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Die Neuhebriden.

Zweite Abtheilung.

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1. Die neuen Versuche.

icht leicht tritt irgendwo der Kontrast zwischen Heidenthum und Christenthum schärfer und schneidender hervor, als auf den Inseln der Südsee. In unsern leßten Mittheilungen haben wir die grauenvolle Nacht kennen gelernt, die sich über den Eingeborenen der Neuhebriden - Inseln gelagert hat. Wir sahen dort in schauerlicher Anschaulichkeit bestätigt, was der Psalmist (74, 20) sagt: In den finstern Dertern der Erde ist's voll Wohnungen der Grausamkeit." Ueber die Insel Eromanga, deren Strand von dem Blute des liebebrünstigen Williams und seines jungen Gefährten Harris geröthet ward, ist in einem Bericht aus jener Zeit gesagt: „Die Eingeborenen sind über die Maaßen wild und barbarisch. Sie leben unter einander in unaufhörlichem Krieg. Selbst die Weiber haben. ihre Gefechte unter sich und schlagen einander mit Steinen oder Keulen todt. Von einer Anerkennung gegenseitiger Rechte scheint nirgends eine Rede zu sein. Wer allein angetroffen wird, Alt oder Jung, Mann oder Weib, - es sei denn ein Verwandter oder nächster Freund, - wird erschlagen und aufgegessen. Das ist allgemein herrschende Sitte. Deßhalb geht Jedermann immer nur bewaffnet aus; und wenn Leute, die nicht die allernächsten Verwandten sind, einander begegnen, so nehmen sofort beide Theile eine feindselige Haltung an, und dieß führt nur allzuoft zu Mord und Todtschlag. Wenn Mann und Frau zusammen in den Busch gehen, um auf den Plantagen zu arbeiten, so müssen sie stets ihre Kinder, sowie Alles, was sie von Werth besigen, mit sich nehmen; denn Kinder, die man daheim läßt, Miss. Mag. VI.

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find stets in Gefahr, umgebracht und verspeist zu werden, und jede Art von Habe, die unbewacht blieb, wird sicherlich gestohlen. Zuweilen geschieht es sogar, daß die Glieder Einer Familie einander umbringen und aufessen. Ein Fremdling aber, der ihnen in die Hände fällt, selbst wenn er einer der nächstliegenden Inseln angehört, fällt unfehlbar unter ihren Keulenschlägen und dient ihnen zur Mahlzeit, wenn er nicht etwa einflußreiche Verwandte auf der Insel hat, die ihn beschüßen. Erst kürzlich [1840] wurden zehn Eingeborene eines benachbarten Eilands durch widrige Winde auf die Küsten Eromanga's getrieben; sie alle wurden erschlagen und aufgezehrt." — So werden diese Wohnungen der Grausamkeit geschildert; ist's da ein Wunder, daß auch die Boten des Friedens jenen Kannibalen zum Opfer fielen?

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Wie herzerquickend ist diesem mitternächtlichen Bilde gegenüber der Anblick derjenigen Inseln, auf denen, wenn auch erst seit kurzer Zeit, das Evangelium Wurzel gefaßt und mit seiner erneuernden Lebens- und Liebesmacht die Herzen ergriffen hat. Begleiten wir nochmals das brittische Kriegsschiff Favourite, das unter der Anführung des würdigen Kapitäns Croker die Gebeine des erschlagenen Williams von Eromanga nach den Samoa-Inseln brachte (vergl. voriges Heft S. 187). Als dasselbe vor Upolu Anker warf und die Nachricht von dem, was auf Eromanga geschehen, auf der Insel sich verbreitete, da war freilich des Weinens und Wehklagens viel; aber kein Wort der Bitterkeit, viel weniger der Rache, kam über die Lippen dieser Eingeborenen. Er, der uns das Wort des Heils gebracht," riefen sie, „ist dahin! O grausame Heiden! Was für einen großen Mann haben sie erschlagen! Aber sie wußten nicht, was sie thaten!" Das war der einzige Klageton, der da laut ward. Aber die Liebe wollte nicht blos vergeben, sie wollte die Feinde gerne seg nen. Als am folgenden Sonntag die Todtenfeier für Vater Williams in der Kapelle gehalten ward, da baten nicht wenige von den eingeborenen Christen mit dem Eifer herzlichen Erbarmens, man möge sie nach Eromanga bringen; sie seien bereit, mit Gefahr ihres Lebens mitten unter jenen Kannibalen sich niederzulassen und ihnen jenes Wort von der Liebe Gottes in Christo zu bringen, das sie selbst so glücklich gemacht und zu neuen Menschen umgewandelt habe. Und so herzergreifend war diese Scene, daß auch bei den anwesenden Offizieren des Kriegsschiffs kein Auge trocken blieb. Kapitän Croker aber, der Kommandant der Favourite, konnte nicht umhin, der tiefen Be

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wegung seines Herzens in einer rührenden Ansprache Luft zu machen, die er mit den Worten schloß: Meine Bitte zu Gott und meine Hoffnung ist die, daß ich mit euch einst im Himmel wieder zusammentreffe!"

Ebenso erhebend waren die Scenen, die auf Rarotonga, der bedeutendsten Insel der weiter östlich gelegenen Herwey-Gruppe und einst dem Lieblingssit des seligen Williams, eintraten, als die Trauerpost dahin gelangte. Die erschütternde Kunde lief mit Blizesschnelle von Dorf zu Dorf, von Haus zu Haus. Eine unerhörte Bestürzung ergriff Jeden, der es hörte; man war wie betäubt, und ein großer Theil der Eingeborenen hielt die Nachricht geradezu für unmöglich. Man drängte sich zu den Wohnungen der Missionare, um die Wahrheit zu erfahren. Dieß veranlaßte die Leßteren, auf den Abend jenes Lages eine allgemeine Versammlung in die Missionskapelle zusammen zu berufen. Mehr als 1300 Personen fanden sich ein. Die Meisten hatten ihre gewöhnlichen Kleider abgelegt und kamen, wie es in alter Zeit bei großen Trauerfällen im Lande Sitte gewesen, in zerrissenen alten Gewändern und zerfeßten Mattenstücken, die sie lose über die Schulter geworfen oder um die Lenden befestigt hatten. „Nach Gesang und Gebet," schreibt Missionar Gill, „versuchte ich die Briefe vorzulesen, die ich von Kapitän Morgan und den Missionaren auf Samoa erhalten hatte, und welche alle Einzelnheiten über die Ermordung des theuern Williams enthielten. Immer wieder ward ich unterbrochen durch das laute Schluchzen und Jammern der tief erschütterten Versammlung. Als ich endlich damit fertig war, knüpfte ich daran eine kurze Ermahnung, und dann folgten mehrere der älteren Gemeindeglieder mit rührenden Ansprachen, worin sie an Williams' ersten Besuch in Rarotonga erinnerten: wie er damals so weise gehandelt, daß er nicht sofort bei ihnen ans Land getreten sei; wie er nachmals mit solcher Liebe sie unterrichtet und mit solchem Eifer für ihr Wohl gearbeitet habe; und wer könne den Schmerz beschreiben, den sie nun bei der Nachricht von seinem blutigen Ende empfänden? Die ganze Scene war herzergreifend und gab Zeugniß von der unbeschreiblichen Liebe, mit der Alle an 'Vater Williamu' hiengen. Nicht ein Wort des Vorwurfs gegen seine heidnischen Mörder, nicht ein Ton der Bitterkeit kam über ihre Lippen.

,, Unter denen, die zulest sprachen, war ein Mann von mittleren Jahren. Er war als Heide geboren und hatte seine Jugend und

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