صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

aber beide, Mann' und Weib, wer es williglich that, und wen sein Herz trieb, freiwillige Gaben dem Herrn." Sie brachten aber alle Morgen ihre willige Gabe zu Mose. Und die Werkmeister sprachen zu Mose: Das Volk bringet zu viel, mehr denn zum Dienste des Werks noth ist, das der Herr auszurichten geboten hat." 2. Mos. 35. 36. Nein, nein, so stehet's unter uns noch nicht, noch lange nicht. Es sind Hemmungen da, welche die Gemeinde Christi in unsern Lagen nicht zu diesem freudigen Geiste der Willigkeit kommen lassen. Möge es uns gegeben sein, die Augen Etlicher auf diese Hemmungen hinzulenken und ein klein wenig dazu beizutragen, daß sie hinweggeräumt werden. Dabei sei es uns gestattet, lieber Andere reden zu lassen, als mit eigenen Worten zu kommen.

Etwa um die Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts lebte zu Regensburg ein Freiherr Ernst von Welz, der wohl einer der Ersten war unter denen, die es sich zur Lebensaufgabe machten, in der evangelischen Kirche Deutschlands den Missionssinn wieder zu wecken. Mit vielen und großen Opfern suchte er zu diesem Zwecke die sogenannte, christerbauliche Jesus-Gesellschaft" zu gründen, aber sie kam nicht zu Stande; der Plan scheiterte an dem erbitterten Widerstande der orthodoren Theologen seiner Zeit. Der damalige Regensburger Superintendent Ursinus nannte das Vorhaben des Barons einen „verdammten Weg", und schloß seine Gegenschrift mit den Worten: „Vor jener Jesus-Gesellschaft behüt' uns, lieber Herre Gott!" Endlich verließ Herr von Welz sein deutsches Vaterland und schiffte sich in Holland nach Surinam (Süd-Amerika) ein, um selbst den Heiden das Evangelium zu predigen, seinen Deutschen aber durch die That zu bezeugen, daß, wenn Andere den Befehl des großen Königs mißachten wollten, er selbst sich solcher Untreue nicht schuldig machen möge. Der selige Spener nennt den Baron einen „lieben gottseligen Herrn“, und erzählt, daß er auf seinem fernen einsamen Missionsposten von wilden Thieren zerrissen worden sei.

Dieser erste Missionsmärtyrer der deutschen evangelischen Kirche hat in einer seiner Schriften drei Fragen an seine Landsleute ge= richtet, welche heute noch einmal aus seinem Grabe heraus in die evangelische Christenheit hinein tönen sollen. Sie lauten also:

„Ist es recht, daß wir Evangelische das Evangelium allein für uns behalten?

„Ist es recht, daß wir aller Orten so- viele Kandidaten der Theologie haben, und geben ihnen nicht Anlaß, daß sie anderwärts in dem geistlichen Weinberg Christi arbeiten helfen, lassen sie aber viel lieber drei, sechs und mehr Jahre auf einen Pfarrdienst warten oder gar deutsche Schulmeister werden?

"Ist es recht, daß wir evangelische Christen auf allerlei Kleiderpracht, Wohlleben, Essen und Trinken, mancherlei unnöthige Kurzweil, kostbare Geräthe und dergleichen so viele Unkosten wenden, aber zur Ausbreitung des Evangeliums bisher auf kein Mittel noch be= dacht sind?"

Es sind dieß Fragen ans Gewissen, die heute noch viele Tausende zum ernsten Sinnen zu bewegen geeignet sind. Wir fügen nichts dazu bei, sondern lassen sie in ihrer einfältigen und doch so gewaltigen Kraft und Größe dastehen, wartend, ob der Geist des Herrn sie auch jezt noch an einzelnen Herzen und Gewissen lebendig mache. Doch können wir nicht umhin, den drei Fragen, welche der liebebrünstige Freiherr von Welz vor zweihundert Jahren an seine evangelischen Zeitgenossengerichtet hat, ein anderes ernstes Wort aus der neueren Zeit an die Seite zu stellen. Welz hatte vornehmlich den erbitterten und heftigen Widerstand der Theologen seiner Zeit zu erfahren; an die Theologen unsrer Tage, zunächst an die gläubigen Prediger und Lehrer, wenden sich die im Jahr 1854 erschienenen Thesen eines im Dienst der Mission stehenden Theologen." Sie lauten also:

1. Die Verpflichtung zum persönlichen und eigentlichen Missionsdienst erstreckt sich nicht blos über denjenigen Theil der gläubigen Gemeinde, den man (freilich oft unevangelisch genug) mit dem Namen der Laien zu bezeichnen pflegt, sondern auch über denjenigen, welcher der Geistlichkeit und dem Gelehrtenstande angehört; ja wenn irgend Jemand, so sind die Gebildeten unter den Gläubigen und unter diesen namentlich die Geistlichen und Lehrer verpflichtet, sich wirklich und faktisch dem Haupte der Gemeinde zum Missionsdienst zu stellen.

12. Die Mission bedarf zur Herstellung von Bibel- Ueberseßungen, Kirchenbüchern (besonders Gesangbüchern), Erbauungsbüchern und Lehrbüchern für höhere und niedere Schulen, ferner zur Erziehung und Heranbildung eingeborener Prediger und Lehrer, sowie endlich zur Einrichtung und Fortführung guter Schulen (insbesondere für das reifere Alter) nicht blos wahrhaft wiedergeborener und geistlich lebendiger, sondern zugleich auch begabter und wohl unterrichteter Männer.

"

3. Es ist daher nicht blos höchst wünschenswerth, sondern entschieden der Wille Gottes, daß nicht blos solche Männer in den Missionsdienst treten, welche erst im vorgerückteren Alter sich den Wissenschaften widmen und eben deßwegen nur im Fall besonderer und außerordentlicher Begabung, troß ihrer späten Berufung zum Studium der Wissenschaften, eine gründlichere und umfassendere Bekanntschaft mit den verschiedenen Gebieten des Wissens sich zu erwer ben im Stande sind, sondern auch solche, welche von Jugend auf den Wissenschaften gelebt und eine gründliche und umfassende Bildung erlangt haben.

,,4. Es deutet auf einen unbefriedigenden Stand des Glaubenslebens in der Kirche überhaupt und in der Partikular-Kirche eines Landes, wenn diejenigen, welchen das Predigt oder Lehramt als Lebensberuf zugefallen ist, die Verkündigung des Evangeliums unter den Heiden grundsaßmäßig oder faktisch ganz denjenigen überlassen, welche keine Theologen oder Pädagogen von Hause aus sind.

,,5. Es wäre nicht christlicher, sondern fleischlicher Sinn, würden die Kaufleute, Pädagogen, Theologen," Mediciner, Juristen und Kameralisten glauben, der Missionsdienst eigne sich zwar für Bauern, Weingärtner und Handwerker, nicht aber für sie.

"

6. Wen der Herr zu einem Amt sei es nun das Predigt oder Lehramt, das Amt eines Arztes oder Beamten beruft und zubereitet, den bestimmt Er nicht von vorne herein und selbstverständlich zu einem Dienst in seinem Vaterland; denn die Territorialgrenzen unfrer Staaten und Landeskirchen bilden ja nicht die Grenzen Seines göttlichen Reiches, und die Rücksichten auf die Wünsche der Familie, auf Wohnung und Besoldung, welche so oft bei den Meldungen um Stellen und Aemter in der Heimat den Ausschlag geben, haben eben. zunächst nur menschlichen, nicht göttlichen Werth.

[ocr errors]

7. Wer da glaubt, nicht in die Heidenwelt gehen zu dürfen, weil das Vaterland seiner bedürfe, legt entweder zu viel Werth auf seine Person und zu wenig auf Andere, oder zu viel auf das Amt und zu wenig auf den in der Gemeinde gegenwärtigen Herrn; jedenfalls vergißt er, daß es Zeit genug ist, diese Rücksicht eintreten zu lassen, wenn seine Vorgesezten, welche die Bedürfnisse des Vaterlandes zu vertreten haben, ihm den Rath zum Bleiben ertheilen.

,,8. Wer Bedenken trägt, als Bote Christi in die Heidenwelt zu ziehen, weil er den geistlichen Kämpfen des Missionslebens nicht Miss. Mag. VI.

2

[ocr errors]

gewachsen zu sein glaubt, der mag immerhin wahrhaft bescheiden und demüthig sein; aber die Kraft Christi hat er nicht in dem Grad erfahren, daß er nicht auch ernstlich die Frage erwägen sollte, ob er zur wahrhaft gottgefälligen Verwaltung eines Amtes in der Heimat das nöthige Maaß heiligen Geistes besize.

"

9. Wenn die Mehrzahl unsrer gebildeten Jünglinge körperlich so schwächlich wäre, daß sie außer Stand sein würden, Missionsdienste zu thun, so wäre es der Mühe werth zu untersuchen, ob nicht auch das Leben der Heimat selbst in Familie, Staat und Kirche unter dem Einfluß der körperlichen Schwäche der gebildeten Jugend wesentlichen Schaden leidet.

,, 10. Ein junger Mann, der niemals die Frage ernstlich erwogen und gründlich mit dem Herrn durchgeredet hat, ob er nicht selber den Heiden Jesum den Gekreuzigten verkündigen soll, mag immerhin fromm und gläubig sein; sein Herz ist aber von der Macht der Liebe zu den Brüdern noch nicht viel inne geworden, und sein Geist hat sich noch nie mit den Verheißungen der Schrift und mit den Bedürfnissen des göttlichen Reiches gründlich beschäftigt.

[ocr errors]

11. Wer aber Missionar werden will, muß seinen Beruf zu diesem heiligen und seligen Dienst im Glauben erkennen, im Glauben anfassen, im Glauben festhalten bis ans Ende; eine andere Gewißheit seiner Berufung in Christo zum Zeugenamt, die da bliebe und unerschütterlich feststünde, gibt es nicht."

So redet ein Theologe zu Theologen, ein Mann der wissenschaftlichen Bildung zu den Gebildeten unsrer Zeit, und sein Wort ist werth, daß es von allen denen gehört und vor Gott beherzigt werde, an die es zunächst gerichtet ist.

Doch es sei ferne von uns, nur mit offener oder verhüllter Klage vor unsre Leser zu treten. Wie können wir's besser machen? Wie vermögen wir der Sache des Königs treuer zu dienen? Das ist wohl die fruchtbarere Frage. Und hier kommt uns jene Konferenz von Männern der Mission zu Gute, die vom 19. bis 23. März 1860 in Liverpool gehalten wurde, und deren Zweck unter Anderem ja eben darin bestand, gemeinschaftlich sich zu berathen, wie alle evangelischen Christen zu größerem Eifer, zu völligerer Hingabe ihrer Zeit, ihrer Kraft und ihrer Mittel an dieses Gotteswerk der Mission könnten

aufgerüttelt werden."*) Der Einladung, die zu dieser Konferenz in alle Welt ausgegangen war, entsprachen fast sämmtliche Missionsgesellschaften (im Ganzen 25) durch Abordnungen aus ihrer Mitte. Auch Missionare aus fast allen Arbeitsgebieten der Erde stellten sich ein, und im Ganzen waren 120 erfahrene und zum Theil hochbegabte Männer herbeigeeilt, um zu empfangen und zu geben.

"

Gleich am zweiten Tag (20. März) lag als Gegenstand der Besprechung die Frage vor: Wie in der Heimat der Missionssinn am besten geweckt und in Fluß gebracht werden könne." Gemäß der Ordnung der Konferenz las zuerst eines der Mitglieder ein Referat vor, an das nachher die weitere freie Besprechung sich anschloß. Die Aufgabe hiezu war einem der Sekretäre der englisch - kirchlichen Missionsgesellschaft, dem Prediger Whiting, zugefallen. Wir theilen daraus die Hauptzüge mit.

[ocr errors]

„Unter Missionssinn," sagte er, ist nicht jenes kühle dürre Pflichtgefühl zu verstehen, das von Zeit zu Zeit unsre Börse aufschließt und uns zur Darreichung irgend einer Gabe veranlaßt; sondern es ist jenes warme und lebendige Herzensinteresse an der Mission, das uns zur Selbstverleugnung für dieselbe fähig und willig macht, und das uns unaufhörlich antreibt, sie mit ernstem Nachdenken und inniger Liebe im Herzen zu bewegen, vor allen Dingen aber sie zu einem Hauptgegenstand unsrer Gebete und Danksagungen zu machen. Die Frage, die vor uns liegt, ist die: Wie können wir am wirksamsten die Zahl derjenigen Personen und Gemeinden vermehren, die von einem solchen ächten Missionssinn beseelt sind und dieses heilige Werk ganz und gar zu ihrer eigenen Sache machen?

„Das Ziel unfrer Missionsunternehmungen ist der vollständige Umsturz aller Bollwerke des Teufels in dieser Welt, und die Aufrichtung des Thrones Jesu in allen Herzen. Das menschliche Mittel zur Erreichung dieses Zieles ist die Verkündigung des Evangeliums in aller seiner Einfalt, jenes Evangeliums, das eine Kraft Gottes ist, selig zu machen alle die daran glauben, und welches unter allen Völkern zu predigen, wir durch den Befehl des ewigen Gottes verbunden find. Daraus folgt, daß nur diejenigen, die selber von der umwandelnden Kraft göttlicher Gnade etwas erfahren haben, von einem wahren

*) Vergl.: Conference on Missions, held in 1860 at Liverpool &c. Edited by the Secretaries of the Conference. Lond. 1860.

« السابقةمتابعة »