvres, 66 tomes, Paris 1819—25, III, 39.

des Schreibers. Die wenigsten, sagt Johnson, werden ihr Herz, das sie vor sich selbst kaum zu öffnen wagen, andern bloß legen.228) Der Briefverkehr, meint er, führt leicht zu Selbstbetrug und Sophisterei.229) Er selbst legte, der Mode zum Trotz, möglichst wenig in seine eigenen Briefe.230)

Regeln stellt er nicht auf. Ease and simplicity, an even flow of unlaboured diction, and an artless arrangement of obvious sentiments sind Haupterfordernisse. Daß auch die Briefe verfaßt sein sollen with strict conformity to nature, versteht sich von selbst, da keine Komposition dieses fundamentale Gesetz verletzen darf.231)

Die Konversation.

Nichts ist bekannter über Johnson als seine hervorragende Kunst der Unterhaltung, deren Schlagfertigkeit und unerschöpfliche Fülle wir in Boswells Life bewundern. Er schlägt auch die Bedeutung der Konversation für die Dichter und den Menschen überhaupt sehr hoch an und hat in ihr höchsten Genuß gefunden: There is in this world no real delight (excepting those of sensuality) but exchange of ideas in conversation.232)

Er betrachtet die Konversation als Prüfstein der Geistesgaben. Er steht mit dieser Wertschätzung der Unterhaltung auf klassizistischem Boden und stimmt darin mit den Franzosen des 17. Jahrhunderts überein.234) Sie ist eine natürliche Konsequenz der Bedeutung, die der Gesellschaft beigelegt wurde. Goldsmith ausgenommen, waren fast alle Großen jener Zeit Meister der Konversation.

Die Kunst der Unterhaltung gehört mit zu den Gaben, die den Schriftsteller ausmachen. Der Dichter, der nicht im Leben drin steht, sich vom Umgang mit der Welt abschließt, wird einseitig und langweilig. Nur wer seine Ideen oft verteidigt und sie in verschiedenem Lichte beleuchten lernt, wird ihrer sicher. Während der Dichter seine Gedanken in der Schrift konzentriert, lernt er sie durch die Unterhaltung verbreiten; denn method is the excellence of writing, and unconstraint the grace of conversation.235)

Aus einem Dichter sollte auch in der Unterhaltung Fülle des Wissens und Kraft der Phantasie strömen und ihn da

228) L. III, 206; vgl. Letters II, 52; B. J. IV, 102.

229) L. III, 207; M. II, 143.

230) B. J. IV, 102.

231) Ra. 152.

232) M. I, 324; vgl. M. II, 91 ff.; Ra. 80.

234) Kleuker, S. 35 ff.

durch von gewöhnlichen Sterblichen unterscheiden.236) Und für den Dichter, der nur dichten kann, hat Johnson ein verächtliches Lächeln.237) Als sich Johnson bei Lord Marchmont nach Einzelheiten aus Popes Leben erkundigte, war seine erste Frage:,,What kind of a man was Mr. Pope in his conversation?" 238) und konstatiert, daß sich weder Pope noch Dryden darin auszeichnete.289) Über Addisons Zurückhaltung in größerer Gesellschaft 240) kommt Johnson nicht weg und zürnt ihm wegen seiner,,sullen taciturnity and obstinacy of silence", weil er dadurch seine Welt um viel Freude ärmer gemacht habe.241)

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Die beste Konversation consists in elegant and pleasing thoughts, expressed in natural and pleasing terms.242) Auch von ihr also verlangt er Natürlichkeit. Das Überschwängliche verstimmte ihn: He disliked a man to be in his talk,,a rapturist",,,an enthusiast by rule" 243) und nannte das the happiest conversation of which nothing is distinctly remembered but a general effect of pleasing impression.244) Effekthascherei war ihm zuwider, deshalb tadelt er Goldsmith, for he talked always for fame. The man who talks to unburden his mind. is the man to delight you.245) Der gute Unterhalter darf sich aber freuen am Genuß, den er sich und andern bereitet. Er erntet die Frucht seines Könnens, im Augenblick der Tat und kann sich der wirklichen sovereignty seines Talentes überzeugen, während ein Schriftsteller im besten Fall von seiner Macht nur zu hören bekommt.246)

Selbstverständlich verlangt Johnson eine möglichst feine Sprache, gerundete Diktion. Er selbst machte es sich zur Regel, immer so gut als möglich zu reden, sowohl in Bezug auf Inhalt als auf den Ausdruck.247)

Zur guten Konversation gehören nicht nur sprightliness of fancy, copiousness of language and fertility of sentiment,219) sondern

236) B. J. III, 339.

237) B. J. II, 92, 340; III, 72; L. III, 75.

238) M. II, 4; I, 289; vgl. B. J. II, 361; III, 22.

239) L. III, 201; I, 396.

240) Im intimen Kreise war Addison ,,the best company in the world", Spence's Anect. 232.

241) L. II, 118.

242) M. I, 208.

243) B. J. II, 41, N.; IV, 33; Letters II, 19.

244) B. J. IV, 50.

245) B. J. III, 247; Ra. 188.

246) Ra. 101.

247) B. J. I, 204; IV, 183, 236; M. II, 96.

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