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Seemann, dessen Gleichen es in jener Zeit wenige gab. Oft hatte man Williams sagen hören: „Unter Allen, die ich kenne, giebt es keinen wie Kapitän Morgan; den würde ich mir vor allen Andern für unsern 'Camden' wünschen." Allein dieser treffliche Seemann war eben jest, wie es hieß, weit weg in der fernen Südsee. Dort kannten und liebten ihn alle Missionare. Sein Schiff hieß nur das 'Gebetsschiff', weil Kapitän und Mannschaft als Leute des Gebets allenthalben bekannt waren; und nie war die Freude auf einer von Missionaren oder eingeborenen Lehrern beseßten Insel größer, als wenn Morgan's 'Gebetsschiff' in Sicht und vor Anker kam. War es doch einmal, als er eben wieder von England nach der Südsee abzufahren im Begriff war, geschehen, daß Morgan unter seinen Steuermännern und Matrosen eine Kollekte veranstaltete, um daraus für die einsamen Missionsgeschwister im fernen Ocean ein Geschenk von allerlei nüßlichen Gegenständen zu kaufen und ihnen damit eine unerwartete Freude zu bereiten. Wie Schade, daß man diesen theuern Mann nicht für die Führung des Camden gewinnen konnte! Wohl hatte Morgan in den fernen Meeren der Südsee davon gehört, daß Williams ein Missionsschiff in England zu kaufen beabsichtige; und eben jeßt, als der Camden schon angekauft war, kam ein Schreiben von ihm, worin er aus freien Stücken seine Dienste dafür anbot. Allein der Beisaß, daß er freilich erst in zwei Jahren von seinem gegenwärtigen Engagement frei werden könne, ließ die Sache sofort als unmöglich er= scheinen. Williams sah sich genöthigt, nach einem andern Kapitän zu suchen. Es gelang ihm endlich, und nachdem er noch alle nöthigen Erkundigungen eingezogen, war er eben im Begriff, von einem Landsit in der Nähe von London, wo er bei einem Freunde verweilte, nach der Hauptstadt zurückzukehren und den erwähnten Kapitän definitiv zu engagiren. Der Freund aber nöthigte seinen lieben Gast, noch einen weiteren Tag zuzugeben und so seinen Besuch zu verlängern. Wie wunderbar sind die Fügungen Gottes! An demselben Tag, an welchem Williams dem Kapitän die entscheidende Antwort hatte bringen wollen, kam ein ganz kurzes Schreiben bei ihm an, worin es hieß: „Kapitän Morgan ist so eben angekommen! Er hat an der Nordküste Neuhollands Schiffbruch gelitten. Er ist mit Freuden bereit, die Führung des Camden zu übernehmen." Das ist der Finger Gottes!" rief Williams, eilte nach London und nach wenigen Stunden war Alles im Reinen. Morgan selbst hat es nachmals mehr als

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einmal mit tiefer Bewegung ausgesprochen, daß er die Aufgabe, das Missionsschiff zu führen, für die höchste Ehre und das größte Vorrecht betrachte, dessen ihn Gott in seinem ganzen Leben gewürdigt habe."

Am 11. April 1838 fuhr der Camden unter dem Zusammenlauf einer zahllosen Menschenmenge und unter stets wiederholten Zurufen, die zum Theil von Thränen erstickt waren, von der Londonbrücke ab. Um die Mitte 1839 befand sich der eifrige Williams schon wieder in Mitten seiner geliebten Insulaner auf Upolu, einer der Schiffer-Inseln. Im November desselben Jahrs brach er, begleitet von zwei andern europäischen Missionaren und zwölf eingeborenen Lehrern, auf dem von Kapitän Morgan geführten „Camden “ nach dem Land seiner Sehnsucht auf, nach den Neuhebriden.

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2. Land und Leute.

Wir eilen dem Missionsschiff, das eine so kostbare Ladung trägt, voraus und lernen die Inseln, denen es zusteuert, und ihre Bevölferung etwas näher kennen.

Wer die Karte des großen Oceans, der sich zwischen den Westküsten des amerikanischen Kontinents und der Ostküste Asiens ausdehnt, mit Aufmerksamkeit betrachtet, der bemerkt sogleich, daß die Hauptmasse der dort ausgestreuten Inselwelt auf der Südseite des Aequa= tors gelagert ist. Was auf seiner Nordseite liegt, das beschränkt sich einestheils auf die kleine Gruppe der Sandwich-Inseln (rechts oben), die wie ein einsamer Vorposten in der weiten Wasserwüste liegen, anderntheils auf die zahllose Menge der kleinen Eilande, die unter dem allgemeinen Namen von Mikronesien bekannt sind und die verschiedenen Gruppen der Mariannen, Karolinen, des Lord Mulgrave's Archipel 2. in sich schließen. Eine zweite Wahrnehmung, die bei dem Anblick der Karte des stillen Meeres sich ausdrängt, ist die, daß die bei weitem überwiegende Masse von Inseln, sowohl was ihre Zahl als was ihre Größe betrifft, im Westen dieses Oceans, und somit gerade vor dem astatischen Kontinent gelagert ist. Dort liegt ja auch das kolossale Festland von Australien (oder Neuholland), um welches her sich dann in einem weiten, nach Nordost gelegenen Viertelskreisbogen die großen Inseln von Neu-Guinea, Neu-Britanien und NeuIrland, Neu-Kaledonien und Neuseeland gleich mächtigen Vorwerken herlagern. Erst jenseits dieser großen Inseln (nach Nord, Nordost

und Ost) beginnt dann die Welt der zahllosen kleinen Eilande, die sich ihrerseits wieder gruppenweise gleich einzelnen Blumenbeeten zusammenordnen.

Es ist insbesondere der Raum zwischen dem 10. Grad südlicher Breite und dem Wendekreis des Steinbocks, welcher die für die Mission von so hoher Bedeutung gewordenen Inselgruppen in sich schließt. Sie lassen sich leicht in drei Hauptlager abtheilen. Am weitesten gegen Often, und somit dem Festland von Südamerika am nächsten, liegt das erste Lager, welches die Marquesas-Inseln (nördlich), die Niedrigen Inseln (südlich) und die Gesellschafts-Inseln mit Tahiti (westlich) umfaßt. Gehen wir auf gerader Linie weiter nach Westen, so bilden die Cooks- oder Herwey-Inseln die Brücke zum zweiten Hauptlager. Auch dieses gliedert sich, wie das erste, in drei

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Gruppen. Es sind die Schiffer- oder Samoa-Inseln (nördlich), die Freundschafts- oder Tonga-Inseln (südlich) und die Fidschioder Viti-Inseln (westlich). Endlich folgt noch weiter gegen Westen das dritte Lager, das aus den Neuhebriden, den Loyalty - Inseln und der großen langgestrekten Insel von Neu-Kaledonien gebildet wird. Damit haben wir den Punkt erreicht, der das Ziel unsres Williams, - das Ziel seiner Sehnsucht, wie seiner irdischen Wallfahrt war.

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Die Neuhebriden liegen nordöstlich von dem östlichsten Punkte Neuhollands (270 Meilen davon entfernt), und gerade nördlich von Neuseeland. Die ganze Gruppe, aus 9 bis 10 größeren und zahlreichen kleineren Eilanden bestehend, zieht sich wie eine Perlenschnur von Süden nach Norden hinauf. Der erste Seefahrer, der diese Inseln entdeckte, war der Spanier Torres, der mit seinem Gefährten Quiros im J. 1606 von Peru aus die Hauptinsel (das nördlichste Glied dieser Gruppe) erreichte, ihr und der ganzen Gruppe den Namen Tierra del Espiritu santo" (Land des heiligen Geistes) gab und von ihr für die spanische Krone Besiz nahm. Auf dieser Hauptinsel, die jenen Namen heute noch trägt, sollte eine Stadt, Neu-Jerusalem genannt, gegründet werden. Aber es kam so wenig zur Ausführung, daß nach kurzer Zeit selbst das Dasein dieser Eilande in Vergessenheit gerieth. Erst 162 Jahre später (1768) fand der Franzose Bougainville sie wieder auf; dem größten unter allen neuern Entdeckern aber, dem Engländer Cook, war es aufbehalten, diese Inselgruppe wissenschaftlich zu untersuchen (1774), ihre Lage, Größe und Beschaffenheit genauer zu bestimmen und dem ganzen Inselkompler den Namen zu geben, den er heute noch trägt.

Die Inseln der Südsee unterscheiden sich nach ihrer geognostischen Beschaffenheit wesentlich von einander und theilen sich in vulkanische oder besaltische, und in Korallen-Inseln. Die leßteren verdanken ihre ganze Entstehung der allmähligen Arbeit der Korallenthiere. Diese, die wunderbare Brücke bildend zwischen der Thier- und Pflanzenwelt, sind eine Art zartes Gewürm, das, mit einem kalkigen Gehäuse unzertrennlich verbunden, sich nicht nach Thierweise durch Zeugung und Geburt fortpflanzt, um, jedes für sich, ein Sonderleben zu führen, sondern nach Pflanzenart gleich Zweigen vom Stamm hervortreibt und mit dem Mutterstamm Ein Gesammtleben führt. Der breite Fuß des Korallenstammes ist auf den felsigen, aus der Tiefe emporstrebenden Erhebungen des Meeresbodens festgeleimt. Von da aus Miff. Mag. VI.

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wächst und baut sich der Stamm mit seinen Verzweigungen mit unglaublicher Eile, bis der Bau die Oberfläche des Wassers erreicht. An der freien Luft aber vertrocknen die Thiere und ihre Kalksubstanz verhärtet. Doch auch im pflanzenartigen Korallenthier wohnt die Liebe zum Leben und das instinktive Ausweichen vor der Gefahr des Ersterbens. So wendet sich die Arbeit der Korallen, statt weiter in die Höhe zu bauen, fortan in die Breite. Andere benachbarte Stämme begegnen sich, bis in mancherlei Form und Gestaltung ein Kranz von Korallenstämmen sich bildet, der an der Oberfläche des Wassers mündet. Auf dieser meist ringförmigen, immerhin unebenen Krone lagern sich, von den Meereswogen hergetragen, Sandschichten und Trümmer von Seethierschalen ab; es sammelt sich Meerschlamm, und eine ringoder halbringförmige Insel fängt an, aus dem Wasser emporzutauchen. Pflanzenkeime, vom Meere hergeschwemmt, Samen, im Gefieder der Vögel herbeigetragen, fassen Wurzel in dem seuchten üppigen Schlammboden. Es zeigen sich Bäume und andere Gewächse, und zulezt erscheint der Mensch und nimmt von der neuen Schöpfung Besiz. Der Proceß des Werdens und Gestaltens geht langsam und durch eine Reihe von Menschenaltern fort, und doch unterliegt er deutlich und unverkennbar der Beobachtung. Da sieht man heute nur erst die sandige nackte Krone des Korallenbau's über die Meereswasser hervorragen; nach einigen Jahrzehnten findest du den Saum des Riffes mit Kokos oder Brodfruchtbäumen gekrönt. Dort erhebt sich heute ein Kranz von schlanken Palmen auf dem ringförmigen schmalen Inselrand, während hinter diesem fruchtbaren Landring nach Jnnen zu noch ein großes Wasserbecken sich ausdehnt; nach einer oder etlichen Generationen ist dieses Becken ausgetrocknet und sumpfige Niederung oder bewohnbares Land geworden. Ueberall aber tragen diese aus Korallenbildung entstandenen Inseln den Charakter ihrer Entstehung deutlich erkennbar an sich. Durchaus niedrig, nach Innen noch mehr vertieft, mit reichem üppigem Kulturboden bedeckt, aber meist ohne gutes Trinkwasser, bevölkert von mancherlei See- und Landvögeln, aber ohne Säugethiere, das ist in kurzen Zügen das Bild von allen. Zu ihnen gehören fast sämmtliche Inselgruppen, die in den östlichen tropischen Gebieten des großen Oceans liegen.

Ganz anders sind die Inseln der vulkanischen oder basaltischen Formation. Eine Reihe von diesen enthält heute noch brennende Vulkane (vergl. den Kilauea auf der Sandwich - Insel Hawaii, MM. 1861

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