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Reglement auf den Markt; die Menschen, denen man begegnet, sind nicht sowohl die früheren Einwohner der Stadt, als vielmehr eine große, stets wechselnde Garnison aus allen Theilen des Landes; auf den Angesichtern der Soldaten erkennt man zum Theil den Zug des Zwanges, durch den sie in die Reihen der Taiping-Armee gebracht wurden, und die vielen Knaben und jungen Leute, welche die Straßen bevölkern, sind ein unverkennbares Zeichen, daß die Praris fortdauert, die männliche Jugend aus den eroberten Provinzen mitzuschleppen und in der Hauptstadt zum Kriegsdienst zu erziehen. Die Missionare hatten mehr als einmal Gelegenheit, mit solchen jungen Leuten zu reden, aus ihrem Munde Erzählungen von gewaltsamer Entführæng und Stimmen schmerzlichen Heimwehs zu vernehmen, und wenn der mitleidige Missionar dann die Frage stellte, ob sie nicht zu den Ihrigen heimzukehren die Hoffnung hätten, so deuteten sie etwa mit einer stummen Bewegung der Hand über den Hals die Gefahr an, die mit solchem Versuch für sie verbunden wäre. Die Häupter der Bewegung geben das Peinliche eines solchen Zustandes der Dinge ohne Bedenken zu und beklagen es; aber sie bekennen zugleich, daß es ein Aft der Nothwendigkeit und der Nothwehr sei, dem — so hofften sie — so bald ein Ende werde gemacht werden, als der Sieg der LaipingSache gesichert und der Friede wiederhergestellt sei.

Die Physiognomie der Hauptstadt schildert Missionar Kloekers folgendermaßen: „Wir hatten einen Ueberblick über die ganze Stadt von der Spiße eines Hügels aus, der innerhalb der Mauern liegt. Den kaiserlichen Palast sahen wir in südlicher Nichtung; der bewohnte Theil der Stadt lag im Westen, gegen Osten aber schien Alles wüste und leer zu sein. Die Stadtmauer läuft über Hügel und Sümpfe; sie ist nicht überall gleich hoch, an einigen Stellen aber besonders stark, und umschließt ein sehr großes Areal. Innerhalb der Stadt selbst befinden sich einige Hügel, von denen einer 400 bis 500 Fuß hoch sein mag. Auf dem Wege zum Palast passirten wir den Ort, wo früher die Wohnung des östlichen Königs stand, der sich selbst den 'heiligen Geist' nannte, und durch welchen dee himmlische Vater mit seinem 'jüngeren Sohne' [dem Taiping-Kaiser] verkehrte. Jezt ist das Gebäude nur noch ein Trümmerhaufen. Das Ganze ist bis auf den Grund niedergebrannt und zerstört worden zu der Zeit, wo er selbst (der östliche König) mit seinen Tausenden ein blutiges Ende nahm." [Vergl. MM. 1861 S. 358.]

Miss. Mag. VI.

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Uebrigens stimmen die Berichte der Missionare darin überein, daß strenge Mannszucht und Ordnung in der Hauptstadt herrsche, daß sie von Ercessen nichts wahrgenommen, daß Alt und Jung von einem Geiste der Mäßigung und des Gottvertrauens beseelt erscheine. Missionar Muirhead aber hebt Einen erfreulichen Zug insbesondere hervor. „Wenn man durch die Straßen Nankings wandelt," schreibt er, „so fällt Einem die Zahl der Frauen, denen man begegnet, als etwas in China ganz Neues auf. Sie sind im Allgemeinen wohlgekleidet und von sehr anständigem Aussehen. Viele reiten auf Pferden, Andere gehen zu Fuß, und die meisten von ihnen haben natürlich gestaltete Füße [im Gegensatz gegen die Unfitte der chinesischen Mädchen und Frauen, ihre Füße unnatürlich zusammenzupressen ]. Nicht wenige von ihnen bleiben stehen, um uns predigen zu hören, und allezeit benchmen sie sich mit Anstand. Das ist im Vergleich mit dem früheren Stande der Dinge etwas ganz Neues, und das Ganze erinnert mich fast an das Leben in der [brittischen] Heimat. Es wäre ein großer Segen, wenn die Rebellion dazu diente, das bis dahin herrschende System weiblicher Abschließung zu durchbrechen." Auch Miss. Kloekers gibt dafür Zeugniß. Als wir am folgenden Lag die Stadt durchwanderten, sahen wir überall lebhafte Geschäfte mit Kaufen und Verkaufen vor sich gehen; die Straßen wimmelten an manchen Punkten von Leuten. Viele Häuser in den westlichen und östlichen Theilen der Stadt find reparirt, viele neue gebaut worden. Der gegenwärtige Kriegszustand erklärt manche Uebelstände, die sich in den Straßen noch finden; allein die männliche Bevölkerung sieht kräftig und wohlgenährt aus, während ich nirgends in China so anständige und blühende Frauen sah, wie hier."

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Doch wir eilen nach dem Palast des Lien-wang, um dann von dort Stufe um Stufe herunter zu steigen zu den Großen des Reichs bis zum gemeinen Volk, und so Haupt und Glieder näher kennen zu lernen. Der Palast des Taipingfürsten," schreibt Muirhead, ,,ist ein ganz neuer großartiger Bau, aber noch lange nicht vollendet; es ist eine möglichst getreue Nachahmung des kaiserlichen Palastes in Peking. Auf den ersten Anblick ist es ein imposanter Bau. Ueber dem äußeren Thor steht die Inschrift: 'Die heilige himmlische Pforte des wahren Gottes', und über der zweiten inneren steht geschrieben: Die königliche himmlische Pforte'. Allenthalben ist eine verschwenderische Fülle von seltsamen Figuren (Drachen, Phönire x.) ange

bracht." Ganz ähnlich schildert auch Holmes die kaiserliche Residenz. Seltsam aber ist, daß nicht Einer der besuchenden Missionare den Taipingfürsten selbst zu sehen bekam. Der ebengenannte Baptistenmissionar Holmes erreichte Nanking am 8. August 1860, und schon am Abend dieses Tages ward ihm die Nachricht überbracht, daß Hung Siu-tsenen, das Oberhaupt des Reiches, mit Freuden von seiner Ankunft gehört und den Wunsch ausgesprochen habe, ihn persönlich bei sich zu sehen. Die Schwierigkeit war nur, daß der Missionar zum Voraus sich dahin erklärte, er könne nimmermehr sich dazu verstehen, por dem Taipingkaiser gemäß der Hofetikette sich niederzuwerfen und in anbetender Stellung zu erscheinen. Als dieß dem Lien-wang zu Ohren kam, wurde der Tag der Audienz hinausgeschoben; dagegen erschienen schon am folgenden Tag zwei kaiserliche Edikte, das eine von dem Kaiser selbst, das andere von seinem Sohne, dem etwa vierzehnjährigen Thronerben. Beide sind offenbar darauf berechnet, dem Ausländer zu imponiren und ihm die von Gott selbst stammende Autorität des Taiping-Oberhauptes in ein möglichst starkes Licht zu seben. Zugleich aber eröffnet uns besonders das erstere der beiden Edikte einen so lehrreichen Blick in die bedenklichen Irrthümer und Mißverständnisse, von denen Hung Siu-tseuën in Beziehung auf etliche der allerwichtigsten Grundlehren des Christenthums befangen ist, daß es wohl der Mühe werth ist, dasselbe aus der englischen Ueberseßung hier wiederzugeben. Es lautet also:

Lien-wang [d. h. Himmelskönig] erläßt hiemit ein Edikt zur Kenntnißnahme der Heerführer, die unter den auswärtigen Stämmen sich finden mögen [d. h. der Machthaber der fremden Nationen]. Die zehntausend ́ [d. h. alle] Nationen sollten dem himmlischen Vater, dem Herrn, der droben ist, dem höchsten Vater, und dem Heiland der Welt, dem großen Bruder, Christus, sich unterwerfen; dann würde Himmel, Erde und Mensch - es würde die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft allzumal in Harmonie stehen. Der Vater fam früher herab in die Welt und gab sein Geset. Der ältere Bruder trug früher die Sünden der Menschen und rief dem Schwert, daß es die Dämonen vernichte. Der ältere Bruder hat früher gesagt: 'Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen, und es wird gewißlich kommen.' Nun ist der Vater und der ältere Bruder auf die Erde herabgekommen und hat das himmlische Reich gegründet; mich aber und den jüngeren Herrn [d. h. den Kronprinzen] hat er berufen,

die Angelegenheiten dieser Welt zu lenken und zu ordnen. Der Vater, der Sohn [der Laipingfürst] und der königliche Enkelsohn [der Kronprinz] sind zusammen die Herren des neuen Himmels und der neuen Erde. Der Erlöser und der jüngere Herr [der Kronprinz] sind Söhne des himmlischen Vaters, des allmächtigen Herrn; denn auch des großen Bruders Christus [Adoptiv-] Sohn und mein [natürlicher] Sohn ist Herr. Der Vater und der ältere Bruder [Christus], zusammen mit mir, drei Personen, bilden Eins. Sie haben in Wahrheit den jüngeren Herrn [den Kronprinzen] beauftragt, das Haupt der zehntausend Nationen [d. h. der Völkerwelt] zu sein. Es sei euch Allen kund gethan, ihr östlichen und westlichen Könige, daß der heilige Wille des Allerhöchsten und Christi an mich ergangen ist, daß ich von nun an die Leute zum Himmel führen und in die himmlische Wohnung [das Taiping-Reich und dessen Hauptstadt] aufnehmen soll. Alles unterwerfe sich dem himmlischen Vater. Alles unter dem Himmel wird glücklich dadurch, daß es mit einander in die himmlische Stadt und in den himmlischen Palast emporsteigt. Des Vaters und des älteren Bruders Gebote sind durch alle Zeiten bis hieher überliefert worden. Der Vater arbeitete sechs Lage, und Alles sollte den großen allerhöchsten Herrn des Himmels preisen. Im Jahr Tien-Yao [1837] ließ der Vater mich in den Himmel kommen. Der ältere Bruder und ich werden die Schlange, den Leufel, austreiben und ihn in die Hölle werfen. Im Jahr Yuh-schan [1848] kam der Vater und der ältere Bruder in die Welt herab, um durch mich und den jüngeren Herrn endlosen Frieden zu gründen. Tas Evangelium ist lange schon gepre= digt worden, jezt sehet ihr die wahre Glückseligkeit und Herrlichkeit. Der Vater und der ältere Bruder, barmherzig und gnädig, sind auch wahrhaft allgegenwärtig. Darüber seien alle Herrscher und Völker unter dem Himmel fröhlich. Also verordne ich."

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Das zweite Edikt, von dem Kronprinzen oder „, jüngeren Herrn" ausgehend, ist nichts anders denn einestheils eine Anerkennung des zum Besuch gekommenen Missionars, als eines Lehrers der wahren. Religion, der mit aufrichtigem Herzen sein Vertrauen auf Christum sest," und anderntheils eine sehr stark betonte Aufforderung an ihn, mit unwandelbarer Treue und Hingebung die Sache der Taipings fördern zu helfen. „Wenn Ihr dem nachkommt," so schließt das Edikt, so werdet Ihr dadurch beweisen, daß Ihr uns als das wahre Himmelreich des Friedens erkennt. Alle sollten die Früchte des Glaubens

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bringen, auf daß sie erscheinen mögen vor dem Allerhöchsten durch Christi vergossenes Blut. Wendet Euch mit ganzem Herzen den himm lischen Angelegenheiten [d. h. der Taiping-Sache] zu. Wer großes Verdienst hat, wird großen Lohn haben. Das Evangelium ist lange gepredigt worden, jest ist es erfüllt. Also verordne ich."

Wir müssen hier einen Augenblick stille stehen und den Kreis von Vorstellungen näher kennen lernen, der uns in diesen Dokumenten begegnet. Nichts aber, wir gestehen es, ist schwieriger, als ein klares Bild von den religiösen Begriffen dieses Mannes, namentlich in Beziehung auf die Lehre von Gott, zu gewinnen. Die meisten Urtheile der englischen und amerikanischen Missionare iu dieser Hinsicht sind höchst ungenügend und zum Theil verworren und oberflächlich. Wenn wir es hier versuchen, einiges Licht in diese Konfusion zu bringen, so meinen wir keineswegs, bereits das Richtige getroffen zu haben; vielleicht aber gelingt es uns wenigstens, einige leise Winke zum Verständniß dieses dunkelsten Gebiets in der Taipingsache geben zu können.

Wir erinnern zuvörderst daran, daß von Anfang an und bis auf den heutigen Tag keine Lehre des Christenthums so tief und gewaltig die denkenden Geister in Bewegung gesezt hat, als das Geheimniß der Dreieinigkeit. Es ist bekannt, daß die christliche Kirche sechs Jahrhunderte lang über diese Lehre und was damit zusammenhängt, gestritten, gezankt, ja blutig gekämpft hat. Wer die Kirchengeschichte jener Zeit liest, der nimmt fast nichts wahr, als Einen fortgehenden Kampf der Geister (und nur zu oft auch der Fäuste und Schwerter) um diese geheimnißvollste aller Lehren. Man wollte dabei nicht blos überhaupt zu einem begrifflichen Verständniß derselben gelangen, sondern man wollte sie nach dem überlieferten Schema heidnischer Philosophieen (eines Plato und Aristoteles) verstehen und begreifen. Wir mögen dieß beklagen; aber es ist ein naturgemäßer und deshalb begreiflicher Gang der Dinge. Ist es nun zu verwundern, wenn dem Geiste eines denkenden Chinesen diese Lehre gleichfalls nicht nur die größten Schwierigkeiten bereitet, sondern wenn er nun auch, gleich den alten Kirchenlehrern des Abendlandes, die alten religiösen und philosophischen Anschauungen seines Volkes, an die er als Heide von Jugend auf gewöhnt war, zu Hülfe nimmt, um die neuen christlichen Ideen sich zum Verständniß zu bringen, ja wenn er jene heidnischen Philosopheme unwillkührlich und unbewußt auch da,

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